Messerschmitt Me 410

Messerschmitt Me 410
Messerschmitt Me 410
Me 410 greift B-17 an
Typ: zweimotoriger Zerstörer
Entwurfsland: Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Hersteller: Messerschmitt AG
Erstflug: 14. März 1942 [1]
Produktionszeit: 1942
Stückzahl: 1.189

Die Messerschmitt Me 410 „Hornisse“ war ein von der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg eingesetztes zweisitziges, zweimotoriges Kampfflugzeug der Klasse Zerstörer.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Ab 1937 begannen die Entwicklungsarbeiten bei Messerschmitt, um ein Nachfolgemuster für die Bf (Me) 110 zu schaffen. Dieses als Me 210 bezeichnete Flugzeug gelangte ab Anfang 1941 zur Auslieferung.

Es stellte sich jedoch bald heraus, dass das Modell zum Überziehen und Trudeln neigte, was eine Reihe schwerer Flugunfälle nach sich zog. Im März 1942 wurde deshalb nach 261 Exemplaren ein Produktionsverbot erlassen. Bis zum Produktionsstop wurden dann insgesamt 325 Flugzeuge gebaut. Das RLM hatte noch vor Beginn der eigentlichen Flugerprobung einen Serienauftrag über 1.000 Maschinen erteilt, weshalb sich noch 370 Me 210 in der Bauphase befanden und für 800 weitere das Material und die Ausrüstung bereitstanden. Um die Flugeigenschaften der Maschine zu verbessern und die vorhandenen Baugruppen nutzen zu können, wurde der Rumpf verlängert, automatische Vorflügel sowie ein durchlaufender Holm in die Tragflächen eingebaut und die nunmehr als Me 410 bezeichnete Maschine mit Motoren des Typs DB 603 A ausgerüstet. Die Streckung des Rumpfes entsprach der Länge des ursprünglichen Entwurfes. Die Rumpflänge der Me 210 war aus Gründen der Materialeinsparung während der Entwicklung gekürzt worden.

Die ersten 460 Flugzeuge (ohne Prototypen) entstanden aus Me-210-Baugruppen und wurden ab Januar 1943 ausgeliefert. Im November 1943 wurde die Serienfertigung der Me 410 A-3, im Januar 1944 der Neubau der Me 410 A-1/U2 und im Februar 1944 der Neubau der A-1 aufgenommen. Da die Augsburger Messerschmitt-Fabrik mit der Fertigung ausgelastet war, wurde ein Teil der Produktion ab Frühjahr 1944 an Dornier München abgegeben (Lieferung von 20 Me 410 A-1, 61 B-1-, 87 B-2- und 111 B-2/U4).

Als zweite Hauptversion erschien 1944 die Me 410 B mit zwei 13-mm-MGs 131 statt der beiden 7,92-mm-MG 17 im Bug. Die Entwicklung des eigentlich für die B-Serie geplanten Hochleistungsmotors DB 603 G wurde 1944 eingestellt, so dass nur die schon in der A-Serie verwendeten DB 603A bzw. der mit einem besseren Höhenlader ausgestattete DB 603 AA zum Einsatz kamen.

Insgesamt wurden bis September 1944 in etwa zehn Baureihen 1.189 Hornissen mit verschiedenen Waffenkonfigurationen hergestellt. Eingesetzt wurde die Me 410 unter anderem über See zur Verminung englischer Fahrwasser, zur Bombardierung der englischen Südküste, zur Abwehr der alliierten Bomberverbände (wo sie trotz einiger Erfolge hohe Verluste erlitt) sowie als Aufklärer. Sie konnte die Bf 110, deren Nachfolgemodell sie war, nie vollständig ersetzen, weshalb die Bf 110 auch bis Kriegsende als Nachtjäger im Einsatz blieb.

Vielfach wird auch von einer als Nachtjäger produzierten Variante der Me 410 berichtet. Diese Berichte beruhen vermutlich auf einer falschen Identifizierung eines Aufklärers mit Seezielradar vom Typ FuG 200 Hohentwiel bzw. dem Einsatz einiger Me 410 bei Nachtjagdverbänden, die zur Bombardierung bei Nacht eingesetzt wurden.

Versionen

  • Me 410 A: erste Serienausführung, gebaut als
    • Me 410 A-1 (Schnellbomber)
      • Me 410 A-1/U1 (Behelfsaufklärer)
      • Me 410 A-1/U2 (Behelfszerstörer mit WB 151 A (2 x MG 151))
      • Me 410 A-1/U4 (Behelfszerstörer mit BK5 (nur Umrüstungen))
    • Me 410 A-2 (Zerstörer, nicht gebaut)
    • Me 410 A-3 (Aufklärer) sowie in diversen Untergruppen
  • Me 410 B: Serienausführung ähnlich der Me 410 A mit MG 131 statt MG 17
    • Me 410 B-1 (Schnellbomber)
    • Me 410 B-2 (Zerstörer mit 2 × MK 103)
      • Me 410 B-2/U2 (Zerstörer mit WB 151 A (2 × MG 151))
      • Me 410 B-2/U4 (Zerstörer mit BK 5)
    • Me 410 B-3 (Aufklärer)
    • Me 410 B-5 Torpedobomber, nicht in Serie gebaut
    • Me 410 B-6 Versuche als U-Boot-Jäger
    • Me 410 B-7 Tagaufklärer, nur Prototyp gebaut
    • Me 410 B-8 Nachtaufklärer, nur Prototyp gebaut

  • Me 510: Projektierte Variante[2][3]

Produktionszahlen

Version Verwendung Produktion Bemerkung
V-Muster Prototypen 18 aus Me-210-Baugruppen
A-1 Schnellkampf 260 aus Me-210-Baugruppen
A-1 Schnellkampf 134 Neubau
A-1/U1 Behelfsaufklärer 6 Neubau
A-1/U2 Behelfszerstörer 200 aus Me-210-Baugruppen
A-1/U2 Behelfszerstörer 77 Neubau
A-3 Aufklärer 74 Neubau
B-1 Schnellkampf 61 Neubau
B-2 Zerstörer 165 Neubau
B-2/U2 Zerstörer 48 Neubau
B-2/U4 Zerstörer 111 Neubau
B-3 Aufklärer 35 Neubau
SUMME   1.189  

Ein erheblicher Anteil der Me 410 A-1 und B-1 wurde nachträglich zum Aufklärer bzw. Zerstörer umgerüstet, so dass sicherlich nicht mehr als 300 Me 410 als Schnellkampfflugzeuge eingesetzt wurden.

Quelle: Unterlagen aus dem Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg

Technische Daten

Kenngröße Me 410 A-1/U2
Verwendung Zerstörer
Besatzung 1 Pilot und 1 Schütze
Länge    12,48 m
Höhe    4,28 m
Flügelspannweite    16,35 m
Tragflügelfläche    36,20 m²
Leermasse    7.518 kg
Startmasse    9.651 kg
Bewaffnung    2 × 20-mm-MG 151/20 (je 350 Schuss, vorwärtsfeuernd im Bug),
2 × 20-mm-MG 151/20 (je 350 Schuss, vorwärtsfeuernd im Bombenschacht),
2 × 7,92-mm-MG 17 (je 1.000 Schuss, vorwärtsfeuernd im Bug),
2 × 13-mm-MG 131 (je 500 Schuss, rückwärtsfeuernd auf fernbedienten seitlichen FDSL-Lafetten),
optional abwerfbarer Waffentropfen unter dem Rumpf mit zwei vorwärtsfeuernden 20-mm-MG 151/20
Triebwerk    2 × 12-Zylinder-V-Motoren Daimler-Benz DB 603 A mit 1.750 PS (1.287 kW) Startleistung und 1.850 PS maximal
Höchstgeschwindigkeit    507 km/h in Bodennähe,
624 km/h bei 6.700 m Höhe,
600 km/h bei 8.000 m Höhe
Marschgeschwindigkeit    587 km/h
Steigleistung    650 m/min (10,7 min / 7.000 m)
Reichweite    1.690 km
Dienstgipfelhöhe    10.000 m
Flächenbelastung    -
max. Flugdauer    3 h 30 min

Erhaltene Exemplare

Me 410 A-1/U2 im Royal Air Force Museum, Cosford

Eine Messerschmitt Me 410 A-1/U2 ist im Royal Air Force Museum, dem Luftwaffenmuseum des Vereinigten Königreichs ausgestellt.[4] Das Flugzeug mit der Werknummer 420430 wurde von britischen Truppen im Mai 1945 bei Værløse in Dänemark erbeutet und am 13. Oktober 1945 nach Farnborough geflogen.[5]

Eine Me 410 A-3 mit der Werknummer 10018 befindet sich im amerikanischen National Air and Space Museum. Bemerkenswert an dieser Maschine ist, dass sie unter Verwendung vorhandener Me-210-Baugruppen entstand (wie ein großer Teil der Me-410-A-Serie).

Einzelnachweise

  1. Deutsche Kampfflugzeuge des Zweiten Weltkriegs - Karl Müller Verlag, Erlangen 1996, S.18-24
  2. http://en.allexperts.com/e/r/rl/rlm_aircraft_by_manufacturer.htm
  3. http://www.designation-systems.net/non-us/germany.html
  4. Royal Air Force Museum, Cosford: Messerschmitt Me 410 A-1-U2
  5. Royal Air Force Museum, Cosford: Individual History Messerschmitt Me410A-1/U2 W/NR.420430

Weblinks

 Commons: Messerschmitt Me 410 – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”