Militär von Hessen-Homburg

Militär von Hessen-Homburg
Landgrafschaft Hessen-Homburg
Wappen Flagge
Flagge von Hessen-Homburg
 
Landeshauptstadt Bad Homburg vor der Höhe
Regierungsform Monarchie
Staatsoberhaupt Landgraf
Dynastie Haus Hessen
Bestehen 1622-1866
Fläche 221 km² [1]
Einwohner 27.563 (1865) [2]
Bevölkerungsdichte 125 Einw./km² (1865)
Entstanden aus Landgrafschaft Hessen-Darmstadt
Aufgegangen in Preußische Provinz Hessen-Nassau
Karte
Karte der Landgrafschaft Hessen-Homburg und umliegender Staaten
Eingang Homburger Schloss

Hessen-Homburg war im Heiligen Römischen Reich (Altes Reich) vor 1806 eine kleine, von 1768 bis 1806 reichsunmittelbare Landgrafschaft, bestehend aus der Herrschaft Homburg am Fuße des Taunus, der damals noch einfach Die Höhe genannt wurde. Die regierende Fürsten gehörten dem Haus Hessen an. Von 1622 bis 1768 und noch einmal von 1806 bis 1815 war es Teil von Hessen-Darmstadt. Es lebte 1815, erweitert um die Herrschaft Meisenheim im heutigen Rheinland-Pfalz (zusammen 221 km²), als souveräne Landgrafschaft wieder auf, welche bis zum Aussterben der hier regierenden Fürstenlinie im Jahr 1866 existierte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Altes Reich (1622–1806)

Friedrich I. von Hessen-Homburg

Die Landgrafen von Hessen-Homburg waren eine von 1622 bis 1866 bestehende Nebenlinie (Sekundogenitur) der Linie Hessen-Darmstadt im Haus Hessen. In Hessen-Darmstadt galt zwar, wie an vielen Fürstenhöfen, theoretisch die Primogenitur. In der Praxis wurden die jüngeren Söhne jedoch oft mit einem Landesteil ausgestattet. So auch Landgraf Friedrich I. von Hessen-Homburg (* 1585; † 1638), jüngster Sohn des in Hessen-Darmstadt regierenden Landgrafen Georg I. (* 1547; † 1609), als 1622 der regierende Darmstädter Landgraf Ludwig V. mit den vereinbarten Apanagezahlungen erheblich im Rückstand war. Friedrich I. erhielt Stadt und Amt Homburg vor der Höhe mit aller Hoch- und Obrigkeit, aber ohne landesherrliche Gewalt und sollte seine Apanage aus den Einkünften von Homburg bestreiten. Landesherr blieb also reichsrechtlich weiterhin der Landgraf von Hessen-Darmstadt, auf den beispielsweise der Diensteid geleistet werden musste. Darmstadt war jedoch verpflichtet, jährlich 15.000 Gulden an Homburg zu zahlen und dazu meist nicht in der Lage. Auch war im Staatsrecht der damaligen Zeit die Trennung zwischen landesherrlicher Gewalt und einer bloßen Überlassung von Landesteilen zu einer ökonomischen Nutzung (noch) nicht eindeutig vollzogen. So begannen schon früh die Versuche Hessen-Homburgs unabhängig zu werden. 1768 gelang es, durch einen Hausvertrag, die sogenannte „Vergleichspunktuation“, den Verzicht Hessen-Darmstadts auf die Hoheitsrechte über Hessen-Homburg zu erreichen.

Hervorzuheben ist Landgraf Friedrich II. der Prinz von Homburg „mit dem silbernen Bein“ (* 1633; † 1708), schwedischer und brandenburgischer General, der mit seiner in brandenburgischen Diensten erworbenen Erfahrung eine merkantilistische Wirtschaftspolitik und gezielte Entwicklungsprojekte in der Mini-Landgrafschaft einführte. Dazu zählte auch die Ansiedlung hugenottischer Kolonisten in Friedrichsdorf. Den wirtschaftlichen Aufschwung dokumentiert auch der frühbarocke Schlossbau in Homburg.

Von 1648 bis 1681 spaltete sich die Linie Hessen-Bingenheim ab.

Bemerkenswert: Fünf Landgrafen (Friedrich VI., Ludwig, Philipp, Gustav, Ferdinand) waren Träger des Militär-Maria-Theresien-Ordens.

Von 1806 bis 1815 war Hessen-Homburg mediatisiert und Teil Hessen-Darmstadts.

Deutscher Bund (1815–1866)

Als einziger der 1803 mediatisierten Fürsten erhielt Landgraf Friedrich V. 1815 in der Wiener Bundesakte sein Land zurück. Es wurde noch vermehrt durch das Amt Meisenheim am Glan (176 km²), Teil des ehemaligen französischen Départements Sarre. Flächenmäßig hatte Meisenheim die doppelte Größe wie die Stammherrschaft Homburg (85 km²); seine Einwohner stellten zum Homburger Jägerbataillon im Heer des Deutschen Bundes 150 Mann.

Von 1817 bis 1866 war Hessen-Homburg ein souveräner Staat im Deutschen Bund, dem es am 7. Juli 1817 nachträglich beitrat. Damit gehörte die Landgrafschaft als einziges deutsches Fürstentum nicht zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Bundes, sieht man von dem vom dänischen König regierten Herzogtum Schleswig ab.

Im Jahre 1828 trat Hessen-Homburg dem Mitteldeutschen Handelsverein bei. Für das Amt Meisenheim schloss sich die Landgrafschaft 1830 dem Preußischen Zollsystem und 1834 auch dem Deutschen Zollverein an. Für das Amt Homburg erfolgte 1836 der Anschluss an das Hessische Zollsystem und damit ebenfalls an den Deutschen Zollverein.

Entgegen den Bestimmungen von Artikel 13 der Bundesakte wurde in der Landgrafschaft Hessen-Homburg lange keine Verfassung gewährt. Erst im Rahmen der Märzrevolution erließ Landgraf Gustav am 6. März 1848 die Verfassung von Hessen-Homburg. 1848 wurde auch ein Landtag von Hessen-Homburg gewählt, der jedoch keinen wesentlichen Einfluss haben sollte. Am 20. April 1852 wurde durch landgräflichen Erlass die Verfassung außer Kraft gesetzt.

Als 1866 mit Landgraf Ferdinand der letzte männliche Vertreter des Hauses starb, war die dynastische Linie im Mannesstamm erloschen; das Land fiel laut Erbvertrag an Hessen-Darmstadt zurück, wurde nach dem Krieg von 1866 an Preußen abgetreten und schließlich Teil der Provinz Hessen-Nassau.

Mit dem Tode von Auguste Friederike in Ludwigslust am 1. April 1871 und ihrer Nichte Caroline in Greiz am 18. Januar 1872 starb die Linie Hessen-Homburg aus.

Stimmrecht im Deutschen Bund

Im Bundestag des Deutschen Bundes 1815–1866 trugen die Vertreter der größeren deutschen Staaten Virilstimmen. Im Plenum hätte Hessen-Homburg nach Art. VI das Stimmrecht mit einer ganzen Stimme erhalten, nicht aber im Engeren Rat. Hier wurden die kleineren Bundesstaaten und die freien Städte bei Abstimmungen zu mehreren Gesamtstimmen, die nur als Kuriatstimme abgegeben werden konnten, zusammengefasst.

In Anbetracht der geringen Größe des Landes wäre es nur natürlich gewesen, dass Hessen-Homburg hier seinen Platz gefunden hätte. In völliger Verkennung dieser Tatsachen forderte man aber – mit Verweis auf die Verdienste in den Befreiungskriegen und die Zugehörigkeit zum alten hessischen Fürstenhaus – eine eigene Virilstimme sowie einen Platz unter den großen Fürstentümern. Auch das Kompromissangebot, in die Virilstimme Hessen-Darmstadts (als »Hessen-Darmstadt und Hessen-Homburg«) einbezogen zu werden, wurde abgelehnt. So manövrierte man sich für rund 20 Jahre ins politische Abseits. Erst unter der Regierung des Landgrafen Ludwig erhielt die Landgrafschaft das Stimmrecht. Die deutsche Bundesversammlung deklarierte am 17. Mai 1838 das Stimmverhältnis der Landgrafschaft mit einer Stimme im Plenum. Nun durfte es sich im "Engeren Rat" den in der 16. Gesamtstimme vereinigten Fürsten anschließen. Im Protokoll des Bundestages vom 9. September 1842 wurde Hessen-Homburg neben den reußischen Fürstentümern, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein, Lippe-Detmold, Schaumburg-Lippe und Waldeck in der Liste der Staaten des Deutschen Bundes geführt.

Die Landgrafen von Hessen-Homburg 1622 - 1866

Friedrich I. (* Darmstadt od. Schloss Lichtenberg, 5. März 1585, † Homburg vor der Höhe, 9. Mai 1638/reg. 1622–1638)

1638–1648 vormundschaftliche Regierung der Landgräfin Margareta Elisabetha von Leiningen-Westerburg-Schaumburg

Wilhelm Christoph gen. Landgraf zu Bingenheim (* Ober-Rosbach, 13. November 1625 † verm. Bingenheim, 27. August 1681/reg. 1648–1669. Verkauft Stadt und Amt Homburg 1669 für 200.000 Gulden an seinen Bruder Georg Christian)

Georg Christian (* Homburg vor der Höhe, 10. Dezember 1626, † Frankfurt am Main, 1. August 1677/reg. 1669–1671. Veräußert Stadt und Amt Homburg 1671 an zwei Kaufleute in Frankfurt; Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Darmstadt löst die Verpfändung ein – von 1673 bis 1679 bleibt Hessen-Homburg bei Darmstadt)

Friedrich II. gen. Prinz von Homburg; General der Kavallerie (Brandenburg) (* Homburg vor der Höhe, 30. März 1633, † Homburg vor der Höhe, 24. Januar 1708/löst 1679 das verpfändete Amt Homburg aus und reg. 1680–1708)

Friedrich III. Jacob Gouverneur von Tournai, Gouverneur von Breda, General der Kavallerie (Niederlande) (* Berlin, 19. Mai 1673, † Hertogenbosch, 8. Juni 1746/reg. 1708–1746)

Friedrich IV. Carl Ludwig Wilhelm (* Braunfels, 15. April 1724, † Homburg vor der Höhe, 7. Februar 1751/reg. 1746–1751)

1751–1766 vormundschaftliche Regierung der Landgräfin Louise Ulrike von Solms-Braunfels

Friedrich V. Ludwig Wilhelm Christian (* Homburg v. d. Höhe, 30. Januar 1748, † Homburg vor der Höhe, 20. Januar 1820/reg. 1766–1820)

1806–1815 mediatisiert zu Gunsten Hessen-Darmstadts

Friedrich VI. Joseph Ludwig Carl August General der Kavallerie (Österreich) (* Homburg vor der Höhe, 30. Juli 1769, † Homburg vor der Höhe, 2. April 1829/reg. 1820–1829)

Ludwig Wilhelm Gouverneur von Luxemburg/General der Infanterie (Preußen) (* Homburg vor der Höhe, 29. August 1770, † Luxemburg, 19. Januar 1839/reg. 1829–1839)

Philipp August Friedrich Gouverneur der Bundesfestung Mainz /Feldmarschall (Österreich) (* Homburg vor der Höhe, 11. März 1779, † Homburg vor der Höhe, 15. Januar 1846/reg. 1839–1846)

Gustav Adolf Friedrich General der Kavallerie (Österreich) (* Homburg vor der Höhe, 17. Februar 1781, † Homburg vor der Höhe, 8. September 1848/reg. 1846–1848)

Ferdinand Heinrich Friedrich General der Kavallerie (Österreich) (* Homburg vor der Höhe, 26. April 1783, † Homburg vor der Höhe, 24. März 1866/reg. 1848–1866)

Literatur

  • Friedrich Lotz: Geschichte der Stadt Bad Homburg vor der Höhe. Band 2, Die Landgrafenzeit. Kramer, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-7829-0133-9.
  • Fried Lübbecke: Kleines Vaterland Homburg vor der Höhe. Kramer, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-7829-0254-8.
  • Herbert Rosendorfer: Der Prinz von Homburg : Biographie. dtv, München 1991, ISBN 3-423-11448-7.
  • Knut Thomsen: Die Bemühungen Hessen-Homburgs um Sitz und Stimme im Bundestag. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg vor der Höhe, Band 30 (1966), ISSN 0948-3918.

Weblinks

Siehe auch

Schloss Bad Homburg


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