Moeller van den Bruck

Moeller van den Bruck
Arthur Moeller van den Bruck

Arthur Moeller van den Bruck (auch: Moeller-Bruck, eigtl. Moeller; * 23. April 1876 in Solingen; † 30. Mai 1925 in Berlin) war ein deutscher Kulturhistoriker, Staatstheoretiker und völkisch-nationalistischer[1] Publizist. Er gehörte zu den herausragenden Vertretern der sogenannten „Konservativen Revolution“ in den 1920er Jahren. Sein 1923 erschienenes Hauptwerk trägt den Titel Das dritte Reich. Der Begriff Drittes Reich wurde nach seinem Tod in den Sprachgebrauch der NSDAP übernommen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1876 wurde Arthur Moeller als Sohn des Baurats Ottomar Moeller und der Bauratstochter Elisabeth Moeller, geb. van den Bruck, in Solingen geboren. Das Gymnasium verließ er ohne Abschluss. Es folgten Aufenthalte in Berlin, Paris und Italien. Dem häufigen Familiennamen Moeller fügte er den Geburtsnamen seiner Mutter an.

1905 veröffentlichte er als Autodidakt ein achtbändiges Werk „Die Deutschen, unsere Menschengeschichte“. Im Jahre 1907 kehrte er nach Deutschland zurück und meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger. Bald danach wurde er Mitarbeiter in der Auslandsabteilung der OHL (Oberste Heeresleitung) und war in dieser Funktion in der Pressestelle des Auswärtigen Amtes tätig.

Als 1916 die Abhandlung „Der Preußische Stil“ erschien, in der Moeller van den Bruck das Preußentum als den „Willen zum Staat“ und den „Sozialismus“ als Bindeglied zwischen Deutschland und Russland bezeichnet, markiert dies seine Hinwendung zum Nationalismus. Er bezeichnete sich nunmehr als Gegner von Parlamentarismus und Liberalismus und übte damit auf die jungkonservative Bewegung starken Einfluss aus.

Am 30. Mai 1925 nahm sich Arthur Moeller van den Bruck nach einem Nervenzusammenbruch in Berlin das Leben.

Vordenker der Jungkonservativen

In seiner 1919 veröffentlichten Schrift „Das Recht der jungen Völker“ vertrat er die Interessen von Deutschland und Russland als angeblich „junge“ Völker. Er legte damit eine antiwestliche und antiimperialistische Staatstheorie vor, in der er „Nationalismus“ und „Sozialismus“ miteinander verknüpfte. Als Mitbegründer des Juniklubs 1919 und dessen geistiger Mittelpunkt, nahm er maßgeblichen Einfluss auf die Konservative Revolution im Kampf gegen den Versailler Vertrag.

1922 nach einem Treffen mit Adolf Hitler äußerte sich der bürgerliche Bohemien Moeller abwertend über dessen „proletarische Primitivität“.

Politische Ziele

Moellers Vorstellungen von einem „deutschen Sozialismus“, wobei die Macht nach dem mittelalterlichen Reichsgedanken auf eine kleine Elite konzentriert werden sollte, richteten sich gegen den Liberalismus, Kommunismus und die Demokratie. Dennoch bezeichnete er sich selbst als Demokraten. Parteien waren in seinem Gesellschaftsmodell nicht vorgesehen. Nichtdeutsche und deutsche Juden waren geduldet, sollten jedoch keinen gesellschaftlichen Einfluss bekommen. Die Verhältnisse innerhalb der Gesellschaft und zwischen den Völkern sollten auf der Grundlage des „Überlebenskampfes“ nach sozialdarwinistischen Prinzipien ausgetragen werden.

Neben seinen rückwärtsgewandten Ideen wollte Moeller vor allem eine Ausrichtung Deutschlands nach Osten, zur Sowjetunion hin, erreichen. Der liberale Westen, vor allem die USA, sei auf keinen Fall ein Partner. Dieser Ansatz fand Anklang im „Tat-Kreis“ und mehr noch bei den sogenannten Nationalbolschewisten wie Ernst Niekisch.

Wirkungsgeschichte nach 1945

  • Armin Mohler, selbst ein Vertreter der Konservativen Revolution und Vordenker der Neuen Rechten wies in seinem Werk Die konservative Revolution in Deutschland 1918 bis 1922, das in überarbeiteter Fassung bis heute aufgelegt wird, wieder auf den fast vergessenen Moeller hin.
  • In konservativen und Medien der Neuen Rechten wird bis heute der Versuch unternommen, jungkonservative Ideen und Vorstellungen in die gesellschaftlichen Debatten zu etablieren. Dabei erweist sich, wie auch schon zu seinen Lebzeiten, Moellers Russland-Sympathie regelmäßig als schwere Hypothek, die gegen einen Erfolg im bürgerlichen oder rechten Lager spricht.
  • Das Ostpreußenblatt würdigte Moeller im Jahr 2000 in zwei Grundsatzartikeln.

Eng verbunden mit Moellers Ideen waren Heinrich von Gleichen, Edgar Julius Jung, Max Hildebert Boehm und Eduard Stadtler.

Literarische Tätigkeit

1906 bis 1922 erschienen die Werke Dostojewskis in 22 Bänden im Piper-Verlag, übersetzt von Less Kaerrick unter dem Pseudonym E. K. Rahsin, herausgegeben von Moeller. Diese Sammlung enthält etliche deutsche Erstausgaben und hat das Werk Dostojewskis außerhalb von Schuld und Sühne in Deutschland erst populär gemacht. Obwohl zwischenzeitlich wissenschaftlich exaktere Ausgaben erschienen sind, ist die in rotes Leinen gebundene („rote Ausgabe“) heute noch sehr geschätzt, nicht zuletzt auch wegen ihrer eleganten, bibliophilen Ausstattung. Zusammen mit seiner Frau gab Moeller 1904 eine weit verbreitete Übersetzung der Werke von Edgar Allan Poe in Deutschland heraus[2].

Siehe auch

Werke (ohne Dostojewski)

Quellen

  1. Paul Weindling, Health, Race, and German Politics Between National Unification and Nazism, 1870-1945, Cambridge University Press 1989, S.497
  2. Poe, Edgar Allan Werke. Hrsg. von Hedda und Arthur Moeller-Bruck. 10 Bde. Minden: J.C.C. Brun‘s Verlag [1901-04].

Literatur

  • Paul Fechter: Arthur Moeller van den Bruck. In: Die großen Deutschen. Band 4. Propyläen, Berlin 1936, S. 570-583
  • Woldemar Fink: Ostideologie und Ostpolitik. Die Ostideologie ein Gefahrenmoment in der deutschen Außenpolitik. Götz & Bengisch, Berlin 1936 (Dissertation)
  • Klemens von Klemperer: Arthur Moeller van den Bruck. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 650–652.
  • Berthold Petzinna: Erziehung zum deutschen Lebensstil. Ursprung und Entwicklung des jungkonservativen „Ring“-Kreises 1918-1933. Akademie, Berlin 2000, ISBN 3050031913
  • Fritz Stern: Kulturpessimismus als politische Gefahr. Eine Analyse nationaler Ideologie in Deutschland. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, zuerst engl im Jahr 1961. ISBN 3-608-94136-3 (Rezension der Neuauflage Deutschlandradio Kultur [1])
  • Volker Weiß: Dostojewskijs Dämonen. Thomas Mann, Dmitri Mereschkowski und Arthur Moeller van den Bruck im Kampf gegen „den Westen“. In: Heiko Kauffmann, Helmut Kellershohn, Jobst Paul (Hrsg.): Völkische Bande. Dekadenz und Wiedergeburt – Analysen rechter Ideologie. Unrast, Münster 2005, ISBN 3-89771-737-9

Weblinks


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