Michel Erhart

Michel Erhart

Michel Erhart, auch: Michael Erhart (* um 1440/45; † nach 1522 in Ulm?) war ein bekannter Bildhauer und Bildschnitzer der Spätgotik und hat insbesondere in und um Ulm gewirkt. Er zählt zur Ulmer Schule. Die genauen biographischen Daten sind bislang unklar.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Blaubeurer Hochaltar, 1493
Ritter am Fischkastenbrunnen in Ulm, 1482

Erhart kam nach seinen Wanderjahren, die ihn unter anderem nach Konstanz, aber auch bis in die Niederlande führten, ab etwa 1469 in die freie Reichsstadt Ulm, in der sein Wirken von 1469 bis 1522 nachgewiesen ist. Er arbeitete, genauso wie später seine Söhne Gregor Erhart und Bernhard Erhart, in der Werkstatt Jörg Syrlins d. Ä. Er erhielt dann selbst den Auftrag, „etlich bild“ für den Hochaltar des Münsters zu erstellen und hatte wohl ab 1474 eine eigene Werkstatt mit mehreren Gesellen.

Stilistisch geprägt scheint Michel Erhart von Nikolaus Gerhaert zu sein.

Werke (Auswahl)

Zu Erharts berühmtesten Werken zählen sicher die Wangenbüsten des Chorgestühls im Ulmer Münster, die gemeinhin nur Jörg Syrlin d. Ä. zugeschrieben werden.

  • Mitarbeit am Chorgestühl des Ulmer Münster, 1469–1474
  • Mitarbeit am Hochaltar des Ulmer Münster, der dem Bildersturm zum Opfer fiel
  • Büste einer jungen Frau in der Tracht des burgundischen Hofes, u. a. auch als Die schöne Ulmerin bezeichnet, um 1475
  • Mitarbeit am Fischkastenbrunnen in Ulm, insbesondere die Ritter werden ihm zugeschrieben, 1482
  • Kruzifix in der Besserer-Kapelle des Ulmer Münster, nach 1490
  • Schreinfiguren des Blaubeurer Hochaltars im Kloster Blaubeuren, 1493
  • Kruzifix in der St. Michaeliskirche in Schwäbisch Hall, 1494 (namentlich signiert, gilt als gesichert)
  • Marienaltar in Lautern, 1509
  • Ravensburger Schutzmantelmadonna, 1480

Bilder vom Blaubeurer Hochaltar

Der Blaubeurer Hochaltar

Der Blaubeurer Hochaltar, entstanden zwischen 1493 und 1494, befindet sich im Chorraum der Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters von Blaubeuren. Er hat eine Höhe von fast zwölf Metern und stammt von der Hand der Ulmer Bildhauer Michel und Gregor Erhart. Michel, der Vater von Gregor, ist zwischen 1469 und 1522 nachweisbar. Gregor übersiedelte 1494 nach Augsburg, wo er wahrscheinlich 1540 starb. Vorher arbeitete er in der Ulmer Werkstatt seines Vaters. Neuerdings wird die plastische Hauptarbeit am Altar seinem Vater Michel zugeschrieben. Der Blaubeurer Altar ist ein Wandelaltar mit zwei aufklappbaren Flügelpaaren und einer Predella. Die Außenflügel, die Außenseiten der Innenflügel und die Predellenflügel sind bemalt. Erst bei Öffnung aller Flügel kommt die plastische Ausstattung voll zur Geltung. In der Predella werden Christus und die Apostel in geschnitzten Halbfiguren dargestellt, während im Zentrum des Schreins die Mutter Gottes mit dem Kind auf dem Arm vollplastisch auf der Mondsichel steht. Rechts neben ihr stehen Johannes der Täufer und der Ordensgründer Benedikt, auf der linken Seite Johannes der Evangelist und die heilige Scholastika, die Begründerin des weiblichen Zweigs des Benediktinerordens. Der rechte Altarflügel zeigt das Relief der Geburt Christi, auf dem linken ist die Anbetung der Könige dargestellt. Im Mittelteil des Gesprenges steht Christus als Schmerzensmann, neben ihm an jeder Seite ein Engel mit den Leidenswerkzeugen. In den seitlichen Gesprengen sind Maria und Johannes und unter ihnen jeweils drei Büsten von Heiligen angebracht. Die beiden Auszugsbilder über den geöffneten Innenflügeln zeigen links den Bischof und ehemaligen Abt Heinrich Fabri und rechts die Bildnisbüste des Württemberger Grafen Eberhard im Bart.

Zusammenfassung: Der Blaubeurer Altar verbindet Skulptur, Relief und Malerei miteinander und zeigt damit das Charakteristische des deutschen Schnitzaltars um 1500.[1][2][3]

Einzelnachweise

  1. Uwe Geese: Skulpturen der Gotik in Frankreich, Italien, Deutschland und England, in: Die Kunst der Gotik, Architektur-Skulptur-Malerei, hrsg. von Rolf Toman, Köln 1998.
  2. Volker Gebhardt: Kunstgeschichte deutsche Kunst, Köln 2002.
  3. Werner Schäfke: Gotik, Köln 2007.

Literatur

  • Barbara Maier-Lörcher: Meisterwerke Ulmer Kunst. Süddeutsche Verlags-Gesellschaft Ulm im Thorbecke-Verlag, Ostfildern 2004, ISBN 3-7995-8004-2.
  • Brigitte Reinhardt (Hrsg.): Michel Erhart & Jörg Syrlin d. Ä. Spätgotik in Ulm. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1718-1.
  • Barbara Schäuffelen, Joachim Feist: Ulm – Porträt einer Stadtlandschaft, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0484-5, S. 171.

Weblinks


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