Massaker auf dem Marsfeld

Massaker auf dem Marsfeld

Als Blutbad oder Massaker auf dem Marsfeld werden die Ereignisse beschrieben, die sich am 17. Juli 1791 auf dem Pariser „Feld der Föderation“ zutrugen, wie das Marsfeld seit dem Föderationsfest am 14. Juli 1790, dem ersten Jahrestag der Erstürmung der Bastille, genannt wurde. Über die Unterzeichnung einer republikanischen Petition kam es an diesem Tag zu Unruhen, die der Bürgermeister von Paris Jean-Sylvain Bailly und der Oberbefehlshaber der Nationalgarde La Fayette blutig niederschlugen, womit sie ihre Popularität vollständig einbüßten.

Inhaltsverzeichnis

Ursache

Den zweiten Jahrestag der Erstürmung der Bastille, jenes Symbols staatlicher und monarchischer Willkür, überlagerten anhaltende Diskussionen über die versuchte Flucht nach Varennes von König Ludwig XVI. im Juni. Ludwig XVI. war nach seiner Ergreifung in Varennes bis auf weiteres von seinem Amt suspendiert worden. Aus den Reihen der radikalen Cordeliers, unter ihnen auch Hébert, Danton und Marat, wurden Forderungen nach seiner endgültigen Absetzung laut. Am Freitag, dem 15. Juli beschloss die Nationalversammlung jedoch, den König im Amt zu belassen, ein Beschluss, dem letztendlich auch die Jakobiner, die vorher über eine Petition gegen Ludwig beraten hatten, zustimmten. Die Cordeliers allerdings ließen sich von ihrem Standpunkt nicht abbringen und legten am Sonntag, dem 17. Juli auf dem Marsfeld auf dem Altar des Vaterlandes eine republikanische Petition zur Unterschrift aus.

Verlauf

Bereits am frühen Morgen wurden unter dem Altar des Vaterlandes zwei Voyeure aufgefunden, die viele kleine Löcher in die Bodenplanken gebohrt hatten, um am Tage, bei der Unterschriftenaktion, den Frauen unter den Rock schauen zu können. Bald machte sich das Gerücht breit, die beiden hätten vorgehabt, mit einem Pulverfass den Altar des Vaterlandes samt der republikanischen Petition und den anwesenden Cordeliers in die Luft zu sprengen. Man führte sie zum Sektionskomitee. Dort angelangt, hängte ein Mob die beiden gegen 7 Uhr an einer Laterne auf.

Um die Mittagszeit, da die Petition unterzeichnet werden sollte, suchten städtische Untersuchungsbeamte den Ort auf und trafen lediglich auf unbewaffnete Bürger, die sich mit den Unterschriften befassten. Überzeugt, dass dort nichts das Eingreifen einer Ordnungsmacht erfordern würde, zogen sie sich zurück. Gleichzeitig wurde eine Abteilung der Nationalgarde und Geschütze, die nach dem morgendlichen Ereignis in einer Nebenstraße postiert worden waren, abgezogen. Die Truppenbewegungen schufen Unsicherheit, die Hitze des Tages und die verschiedensten Gerüchte luden die Situation auf.

Gegen 18:00 Uhr hatte sich die Menschenmenge immer noch nicht zerstreut, woraufhin eine Abteilung der Nationalgarde mit einem Artillerietrain aufmarschierte, geführt von General Lafayette. Ihn begleitete der Bürgermeister Bailly. Mit sich führten sie die rote Fahne, das Zeichen eines bevorstehenden Truppeneinsatzes. Plötzlich löste sich ein Schuss, und Lafayette wurde der Hut vom Kopf gefegt. Die Soldaten antworteten mit heftigem Gewehrfeuer, obwohl ihnen der General befahl, Ruhe zu bewahren. In der versammelten Menge entstand eine Massenpanik. Die Menschen drängten auf allen Seiten vom Platz. Die Soldaten dagegen sahen sich in die Enge getrieben und schossen erneut. Im folgenden Zusammenstoß fanden Hunderte Pariser den Tod. Ihre Leichen wurden noch in derselben Nacht in die Seine geworfen.

Auswirkungen

Lafayette und Bailly wurde die Hauptschuld an dem Massaker des 17. Juli gegeben. Man warf ihnen Fahrlässigkeit und Mutwillen vor. Einige glaubten gar in ihnen Werkzeuge einer royalistischen Gegenrevolution zu erkennen, die mit allen Mitteln verhindert hätten, den König durch die zu unterzeichnende Petition abzusetzen. Beide verloren ihre Popularität im Volk und mit ihnen die gesamte gemäßigte Seite, deren führende Vertreter sie gewesen waren. Die radikalen Kräfte in Frankreich gewannen an Macht. Die Französische Revolution nahm ihren Lauf.

Literatur

  • Panon Desbassayns: Tagebuchnotiz über die Vorfälle auf dem Marsfeld (17. Juli 1791). In: Chris E. Paschold (Hrsg.): Die Französische Revolution. Ein Lesebuch mit zeitgenössischen Berichten und Dokumenten. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-008535-7.
  • Denkschrift der Jakobiner über das Massaker auf dem Marsfeld (7. August 1791). In: Die Französische Revolution. Ein Lesebuch mit zeitgenössischen Berichten und Dokumenten. Reclam, Stuttgart 2000, ISBN 3-15-008535-7.

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