Mitte-Deutschland-Bahn

Mitte-Deutschland-Bahn

Die Mitte-Deutschland-Verbindung ist eine Eisenbahnverbindung zwischen Thüringen und Sachsen. Das Kernstück dieser Verbindung führt von Chemnitz bzw. Glauchau im Osten über Gera und Jena nach Weimar im Westen. Dabei werden die Bahnstrecke Dresden–Werdau (Chemnitz–Glauchau), die Bahnstrecke Glauchau–Gößnitz, die Bahnstrecke Gößnitz–Gera und die Bahnstrecke Weimar–Gera befahren.

Sie ist Bestandteil einer möglichen direkten Bahn-Verbindung vom Ruhrgebiet oder Frankfurt am Main über Eisenach, Erfurt, Weimar, Jena–West, Jena–Göschwitz, Gera, Gößnitz, Werdau, Zwickau, Chemnitz bis nach Dresden und stellt damit eine Alternativroute zur derzeit für den Fernverkehr genutzten Trasse von Erfurt über Leipzig (statt weiter südlich über Chemnitz) nach Dresden dar.

Mitte-Deutschland-Verbindung bei Ronneburg

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Mitte-Deutschland-Verbindung stellte vor der Deutschen Teilung eine wichtige Verbindung zwischen den sächsischen Industriegebieten und Westdeutschland dar. Gleichfalls war sie auch für die Anbindung Böhmens über die Elstertalbahn an Westdeutschland bedeutsam.

In der DDR hatte die Verbindung Bedeutung zur Entlastung der über Halle und Leipzig führenden Strecken. Bereits unmittelbar nach der Deutschen Wiedervereinigung plante man euphorisch einen zeitgemäßen Ausbau dieser Strecke, da man sie nun als wichtiges Bindeglied zwischen Westsachsen (Chemnitz) und Westdeutschland einstufte. In dem Gesetz für die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit war die Verbindung zwar nicht enthalten, jedoch wurde sie im Bundesverkehrswegeplan von 1993 als „vordringlicher Bedarf“ eingestuft. Priorität besaß in der Folgezeit jedoch die Linie über Leipzig. Dennoch etablierte sich mit der InterRegio-Linie 41 schnell eine zeitgemäße Fernverbindung. Im Vierstundentakt wurde eine umsteigefreie Verbindung zwischen Chemnitz und Aachen angeboten. Wegen des fehlenden Fahrdrahtes zwischen Gößnitz und Weimar war der Lokwechsel in Weimar seit 1995 obligatorisch. Bis Mai 1995 fuhren die Dieselloks über Erfurt bis Bebra durch, da die Elektrifizierung der Strecke Neudietendorf–Bebra noch nicht abgeschlossen war. Den Dieselbetrieb übernahmen die Baureihen 219 und 232.

Die Anfangseuphorie der Nachwendezeit wich schnell der Ernüchterung; für einen Ausbau fehlte einfach das Geld. Für Gera, die zweitgrößte Stadt Thüringens, war der Ausbau eine Prestigesache, war sie doch die größte deutsche Stadt ohne zweigleisigen Bahnanschluss. Es folgten politische Dispute, wobei auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Neubaustrecke Erfurt–Ebensfeld in Frage gestellt wurde.

Trotz einer Vereinbarung zwischen der Deutschen Bahn AG und dem Land Thüringen vom 15. Mai 1997, die den teilweise zweigleisigen und neigetechnikertüchtigenden Ausbau der Strecke vorsah, fiel schon in jenem Jahr die Entscheidung für die Einstellung des Fernverkehrs. Grund war ein Plan der Deutschen Bahn AG, den InterRegio-Verkehr bundesweit aufzugeben. Bereits 1999, zwei Jahre vor der Fernverkehrseinstellung im Jahre 2001, wurde auf der Mitte-Deutschland-Verbindung der planmäßige Güterverkehr zwischen Gera und Weimar eingestellt.

Weiterer Ausbau

  • Erste Baustufe: Ausbau auf 140 km/h (mit Neigetechnik) und elektronisches Stellwerk.

Abschluss der Arbeiten: 2002 Weimar–Jena–Göschwitz, vsl. 2006/07 Göschwitz–Gera–Ronneburg, vsl. 2007/08 Ronneburg–Glauchau. Laut Bundesregierung ist der Abschluss der ersten Baustufe für 2012 vorgesehen (Stand: November 2008)[1].

  • Zweite Baustufe: Zweigleisiger Ausbau auf 160 km/h (mit Neigetechnik) und Elektrifizierung. Eingestuft als „weiterer Bedarf“, nicht im Fünfjahresplan (2006 bis 2010) enthalten.

Die eingleisigen Abschnitte zwischen Weimar und Großschwabhausen sowie zwischen Neue Schenke und Stadtroda sollen bis 2014 zweigleisig ausgebaut werden. Die Ausbaupläne und weiteren Perspektiven werden immer wieder heftig politisch diskutiert.

Zugbetrieb

RE Göttingen–Zwickau im Bahnhof von Gößnitz

Seit dem Jahre 2000 wird auf der einstigen Fernverkehrsverbindung die Baureihe 612 als RegionalExpress im Zweistundentakt eingesetzt. Alle Züge, die den Gesamtlaufweg befahren, verkehren als Triebwagen in Dreifachtraktion von Göttingen über Gotha (Fahrtrichtungswechsel) und Erfurt nach Gößnitz und werden dort getrennt (geflügelt). Ein Zugteil fährt nach Chemnitz, der andere nach Zwickau. Der dritte Triebwagen wird dabei in Gera Hbf ein- bzw. ausgestellt. Zwischen Glauchau und Weimar benötigen die Züge eine planmäßige Fahrzeit von etwa zwei Stunden.

Im Regionalbahn-Dienst kommen die Triebwagen der Baureihe 642 zum Einsatz. Die hohe Anzahl von Fahrgästen hat die Verbindung oftmals den Studenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena zu verdanken, die täglich zwischen der Universität und ihrem Heimatort pendeln. Zusätzlich kommen Regionalbahn-Züge zwischen Erfurt, Weimar, Jena und Gera zum Einsatz, so dass sich ein 30- bis 40-Minuten-Takt nur bis Gera ergibt.

Problematisch für den Reiseverkehr ist das Fehlen eines Halts des ICE auf der Strecke MünchenNürnbergBerlin durch das Saaletal im Bahnhof Jena-Göschwitz (die ICE-Züge halten stattdessen in Jena-Paradies), das ein direktes Umsteigen zu den Zügen in Richtung Chemnitz über Gera und Zwickau sowie in Richtung Erfurt über Weimar auf der Mitte-Deutschland-Bahn verhindert.

Alternativstrecken in Sachsen wären die Verbindungen von Zwickau über Leipzig nach Erfurt, die jedoch die direkte Verbindung zwischen Zwickau mit den Städten Gera und Jena in Ostthüringen nicht ersetzen können.

Abweichungen

In aktuellen Diskussionen wird unter der Mitte-Deutschland-Verbindung auch die Verbindung von Düsseldorf, über Dortmund, Kassel, Erfurt und Weimar nach Chemnitz verstanden. Beispielsweise diskutiert der Landtag NRW im März 2006 über den Ausbau dieser Verbindung. Das Land NRW soll eine schnellere Verbindung zu den östlich gelegenen Bundesländern erhalten.

Literatur

  • Thomas Frister: Ade „Mitte-Deutschland-Verbindung“. Der Niedergang eines verkehrspolitischen Vorhabens. In: Eisenbahn-Kurier. Nr. 343/Jahrgang 35/2001. EK-Verlag GmbH, ISSN 0170-5288, S. 36-39.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Jan Mücke, Horst Friedrich (Bayreuth), Patrick Döring, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP: "Entwicklung ost- und mitteldeutscher Eisenbahnverbindungen". In: Drucksache 16/10763 des Deutschen Bundestages

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