Mijat Tomić

Mijat Tomić
Mijat Tomić

Mijat Tomić (* 1610 in Gornji Brišnik, Herzegowina; † 1656 in Doljani, Gemeinde Jablanica, Herzegowina) war ein kroatischer Hajduk.

Als Hajduk war er besonders in der Herzegowina um Županj-Potok (heute: Tomislavgrad) aktiv. Häufig überfiel und plünderte er osmanische Karawanen und verteilte die Beute oft an Arme und Bedürftige.

Das erste Dokument über ihn, stammt aus dem Jahr 1640 und beschreibt sein Eintreten in das Hajdukenleben. Tomić wuchs in seinem Geburtsort Gornji Brišnik auf und hatte zwei Brüder und zwei Schwestern. Seine Schwester Manda war die Mutter seines Gefährten, des Hajduken Mali Marijan (Kleiner Marijan), auch Marianko genannt. Tomić wurde von seinem Onkel Niko (väterlicherseits) aufgezogen, da er früh die Eltern verlor. Er verließ jung seinen Onkel, um bis zu seinem 20. Lebensjahr für den Beg Kopčić Schafe zu hüten.

Wie Tomić danach ein Hajduk wurde, beschreibt das, mit der Gusla zu begleitende, epischen Heldenlied Die geplünderte Begovica:

Mähder sammelt der Kopčić Verwalter,
Hundert Mähder und zweihundert Häusler
Und dann redet er zu ihnen also:
„Welcher morgen kommt nach Sonnenaufgang
Dem laß ich dreihundert Prügel geben,
Ihn ins unterste Gefängnis werfen,
Laß ihn auch nicht frei aus dunklem Kerker;
Oh, der Beg nicht aus dem Felde kehret,
Und er kehrt nicht unter sieben Jahren.“
Ob der Red' erschrocken sich alle Mähder
Und vor Tage sind sie aufgestanden,
Doch verspätet sich der Tomić Mijat,
Trägt auf seinem Arm die lange Flinte,
In der Hand die Sense sammt dem Schleiffstein,
Zu ihm redet der Kopčić Verwalter:
„Weißt Du, Mijat, was ich gestern sagte,
Will's bei meinem Glauben auch vollziehen!
Lasse Dir dreihundert Prügel geben,
Dich ins unterste Gefängnis werfen,
Frei nicht wirst Du bis der Murat Beg kommt,
Und er kommt nicht unter sieben Jahren.“
Als der Tomić Mijat dieses hörte,
Warf er in das grüne Gras die Sense,
Flüchtete sich in die weite Waldung
Und dort trat er auf als kühner Räuber,
Weilet nun so lang im grünen Walde
Bis er sammelt einige Gefährten.[1]

Auch sein Tod und die Rache seiner Gefährten wird in dem solchen Heldenlied, mit dem Titel Das Strafgericht der Haiduken beschrieben:

„Inzwischen trifft in Bosnien ein großherrlicher Ferman ein,
„der auf Mijat's Kopf drei Beutel Goldes und drei schöne Spahi-
„liks zum Preise aussetzt. Zwar, als der Ferman verkündigt ward,
„that man, als höre man nichts, und sprach von anderen Dingen,
„so furchtbar war Mijat den Türken; doch endlich tritt ein arabi-
„scher Hauptmann auf und verspricht, den Mijat, dem er einst
„befreundet, auszuliefern. Er ergreift seinen Damascenersäbel und
„seine lange Flinte, besteigt sein geschwindes Roß und eilt in die
„Schluchten, den Geächteten aufzuspüren. Unterwegs trifft er den
„Knees Elias, der aus der Stadt zurückkehrt mit zwei Lasten
„Weins. „„Hast Du, fragt der Schwarze, diesen Vorrath zu
„einem Trauer- oder Festmahl angeschafft?"" „„In meinem Hause
„ist nicht Trauer, entgegnet Elias, sondern Freude, denn diesen
„Abend wird Mijat mit seinen dreißig Gefährten bei mir speisen.""
„„In Allahs Namen!"" ruft der Araber aus, „„lieferst Du den
„großen Haiduken in meine Hände, auf daß das Haupt ich ihm
„vom Rumpfe trenne, so erhältst drei Beutel Goldes Du zum
„Lohne."" Der Knees nimmt den lockenden Antrag an und be-
„stellt den schwarzen Araber zur Nachtmahlsstunde in sein Haus;
„drauf scheiden sie und Elias kehrt in's Dorf zurück."

„Als Mijat seinen Gevatter in's Gehöfte einziehen sieht, eilt
„er ihm entgegen und späht nach dem Pulversack; doch gewahrt
„er nur Schläuche mit Wein gefüllt, und der Knees erklärt ihm,
„daß er im Bazar nur schlechtes Pulver gefunden, was kein Hai-
„duk gebrauchen könne. Arglos setzen am Abend die Freunde sich
„zur Tafel, und jubelnd trinket Mijat, als ihm plötzlich Thränen
„auf die Stirn herniederträufeln und er die Gevatterin, die ihm
„einschenkt, weinend hinter sich erblickt. „„Holde Marina, ruft
„er, warum diese Thränen? Glaubst Du vielleicht, ich werde Dir
„nicht Deine Pflege und Heilungskosten bezahlen?"" „„O,""
„erwidert Marina, „„ich verlange keine Zahlung für Pflege und
„Unterhalt; ich weine nur beim Gedanken an unsere Trennung
„und weil furchtbares Leid Dir bevorsteht, denn Elias hat Dich
„an den Araber verrathen."" Bei diesen Worten blickt Mijat
„nach der Thür um, aber im nämlichen Augenbick tritt der schwarze.
„Hauptmann ein, und strecken Flintenschüsse den armen Haiduken
„nieder."

„Nur Mijats Neffe, Marianko, entkommt bewaffnet
„durchs Fenster und schießt im Gebirge sein Gewehr los.
„[...] Stracks nun steigen die Haiduken hinab, doch sie finden nur Marianko schwer
„verwundet, der erzählt den Verrath des Kneesen von Bobowo und
„wie der Araber und seine türkischen Söldner sich in Elias's Kula
„an leckerem Weine laben. Scherawitza beweint mit heißen Thränen
„Mijat's Tod und alle Haiduken stimmen dumpfe Trauerklagen an;
„alle brennen sie vor Begierde, ihren unglücklichen Gefährten zu
„rächen, und stellen sich ohnweit des Dorfes in dem blutigen Eng-
„paß auf, wo der Türken Weg hindurchführt. Bald erscheinen
„diese, an ihrer Spitze der schwarze Araber mit Mijat's Haupt.
„Bei diesem Anblick legt Scherawitza, von herbem Schmerz er-
„griffen, auf den Hauptmann an und trifft ihn mitten in's Herz.
„Drauf feuern auch die dreißig Haiduken los und dreißig Türken
„sinken todt zu Boden; nun ziehn die Sieger in Bobowo ein, ver-
„schonen zwar die brave, treue Marina, aber stürzen wüthend über
„den treulosen Kneesen her, hauen Arm und Bein ihm ab, reißen
„ihm Zähne und Augen aus und verbrennen ihn dann lebendig
„in seiner Kula. Solch ein Lohn ward dem Verräther." —[2]

Tomić wird noch heute - vor allem von den Kroaten der Herzegowina - verehrt und seine Taten sind unvergessen. So wird z. B. sein Tod noch heute von dem Guslar Željko Šimić besungen[3] und es werden Bücher über in veröffentlicht[4].

Sein Grab ist noch heute auf dem Friedhof von Doljani zu sehen. Sein Grabstein, ein Stećak, wurde 1937 mit einer Gedenktafel versehen.

Inhaltsverzeichnis

Sonstiges

Im Bosnienkrieg trugen mehrere kroatische Militäreinheiten des HVO seinen Namen (z.B. die Brigada Herceg-Stjepan 3. Bojna Jablanica „Mijat Tomić“ und Postrojba Posebnih Namjena Doljani "Mijat Tomic").

Literatur

  • Cyprian Robert: Die Slawen der Türkei, oder die Montenegriner, Serbier, Bosniaken, Albanesen und Bulgaren, ihr Kräfte und Mittel, ihr Streben und ihr politischer Fortschritt, S. 13 f. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig, 1844.
  • Ivan Franjo Jukić und Ljubomir Hercegovac (d. i. Fra Grga Martić): Narodne pjesme bosanske i hercegovačke (Bosnische und herzegowinische Volkslieder). Osijek 1858.
  • Anđelko Mijatović (Hrsg.): Narodne pjesme o Mijatu Tomiću (Volkslieder über Mijat Tomić). Zajednica samostalnih pisaca „Tin“, 1969.
  • Gligor Stanojević: Jugoslovenske zemlje u mletacko-turskim ratovima XVI - XVIII vijeka (Die südslawischen Gebiete während der türkisch-venezianischen Kriege des 16. - 18. Jahrhunderts), S. 184 f. 1970.
  • Dubravko Horvatić: Junačina Mijat Tomić : po starim pjesmama i pripovijedanjima. (Das Heldentum des Mijat Tomić : In alten Liedern und Erzählungen). K. Krešimir, Zagreb 1998. -ISBN 953-6264-68-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. S. Singer: Das Hajdukenthum bei den Südslaven. In: Der Salon für Literatur, Kunst und Gesellschaft, Bd. II 1885, S. 447. Verlag von A. H. Payne, Leipzig 1885
  2. Cyprian Robert: Die Slawen der Türkei, oder die Montenegriner, Serbier, Bosniaken, Albanesen und Bulgaren, ihr Kräfte und Mittel, ihr Streben und ihr politischer Fortschritt, S. 19-20. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig, 1844
  3. Željko Šimić: Smrt Mijata Tomića (Der Tod des Mijat Tomić) und Mijat Tomić i paša od Zvornika (Mijat Tomić und der Pascha von Zvornik)
  4. Dubravko Horvatić: Junačina Mijat Tomić : po starim pjesmama i pripovijedanjima. (Das Heldentum des Mijat Tomić : In alten Liedern und Erzählungen). K. Krešimir, Zagreb 1998. -ISBN 953-6264-68-4

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