Mediastinalemphysem

Mediastinalemphysem
Klassifikation nach ICD-10
J98.2 Interstitielles Emphysem
Mediastinalemphysem
ICD-10 online (WHO-Version 2011)
Die Computertomographie des Brustkorbs zeigt Luft in der Unterhaut, im Mediastinum und in der Rückenmuskulatur.

Das Mediastinalemphysem oder auch Pneumomediastinum ist eine Luftansammlung im Mittelfellraum (Mediastinum), die immer Zeichen einer Erkrankung ist.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Grundsätzlich kann die Luft durch Perforation aus allen lufthaltigen Organen, das heißt vor allem dem Bronchialsystem oder dem Magen-Darm-Trakt, in das Mediastinum übertreten. Es kann ein spontanes Pneumomediastinum von einem nicht-spontanen Pneumomediastinum unterschieden werden.

Spontanes Pneumomediastinum

Das spontane Pneumomediastinum entsteht ohne ein vorausgehendes Trauma. Eine zugrunde liegende Lungenerkrankung findet sich definitionsgemäß nicht.[2]

Das spontane Pneumomediastinum ist meist Folge einer intrathorakalen Druckerhöhung. Wahrscheinlich kommt es infolgedessen durch eine Ruptur der Lungenbläschen (Alveolen) zu einem Luftübertritt entlang des Bronchialsystems in das Mediastinum.

Bei einem Großteil der Fälle – in rund 70 % – lassen sich drucksteigernde Faktoren wie Erbrechen oder heftiger Husten, eine physische Anstrengung oder ein Asthma bronchiale eruieren.[2][3][3] Wahrscheinlich führt beim Asthma bronchiale die Entzündungsreaktion zu einer Ruptur peripherer Alveolen.[4] Weitere Ursachen eines spontanen Pneumomediastinums können das Valsalva-Manöver (z. B. im Rahmen von Gewichtheben oder einer Geburt), eine Verengung der Atemwege bei Bronchitis, die Inhalation von Drogen (z. B. Crack oder Marihuana), Gerätetauchen oder die invasive Beatmung sein.[4]

Nicht-spontanes Pneumomediastinum

Mediastinalemphysem und rechtsseitiger Pneumothorax nach Rippenfraktur.

Die Ursachen des nicht spontanen Pneumothorax sind vielfältig. Häufige und potentiell lebensgefährliche Ursachen sind der Übertritt von Luft nach Perforation eines Hohlorgans (z. B. der Speiseröhre oder des Bronchialsystems) infolge eines Thoraxtrauma oder eines Tumorleidens. Weitere Ursachen können das Schlucken oder das Einatmen von Fremdkörpern (Fremdkörperingestion- oder Fremdkörperaspiration) sein.

Auch iatrogen, das heißt durch Komplikationen im Rahmen ärztlicher Maßnahmen wie der Bronchoskopie oder der Endoskopie kann es zu einer Ruptur von Luftröhre oder Bronchien, der Speiseröhre, des Mediastinums selbst oder des Peritoneums kommen. oder eine Entzündung des Mediastinums (Mediastinitis) sein. Durch Perforation von Dickdarms (z. B. Dickdarmkrebs oder Sigma-Divertikulitis) oder durch Perforation eines Duodenalulkus kann es über den Eintritt von Luft in das Retroperitoneum zu einem Pneumomediastinum kommen.

Klinische Erscheinungen

In vielen Fällen tritt das Mediastinalemphysem im Rahmen eines Pneumothorax oder eines Hautemphysem auf, verursacht dabei aber keine eigenen Symptome. Häufig ist bei der Palpation des Jugulums ein Knistern zu tasten.

Bei ausgeprägtem Mediastinalemphysem klagen die betroffenen Patienten über scharfe, perikardiale Schmerzen. Weiterhin kann bei ausgeprägtem Emphysem eine obere Einflussstauung beobachtet werden.

Untersuchungsmethoden

Grundlage zur Diagnosestellung sind die Anamnese und die Körperliche Untersuchung.

Die Diagnose eines Pneumomediastinums wird mittels Bildgebung, entweder mittels konventioneller Röntgenaufnahme (Röntgen-Thorax) oder mittels Computertomographie des Brustkorbs, gestellt. Die Computertomographie ist sensitiver als das konventionelle Röntgen. Neben dem Nachweis auch kleinster Luftansammlungen im Mediastinum liefert die Computertomographie auch Hinweise auf die mögliche Ursachen (Ätiologie).

Zusätzlich sollte das Blut untersucht und die Entzündungsparameter (Leukozyten, BSG und CRP) abgenommen werden.

Differenzialdiagnostisch sollte bei ausgeprägtem Emphysem an andere Ursachen von Thoraxschmerzen gedacht werden. Dazu gehören z.B. eine Perikarditis, ein akutes Koronarsyndrom oder auch eine Lungenembolie.

Weiterhin sollte eine Mediastinitis durch gasbildende Bakterien ausgeschlossen werden.

Therapie

Grundlegend ist die Behandlung der Grunderkrankung. Dazu gehört z.B. die Naht einer Ruptur des Ösophagus oder der Trachea sowie ein adäquates Beatmungsmanagement. Wenn die Patienten symptomfrei sind, ist in der Regel keine Behandlung erforderlich.

Bei ausgeprägten Schmerzen sollte eine Inzision kranial des Sternums durchgeführt und eine Kanüle ins Mediastinum vorgeschoben werden, durch die die Luft entweichen kann.

  • zügiger Transport in ein Krankenhaus
  • Notfallmäßige Entlastung großer Mediastinalemphyseme durch kollare Mediastinotomie
  • kausale Therapie der Ursache (Pleurapunktion und Drainageeinlage bei Pneumothorax, Thorakotomie bei Verletzungen der Mediastinalorgane)

Prognose

Die Ursache bestimmt die Prognose. Patienten mit einer Ruptur des Ösophagus oder der Trachea entwickeln häufig eine bakterielle Mediastinitis.

Literatur

  • Liechti ME, Achermann E: [Pneumomediastinum]. In: Dtsch. Med. Wochenschr.. 127, Nr. 43, Oktober 2002, S. 2273–6. doi:10.1055/s-2002-35014. PMID 12397542.
  • Takada K, Matsumoto S, Hiramatsu T, et al.: Spontaneous pneumomediastinum: an algorithm for diagnosis and management. In: Ther Adv Respir Dis. 3, Nr. 6, Dezember 2009, S. 301–7. doi:10.1177/1753465809350888. PMID 19934282.
  • Caceres M, Ali SZ, Braud R, Weiman D, Garrett HE: Spontaneous pneumomediastinum: a comparative study and review of the literature. In: Ann. Thorac. Surg.. 86, Nr. 3, September 2008, S. 962–6. doi:10.1016/j.athoracsur.2008.04.067. PMID 18721592.
  • Zylak CM, Standen JR, Barnes GR, Zylak CJ: Pneumomediastinum revisited. In: Radiographics. 20, Nr. 4, 2000, S. 1043–57. PMID 10903694.
  • Bejvan SM, Godwin JD: Pneumomediastinum: old signs and new signs. In: AJR Am J Roentgenol. 166, Nr. 5, Mai 1996, S. 1041–8. PMID 8615238.
  • Bullaro FM, Bartoletti SC: Spontaneous pneumomediastinum in children: a literature review. In: Pediatr Emerg Care. 23, Nr. 1, Januar 2007, S. 28–30. doi:10.1097/01.pec.0000248686.88809.fd. PMID 17228218.
Einzelnachweise
  1. * Classen, Diehl, Kochsiek: Innere Medizin. 4. Auflage. Urban & Schwarzenberg, 1998, S. 1477-1478, ISBN 3-541-11674-9
  2. a b Olgun H, Türkyilmaz A, Aydin Y, Ceviz N: Spontaneous pneumomediastinum in a child as a rare cause of chest pain. In: Turk Kardiyol Dern Ars. 37, Nr. 1, Januar 2009, S. 51–2. PMID 19225255.
  3. a b Abolnik I, Lossos IS, Breuer R: Spontaneous pneumomediastinum. A report of 25 cases. In: Chest. 100, Nr. 1, Juli 1991, S. 93–5. PMID 1824034.
  4. a b Liechti ME, Achermann E: [Pneumomediastinum]. In: Dtsch. Med. Wochenschr.. 127, Nr. 43, Oktober 2002, S. 2273–6. doi:10.1055/s-2002-35014. PMID 12397542.
Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mediastinalemphysem — Mediastinal|emphysem   [zu Mediastinum], Eindringen von Luft in das lockere Bindegewebe des Mittelfells infolge Verletzung der Lungen, Bronchien, Luft oder Speiseröhre (auch bei Endoskopie möglich); dabei kommt es zu einer erheblichen… …   Universal-Lexikon

  • Mediastinalemphysem — Me|di|as|ti|nal|em|phy|sem* das; s, e: das Eindringen von Luft in das lockere Bindegewebe des Mediastinums aufgrund von Verletzungen, z. B. der Lunge (Med.) …   Das große Fremdwörterbuch

  • Lungenriss — Unter Lungenriss bezeichnet man eine Verletzung der Lunge. Dies führt in der Regel zu einem Pneumothorax, bei dem Luft in den Pleuraspalt gelangt und damit die Ausdehnung eines Lungenflügels oder beider Lungenflügel behindert. Inhaltsverzeichnis… …   Deutsch Wikipedia

  • Mittelfell — Organe des Mediastinums Das Mediastinum, deutsch Mittelfell, ist eine senkrechte Trennwand aus Bindegewebe in der Brusthöhle und trennt die beiden Pleurahöhlen voneinander. Es liegt in der Medianebene und reicht vom Zwerchfell bis zum Hals. An… …   Deutsch Wikipedia

  • Pneumatosis coli — Unter Pneumatosis intestinalis wird in der Medizin ein seltenes Krankheitsbild oder in der Radiologie ein seltener Befund bezeichnet. Das Krankheitsbild ist durch eine Gasansammlung in der Wand (intramural) des Verdauungstrakts gekenzeichnet. Die …   Deutsch Wikipedia

  • Pneumomediastinum — Klassifikation nach ICD 10 J98.2 Interstitielles Emphysem Mediastinalemphysem …   Deutsch Wikipedia

  • Spontane Ösophagusruptur — Klassifikation nach ICD 10 K22.3 Perforation des Ösophagus Ösophagusruptur …   Deutsch Wikipedia

  • Hamman-Zeichen — Das Hamman Zeichen (engl. Hamman’s sign, auch Hamman’s crunch) ist ein klinisches Zeichen für ein spontanes Mediastinalemphysem. Es handelt sich um ein bei der Auskultation über dem Herzen hörbares knirschend knackendes, meist systolisches… …   Deutsch Wikipedia

  • Boerhaave-Syndrom — Klassifikation nach ICD 10 K22.3 Perforation des Ösophagus Ösophagusruptur …   Deutsch Wikipedia

  • Emphysem — Als Emphysem wird in der Medizin ein übermäßiges oder an ungewohnter Stelle aufgetretenes Vorkommen von Luft bezeichnet. Nach der Lokalisation der Luftansammlung unterscheidet man: Lungenemphysem Hautemphysem: kann sich bei Erkrankung oder nach… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”