Mevlana-Moschee (Berlin)

Mevlana-Moschee (Berlin)
Fassade und Eingang des Gebäudes der Mevlana-Moschee an der Skalitzer Straße

Die Mevlana-Moschee (türkisch Mevlana Camii) ist eine Moschee im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Die Mevlana-Gemeinde ist Gründungsmitglied der Islamischen Föderation Berlin. Die Moscheegemeinde zählt etwa 350 Mitglieder.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Verbindungen zur Milli Görüş

Die IGMG-Berlin wurde am 14. August 1976 unter dem Namen „Avrupa Milli Görüş Teşkilati - Berlin Bölge e.V.“ (AMGT - Sektion Berlin) gegründet. Am 23. August 1980 änderte die AMGT-Berlin ihren Namen in „Mevlana-Moschee und Koranschule e.V.“. Zur gleichen Zeit wurde die „Islamische Föderation in Berlin e.V.“ gegründet, deren Gründungsmitglied der Verein „Mevlana-Moschee und Koranschule e.V.“ ist. Am 24. August 1989 wurde der Name abermals in „Mevlana-Moschee e.V.“ geändert. Nach internen Unterlagen sollte weiterhin der Name „Milli Görüş (AMGT-Berlin)“ verwendet werden und nach einer Neugliederung Juni 1995 „Islamische Gemeinschaft Milli Görüş / Sektion Berlin“ (IGMG-Berlin). Nach außen führt der Verein weiterhin den Namen „Mevlana-Moschee e.V.“[1]

Nail Dural, seit der Gründung 1980 bis zum 26. November 2005 Vorsitzender der „Islamischen Föderation Berlin“, war bereits 1979 Vorstandsmitglied von „Milli Görüş-Berlin“. Yacup Tasci war bereits 1976 Mitglied des Gründungsvorstands von „Milli Görüş-Berlin“ und Imam der „Mevlana-Moschee“, sowie Ansprechpartner für die islamische Grundschule, deren Trägerverein „Islam Kolleg e.V.“ wiederum Mitglied in der „Islamischen Föderation Berlin“ ist. Aykut Haldun Algan war im Laufe der Jahre Vorsitzender von „Milli Görüş-Berlin“, stellvertretender Geschäftsführer und Finanzverwalter der „Islamischen Föderation“. Sein Bruder Ahmet Algan wiederum ist Gründungsmitglied der „Islamischen Föderation“ und deren Öffentlichkeitsarbeiter.[2] Nach außen gelten die informell verbundenen „Mevlana-Moschee e.V.“, „Islamische Föderation Berlin“ und „Milli Görüş-Berlin“ weiterhin als unabhängige Organisationen.[3][4] Der ehemalige Leiter des Verfassungsschutzes Berlin, Eduard Vermander, hielt die Mevlana-Moschee jedoch für den Sitz der „Milli Görüş-Berlin“.[5] Die „Islamische Föderation Berlin“ wurde 2001 vom Berliner Senat für die Erteilung des Islamischen Religionsunterrichts zugelassen.[6]

Der Mord an Celalettin Kesim

Am 5. Januar 1980 wurde der Lehrer und Sekretär des Berliner Türkenzentrums Celalettin Kesim bei einer Aktion gegen die damals drohende Militärdiktatur in der Türkei von türkischen Faschisten und religiösen Fanatiker ermordet. Etwa 40 Aktivisten des politisch linksorientierten Türkenzentrums, die am Kottbusser Tor Flugblätter verteilten, wurden von etwa 70 türkische Faschisten und religiöse Fundamentalisten überfallen, die aus der benachbarten Mevlana-Moschee kamen und mit Ketten, Schlagstöcken und Messern auf sie einschlugen. Dabei wurde Celalettin Kesim durch einen Messerstich in den Oberschenkel verletzt. Obwohl der Vorfall durch Zivilpolizisten beobachtet wurde, verblutete Kesim auf der Straße. Uniformierte Polizei und Rettungswagen kamen erst nach mehr als 30 Minuten zu Hilfe.[7]

„Hassprediger“-Affäre

Ende 2004 berichtete das ZDF-Magazin Frontal21 über "Hasspredigten" in der Moscheegemeinde. Der seit 1971 in Berlin lebende Mitbegründer der Mevlana-Moschee, Imam Yacup Tasci, wehrte sich erfolgreich vor dem Landgericht Potsdam gegen die Bezeichnung „Hassprediger“.[8] Die Berliner Ausländerbehörde hatte dann aber dennoch nach Prüfung die Ausweisung des Imams angeordnet. Mit Tonbandaufzeichnungen konnte belegt werden, dass Selbstmordattentäter zu Helden stilisiert und Hass auf Amerikaner und Juden geschürt wurde. Der Imam soll seine umstrittenen Aussagen am 12. Juni 2004 auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg während einer öffentlichen Kundgebung sowie in einer Predigt während des Ramadanmonats 2004 getätigt haben.[9] Das Verwaltungsgericht Berlin sah es als erwiesen an, dass Tasci in seinen Reden Gewalt verherrlicht und den „Grundkonsens des friedlichen Zusammenlebens verschiedener Bevölkerungsgruppen erheblich gestört“ habe.[10]Zunächst legte der Imam gegen die Ausweisung Widerspruch ein und strengte eine Verfassungsklage an, die ihn vorerst vor der Abschiebung schützte[11]. Der Imam zog später allerdings den Widerspruch gegen seine Ausweisung zurück, so dass diese rechtskräftig wurde und er Deutschland verlassen musste.[12] Das Urteil, dass Tasci vom ZDF nicht als „Hassprediger“ bezeichnet werden darf, wurde nach einem Einspruch des ZDF im Mai 2006 vom Landgericht nochmals bestätigt[13].

Yimpaş-Affäre

Ebenfalls hat das ZDF-Magazin Frontal21 im November 2006 berichtet, dass Yacup Tasci in seinen Predigten offen dafür geworben habe, Gewinnanteile einer zweifelhaften islamischen Holding zu erwerben. [14] Die Käufer der Anteile sollen große Teile ihres Vermögens verloren haben, weil die deutsche Tochter der Holding Insolvenz hat anmelden müssen. Tasci soll selbst Geldgeschäfte getätigt und hohe Zinsgewinne erzielt haben.[15] Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelte wegen Betrugs. Der arbeitslos gemeldete Tasci soll staatliche Leistungen von der Jobagentur Berlin-Mitte bezogen haben, als er nach Frontal21-Recherchen fast eine halbe Million Euro auf dem Konto einer türkischen Bank hatte.[14]

Siehe auch: Konya-Modell, Yimpaş

Berliner Buch- und Kulturfest

In einer Presseerklärung vom 24. April 2006 erklärte die Islamische Föderation Berlin, die auf dem Moscheegelände jährlich stattfindende Buchmesse sei „Sache eines privaten Verlages“, „die Moschee habe damit nichts zu tun“.[16] In einer Werbebroschüre heißt es allerdings „Jährlich besuchen ca. 1000 Lesebegeisterte unsere Buchmesse“.[17] Journalist Richard Herzinger berichtete 2004 über das „2. Berliner Buch- und Kulturfest“ in der Mevlana-Moschee von Schriften des ägyptischen Religionsgelehrten Mohammed Qutb, die auf Deutsch auslagen, dessen Bruder Sayyid Qutb ein maßgeblicher Vordenker des modernen militanten Islamismus ist. Zu den Auslagen der Buchmesse gehörten auch Exemplare der türkischen Tageszeitung Vakit (Der Verlag wurde am 25. Februar 2005 vom deutschen Bundesinnenministerium verboten) und religiös-politische Schriften des Autors Harun Yahya.[18] Als eine Journalistin vom Tagesspiegel (am Tag der offenen Moschee) am Büchertisch bezüglich Mohammed Qutb nachhakte, erwiderte Burhan Kesici, dass „die Leute diese Bücher doch sowieso lesen“, da könne man sie auch verkaufen. Das bedeute aber natürlich nicht, dass die Föderation Qutbs Ansichten teile.[19][20][21]

Zwangsversteigerung

Am 21. Dezember 2006 berichtete der Tagesspiegel über eine bevorstehende Zwangsversteigerung der „Mevlane Moschee am Kottbusser Tor in Kreuzberg“.[22] Burhan Kesici, Vorsitzender der Islamischen Föderation Berlin, sagte: „Ich glaube nicht, dass es bei der Mevlana Moschee zu einer Versteigerung kommt.“[23]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. „Politik im Namen Allahs“, 2. Aufl. S. 40.
  2. Vgl. „Politik im Namen Allahs“, 2. Aufl. S. 38.
  3. Islamistenverein verliert gegen die taz“, in: die tageszeitung, 4. März 2006.
  4. Islamische Föderation in Berlin: Über die IFB: „Die IFB ist unabhängig und nur regional vertreten.“
  5. Verfassungsschutz will Organisatoren des Islam-Unterrichts überprüfen“, in: Berliner Zeitung, 6. November 1998, S. 21.
  6. Berlin: Islamischer Religionsunterricht zugelassen“, migration-info.de, Ausgabe 02/00 (Februar/März 2000).
  7. Aus Liebe zu Allah
  8. ZDF darf Imam nicht als „Hassprediger“ bezeichnen, 8. Mai 2006
  9. Imam der Mevlana-Moschee wird ausgewiesen, Pressemitteilung Nr. 26 vom 16. Dezember 2004
  10. Sigrid Kneist und Suzan Gülfirat: „Hassprediger darf nicht bleiben. Gericht stärkt Ausländerbehörde: Ausweisung war rechtens.“, in: Der Tagesspiegel, 24. Februar 2005.
  11. taz, 23. Juni 2005: Imam jubelt über den Rechtsstaat
  12. Hassprediger geht freiwillig - Früherer Imam der Mevlana-Moschee in Berlin zieht Klage gegen seine Abschiebung zurück, 10. September 2006
  13. netzeitung.de, 9. Mai 2006: ZDF verliert Rechtsstreit gegen Berliner Imam
  14. a b Fragwürdige Geschäfte an der Berliner Mevlana-Moschee / Prediger außerdem unter Betrugsverdacht, ZDF am 7. November 2006.
  15. Fragwürdige Geschäfte“, in: Der Tagesspiegel, 7. November 2006.
  16. Presseerklärung vom 24. April 2006
  17. Hildegard Becker: „Moschee-Report: Das 'Hijacking' des britischen Islam“, sicherheit-heute.de, 1. November 2007.
  18. Richard Herzinger: „Radikale Botschaft, sanft im Ton“, in: Die Zeit, 6. Mai 2004.
  19. Claudia Keller: „Tag der Offenen Moschee: Neugierige Blicke unter der Kuppel“, in: Der Tagesspiegel, 3. Oktober 2007.
  20. Hildegard Becker: „Von Volksverdummern und anderen Peinlichkeiten“, sicherheit-heute.de, 8. Oktober 2007.
  21. Im Hof der Mevlana-Moschee in Kreuzberg: Buchmesse mit antisemitischen Hetzschriften“, haGalil, 20. April 2006.
  22. Kreuzberger Moschee wird zwangsversteigert“, in: Der Tagesspiegel, 21. Dezember 2006.
  23. Moschee am Kottbusser Tor wird versteigert. Anlass: Mietschulden und Rechtsstreit“, in: Berliner Morgenpost, 22. Dezember 2006.
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