Meusdorf

Meusdorf
Wappen von Leipzig

Meusdorf
Ortsteil von Leipzig

Koordinaten 51° 17′ 25″ N, 12° 26′ 13″ O51.29034512.436995150Koordinaten: 51° 17′ 25″ N, 12° 26′ 13″ O.
Höhe 150 m
Fläche 1,95 km²
Einwohner 3452 (31. Dez. 2010)
Bevölkerungsdichte 1770 Einwohner/km²
Eingemeindung 1910
Postleitzahl 04289
Vorwahl 0341
Stadtbezirk Südost
Verkehrsanbindung
Straßenbahn 2, 15
Bus 171, 172
Quelle: Ortsteilkatalog Leipzig 2010

Meusdorf ist ein Stadtteil von Leipzig, der durch Eingemeindung 1910 entstand. Gemäß der kommunalen Gliederung von Leipzig aus dem Jahre 1992 ist Meusdorf auch ein zum Stadtbezirk Südost gehörender Ortsteil Leipzigs. Bei dieser Gliederung kamen das ehemalige Parkkrankenhaus, die Haftanstalt und die Leinesiedlung, welche bis dahin zu Dösen gehörten, zu Meusdorf. Die Beschreibung deren Geschichte findet sich deshalb im Artikel zu Dösen.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Ortstypik

Meusdorf liegt etwa sieben Kilometer südöstlich des Leipziger Stadtzentrums. Es wird im Norden begrenzt von der Höltystraße, im Osten von der Prager Straße und der Bebauung am Tollweg, im Süden vom Osten-Sacken- und dem Gortschakoffweg sowie im Westen (als Stadtteil) von der Chemnitzer Straße. Seine Nachbarstadtteile bzw. -orte im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend, sind Probstheida, Holzhausen, Liebertwolkwitz, Wachau (Markkleeberg) und Dösen.

Meusdorf auf einer Karte von 1907

Meusdorf ist ein reines Wohngebiet, das vor allem durch Ein- und Zweifamilienhäuser geprägt ist. Diese entstanden vorwiegend in den 1930er-Jahren. Bis dahin bestand Meusdorf nur aus dem Vorwerk Alte Schäferei und der Schenke „Park Meusdorf“ an der Straße nach Grimma. Durch die Gärten an den Häusern und weiteren Grünflächen und Bäumen bietet Meusdorf ein ländliches Milieu. Auf dem Gebiet von Meusdorf entspringt der Leinegraben, der den Teich hinter dem Vorwerk durchquert und über Dösen und Dölitz zur Mühlpleiße fließt.

Geschichte

Vorwerk

Teich und Vorwerk Meusdorf 1897

1245 wurde Meusdorf erstmals als Mitisdorf erwähnt. 1254 erwarb das Thomaskloster Leipzig den Ort. Wahrscheinlich wurde das Dorf während der Hussiteneinfälle 1429 zerstört, denn es wird später mehrfach als wüst bezeichnet. Lediglich einige Häuser der späteren Schäferei und eine Schenke überdauerten. 1636 kaufte der Leipziger Kaufmann Georg Winckler das Gut Dölitz mit dem nun offenbar existierenden Vorwerk Meusdorf und errichtete dort eine Ziegelei. Dem Rittergut Dölitz blieb es auch fernerhin verbunden.

1791 ist von 300 Merinoschafen im Vorwerk Meusdorf die Rede, 1819 allerdings nur noch von 32 Schafen, 60 Kühen und 20 Pferden. 1843 hatte Meusdorf 39 Einwohner und 1871 43, von denen 40 in der Landwirtschaft tätig waren. 1910 wurde der Gutsbezirk Meusdorf zusammen mit Dölitz nach Leipzig eingemeindet. Infolge der Bodenreform von 1945 wurde im Vorwerk ein Volksgut eingerichtet, das bis etwa 1990 bestand und vorwiegend die Mast von Schlachtvieh, zeitweise aber auch Entenzucht betrieb. Nach 1990 verfielen die Gebäude bei wechselnder Nutzung durch verschiedene Betriebe. Im Jahre 2009 wurden das Wohnhaus saniert und die übrigen Gebäude abgerissen.

Völkerschlacht

Das Schwarzenberg-Denkmal zur Zeit seiner Entstehung

In der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 war Meusdorf Mittelpunkt bedeutsamer Ereignisse. Während der Schlacht bei Wachau am 16. Oktober beobachtete Napoleon die Kämpfe vom Galgenberg südöstlich Meusdorfs aus. Die folgende Nacht verbrachte er in einem Zelt nordöstlich des Vorwerks, bewacht von 25000 Mann seiner Leibgarde. In den Kämpfen am 18. Oktober wurde das Vorwerk Meusdorf schwer in Mitleidenschaft gezogen. Das Wohnhaus, die Pferde- und Kuhställe, der Schafstall, die Scheune, das Drescherhaus und ein Schank-Drescherhaus brannten vollständig ab.

Am Abend des 18. Oktober weilten die drei verbündeten Monarchen, Kaiser Franz I. von Österreich, der russische Zar Alexander I. und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen auf der seitdem Monarchenhügel genannten Erhebung östlich von Meusdorf (Liebertwolkwitzer Flur). Hier überbrachte der Oberbefehlshaber der verbündeten Streitkräfte Fürst Karl Philipp zu Schwarzenberg die Siegesbotschaft über Napoleon. Nahe dieser Stelle, aber auf Meusdorfer Flur, ließen 1838 die Gattin und die drei Söhne Schwarzenbergs ein Denkmal, ein Granitquader auf einer Fundamentplatte, errichten, das Schwarzenberg-Denkmal. 1847 folgte der „Verein zur Feier des 19. Oktobers“ mit einem Denkmal direkt auf dem Monarchenhügel.

Schenke, Park Meusdorf

Das Gartenrestaurant Park Meusdorf 1907

Seit dem Mittelalter befand sich am nördlichen Ende von Meusdorf eine Schenke, einer der ältesten Gasthöfe Sachsens und zunächst auf die Chaussee nach Grimma orientiert. Einen besonderen Aufschwung erlebte der Gasthof um 1863 mit dem fünfzigsten Jahrestag der Völkerschlacht als das Interesse an den Stätten der Völkerschlacht und ihren Denkmälern zunahm, die von hier leicht zu erreichen waren. Hinter der Gaststätte wurde ein Park angelegt und die Gaststätte in den Park hinein erweitert. Um etwa 1900 war schließlich ein Garten-Restaurant-Komplex entstanden, der bis zu 1000 Gästen Platz bot. Neben dem Restaurant gab es einen separaten großen Ballsaal, einen Theatersaal und eine Obstweinschänke. Kegelbahn und Schießstand waren ebenfalls vorhanden, und der Kinderspielplatz wurde als einer der schönsten Deutschlands gerühmt. Es fanden Theater- und Kabarettaufführungen und am Musikpavillon (z.T. erhalten) Militärkonzerte statt. Ein Aussichtsturm konnte bestiegen werden.

Das Restaurant auf einer Postkarte

Am 18. Oktober 1913, dem Tag der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals, waren hier alle zur Jahrhundertfeier in Leipzig weilenden deutschen Fürstlichkeiten sowie Kaiser Wilhelm II., König Friedrich August von Sachsen, König Ludwig von Bayern und Erzherzog Ferdinand von Österreich versammelt.

1928 wurde die Straßenbahn von Probstheida über Meusdorf bis Liebertwolkwitz verlängert, so dass die Leipziger ihr Naherholungsziel noch leichter erreichen konnten. Der Ort wurde aber auch zu politischen Kundgebungen genutzt. So sprach zum Beispiel Adolf Hitler am 4. März 1932 im Park Meusdorf.[1] Während des Zweiten Weltkriegs dienten die Bauten als Strafgefangenenlager und nach dem Krieg als Wohnraum für Flüchtlinge und Vertriebene. Nach und nach wurden ab 1952 die Gebäude bis auf die Gaststätte abgerissen, in der Anfang der 1950er-Jahre ein Altersheim eingerichtet wurde. Gegenwärtig (2010) ist das Gebäude in das Gelände der Christlichen Sozialwerk gGmbH Werkstatt für behinderte Menschen Sankt Michael integriert.

Kleinsiedlung

Im Rahmen eines Hilfsprogramms für Erwerbslose wurde in den Jahren von 1933 bis 1936 ein Siedlungsbauprogramm zur Beschaffung von billigem Wohnraum verwirklicht. Auf der Meusdorfer Flur zwischen dem Vorwerk und der Gaststätte Park Meusdorf wurden 400 gleich aussehende Doppelhäuser mit 800 Siedlerstellen gebaut – die Kleinsiedlung Meusdorf. Da bei der Errichtung der Häuser Eigenleistungen einbezogen waren, hatten sich die 3000 Antragsteller einer Eignungsprüfung zu unterziehen. Die Häuser wurden, je nach Anzahl der Kinder, in drei Typen mit Wohnraumflächen zwischen 50 und 60 Quadratmeter eingeteilt. Sie hatten beim Bezug eine Wohnküche, ein kleines Zimmer und zwei Schlafzimmer, ein Waschhaus mit einem Wasserhahn und einem Waschkessel, einen Trockenabort mit Kübel, einen Stall für Hühner und Kaninchen und acht „Pflichtbäume“ auf dem 1000 Quadratmeter großen Gelände jeder Siedlerstelle. Der Stall und der Wirtschaftsraum waren in einem Anbau des Doppelhauses untergebracht. Die finanzielle Aufwendung für einen Siedler betrug 3197.- Mark, wofür günstige Kredite eingeräumt wurden.

An der Westseite der Siedlung wurden 1937 noch 18 zweietagige Häuserblocks mit 230 so genannten Volkswohnungen mit Wohnflächen zwischen 30 und 50 Quadratmeter Wohnfläche errichtet sowie an zentraler Stelle eine Schule und ein Kindergarten. Beim Luftangriff am 4. Dezember auf Leipzig wurden fünf Doppelhäuser durch Luftminen zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden verschiedene Verkaufsstellen sowie ein Kulturheim mit einer Kegelbahn errichtet, das heute (2010) eine öffentliche Gaststätte ist.

Die sehr einfachen Wohnbedingungen der Siedlungshäuser des Anfangs genügten bald nicht mehr den höheren Wohnansprüchen, und so wurden die Häuser durch Eigeninitiative vergrößert und modernisiert. Es wurde häufig der anfängliche Wirtschaftsanbau mehrfach verlängert, so dass die so genannten „D-Zugwagen“ entstanden. Ab 1954 erfolgte der Kauf der inzwischen volkseigenen Siedlungshäuser durch die Bewohner und ab 1961 die Freigabe von Krediten für die weitere Beschaffung von Wohnraum durch Anbauten an die Häuser. Im Vergleich der anfänglich bebauten Flächen mit den heutigen liegt inzwischen eine dreimal so hohe Bodenversiegelung vor.[2]

Zur Zeit der DDR wurden in der nordwestlichen Ecke von Meusdorf vier Wohnblöcke und eine Schule in Plattenbauweise errichtet.

Meusdorf 2010

Literatur

  • Meusdorf - Eine historische und städtebauliche Studie. PROLEIPZIG 1995
  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A – Z. PROLEIPZIG, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8.

Einzelnachweise

  1. Historic Hitler Sites
  2. Meusdorf - Eine historische und städtebauliche Studie. PROLEIPZIG 1995, S. 32

Weblinks

  • Meusdorf im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  • Meusdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 6. Band, Zwickau 1819, S. 453.

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