Match Point

Match Point
Filmdaten
Deutscher Titel Match Point
Produktionsland Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten
Luxemburg
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2005
Länge ca. 119 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Woody Allen
Drehbuch Woody Allen
Produktion Letty Aronson
Lucy Darwin
Gareth Wiley
Kamera Remi Adefarasin
Schnitt Alisa Lepselter
Besetzung

Match Point ist ein Melodram-Thriller aus dem Jahr 2005 von Regisseur Woody Allen, der auch das Drehbuch schrieb. Für Woody Allen war dies seine 39. Regiearbeit und der erste Film, den er komplett in England drehte.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film beginnt mit der Zeitlupenaufnahme eines Tennisballs, der auf der Netzkante aufschlägt und davon senkrecht in die Höhe abspringt, wobei dann das Bild angehalten wird und somit unklar bleibt, in welches Feld er schließlich herunterfallen wird.

Chris Wilton, der aus einfachen Verhältnissen aus Irland stammt und seine mittelmäßige Karriere als Tennisprofi aufgegeben hat, kommt nach London, um als Tennislehrer in einem exklusiven Club zu arbeiten. Dabei schließt er Bekanntschaft mit dem reichen Tom Hewett, der einer Industriellenfamilie entstammt und Mitglied der Londoner High Society ist. Beide schwärmen gleichermaßen für italienische Opernmusik und bald wird Chris zum gerne gesehenen Gast im Haus der Familie Hewett. Den Vater Alec Hewett beeindruckt Wilton durch ein Gespräch über Fjodor Dostojewski, außerdem verliebt sich dessen Tochter Chloe Hewett in ihn. Sie vereinbaren ein Treffen in der Saatchi Gallery, gehen ins Kino, und nachdem Chris sie küsst, beginnt zwischen ihnen eine Liebesbeziehung.

Bei den Hewetts lernt Chris außerdem die schöne, aber erfolglose US-amerikanische Schauspielerin Nola Rice kennen, die bisher lediglich einen Auftritt in einem Werbespot ergattert hat. Sie ist Toms Freundin, ihre aggressive Erotik trifft auf das Begehren des Tennisspielers, der sich jedoch zunächst zurückhalten muss. Die Beziehung zwischen Tom und Nola wird von den Eltern bestenfalls toleriert, die Mutter jedoch ergeht sich in kühlen Anspielungen auf die erfolglose Schauspielerei Nolas und rät ihr, sich eine andere Tätigkeit zu suchen.

Der soziale Aufsteiger Chris wird bald mit einer Anstellung in der Firma von Vater Hewett belohnt, die Chloe angeregt hatte. Er heiratet Chloe und bezieht mit ihr eine exklusive Dachgeschosswohnung am Südufer der Themse, leidenschaftliches Begehren empfindet Chris jedoch für Toms Freundin Nola. Er beginnt eine heimliche Affäre mit ihr, die sich intensiviert, nachdem sich Tom von ihr trennt, der sich in eine andere, gesellschaftlich passendere Frau verliebt hat. Das Verhältnis gerät jedoch in eine Schieflage, als die Geliebte Nola schwanger wird, während bei Ehefrau Chloe das sehnsüchtig erwartete Kind trotz Konsultation mehrerer Fertilitäts-Ärzte ausbleibt. Immer angestrengter versucht Chloe schwanger zu werden und verdächtigt ihren Ehemann für einen Moment sogar, eine Affäre zu haben, da er sich immer öfter teilnahmslos zeigt, oft abwesend ist und heimliche Telefongespräche führt. Seine ehelichen Pflichten sieht Chris schon einige Zeit als Last an.

Chris wird nun von Nola aufgefordert, sich zwischen ihr und seiner reichen Ehefrau zu entscheiden. Schließlich droht Nola, die nun in einer Londoner Boutique jobbt und sich weiterhin für Schauspielrollen bewirbt, Chloe selbst zu informieren, wenn er nicht den Mut dazu aufbringe. Chris entscheidet sich nun dazu, Nola umzubringen und Chloe und seiner gesellschaftlichen Position treu zu bleiben. Tatsächlich gelingt es Chris, seinen raffinierten Mordplan in die Tat umzusetzen: Er entwendet ein Gewehr aus der Sammlung seines Schwiegervaters, erschleicht sich den Zutritt zur Wohnung von Nolas Nachbarin, erschießt sie, durchwühlt die Zimmer der alten Frau und steckt etwas Schmuck und verschreibungspflichtige Medikamente ein. Danach wartet er in der Wohnung, bis Nola das Treppenhaus betritt und erschießt auch sie. So sieht alles danach aus, als wollte ein Drogenabhängiger eine alte Frau ausrauben, hätte diese getötet und wäre auf der Flucht auf Nola im Treppenhaus gestoßen, die somit ein zufälliges Opfer gewesen wäre.

Die bei der alten Frau erbeuteten Medikamente und den Schmuck wirft er in die Themse, und auch deren Ehering soll so enden. Nachdem er den Ring geworfen hat, schlägt dieser von Chris unbemerkt am Geländer des Ufers auf, springt von dort (als visuelle Parallele zum anfangs gezeigten Tennisball) senkrecht nach oben, fällt dann jedoch nicht über das Geländer ins Wasser, sondern vor dem Geländer auf den Boden zurück.

Die ermittelnden Polizisten gehen zunächst davon aus, dass der Täter aus dem Drogenmilieu kommen muss und Nola ein zufälliges Opfer war. Allerdings verhören sie Chris, weil sie von seiner außerehelichen Affäre erfahren, da Nola ein Tagebuch führte. In einer traumartig-irrealen Szene tauchen die beiden Mordopfer auf und ziehen Chris in einem kurzen Gespräch zur Rechenschaft über seine Tat. Chris meint, es wäre angemessen, wenn er festgenommen und bestraft würde, es wäre ein Zeichen von Gerechtigkeit oder ein Funken Hoffnung für Sinn in der Welt. In der darauf folgenden Szene bekommt der leitende Ermittler dann auch tatsächlich eine nächtliche Eingebung und ist sich sicher, dass Chris der Mörder gewesen sein muss. Seine Schlussfolgerungen sind zwar richtig, allerdings hat er keinerlei Beweise dafür.

Als jedoch der vermisste Ehering der Nachbarin im Besitz eines ermordeten Junkies gefunden wird, der durch zahlreiche Straftaten bereits polizeibekannt war, geht man davon aus, dass dieser auch den Ehering aus der Wohnung der alten Frau stahl und die Morde begangen haben muss. Folglich lässt man den Verdacht gegen Chris fallen und hält den Fall nun für gelöst.

In der abschließenden Szene des Films befindet sich Chris scheinbar integriert im Familienkreis, man feiert die Niederkunft seiner Ehefrau, die endlich schwanger geworden war und einen Sohn bekommen hat. Der Film endet damit, dass Chris mit abwesender Miene aus dem Fenster nach draußen blickt, ohne sich am Gespräch der anderen zu beteiligen.

Hintergrund

  • Mit Ausnahme der US-Amerikanerin Scarlett Johansson und des Iren Jonathan Rhys Meyers waren alle Darsteller im Film britischer Herkunft. Das Filmteam stammte ebenso mehrheitlich aus Großbritannien.
  • Ursprünglich war Kate Winslet für die weibliche Hauptrolle vorgesehen. Winslet stieg aber aus dem Filmprojekt aus, um mehr Zeit mit ihrer Familie zu verbringen.
  • Zu Beginn des Films sieht man, wie Chris Wilton den Roman Crime and Punishment (deutscher Buchtitel: Schuld und Sühne) liest, sowie das Buch The Cambridge Companion to Dostoevskii über dessen Autor Fjodor Dostojewski. Im Film wird zudem der Spielfilm The Motorcycle Diaries (deutscher Filmtitel: Die Reise des jungen Che) erwähnt, den die Hauptfiguren im Kino ansehen wollen. Als sich Chris und Chloe zu einer ihrer Verabredungen im Kino treffen ist eine Szene aus dem Film Rififi zu hören.
  • Erstaufführung war am 12. Mai 2005 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes, wo der Film außerhalb des Wettbewerbs gezeigt wurde. Offizieller Kinostart in Deutschland war am 29. Dezember 2005, in Großbritannien am 6. Januar 2006 und in den USA am 20. Januar 2006. In den Kinos der USA wurden rund 3,4 Millionen Besucher gezählt, in den Ländern der Europäischen Union waren es rund 7,1 Millionen Besucher, davon entfielen auf die deutschen Kinos 858.783 Besucher.
  • Die Produktionskosten wurden auf rund 15 Millionen US-Dollar geschätzt. Der Film spielte in den Kinos weltweit rund 85 Millionen US-Dollar ein, davon rund 23 Millionen US-Dollar in den USA und rund 6,3 Millionen US-Dollar in Deutschland.[1]
  • Die Dreharbeiten begannen am 12. Juni 2004 und endeten im August 2004. Mit Ausnahme eines Drehortes in der englischen Grafschaft Berkshire wurde der Film komplett an Originalschauplätzen in London gedreht, sowie in den Londoner Ealing Studios.[2]
  • Der Regisseur äußerte sich in einem Interview mit der französischen Zeitung Le Figaro über den Film folgendermaßen:

„Es ist ein Film über das Glück. Über die Widersprüche von Ehrgeiz und Leidenschaft. Und über die Straflosigkeit. Ich bin persönlich kein Zyniker, aber es ist klar, dass es einen gewissen Zynismus in der Gesellschaft gibt und dass jedermann sich eines Tages Gedanken über die Ungerechtigkeit, über unbestrafte - sogar belohnte - Verbrechen machen sollte. Ich hatte die Idee einer Geschichte über dieses Thema und es schien mir, dass sie ein Echo in der Literatur des 19. Jahrhunderts fand, insbesondere mit Schuld und Sühne.“

Woody Allen[3]

Kritiken

  • Mit einem fulminanten Krimimelodram hat sich Woody Allen hier förmlich neu erfunden. War er vorher auf Komödien abonniert, die im New Yorker Intellektuellen-Milieu spielen, von viel Jazz untermalt sind und immer einen hibbeligen, mit dem Leben hadernden Mann zum Protagonisten haben, so hat Allen mit seinem neuen Film den Sprung in die alte Welt nicht nur geografisch vollzogen. [..] Der Swing seiner New Yorker Filme ist hier der klassischen Oper gewichen, die - anders als der amerikanische Jazz - der besseren Gesellschaft vorbehalten ist und für Chris schließlich zur Eintrittskarte in die Upper Class wird. Es zeigt sich: Schwere, ironiefreie Stoffe liegen Allen mindestens so gut wie Komödien. Zum Schluss wartet der Film dann mit einer höchst überraschenden Erkenntnis auf: Manchmal ist es besser, wenn ein Ball nicht über das Netz geht!“ - Carsten Heidböhmer auf stern.de am 15. Dezember 2009.[4]
  • Ein Lehrstück, eine Upper-Class-Satire, eine Klischee-Sammlung, eine Literaturverarbeitung, ein Märchen. Woody Allens neuer Film "Match Point" lädt zur Identifikation mit dem Bösen ein. [..] also, ich war es, ungewarnt, der sich unversehens mit dem talentierten Aufsteiger Chris identifizierte und infolgedessen in Teufels Küche kam. Woody Allen hat es raffiniert und schön und vom Glück begünstigt hingekriegt, dass ich mich in Fragen von Moral, Sitte und Anstand auf der völlig falschen Seite wiederfand, und das auch noch mit Überzeugung. Alle Achtung, Woody Allen, du hast es geschafft, du hast mich geschafft. Ich habe mit dem Bösen mitgefiebert...“ - Dietrich Kuhlbrodt in Die Tageszeitung vom 29. Dezember 2005.[5]
  • Natürlich war der Film ursprünglich für Woodys Biotop New York geschrieben, aber dann konnte er in den USA keine Produzenten finden, die ihm die gewohnte Unabhängigkeit zusichern wollten. Die Ferne vom Neurosenpfuhl New York hat dem Film überaus gut getan. Und die Verlegung nach London hat der coolen Geschichte dann noch ein paar Grad Abkühlung zusätzlich gebracht, hat den aparten Grundton protestantischer Ethik noch ein wenig protestantischer gemacht. Gern würde man auch das ungewöhnliche Ende - mit seiner Mesalliance aus Zynismus und Moral - dem Einfluss des alten Europa zuschreiben.“ - Fritz Göttler in Süddeutsche Zeitung vom 28. Dezember 2005.[6]
  • "Match Point" ist ein raffinierter Film über die moralischen Defekte unbedingten Erfolges und über die Unvereinbarkeit von Ehrgeiz und Liebe, Glück und Gerechtigkeit. [..] Geschickt wechselt Allen die Erzähltempi, so lässt er sich unendlich viel Zeit damit, Nola Paul in die Arme zu treiben. Doch bevor der Plot sich ins Melodramatische ausbreiten kann, befinden wir uns schon im Staccato eines Polizeifilms. [..] Trotzdem spürt man den Allenschen Einfallsreichtum an jeder Ecke, seine sophistischen Purzelbäume, mit denen er die Gewissheiten des bürgerlichen Lebens kippt und seine assoziative Wendigkeit, mit der er immer wieder auf die Urthemen seines Oeuvres zusteuert, allen voran seine fast manische Beschäftigung mit Dostojewskis "Schuld und Sühne". [..] Derart bitter und böse ist es selten zugegangen bei Woody Allen. Und am Ende hat man selbst das Glück in Verdacht, durch und durch korrupt zu sein.“ - Birgit Glombitza auf spiegel.de am 28. Dezember 2009.[7]

Auszeichnungen

  • Golden Globe 2006:
    • nominiert in den Kategorien
      • Bester Film - Drama
      • Beste Regie
      • Beste Nebendarstellerin (Scarlett Johansson)
      • Bestes Drehbuch

Einzelnachweise

  1. http://www.boxofficemojo.com/movies/?id=matchpoint.htm
  2. http://www.imdb.de/title/tt0416320/locations
  3. Aus Presseheft des Filmverleihs Prokino, Seite 7
  4. http://www.stern.de/kultur/film/match-point-neustart-in-der-alten-welt-552175.html
  5. http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2005/12/29/a0153
  6. http://www.sueddeutsche.de/kultur/woody-allens-match-point-vom-zwang-entflammt-1.805158
  7. http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,392489,00.html

Weblinks


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