Medicamina faciei femineae

Medicamina faciei femineae
Moderne Statue Ovids in Sulmona

Publius Ovidius Naso, Ovid [oˈviːt] genannt, (* 20. März 43 v. Chr. in Sulmo; † wohl 17 n. Chr.[1] in Tomis) war ein römischer Dichter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

In den Tristia[2] gibt Ovid den Ort und das Datum seiner Geburt an: den 20. März 43 v. Chr. in Sulmo (heute Sulmona, Mittelitalien, etwa 130 km von Rom entfernt). Somit war er etwas jünger als die anderen bekannten Dichter seiner Zeit und gehörte einer Generation an, die nicht mehr in gleicher Weise vom Schrecken und dem Leid der Bürgerkriege geprägt war.

Sein Vater war ein wohlhabender Angehöriger des Ritterstandes und wollte, dass Ovid und sein Bruder die Ämterlaufbahn einschlugen. Ovid folgte diesem Wunsch auch zunächst, brach diese Laufbahn aber bald ab und wandte sich der Dichtung zu. Weil man aber in dieser Zeit nicht von der Dichtkunst leben konnte, legte auch Ovid sich einen Geldgeber zu, einen so genannten Mäzen. Ovids Mäzen hieß Messalla Corvinus.

Ovid heiratete bereits in jungen Jahren, jedoch wurden seine erste und auch die zweite Ehe bald wieder geschieden. Erst mit seiner dritten Frau blieb er bis zu seinem Lebensende verheiratet. Mit ihr hatte er eine Tochter, die noch sehr jung zwei Kinder zur Welt brachte.

Im Herbst des Jahres 8 n. Chr. hielt sich Ovid gerade auf der Insel Elba auf, als ihn der Beschluss des Kaisers Augustus erreichte, dass er nach Tomis (heute Constanţa in Rumänien) am Schwarzen Meer verbannt wurde. Weder ein Gerichtsverfahren noch ein Beschluss des Senats legitimierten diese Verbannung, wie Ovid später schreibt.

Die Verbannung, die über Ovid verhängt wurde, war eine mildere Form, eine relegatio (im Gegensatz zur aquae et ignis interdictio, mit der der Betroffene für vogelfrei erklärt und sein Vermögen konfisziert wurde). Ovid jedoch durfte sein Vermögen und seine Bürgerrechte behalten.

Ovid gibt selbst an, dass die Ursache für seine Verbannung carmen et error gewesen seien, ein Gedicht und ein Irrtum. Mit dem Gedicht ist sicher die Ars amatoria gemeint, die dem sittenstrengen Augustus, dem viel an der Wiederherstellung der traditionell-römischen Begriffe von Ehe und Familie lag, ein Dorn im Auge war. Wichtiger muss aber der Irrtum gewesen sein, da die Ars amatoria zum Zeitpunkt der Verbannung bereits einige Jahre alt war.

Ovid deutet in seinen Tristia einen weiteren Grund an: Er habe etwas gesehen, was er nicht habe sehen dürfen. Was genau das war, konnte bis heute aber niemand ergründen. Es wird in der Forschung zumeist vermutet, dass er Mitwisser in der Ehebruchsaffäre von Augustus' Enkelin Iulia war.

Ovid versuchte viele Jahre lang, den Kaiser zu erweichen und seine Rückberufung zu erreichen, indem er seine Exildichtung nach Rom sandte. Doch sein Bestreben blieb zeitlebens ohne Erfolg. Als Augustus starb, berief auch dessen Nachfolger Tiberius Ovid nicht zurück.

Über Ovids Tod ist nicht viel bekannt; da man in seinen Dichtungen aber keine Anspielungen auf Ereignisse nach dem Jahr 17 n. Chr. mehr findet, nimmt man an, dass er kurz darauf verstorben ist. In einem Brief an seine Frau erwähnte er seine schwere Erkrankung. Ihr teilte Ovid auch, wie viele meinen selbstironisch, die Inschrift mit, die auf seinem Grab stehen sollte (Tristia 3.3.73-76):

Hic ego qui iaceo tenerorum lusor amorum
Ingenio perii, Naso poeta, meo.
At tibi qui transis, ne sit grave quisquis amasti,
Dicere: Nasonis molliter ossa cubent.

Zu deutsch:

Ich, der ich hier liege, Naso, der Dichter, Spieler zärtlicher Liebesgeschichten, bin an meinem eigenen Talent zugrunde gegangen. Aber für dich, der du vorbeigehst, wenn du je geliebt hast, soll es dir nicht schwerfallen zu sagen: Mögen die Gebeine des Naso weich ruhen!

(Da der lateinische Name Ovidius nicht in das Versmaß des elegischen Distichons passt, nannte er sich in seinen Gedichten immer mit dem Beinamen Naso).

In Rumänien gibt es noch heute den Vornamen „Ovidiu“.

Werke

  • Amores (erotische Liebesgedichte)
(anfangs 5, die zweite Auflage hatte 3 Bücher in 49 Elegien (15+19+15)). Hauptperson ist Corinna (puella), die umworben wird. Sehr freizügiges, erotisches und zärtliches Stück, in dem es darum geht, wie man einen Partner erlangt und die Zeichen des anderen Geschlechts zu verstehen weiß, zugleich aber auch Widerspiegelung von Dichtungstheorie. Es herrscht ein Spannungsfeld zwischen amator (Liebender; der, der erlebt und immer mehr die Kontrolle über seine Handlungen verliert) und poeta (Dichter; der, der beobachtet und trotzdem die Kontrolle behält). Geschrieben im Alter von etwa 30 Jahren.
  • Heroides (fiktive Briefe mythischer Heldinnen)
In diesen fiktiven Briefen beklagen 18 berühmte Heroinen des antiken Mythos die Treulosigkeit ihrer Ehemänner/Liebhaber und versuchen sie zur Rückkehr zu bewegen (in drei Fällen gibt es auch Antworten). Die Heroides zeigen Ovids tiefes Verständnis für die weibliche Psyche und seinen spielerischen Umgang mit dem unerschöpflichen Thema Liebe (Beispiele: Ariadne an Theseus, Dido an Aeneas). Auch die Heroides schrieb Ovid im Alter von ungefähr 30 Jahren.
(fast ganz verloren gegangen) Tragödie, in der Antike gerühmt
  • Medicamina faciei femineae/De medicamine faciei
(nur der Anfang erhalten) Hilfsmittel für das (weibliche) Gesicht, Schminktipps
Lehrgedicht über die Liebe in drei Büchern. Die ersten beiden Bücher sind an Männer, das dritte an Frauen gerichtet. Liebe wird als Kunstfertigkeit/Technik, die man erlernen kann, dargestellt.
Gegenstück zur Ars amatoria
  • Ibis (Verwünschungsbrief auf einen alten Freund)
(nur noch zum Teil erhalten)
  • Halieutica (Lehrgedicht über den Fischfang)
(nur Teile erhalten; Echtheit ist umstritten)
  • Phaenomena (Gedicht über die Himmelserscheinungen)
(nur einzelne Fragmente)
Ausgabe der Metamorphosen aus dem Jahr 1632
  • Metamorphosen (Verwandlungsgeschichten aus der antiken Sagenwelt)
darin Das Goldene Zeitalter, Pyramus und Thisbe, Die Lykischen Bauern, Daedalus und Icarus, Philemon und Baucis, Battus, Narziss und Echo, Orpheus und Eurydike, Pygmalion, Caesar und Augustus, Niobe. In Hexametern verfasstes Epos von 15 Büchern, 700-900 Verse pro Buch. Insgesamt wurden 250 Sagen darin verarbeitet. Fließender Übergang zwischen den Geschichten. Anfang: Proömium, Ende: Epilog. Ein Mensch oder niederer Gott wird in ein Tier, eine Pflanze oder ein Sternbild verwandelt. Vermutlich im Jahre 1 n. Chr. geschrieben.
  • Fasti (römischer Festtagskalender in Gedichtform)
Verschiedene Feste der Römischen Kultur werden darin beschrieben und ihre Ursprünge/Herkunft, Namen und Gepflogenheiten erläutert. Da Ovid für dieses Werk umfangreiches Material aus den Bibliotheken Roms benötigte, musste er es mit der Verbannung abbrechen. Außerdem hatte er auch die Motivation verloren es fertigzuschreiben. Es sind deshalb nur die Monate Januar bis Juni überliefert. Beispiele: Ianus - zum 1. Januar, Ara Pacis - zum 30. Januar, Romulus und Remus - zum 15. Februar, Die Gründung Roms - zum 21. April, Merkur - zum 15. Mai

In der Verbannung:

Fünf Bücher mit kummervollen Elegien und klagenden Schilderungen der Härten seines Exils. Ovid verrät hier auch viel über sein vorheriges Leben, die Tristia beinhalten sozusagen unter anderem eine Autobiographie.
4 Bücher, Fortsetzung der Tristia. Ovid beschreibt sein Glück in der Vergangenheit und sein Unglück in der Gegenwart. Außerdem erzählt er vom rauen Klima, rohen Barbaren, der steten Kriegsgefahr und der trostlosen Einsamkeit. Er beteuert weiterhin seine Unschuld, doch beide Kaiser heben die Verbannung nicht auf.
  • Lobschrift auf Kaiser Augustus
in der Landessprache, in Getisch. Ovid versucht mit seiner Exilliteratur ausdrücklich, die Erlaubnis zur Rückkehr nach Rom zu bewirken, allerdings immer ohne Erfolg.

Textausgaben

(Siehe auch die Artikel zu den einzelnen Werken.)

  • Franz Bömer: P. Ovidius Naso. Die Fasten. Lat./Deutsch. Hg., übers. u. kommentiert von F. Bömer. Heidelberg 1957.
  • Publius Ovidius Naso: Metamorphosen. Sammlung Tusculum. Artemis & Winkler, Düsseldorf und Zürich 1996. ISBN 3-7608-1569-3 (darin Zusammenstellung wissenschaftlicher Literatur zu Ovid und den Metamorphosen).

Literatur

  • Michael von Albrecht: Ovid. Eine Einführung. Reclam, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-017641-7 (Universal-Bibliothek, 17641).
  • Siegmar Döpp: Werke Ovids. Eine Einführung. dtv, München 1992. ISBN 3-423-04587-6
  • Niklas Holzberg: Ovid. Dichter und Werk. Beck, München 1997, 1998. ISBN 3-406-41919-4
  • Ulrich Schmitzer: Ovid. Studienbücher Antike. Bd 7. Olms, Hildesheim 2001. ISBN 3-487-11366-X
  • L. P. Wilkinson: Ovid Recalled. Cambridge Univ. Press, Cambridge 1955, Chivers, Bath 1974 (Nachdr.). ISBN 0-85997-052-3

Weblinks

Anmerkungen

  1. Chronik des Hieronymus zum Jahr 17 (in einigen Handschriften auch 16 oder 18): Ovidius poeta in exilio diem obiit et iuxta oppidum Tomos sepelitur.
  2. 4, 10.


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