Mohrenstraße

Mohrenstraße
Mohrenstraße, Blickrichtung Ost

Die Mohrenstraße ist eine Straße im Berliner Ortsteil Mitte. Sie verbindet die Wilhelmstraße mit dem Hausvogteiplatz und bildet an einem Teilabschnitt die südliche Grenze des Gendarmenmarkts. Am westlichen Ende der Mohrenstraße liegt der gleichnamige U-Bahnhof der Linie 2. Die in der Straße zahlreich erhaltenen oder nach Kriegszerstörungen wieder aufgebauten Gebäude stammen weitestgehend aus der Gründerzeit und stehen unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zerstörungen in der Mohrenstraße nach einem Bombenangriff am 3. Februar 1945

Die Straße entstand bereits um das Jahr 1700 bei der Anlage der Friedrichstadt, endete im Westen aber ursprünglich an der Mauerstraße. Erst mit Umgestaltung beziehungsweise Bebauung der einstigen Stadtplätze Zietenplatz und Wilhelmplatz (später Thälmannplatz) zu DDR-Zeiten wurde auch der Straßenabschnitt, der die Verbindung zur Wilhelmstraße herstellt, zur Mohrenstraße hinzu gerechnet.

Benannt wurde die Mohrenstraße nach Afrikanern, die im 18. Jahrhundert im preußischen Heer als Musiker dienten und deren Kaserne hier stand. Es wird vermutet, dass der Schokoladenhersteller Sarotti zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Mohren als Markenzeichen zu verwenden begann, weil der Stammsitz der Firma in der Mohrenstraße gelegen hatte.

In der Mohrenstraße 49 befand sich seit dem 18. Jahrhundert die vornehme Gaststätte Englisches Haus. In ihr trafen sich zeitweilig der 1749 gegründete Berliner Montagsclub, die Militärische Gesellschaft, die Berliner Liedertafel, der Verein Berliner Künstler und die literarische Gesellschaft Tunnel über der Spree.

Baudenkmale in der Mohrenstraße

Die hier um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert zahlreich errichteten drei- oder vieretagigen Gebäude dienten hauptsächlich als Verwaltungssitz für Versicherungen, Banken, Handelshäuser, Verlage oder ähnliche Unternehmen. Dazu gehören:

  • Hausnummer 6: Wiener Versicherungsgesellschaft Der Anker[1]
  • Hausnummer 20/21: NDPD-Haus[2]
  • Hausnummer 22/23: eh. Berlinische Bodengesellschaft[3]
  • Hausnummer 37A-B: Geschäftshaus[4]
  • Hausnummer 39-44: Geschäftshaus Zum Hausvoigt[5]
  • Hausnummer 51-52: Deutsche Innen- und Außenhandels-Gesellschaft (DIA)[6]
  • Hausnummer 53-61: Allianz- und Stuttgarter Lebensversicherungsbank AG[7]
  • Hausnummer 63-64: Allianzversicherung[8]
  • Hausnummer 66: Kur- und Neumärkische Haupt-Ritterschafts-Direktion[9]

Erwähnenswert sind außerdem die Mohrenkolonnaden, die ebenso in der Berliner Denkmalliste enthalten sind[10] wie der gleichnamige U-Bahnhof nach Plänen von Alfred Grenander[11].

Diskussion um eine Umbenennung

Seit einigen Jahren wird in Berlin im Kontext einer umfassenderen Debatte über möglicherweise historisch belastete Straßennamen auch eine Umbenennung der Mohrenstraße und der gleichnamigen U-Bahn-Station diskutiert.[12]

Aktivisten der „Black Community“ in Deutschland und Vertreter von Organisationen wie der Internationalen Liga für Menschenrechte haben in diesem Zusammenhang einen diskriminierenden Hintergrund der Bezeichnung „Mohr“ angeprangert. Die Beibehaltung des Namens Mohrenstraße sei auch Ausdruck einer mangelnden Aufarbeitung von europäischem und deutschem Rassismus und Kolonialismus. Als Alternativen wurden Königin-von-Saba-Straße, Nelson-Mandela-Straße oder May-Ayim-Straße vorgeschlagen. Politische Unterstützung erhielten die Befürworter einer Umbenennung von Vertretern der PDS und der Grünen im Bezirk Mitte. Auch die damalige Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) hat sich für einen neuen Straßennamen ausgesprochen.[13][14][15] Im Februar 2009 machte die Naturfreundejugend Berlin auf die Problematik aufmerksam,[16] indem sie einen rosa Hasen die Straße in Möhrenstraße umbenennen ließ.[17]

Gegner einer Umbenennung verweisen darauf, dass es sich um einen inzwischen historischen Straßennamen handele, der anstelle eines neutralen Straßennamens weiterhin Anlass zu Diskussionen bieten würde. Die Berliner CDU, die sich gegen eine Umbenennung stellt, hält den Begriff „Mohr“ nicht für rassistisch. Vielmehr gehe das Wort auf Maure zurück, sei also ursprünglich eine wertfreie Benennung für einen muslimischen Nordafrikaner gewesen.[18] CDU-Vertreter werteten die ganze Diskussion um die Umbenennung und von den Befürwortern angeführte Argumente als „abstrus“ und „Unsinn“.[15]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Baudenkmal Mohrenstraße 6 (1911)
  2. Baudenkmal Mohrenstraße 20-21 (1957-58)
  3. Baudenkmal Mohrenstraße 22-23 (1907)
  4. Baudenkmal Mohrenstraße 37A-B (1896)
  5. Baudenkmalkomplex Hausvogteiplatz 8-9 und Mohrenstr.(1889-90)
  6. Baudenkmal Mohrenstraße 51 (1955)
  7. Baudenkmal Mohrenstraße 53-61 (1937-43)
  8. Baudenkmal Mohrenstraße 63-64 (1913-16)
  9. Baudenkmal Mohrenstraße 66 (1890-92)
  10. Baudenkmal Mohrenstraße 6 (1911)
  11. Baudenkmal U-Bh. Mohrenstraße
  12. Projektgruppe zur Umbenennung der Mohrenstraße
  13. Torben Ibs: Das unrühmliche Erbe der Kolonien. In: 'taz' vom 13. November 2004
  14. Rainer L. Hein: Nicht nur der Mohr soll gehen. In: 'Die Welt' vom 13. November 2004
  15. a b Rainer L. Hein, Steffen Pletl: Kulturausschuß will Forum zur Umbenennung der Mohrenstraße. In: 'Die Welt' vom 11. Februar 2005
  16. Möhrchen(-straße) statt Märchenland. (Dokumentation der Pink Rabbit Kampagne)
  17. Svenja Bergt: Mit Mohrrüben gegen die Nation. In: 'taz' vom 13. Februar 2009
  18. Henkel: PDS-Forderungen nach Straßenumbenennungen unangemessen. CDU-Presseerklärung vom 28. Januar 2005
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