Max Tau

Max Tau

Max Tau (* 19. Januar 1897 in Beuthen; † 13. März 1976 in Oslo) war ein deutsch-jüdischer Schriftsteller, Lektor und Verleger.

Leben und Werk

Nach dem Studium der Philosophie, Psychologie und Germanistik in Berlin, Hamburg und Kiel promovierte Tau 1928 über den „assoziativen Faktor in der Landschafts- und Ortsdarstellung Theodor Fontanes“.

Während seiner anschließenden Arbeit als Cheflektor des Bruno-Cassirer-Verlages in Berlin entdeckte und förderte er beispielsweise Walter Bauer, Marie-Luise Kaschnitz, Wolfgang Koeppen, Horst Lange und August Scholtis. Er sorgte für das Bekanntwerden des tschechischen Schriftstellers Karel Capek in Deutschland und ebenso für die Verbreitung zeitgenössischer norwegischer Literatur, etwa von Olav Duun, Johan Falkberget, Sigrid Undset, Tarjei Vesaas und Herman Wildenvey (1885–1959). Außerdem war er Herausgeber der Sammlungen Der deutsche Roman und Die deutsche Novelle sowie der gesammelten Werke von Hermann Stehr.

1935 wurde er aus der nationalsozialistischen Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. 1938 floh er nach Oslo, wo er als Lektor im Johan-Grundt-Tanum-Verlag bis zum Beginn der deutschen Besatzung arbeitete. 1942 floh er nach Schweden.

In Stockholm war er Mitbegründer des Neuen Verlags, der sich für neuere deutsche Literatur einsetzte, so für Lion Feuchtwanger, Heinrich Mann, Alfred Neumann und Arnold Zweig. Dort lernte er auch Tove Filseth kennen, die norwegische Repräsentantin der Nansen-Hilfe. Sie heirateten 1944.

1944 wurde ihm durch die norwegische Exilregierung die norwegische Staatsbürgerschaft zuerkannt. Außer ihm erhielt sie nur noch Willy Brandt.

1945 kehrte er nach Oslo zurück und arbeitete bis zum Lebensende weiter als Lektor bei Tanum bzw. ab 1957 im Verlag Aschehoug. Trotz persönlicher Verfolgung und der Ermordung nächster Verwandter durch die Nationalsozialisten setzte sich Max Tau gleich nach dem Krieg für eine Verständigung mit Deutschland ein und half bei der Verbreitung deutscher Nachkriegsliteratur in ganz Skandinavien.

Erstmals verfasste er nun auch eigene Romane und autobiographische Aufzeichnungen. Die Versöhnung von Juden und Christen, der Frieden zwischen den Nationen, aber auch zwischen den Generationen waren Thema zahlreicher Vorträge, Aufsätze, Bücher und Briefe. Tau war befreundet mit Albert Schweitzer und Nikos Kazantzakis.

1956 gründete er in Zusammenarbeit mit internationalen Verlagen eine „Friedensbücherei“ und 1960 in Oslo die Deutsch-Norwegische Vereinigung (ab 1988: Deutsch-Norwegische Gesellschaft).

Max Tau wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, so auch mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels, den er 1950 als erster empfing, der Ehrenbürgerschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (1965), dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund (1965), dem Lessing-Ring in Verbindung mit dem Literatur - und Kulturpreis der deutschen Freimaurer (1966), dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern (1967) und dem dänischen Sonning-Preis (1970). Zwei Schulen wurden nach ihm benannt: die Max-Tau-Schule in Kiel (1967), zu der er bis kurz vor seinem Tod einen intensiven persönlichen Kontakt pflegte, und die Deutsche Schule Oslo – Max Tau (1998). Außerdem wurde die Max-Tau-Straße in Hamburg nach ihm benannt.

Einige Jahre nach Verleihung des Lessing-Rings ist Max Tau in Kiel in den Bund der Freimaurer aufgenommen worden.

Der erschlossene Nachlass von Max Tau befindet sich in der Handschriftenabteilung der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund.

Veröffentlichungen

  • Bruno Arndt. Sein Wesen und Werk (=Die Zeitbücher, Band 98), Verlag der Fr. Lintz'schen Buchhandlung, Trier 1920
  • Hrsg.: Die Stillen. Dichtungen. Gesammelt und mit einem Geleitwort von Max Tau, Verlag der Fr. Lintz'schen Buchhandlung, Trier 1921
  • Hrsg.: Das Wilhelm Schmidtbonn Buch, Otto Quikow, Berlin, Lübeck, Leipzig 1927
  • Landschafts- und Ortsdarstellung Theodor Fontanes, Schwartz, Oldenburg 1928
  • Hrsg., zusammen mit Wolfgang von Einsiedel: Vorstoss Prosa der Ungedruckten, Verlag Bruno Cassirer, Berlin 1930
  • Tro paa mennesket, 1946
  • Glaube an den Menschen, Herbig Verlagsbuchhandlung, Berlin 1948
  • For over oss er himmelen, 1954
  • Denn über uns ist der Himmel, Hoffmann und Campe, Hamburg 1955
  • Das Land das ich verlassen mußte, Hoffmann und Campe, Hamburg, 1961
  • Landet jeg måtte forlate, Aschehoug, Oslo 1961 (norwegische Ausgabe von Das Land das ich verlassen musste, aus dem Deutschen von C.F. Engelstad)
  • Ein Flüchtling findet sein Land, Hoffmann und Campe, Hamburg 1964
  • En flyktning finder sitt land, Aschehoug, Oslo 1964 (norwegische Ausgabe von Ein Flüchtling findet sein Land, aus dem Deutschen von C.F. Engelstad)
  • Auf dem Weg zur Versöhnung, Hoffmann und Campe, Hamburg 1968
  • Trotz allem! Lebenserinnerungen aus siebzig Jahren, Siebenstern, Hamburg o. J.


Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Max Tau — Born 19 January 1897(1897 01 19) Bytom, in today s Poland, then Beuthen in Upper Silesia, Germany Died 13 March 1976(1976 03 13) (aged 79) Oslo, Norway Nationality …   Wikipedia

  • TAU, MAX — (1897–1976), publisher and author. Tau, who was born in Beuthen, Upper Silesia, was for many years the literary director of the publishing house of Bruno Cassirer and a book reviewer for the Frankfurter Zeitung and other journals. In 1938 he… …   Encyclopedia of Judaism

  • Tau — bezeichnet: Tau (Niederschlag), durch Temperaturunterschiede kondensiertes Wasser Morgentau bei morgendlichem Auftreten Tauwerk, in der Seemannssprache ein gedrehtes Seil Tau (Buchstabe) (Majuskel Τ, Minuskel τ), 19. Buchstabe des griechischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Max Ehrmann — Born September 26, 1872(1872 09 26) Terre Haute, Indiana Died September 9, 1945(1945 09 09) (age …   Wikipedia

  • Max T. Malone — Max Tatum Malone Louisiana State Senator from District 37 (Caddo and Bossier parishes) In office 1996–2008 Preceded by Greg Barro Succeeded by B.L. Buddy Shaw Personal details …   Wikipedia

  • Max Standfuß — (* 6. Juni 1854 in Schreiberhau (heute: Szklarska Poręba) im Riesengebirge; † 22. Januar 1917 in Zürich) war studierter Theologe und Naturwissenschaftler. Er wirkte zwischen 1892 und 1917 als Privatdozent für Entomologie und 1899 als… …   Deutsch Wikipedia

  • Tau Cet — Datenbanklinks zu Tau Ceti Stern τ Cet …   Deutsch Wikipedia

  • Tau — Seil; Strick; Trosse * * * 1Tau [tau̮], der; [e]s: Feuchtigkeit, die sich meist in den frühen Morgenstunden in Form von Tröpfchen auf dem Boden, an Pflanzen u. Ä. niederschlägt: am Morgen lag Tau auf den Wiesen. Zus.: Morgentau, Nachttau.   2Tau… …   Universal-Lexikon

  • Tau-Neutrino — Neutrino Klassifikation Elementarteilchen Fermion Lepton Eigenschaften Ladung neutral Ruheenergie (Elektr. Antineutrino) < 2  …   Deutsch Wikipedia

  • Zeta Beta Tau — Infobox Fraternity letters = ZBT name = Zeta Beta Tau crest = motto = A Powerhouse of Excellence colors = Medium blue and white with gold trim flower = Gold Carnation (adopted 2004) founded = December 29, 1898 birthplace = City College of New… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”