Marterl

Marterl

Ein Bildstock, in Österreich und in Süddeutschland Marterl, Helgenstöckli oder Wegstock, ist ein meist zu religiösen Zwecken errichtetes Wahrzeichen im Freien.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Bildstöcke haben meist die Form einer Säule oder eines Pfeilers[1], sind aus Holz oder Mauerwerk gefertigt und gelegentlich überdacht; oft findet sich auch ein Aufbau, der einem Tabernakel ähnelt. Viele Stöcke beinhalten ein Bild oder eine Figur von Christus oder eines Heiligen. Oft werden deshalb Blumen gespendet oder Kerzen abgebrannt.

Eine andere Bezeichnung für Bildstock ist Betsäule, manche davon haben ein „Kniebänkchen“ und so entstanden die Begriffe Fußfall und Fußfallaltar oder Fußfallstation. Auch mit Reliefen versehene Säulen oder auch nur religiöse Statuen werden als Bildstöcke bezeichnet.

Hauptsächlich zu finden sind diese religiösen Kleindenkmäler in Deutschland in Franken, in den katholischen Landesteilen von Baden, Schwaben, den Alpenländern und dem katholischen Gebiet des historischen Eichsfeld. In Österreich findet man Bildstöcke im Alpenraum und in großer Dichte im Weinviertel, Mühlviertel und Waldviertel. Ähnliche Kleindenkmäler existieren auch in Südböhmen und Südmähren.

Schöpflöffel

Schöpflöffel bei Einig mit Marienbild

Als Schöpflöffel bezeichnet man insbesondere in der Eifel Bildstöcke, die aus einer Säule bestehen, in der sich eine Nische für ein Heiligenbild befindet. Diese Kleindenkmale stammen zum Teil aus dem späten Mittelalter, überwiegend aber aus der frühen Neuzeit.

In Thüringen gibt es bei Arnstadt einen über zwei Meter hohen mittelalterlichen Bildstock mit zwei Nischen, der nach einer – allerdings erst bei Ludwig Bechstein fassbaren – Sage als Esslöffel eines Riesen diente (Riesenlöffel).

Eigenschaft / Ursprung

Bildstöcke sollen oft an einen Verunglückten erinnern, weshalb sie häufig an Straßen und Wegen stehen; in Kärnten etwa häufig an Wegkreuzungen. Man findet sie auch an alten Pilgerwegen, wie der Via Sacra von Wien nach Mariazell. Eine weitere ihrer Funktionen ist das Gedenken an die Pest. Bildstöcke und Flurkreuze sind außerdem meist in Landkarten (Wanderkarten) verzeichnet und bilden daher wichtige Orientierungspunkte. Bei Straßenverlegungen werden sie oft mit erheblichem Aufwand an den neuen Straßenverlauf verschoben.

Die österreichische/süddeutsche Bezeichnung Marterl leitet sich vom Wort Marter (griechisch: martyros) und übersetzt so viel wie „Blutzeuge“ bedeutet.

Auswahl von Bildstöcken im Poggersdorfer Gemeindegebiet (Kärnten)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte. - II. Band Bauer-Buchmalerei, S. 698, Uni München abgerufen am 26. Nov, 2008

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  • Marterl — Mạr|terl, das; s, [n]; vgl. Pickerl (bayrisch und österreichisch für Tafel mit Bild und Inschrift zur Erinnerung an Verunglückte; Pfeiler mit Nische für Kruzifix oder Heiligenbild) …   Die deutsche Rechtschreibung

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