Medulla oblongata

Medulla oblongata

Die Medulla oblongata („verlängertes Mark“) ist der hinterste Gehirnteil und gehört zum Hirnstamm und damit zum Zentralnervensystem.

Medulla oblongata und Pons
Medulla oblongata (5)

Es bildet das Myelencephalon (Nachhirn) und wird auch als Bulbus medullae spinalis oder Bulbus cerebri bezeichnet. Zusammen mit dem Metencephalon (Hinterhirn) ist es Teil des Rhombencephalons (Rautenhirn). Die Medulla oblongata ist nach unten hin zum Rückenmark nicht scharf abgrenzbar. Laut Definition reicht sie vom Abgang des ersten Spinalnervs hinauf bis zur Brücke (Pons). Die im Querschnitt sichtbare Verbindungslinie beider Hälften wird als Raphe bezeichnet und besteht vorwiegend aus kreuzenden Nervenfasern.

Im verlängerten Mark befinden sich Zentren für die Kontrolle des Blutkreislaufs, der Atmung und für den Nies-, Husten-, Schluck- und Saugreflex sowie des Erbrechens (siehe auch Brechzentrum). In der Medulla oblongata befinden sich auch Biosensoren, die beispielsweise den Säure-Basen-Haushalt des Körpers regulieren.

Ein Ausfall der Medulla oblongata, z. B. durch eine Verletzung der Halswirbelsäule, führt meistens zum Tod. Andererseits kann der Mensch trotz Ausfalls eines großen Teils des Großhirns mit Hilfe der Medulla oblongata weiterleben. Diesen Zustand nennt man Teilhirntod. Da sich die Zentren für die Atmung in der Medulla oblongata befinden, muss ein solcher Patient nicht einmal künstlich beatmet werden. Die Patienten befinden sich in einem tiefen Koma und werden meistens als Apalliker bezeichnet.

Gliederung

Die Medulla oblongata gliedert sich funktionell in die drei folgenden Abschnitte: Tegmentum („Haube“), Pyramis und Olive. Das Tegmentum liegt hinten, unter dem vierten Ventrikel in der Nähe der Rautengrube. Im Tegmentum liegen die Ursprünge verschiedener Nervenzellen, welche man allgemein als Kerngebiete bezeichnet (z. B. Hirnnervenkerne oder Kerngebiete für die Ein- und Ausatmung, das „Atemzentrum“).

Die beiden Pyramides (Einzahl Pyramis) sind die langen Vorwölbungen auf der Vorderseite. Hier verlaufen die Pyramidenbahnen, die Nervenzellaxone aus der Hirnrinde für die Muskelbewegung enthalten. Etwas weiter unten sieht man eine Verbindung der beiden Pyramides, die Decussatio pyramidum (Pyramidenbahnkreuzung). Das ist der Ort, an dem etwa 80 % der Nervenaxone auf die andere Seite ziehen.

Die Oliven sind die Vorwölbungen etwas seitlich der Pyramides.

Zwischen Pyramides und Oliven tritt der XII. Hirnnerv (Nervus hypoglossus) aus. In der Olive kommen viele verschiedenartige Neuronen aus dem Gehirn und auch aus dem Rückenmark an, um mit ihrer Synapse auf ein anderes Neuron „umzuschalten“. Die ankommenden Neurone in die Olive haben unterschiedliche Funktionen. Ganz allgemein ist die Olive als Koordinationszentrum für Muskelbewegungen anzusehen, besonders für die Feinmotorik. Deshalb ziehen die meisten Nervenfasern von der Olive zum Kleinhirn, weil dieses für die feinmotorische Koordination der Muskelbewegungen zuständig ist. Auch Informationen aus den Muskeln über deren momentanen Bewegungszustand oder deren Lage (propriozeptive Sensibilität) enden hier in der Olive, um dann an das Kleinhirn weitergeleitet zu werden.

In der Olive gibt es einen großen Kernkomplex. Innerhalb dieses Kernkomplexes kann man vom Aussehen und von der Funktion folgende Kerne unterscheiden: den großen Nucleus olivaris principalis und die daneben liegenden „Nebenoliven“ - Nucleus olivaris accessorius medialis und Ncl. olivaris accessorius posterior.

Daneben gibt es noch die Nuclei olivares superiores, die aber funktionell nicht zu den vorherigen Kernen gerechnet werden, da hier Nervenfasern aus der Hörbahn umgeschaltet werden und sie somit funktionell nichts mit der eigentlichen Funktion (motorische Koordination) der anderen Olivenkerne gemeinsam haben. Sie haben eine Funktion beim Richtungshören.

Literatur

  • Martin Trepel: Neuroanatomie. Urban & Fischer, 3. Auflage 2003, ISBN 3-437-41297-3
  • Franz-Viktor Salomon: Nervensystem, Systema nervosum. In: Salomon/Geyer/Gille (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke, Stuttgart 2004, S. 464-577. ISBN 3-8304-1007-7

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