Marquette (Automarke)

Marquette (Automarke)

Der Name Marquette wurde erstmals 1904 für ein Automobil verwendet als ihn die Berwick Auto Car Company aus Grand Rapids, Michigan (USA) gelegentlich für eines ihrer Elektro-Modelle verwendete.

Inhaltsverzeichnis

1912: Marquette Motor Company, Saginaw, Michigan (USA)

William Durant kaufte im Mai 1909 für General Motors die 1905 in Flushing (Queens, New York, USA) gegründete Rainier Motor Car Company, eine seriöse Herstellerin hochwertiger Automobile die in finanzielle Schwierigkeiten geraten war. Eine neue Firma, die Marquette Motor Company wurde in Saginaw, Michigan (USA) gegründet um den Rainier weiter zu produzieren. Außerdem stellte sie Bestandteile für die GM-Luxusmarke Welch (1903–1911) und deren (unabhängige) Schwestergesellschaft Welch-Detroit (1910–1911) mit etwas preisgünstigeren Modellen her. Geleitet wurde die Firma vom Buick-Management.

Infolge massiver Überschuldung durch zahlreiche Firmenkäufe (wie zum Beispiel Rainier und Welch) verlor Durant im September 1910 die Kontrolle über GM und musste den Konzern verlassen. Bis Ende 1911 wurde versucht, seine Acquisitionen rentabel zu machen. Weil alle drei Hersteller sehr ähnliche Produkte (großvolumige 4-Zylinder mit T-Kopf-Motor für ein nahezu identisches Marktsegment bedienten wurde beschlossen, die Herstellung des Rainier und des Welch-Detroit zusammenzulegen und den Welch ganz einzustellen. Die Maschinen und Werkzeuge für die Produktion des Welch-Detroit von Pontiac (Michigan, USA) wurden daher ins Rainier-Werk nach Saginaw überführt. Unter dem neuen Markennamen Marquette erschienen 1912 zwei Modelle, die beide jeweils Elemente des letzten Rainier (Model F, 50 HP) und Welch-Detroit (Model S, 45/50 HP) enthielten. Vorgestellt wurden sie als Marquette 40 HP und 45 HP.

Der Marquette 40 HP hatte ein Chassis mit einem Radstand von 122 Zoll (3099 mm). Es gab ihn in vier offenen Karosserievarianten. Deutlich teurer war der Marquette 45 HP. Er hatte mit 119 Zoll (3023 mm) einen etwas kürzeren Radstand und wurde nur als 7-plätziger Touring angeboten.

Modellreihe 1912

Modell Karosserie Listenpreis in US$
Marquette 40 HP Model 22 Runabout, 2-sitzig 3000
Marquette 40 HP Model 24 Tourabout, 4-sitzig 3000
Marquette 40 HP Model 25 Touring, 5-sitzig 3000
Marquette 40 HP Model 27 Touring, 7-sitzig 3000
Marquette 45 HP Model 29 Touring, 7-sitzig 4000

Zwischen 1909 und 1910 nahmen Bob Burman und Louis Chevrolet erfolgreich mit Marquette-Buicks an Rennveranstaltungen teil. Dabei handelte es sich um Buick-Fahrzeuge welche aus reglementarischen Gründen so genannt wurden.

Die Reorganisation verlief offensichtlich nicht zufriedenstellend denn GM kündigte die Einstellung des Marquette noch im gleichen Jahr an. Aus unbekannten Gründen wurden die letzten Marquette unter dem Namen Peninsular verkauft...

1930: Marquette by Buick, Flint, Michigan (USA)

Ab Mitte der Zwanzigerjahre kam es in Mode, etablierten Marken Schwestergesellschaften zur Seite zu stellen welche andere (in der Regel tieferpreisige) Kundensegmente abdeckten als diese. Auch bei General Motors folgte man diesem Trend. Den Anfang machten 1926 Oakland (Automarke) mit dem preiswerteren Pontiac und 1927 Cadillac mit dem LaSalle. Beide waren sehr erfolgreich und so wurde beschlossen, auch für Oldsmobile und Buick entsprechende Marken zu gründen (für Chevrolet war keine vorgesehen). 1929 erschienen für das Modelljahr 1930 der Viking von Oldsmobile und der Marquette von Buick.

Der Marquette Series 30 – so die offizielle Bezeichnung – war ein solides, gut konstruiertes Automobil der (US-) Mittelklasse. Zu den Eigentümlichkeiten gehört, dass der Motor von einem Oldsmobile-Aggregat abgeleitet und nicht bei Buick entwickelt wurde, was den Buick-Ingenieuren stets ein Dorn im Auge war. So war der Sechszylinder mit seinem „Flachkopf“- Design (seitliche Ein- und Auslassventile; „L-head“) untypisch – Buick verwendete eine Konstruktion mit den Ventilen im Zylinderkopf („valve-in-head“). Das unspektakuläre Triebwerk leistete 67,5 bhp @ 3000/min aus 212,8 c.i. (3488 cm³). Der Radstand betrug klassenübliche 114 Zoll (2896 mm).

Marquette Model 34 Sport Roadster (1930).

Modellreihe 1930

Modell Karosserie Listenpreis in US$
30 Two-door Sedan 1000
34 Sport Roadster 1020
35 Phaeton 1020
36 Business-Coupe (2-pass.) 990
36S Special Coupe (2/4-pass.) 1020
37 Sedan 1060

Preisvergleich 4-door Sedan

Modell Karosserie Listenpreis in US$
Chevrolet Universal Series AD Sedan 625
Chevrolet Universal Series AD Special Sedan 675
Pontiac Big Six Model 8920 Sedan 845
DeSoto Six Model CK Sedan 885
DeSoto Eight Model CF Sedan 995
Oldsmobile F-30 Sedan 995
Dodge Six Series DA Sedan 995
Marquette Model 37 Sedan 1060
Dodge Six Series DA Deluxe Sedan 1065
Hudson Great Eight Sedan 1150
Oldsmobile F-30 Special Sedan 1190
Buick Series 40 Sedan 1330
Viking Eight Sedan 1595/1695

DeSoto CF, Dodge DA, Viking Eight und Hudson Great Eight waren Achtzylinder, letzterer auch deutlich größer. Die Sechszylinder von DeSoto und Dodge sowie der Oldsmobile Standard Sedan waren mit unter 1000$ deutlich günstiger. Es ist verwunderlich, dass sich der Marquette anfangs so gut verkaufte – der Viking hatte es deutlich schwerer, er war (wie der LaSalle) zwischen Buick und Cadillac positioniert.

Verkaufsstart des Marquette war der 1. Juni 1929 für das Modelljahr 1930. Die Produktionszahl erreichte in den Jahren 1929 bis 1931 35.007 Stück in den USA (inklusive 4.437 nackte Fahrgestelle) und weitere 6.535 Stück in Kanada; die letzten wurden 1931 aus vorhandenen Teilen gebaut. Es gibt also 29er, 30er und 31er Marquette, die aber alle identisch sind und als Modelljahr 1930 gelten.

Für die schnelle Einstellung des Marquette gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Der wichtigste betraf auch den anderen Newcomer, den Viking: Am 29. Oktober 1929 brach die Börse zusammen, was zu einem schockartigen Markteinbruch in praktisch allen Bereichen führte. Die Positionierung des Marquette hatte den Effekt, dass Oldsmobile Kunden an Marquette verlor. Bei Buick gab es den erwähnten internen Widerstand gegen das „Kuckucksei“ von Oldsmobile. Das Management war auch der Meinung war, dass Marquette nicht genug Fahrzeuge verkaufte um in der wirtschaftlich schweren Zeit bestehen zu können.

Und der Maquette hatte in der Produktephilosophie von Buick keinen Platz mehr weil ab 1931 ausschließlich Achtzylinder hergestellt werden sollten.

Quellen

  • Standard Catalogue of American Cars, 2. Auflage, Beverly Rae Kimes (Herausgeberin) und Henry Austin Clark, jr., Krause Publications, Iola WI 54990 ISBN 0-87341-111-0, S. 890-891
  • Encyclopedia of American Cars from 1930, Herausgeber: Consumer Guide, Publications International (1993) ISBN 0-7853-0175-5
  • The Specification Book For U.S. Cars 1930–1969, Marshall G. Naul (Herausgeber) und R. Perry Zavitz, Motorbooks International (1980) ISBN 0-87938-068-3
  • The Production Figure Book For U.S. Cars, Jerry Heasley, Motorbooks International (1977) ISBN 0-87938-042-X
  • American Car Spotter’s Guide 1920–1939, Tad Burness, Motorbooks International (1975) ISBN 0-87938-026-8

Weblinks


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