Mieszko II.

Mieszko II.
Mathilde von Lothringen überreicht ein liturgisches Buch an König Mieszko II. von Polen (Neuzeitliche Kopie einer seit dem 19. Jahrhundert verlorenen mittelalterlichen Miniatur)

Mieszko II. Lambert (* 990; † 10. Mai 1034) war ab 1025 bis 1031, als Mieszko (I.), König von Polen und ab 1032, als Mieszko II., Herzog von Polen. Er entstammte dem Adelsgeschlecht der Piasten.

Leben

Er wurde im Jahre 990 als der zweite Sohn von König Bolesław dem Tapferen in dessen dritter Ehe mit Emnilda, der Tochter des Herzogs der Sorben, Dobromir geboren. Mieszko wurde nach der Enterbung des älteren Halbbruders Bezprym als Thronfolger ausersehen. Er nahm an den Kriegen Bolesławs gegen Kaiser Heinrich II. teil und wurde im Jahre 1013 als Vertreter der polnischen Krone zu den Friedensverhandlungen in Merseburg entsandt. Um den Frieden zu festigen, heiratete er Richeza, Tochter des rheinischen Pfalzgrafen Ehrenfried (Ezzo). 1014, nach erneuten Spannungen zwischen dem Kaiser und seinem Vater, wurde Mieszko zunächst gefangengenommen, trat dann als Vermittler auf, konnte aber den Ausbruch neuer Kämpfe 1015 nicht verhindern. An diesem Abschnitt des Krieges beteiligte er sich vor allem mit Plünderungen in Böhmen.

1025, nach dem Tode des Vaters, wurde Mieszko II. zum König von Polen gekrönt. Die ältere polnische Geschichtsschreibung gab ihm den Beinamen „der Faule“, da unter seiner Regierung der rapide Zerfallsprozess des polnischen Großreiches einsetzte, das sein Vater aufgebaut hatte. Schon am Anfang von Mieszkos Herrschaft forderte der deutsche König Konrad II. die Herausgabe der polnischen Krönungsinsignien, da seine Krönung ohne die Zustimmung des Kaisers erfolgt sei. Als Mieszko sich weigerte, schlossen sein älterer Halbbruder Bezprym, sein Bruder Otto und die Familie der Stiefmutter seines Vaters, Oda von Haldensleben, sich dem Kaiser an. Konrad führte 1029 einen ersten (erfolglosen) Feldzug gegen Polen, der ihn in die Lausitz führte. Mieszko versuchte dem Zusammenschluss seiner Gegner 1028 und 1030 mit präventiven Schlägen gegen die östliche Teile des Reiches, Sachsen und Thüringen, zuvorzukommen, erzielte jedoch kaum Erfolge. Ein zweiter Angriff Konrads beendete dagegen im September 1031 die polnische Herrschaft in der Lausitz. Den Zusammenbruch der Herrschaft Mieszkos löste aber erst der gleichzeitige Angriff des Kiewer Großfürsten Jaroslaw des Weisen aus, in dessen Gefolge Bezprym zurück ins Land kam. Polen war in die Zange genommen, Mieszko floh zu Herzog Udalrich von Böhmen, der mit dem Kaiserhaus verfeindet war. Im gleichen Jahr konnte der spätere böhmische Thronfolger Břetislav I. die polnische Besatzung aus seinem Herzogtum in Mähren vertreiben, und diese Provinz endgültig mit der Krone Böhmens verbinden. Bezprym wurde indessen im November 1031 zum neuen Herrscher Polens und übergab die Krönungsinsignien an den Kaiser.

Nach wenigen Monaten wurde Bezprym im Frühjahr 1032 ermordet und Mieszko II. konnte in die Heimat zurückkehren. Die Rückkehr des geschassten Königs beunruhigte das kaiserliche Umfeld, daraufhin zog Kaiser Konrad erneut im September 1032 (ergebnislos) gegen Polen. Um die Situation im Westen zu entspannen, suchte Mieszko einen Ausgleich mit dem Kaiser. Konrad erkannte ihn als Herrscher in Polen an, verweigerte ihm jedoch im Vertrag von Merseburg (Hoftag zu Merseburg) vom 7. Juli 1033 jegliche königliche Ehren und setzte Mitregenten ein: Dietrich, aus der Familie der Haldenslebener, ein Verwandter der Stiefmutter seines Vaters, und Otto, Mieszkos jüngsten Bruder. Als beide kurz darauf starben (entweder von der Macht entfernt oder ermordet), konnte Mieszko vorübergehend wieder alleine herrschen, bis er am 10. Mai 1034 starb. Richeza und ihr Sohn und Nachfolger des Vaters, Kasimir, später „der Erneuerer“ genannt, konnten sich in der ihnen feindlich gesinnten Umgebung nicht behaupten und mussten 1037 (eventuell bereits 1034) aus dem von religiösen und sozialen Unruhen geschüttelten Land fliehen.

Mieszko II. hinterließ nach seinem Tod ein von Aufständen zerrüttetes Land. Mit dem Verzicht auf die Königswürde stand Polen ab 1033 für Jahrzehnte wieder in formeller Abhängigkeit zu römisch-deutschen Kaisern.

Literatur

  • A. Lewicki: Mieszko II.. Kraków 1876.
  • G. Labuda: Mieszko II król Polski (1025–1034). Kraków 1992.

Weblinks



Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mieszko I — Mieszko Ier de Pologne Mieszko Ier …   Wikipédia en Français

  • Mieszko IV. — Mieszko I. (auch: Mieszko I. Kreuzbein; Mieszko I. Schlenkerbein; polnisch: Mieszko I Plątonogi (* zwischen 1132 und 1146; † 16. Mai 1211) war 1163–1173 Herzog von Schlesien, nach der Teilung Schlesiens ab 1173 Herzog von Ratibor–Teschen, ab 1202 …   Deutsch Wikipedia

  • Mieszko I — Mieszko I. (* 922/945; † 25. Mai 992) war der erste historisch nachweisbare Fürst der Polanen und ab ca. 960 Herzog von Polen. Als Sohn des legendären Fürsten Siemomysław entstammte er der Dynastie der Piasten. Leben In den ersten Jahren seiner… …   Deutsch Wikipedia

  • Mieszko — Gender male Origin Word/Name Slavic Meaning miecz ( to have, sword ) Other names Related names …   Wikipedia

  • Mieszko — ist ein polnischer Vorname. Inhaltsverzeichnis 1 Namensträger 1.1 polnische Herrscher 1.2 Sonstige Persönlichkeiten 1.3 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

  • Mieszko —   [ mjɛʃkɔ], polnischer Herrscher:    1) Mieszko I., Herzog (seit etwa 960), ✝ 25. 5. 992; aus dem Herrschergeschlecht der Piasten, Vater Bolesławs I. Chrobry; stand seit 963 in einer zunächst nicht klar definierten Abhängigkeit zum Heiligen… …   Universal-Lexikon

  • Mieszko I — (Mieszko I935 25 de mayo 992) hijo Siemomysl. Fue el primer príncipe conocido de Polonia. Gobernó entre 960 y 992. Convirtió el país al cristianismo. Al principio gobernaba sobre de tribu de los polanos, de donde viene el nombre de Polonia, para… …   Enciclopedia Universal

  • Mieszko I. — Darstellung Herzogs Mieszko von Polen zusammen mit seinem Sohn Bolesław in der Goldenen Kapelle zu Posen …   Deutsch Wikipedia

  • Mieszko II — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Mieszko II est un nom porté par plusieurs souverains et nobles européens: Mieszko II, roi de Pologne Mieszko II, duc d’Opole et de Racibórz Catégorie :… …   Wikipédia en Français

  • Mieszko I — born с 930 died May 25, 992 Prince or duke of Poland (963?–992). He accepted Christianity from Rome (966) to avoid forced conversion by the Germans and the incorporation of Poland into the Holy Roman Empire. He expanded Poland southward into… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”