Minneconjou

Minneconjou
Ehemaliges Stammesgebiet der Minneconjou, benachbarter Stämme und heutige Reservationen

Die Minneconjou sind ein nordamerikanischer Indianerstamm und gehören zu den Lakota aus der Sioux-Sprachfamilie. Der Name Minneconjou ist eine französische Form der Eigenbezeichnung Mnikȟówožu und bedeutet Pflanzung am Wasser.

Die Minneconjou bilden einen von sieben Lakota-Stämmen; die anderen sechs Stämme heißen Brulé, Hunkpapa, Oglala, Sihasapa, Sans Arc und Two Kettles. Ihr ehemaliges Stammesgebiet lag in der Mitte des 19. Jahrhunderts im westlichen South Dakota, wo sie wie die meisten Indianer der Großen Ebenen in Tipis wohnten und von der Büffeljagd lebten.

Inhaltsverzeichnis

Kultur

Big Foots Gruppe von Minneconjou in ihren Kostümen beim Geistertanz, Cheyenne River, South Dakota. Fotografiert von John C. H. Grabill, 9. August 1890.

Die Minneconjou zählten zu den kriegerischsten Indianern des nordamerikanischen Westens und waren gleichermaßen bei feindlichen Stämmen und weißen Gegnern gefürchtet. Sie lieferten der US-Armee in den Indianerkriegen zahlreiche Gefechte und weigerten sich oftmals, die vertraglich zugesicherten jährlichen Zahlungen entgegenzunehmen.

Vom Krieg hatten die Indianer eine vergleichbare Vorstellung wie die europäischen Ritter des Mittelalters und sahen darin einen eher sportlichen Wettkampf, in dem bestimmte Regeln eingehalten werden mussten. Gelang einem Krieger eine Aktion, die großen Mut erforderte, brachte ihm das besonderes Ansehen innerhalb des Stammes ein. Derartige Bravourstücke wurden Coups genannt und man verstand zum Beispiel darunter die Berührung eines unverwundeten Feindes mit der Hand oder einem Stock, der Coupstab genannt wurde. Weitere Coups waren das Erzielen eines Hiebs oder Stichs mit dem Speer, Messer oder Tomahawk, das Entwenden der gegnerischen Waffe oder der Diebstahl eines Pferdes aus dem Lager des Gegners. Das Wort Coup stammt von französischen Trappern, die Indianer sprachen jedoch von Counting Coups (gezählte Coups), deren Anzahl an ihren Warbonnet genannten Federhauben abzulesen war. Jeder Krieger, der einen Coup angebracht hatte, schrie sofort Aah-hey (Ich erhebe Anspruch!), das bedeutete die Forderung auf Anerkennung. Jeder Coup bedurfte einer Bestätigung durch einen glaubhaften Zeugen.[1]

Geschichte

Big Foot (Si Tanka)

Die Minneconjou wurden erstmals im Jahr 1804 von Lewis und Clark erwähnt, als sie von deren Expedition am Missouri River besucht wurden. Sie zählten zu dieser Zeit etwa 250 Krieger. Um 1850 befand sich ihr Stammesgebiet weiter westlich zwischen den Black Hills und dem Platte River im westlichen South Dakota. Im Jahr 1866 waren sie maßgeblich am Fetterman-Massaker beteiligt, das in der Nähe von Fort Phil Kearney stattfand und 81 amerikanischen Soldaten das Leben kostete. Krieger der Minneconjou kämpften auch 1867 beim Wagon Box Fight und 1876 in der Schlacht am Little Bighorn.

Nach Ende der Sioux-Kriege um die Black Hills im Jahr 1877 wurden die Minneconjou in die Cheyenne-River-Reservation in South Dakota eingewiesen. Zu dieser Zeit war ihr Häuptling Spotted Elk (Gefleckter Elch) oder Si Tanka, der bei den Weißen Big Foot (Großer Fuß) genannt wurde. Er war ein Mann, der sich wegen seines diplomatischen Geschicks hohes Ansehen erworben hatte. Er entschloss sich, die Lebensweise der Weißen zu übernehmen und war einer der ersten nordamerikanischen Indianer, die Mais nach den Vorgaben der Regierung anbauten. Darüber hinaus reiste er nach Washington, um für den Bau einer Missionsschule an der Gabelung des Cheyenne Rivers zu werben. Das Bureau of Indian Affairs stimmte wohl zögerlich zu, doch die Angelegenheit geriet schließlich in Vergessenheit.

1889 führte Häuptling Kicking Bear oder Mato Wanartaka die Geistertanz-Religion bei den Minneconjou ein. Diesen rituellen Tanz hatte Wovoka, ein Medizinmann der Nördlichen (Paviotsu) Paiute, wiederbelebt. Während einer spirituellen Trance hatte er eine Vision, in der ihm vom Schöpfer prophezeit wurde, die alten Zeiten und mit ihnen die indianische Lebensweise würden zurückkehren. Die Büffel kämen zurück, die Weißen verschwänden und die Erde würde sich in ein Paradies nur für Indianer verwandeln. In einem Zustand der Hoffnungslosigkeit, dezimiert durch Kriege, Hunger und Krankheiten, begrüßten die Minneconjou die neue Religion. Mehrere andere Siouxstämme, deren Sonnentanz und weitere "barbarische Bräuche" 1883 vom US-Innenminister verboten wurden, übernahmen ebenfalls den Geistertanz, der sich bald über den ganzen Westen ausbreitete. Im Jahr 1890 wurde auch der Geistertanz von der Regierung verboten.

Häuptling Big Foot, tot im Schnee bei Wounded Knee (29. Dezember 1890)

Am 15. Dezember 1890 tötete die Polizei der Standing-Rock-Reservation Sitting Bull bei seiner Festnahme, weil er den Geistertanz bei seinen Leuten genehmigt hatte. Big Foot (Spotted Elk) machte sich mit seinen Minneconjou auf den Weg in die Pine-Ridge-Reservation, als er vom Tod Sitting Bulls hörte. Am 28. Dezember wurden die Minneconjou von US-Soldaten unter Major Samuel Whitside abgefangen. Spotted Elk, an einer Lungenentzündung erkrankt, befahl seinen Leuten, keinen Widerstand zu leisten und sich zu ergeben. Die Soldaten eskortierten die Indianer zum Wounded Knee Creek, wo man die Nacht verbrachte. Am Morgen des 29. Dezember erschien Colonel James Forsyth und übernahm das Kommando. Er befahl den Indianern die Herausgabe aller Waffen. Als sich bei einer Durchsuchung ein Schuss löste, begannen die US-Soldaten zu feuern. Auf Anhöhen positionierte Hotchkiss-Geschütze töteten etwa 200 Sioux, darunter war auch Häuptling Spotted Elk. 25 US-Kavalleristen starben ebenfalls, zumeist von Kugeln der eigenen Männer getötet, die in dem entstandenem Chaos ihre Ziele verfehlten.[2]

Heute findet man die Nachkommen der Minneconjou in der Cheyenne-River-Reservation in South Dakota, wo sie zusammen mit Angehörigen der Sans Arc, Sihasapa und Two Kettles leben; genaue Zahlen über jeden einzelnen Stamm existieren nicht mehr. Die Volkszählung aus dem Jahr 2000 ergab, dass 9064 Sioux in der Cheyenne River Reservation leben.

Siehe auch

Literatur

  • Raymond J. DeMallie (Hrsg.): Handbook of North American Indians. Bd. 13: Plains. Smithsonian Institution Press, Washington D.C. 2001. ISBN 0-16-050400-7
  • Dee Brown: Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg, 1972.ISBN 3-455-08873-2
  • Benjamin Capps: Die Indianer. Reihe: Der Wilde Westen. Time-Life Books (Netherland) B.V., 1980.
  • René Orth: Auf den Spuren der Indianer. Ensslin & Laiblin Verlag, Reutlingen, 1988. ISBN 3-7709-0677-2
  • John Fire Lame Deer / Richard Erdoes: Tahca Ushte, Medizinmann der Sioux

Originalausgabe: Lame Deer Seeker of VisionsISBN 3-471-77423-8 Deutsche Übersetzung: dtv München, 1997 ISBN 3-423-20034-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. René Orth: Auf den Spuren der Indianer. Ensslin & Laiblin Verlag, Reutlingen, 1988. Seite 108ff.
  2. Big Foot (1825-1890).

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