Mountainbike

Mountainbike
vorn und hinten gefedertes (full suspension) Mountainbike
nur vorn gefedertes (hardtail) Mountainbike
Dirt Bikes

Ein Mountainbike (MTB) (engl. für Bergfahrrad) oder Gelände(fahr)rad ist ein Fahrrad, das besonders auf den Einsatz abseits befestigter Straßen ausgerichtet ist. Grundsätzlich ist das Geländerad ebenso wie das Rennrad eher Sportgerät als Verkehrsmittel, weshalb es üblicherweise nicht über die von der in Deutschland geltenden Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) geforderte Ausstattung (Beleuchtung, Klingel und Rückstrahler) verfügt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die frühen Jahre

Auch wenn es schon frühere Ansätze gegeben hat, Fahrräder robuster und geländetauglicher zu machen, wird heute allgemein das Jahr 1973 als die Geburtsstunde und der Mount Tamalpais in Marin County, Kalifornien, als der Geburtsort des Mountainbikes angesehen. Die ersten Mountainbikes waren Fahrräder des Typs „Schwinn Cruiser“, die von einer Gruppe von Radsportlern um Gary Fisher, Joe Breeze und Charles Kelly benutzt wurden, um die Schotterpisten am Mount Tamalpais herunter zu rasen. Die aus den 1930er Jahren stammenden Cruiser des Herstellers Schwinn waren – wie der Name schon vermuten lässt – alles andere als Sport-Fahrräder, sondern vielmehr für das gemütliche Dahinrollen („cruisen“) ausgelegt. Die Schwinn Cruiser waren stabil gebaut und verfügten über dicke Ballonreifen auf 26-Zoll-Felgen, womit sie für die schnellen Abfahrten über die Schotterpisten des Mount Tamalpais weit besser geeignet waren als die leichten Rennräder, die damals der einzige Typ von Fahrrädern für sportliche Zwecke waren. Die Schwinn Cruiser waren sehr schwere Fahrräder, weshalb sie von Gary Fisher, Joe Breeze und den anderen Fahrern auch tatsächlich nur für Abfahrten benutzt wurden. Die ersten Mountainbiker waren also reine „Downhiller“.

Erste regelmäßige Mountainbike-Rennen gab es ab 1976 – sie wurden ebenfalls von der oben erwähnten Gruppe am Mount Tamalpais ausgerichtet. Diese Rennen gaben den Anstoß für eine ganze Reihe von technischen Modifikationen, die den Anfang der Entwicklung zur heutigen Mountainbike-Technik darstellen. Auf der Suche nach belastbareren Teilen bedienten sich die frühen Mountainbiker an Motorradteilen, etwa Lenkern und Bremsen.

Das erste „echte“ Mountainbike hat Joe Breeze 1977 für Charles Kelly hergestellt. Auch wenn sich Breeze dabei hinsichtlich der Rahmengeometrie stark an den Cruisern orientierte, war es das erste Mountainbike, das nicht ein nachträglich für den Einsatz als Mountainbike umgerüsteter Cruiser war.

Zwei Jahre später stieß Tom Ritchey zu der Gruppe und fertigte weitere Rahmen für Gary Fisher. Später übernahmen Gary Fisher und Charles Kelly den Aufbau der von Tom Ritchey gefertigten Rahmen zu vollständigen Mountainbikes und den Vertrieb dieser Räder. Zu den ersten Firmen im noch jungen Markt gehörten – neben Ritchey und SunTour – auch Shimano (Komponenten) und Specialized (Kompletträder).

Es entstanden viele kleine Hersteller, die heute weitgehend wieder vom Markt verschwunden sind:

  • Tom Ritchey mit den zweiten (nach Joe Breezes „Breezer“) speziell fürs Mountainbiken gebauten Rahmen aus Stahlrohren, der zu Zeiten der zunehmenden Marktpräsenz von Aluminium-Rahmen mit selbstentwickelten und vom japanischen Hersteller Tange hergestellten Rohrsätzen das Gewicht seiner Stahlrahmen immer weiter drückte.
  • Charles 'Charlie' Cunningham, Mitbegründer und -eigentümer von Wilderness Trailbikes (WTB), mit einem der ersten Aluminium-MTB-Rahmen.
  • Keith Bontrager mit vielen Detaillösungen und Gabelkonstruktionen.

Das erste Mountainbike

Mountainbike-Pionier Gary Fisher war der erste, der eine moderne Gangschaltung an eines der alten Bikes baute. Er führte auch die Daumenschaltung und den Schnellspanner am Sattel ein. Das war eine große Hilfe, denn die Fahrer der ersten Stunde stellten ihren Sattel ganz nach unten, wenn sie in den Pedalen stehend runterrasten. Im nächsten Stadium fingen sie an, modernere Versionen ihrer alten „Clunker“, „Bomber“ und „Cruiser“ zu bauen. Dazu benutzten sie eine ähnliche Rahmengeometrie, kombinierten sie aber mit moderneren Komponenten und wesentlich leichteren Stahlrohren, die das Gewicht auf unter 18kg reduzierten.

1977 schweißte Joe Breeze den ersten echten Mountainbike-Rahmen aus dicken, aber dünnwandigen und damit leichteren Chrom-Molybdän-Rohren. Kurz danach folgte ihm Tom Ritchey, ein bekannter Rennfahrer und Rahmenbauer.[1]

Entwicklung zu einer globalen Industrie

In den achtziger Jahren erfuhr das Mountainbiken ein starkes Wachstum. Es fand überall auf der Welt Verbreitung und wurde auch in Europa so populär, dass die Verkaufszahlen der Mountainbikes die aller anderen Fahrradtypen überflügelten. Die Rahmen wurden weiterentwickelt, indem neben den dünnwandigen Stahlrohren alternative Materialien wie Aluminium, Titan und Kohlefaser verwendet wurden. Die Ausstattungskomponenten entwickelten sich ebenfalls weiter, vor allem durch die japanischen Firmen Shimano und Suntour mit Rasterschaltung, Lenker-Schalthebeln, Biopace-Kettenblättern und Cantilever-Bremsen.

Mit zunehmender Verbreitung und Nachfrage stiegen zum einen etablierte Fahrrad-Hersteller in die Mountainbike-Fertigung ein, zum anderen wuchsen einige bisherige Kleinserien-Hersteller zu Massenherstellern. Zu den Vorreitern in der Mountainbike-Massenfertigung gehörten unter anderen:

  • Specialized als erster Großserienhersteller überhaupt
  • Cannondale als erster Großserienhersteller von Aluminiumfahrrädern
  • GT Bicycles, Haro und Mongoose als Quereinsteiger aus dem BMX-Markt
  • Trek, die als erste mit der Großserienfertigung von Carbonrahmen begannen.

Anfang der 1990er Jahre begannen die Hersteller ihre Fertigung nach Japan und kurze Zeit später nach Taiwan auszulagern. Mitte der 1990er hatten sich taiwanesischen Hersteller so weit etabliert, dass sie unter eigenem Namen in den Markt traten und qualitativ hochwertige Rahmen und Komponenten zu vergleichsweise niedrigen Preisen anbieten konnten.

Trotz der großen Konkurrenz aus Asien halten sich auch heute noch einige kleinere Betriebe im Markt, die sich meist auf Kleinserien und Maßanfertigungen spezialisiert haben und preislich in der Regel weit über den großen Herstellern rangieren.

Neben den Rahmenbauern gibt es – auch im deutschsprachigen Raum – Firmen, die sich auf einzelne Komponenten spezialisiert haben, mit denen sich Mountainbikes selbst aufbauen oder nachrüsten lassen oder die Verschleiß unterliegen und ersetzt werden müssen, wie bspw. die Kette oder die Kettenblätter.

Viele Bauteile moderner Fahrräder aller Typen wurden ursprünglich für den Mountainbikesport entwickelt oder dort weiterentwickelt. Zu erwähnen sind hier insbesondere V-Bremsen, Scheibenbremsen, Federgabeln und Hinterbaufederungen sowie die 14-Gang-Nabenschaltung Rohloff Speedhub. Die aus dem Motocross bekannten Federgabeln setzten sich zuerst bei den extremen Downhill-Fahrern durch. Heute gehören im Downhill- und Freeride-Bereich auch eine Hinterbaufederung zum Standard. Auch für Cross-Country werden heute vollgefederte Räder angeboten.

Besondere Ereignisse

Einsatzbereiche

Trotz einiger Gemeinsamkeiten unterscheiden sich Mountainbikes erheblich voneinander, wobei sich, abhängig vom Verwendungszweck, einige Grundtypen aufführen lassen:

All Mountain (AM)

Ein All Mountain ist ein vollgefedertes (Full Suspension) Mountainbike, welches sehr viele Einsatzmöglichkeiten bietet. Diese erstrecken sich von einfachen Touren im Flachland bis hin zur Alpenüberquerung. Im Gegensatz zum Cross-Country-Mountainbike steht das Gewicht weniger im Fokus. Wichtig sind Zuverlässigkeit, Komfort und mehr Reserven beim Fahrwerk. Die Sitzposition ist sportlich - weniger gestreckt als beim Cross-Country-Mountainbike und nicht so aufrecht wie beim Enduro.

Wesentlich für ein All Mountain ist die Variabilität des Fahrwerks. Die Federwege liegen im Bereich von 120 bis 160 mm. Bei sehr vielen Modellen lässt sich der Federweg der Gabel reduzieren, um besser bergauf fahren zu können. Einige Modelle bieten sogar eine Federwegsverstellung am Hinterrad an.

Die Reifen sind oft etwas breiter und stärker profiliert als beim Cross-Country-Mountainbike, da sie im Laufe einer Tour unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden müssen.

Die Gewichte beginnen bei etwa 11 kg für rennorientierte (Marathon) Modelle und enden bei etwa 14 kg für besonders robuste Ausführungen.

Cross-Country (XC/CC)

Das Cross-Country-Mountainbike ist für den (Renn-)Einsatz auf unbefestigten Wegen und Straßen ausgelegt, weniger für den Einsatz in schwerem Gelände. Es ist überwiegend ein Hardtail, aber auch Fullys werden mittlerweile für den Cross-Country Einsatz konzipiert (Race-Fullys). Viele Fahrer setzen in diesem Bereich aus Gewichts-, Kosten- und Haltbarkeitsgründen immer noch auf Hardtails. Die Federgabel hat einen relativ geringen Federweg von 80 bis 100 mm.

V-Bremsen werden heute auch kaum noch verbaut, Stand der Technik sind Scheibenbremsen. Bei Cross-Country-Mountainbikes wird ein geringes Gewicht (unter 10 kg) angestrebt. Ein typisches Cross-Country-Mountainbike im Breitensport wiegt unter 13 kg, je nach Aufwand sind für ambitionierte Sportler Gewichte unter 8 kg [2] erzielbar.

Downhill (DH)

Hauptartikel: Downhill

Downhill Zauberberg (Semmering, AT).

Downhill-Mountainbikes sind für schnelle Abfahrten in schwierigstem Gelände konzipiert. Da Downhill-Mountainbikes fast nur bergab bewegt werden und der Aufstieg meist nicht aus eigener Kraft bewältigt wird, gilt bei diesen Rädern ein Gewicht bis 22 kg als akzeptabel. Das hohe Gewicht ist der stabilen Bauart geschuldet, die aufgrund der bei den Abfahrten auftretenden hohen Belastungen erforderlich ist. Mittlerweile ist es jedoch ohne Stabilitätseinbußen möglich, ein DH-Bike mit einem Gewicht von 16 kg aufzubauen. Dies kommt dem Handling und den Beschleunigungsmöglichkeiten sehr entgegen. Die Rahmen sind vollgefedert und verfügen über Federwege bis zu 250 mm, einen möglichst tiefen Schwerpunkt und eine kompakte Geometrie. Die Federgabel ist fast immer als Doppelbrückengabel ausgeführt, um die nötige Torsionssteifigkeit aufbringen zu können, auch als Upside-Down-Federgabeln (engl.: kopfüber, umgekehrt). Auch die Bremsen eines Downhill-Mountainbikes sind auf hohe Beanspruchung ausgelegt, weshalb ausschließlich hydraulische Scheibenbremsen mit großen Bremsscheibendurchmessern (190 bis 230 mm) zum Einsatz kommen. Die Reifen haben üblicherweise eine Breite zwischen 54 und 76 mm (2,1–3,0 Zoll). Die Fahrer tragen immer spezielle Schutzkleidung, wie Integralhelm, Brust-, Schulter-, Arm- und Beinprotektoren sowie verstärkte Handschuhe. Diese Schutzkleidung ist generell Pflicht in Bikeparks sowie bei Renn-Veranstaltungen.

Enduro

Enduro-Mountainbikes sind zumeist vollgefedert. Sie verfügen im Vergleich zum Cross-Country- und zum Touren-Mountainbike über einen größeren Federweg – von 150 bis 180 mm –, ein einstellbares Fahrwerk sowie breitere und stärker profilierte Reifen und eine andere Rahmengeometrie. Der Lenker ist oft gekröpft, die Sitzposition ist dadurch aufrechter. Das Gewicht liegt etwa zwischen 12 und 16 Kilogramm. Der Unterschied zu einem Freeride-Bike besteht darin, dass Enduros, ähnlich wie All-Mountain-Bikes, noch wesentlich tourentauglicher sind als die eher rein auf Abfahrt ausgelegten Freerider. Je nach Einsatzbereich bilden die Enduros die "Grauzone" zwischen All-Mountain und Freeride, mal mit Kettenführung und einem Kettenblatt, mal eine 2x10-Ausführung. Große Federwege bieten Reserven im Downhill oder bei Drops und Sprüngen, mit abgesenktem Federweg fährt sich das Enduro wesentlich angenehmer bergauf.

Four Cross (4X), Biker Cross

Hauptartikel: Bikercross

4X-Bikes ähneln den Dirtbikes, sie haben meistens einen Starrrahmen oder als Fully wenig Federweg (max. 120 mm), jedoch sind die speziellen Rahmen etwas länger, um bei hohen Geschwindigkeiten laufruhig zu bleiben. Die Strecke ist meistens abschüssig und mit verschieden Sprüngen, Bodenwellen und Anliegern gespickt. Bei einem Rennen starten immer vier Fahrer gleichzeitig aus einem Startgatter. Die meisten Rennen werden im K.o.-System ausgetragen.

Freeride (FR)

Hauptartikel: Freeride

Freeride-Bike Kraftstoff F1

Freeride-Mountainbikes sind wie die Downhill-Mountainbikes für den Einsatz in schwerem, abschüssigem Gelände konzipiert, vollgefedert und verfügen über lange Federwege von 150 bis 200 mm. Im Gegensatz zum Downhill-Mountainbike sind sie nicht ausschließlich auf Abfahrten ausgelegt. Durch moderne Dämpfungssysteme, die ein Wippen der langhubigen Federung beim Pedalieren verhindern, und (absenkbare) Federgabeln für bessere Steigfähigkeit auf steilen Streckenabschnitten, kann mit einem Freeride-Mountainbike auch der Aufstieg aus eigener Kraft bewältigt werden.

Extrem-Freeride ist eine Variante des Mountainbike-Freeridens die vom Snowboardfreeriding, Freeskiing und Motocross beeinflusst wurde. Im Vordergrund stehen mehr als 10 Meter hohe und mehr als 20 Meter weite Sprünge. Demgemäß sind auch die dafür verwendeten Mountainbikes eine robuste Variante der Freeride-Mountainbikes, bei denen oft Bauteile von Downhill-Mountainbikes verwendet werden. Die Federwege sind bei Extrem-Freeridern mit 200–210 mm noch größer, die Bikes sind schwerer; über 20 kg sind keine Seltenheit. Der Fahrer trägt Schutzbekleidung wie Integralhelm, Schulter- und Gelenkschützer und gepolsterte Handschuhe.

Trial

Hauptartikel Trial

Trials sind Geschicklichkeitsprüfungen in schwerem Gelände oder auf künstlich angelegten Hindernisstrecken, die grundsätzlich mit Hardtails gefahren werden. Zu den wesentlichen Merkmalen eines Trial-Mountainbikes gehören die sehr geringe Rahmenhöhe, die fehlende oder nur angedeutete Sitzgelegenheit, welche mehr Bewegungsfreiheit zulässt, eine Starrgabel und wenige Gänge, da nur kleine Übersetzungen benötigt werden.

Dirtjump (DJ)

Hauptartikel: Dirtjump

Als Dirtbikes bezeichnet man stabile Mountainbikes mit kleinen, wendigen Rahmen. Da die Federgabel primär nur zum Abdämpfen der Landung benötigt wird, werden Federgabeln mit einem Federweg von 65 bis 100 mm verwendet. Auch Starrgabeln werden beim Dirtjump weiterhin genutzt. Die Laufradgröße ist nicht auf 26 Zoll beschränkt, auch 24"-Laufräder sind häufig anzutreffen. In der Regel wird auf eine Gangschaltung verzichtet. Das Gewicht eines Dirtbikes wird meist gering gehalten, um weniger Kraft für Sprünge aufbringen zu müssen. Zudem begünstigt das geringe Gewicht Rotationen des Fahrers oder des Bikes. Eingesetzt werden Dirt Bikes überwiegend zum Springen über Erdhügel.

Technik

Bauteile eines Hardtail MTB

Typische Merkmale eines Mountainbikes sind ein Felgendurchmesser von überwiegend 559 Millimetern (Reifendurchmesser 26") mit breiten, meist grobstolligen Reifen. Ebenfalls typisch sind Kettenschaltungen mit meist 21 bis 30 Gängen, vereinzelt sind auch hochwertige Nabenschaltungen, etwa von Rohloff, anzutreffen. Gängige Übersetzungen sind 44/32/22 vorn bei Dreifach-Kettenblättern und 11 bis 32, 34 oder 36 hinten bei 8, 9 oder 10 Ritzeln, womit Mountainbikes kleiner übersetzt sind als Rennräder. Mittlerweile sind 2-fach-Kurbeln mit 10-fach Ritzelpaketen erhältlich; Spezialfahrzeuge wie Downhill- und Dirtbikes haben dagegen in der Regel nur ein Kettenblatt mit Kettenführung.

Mountainbikes haben im Vergleich zu Holland-, Touren-, oder Rennrädern relativ kleine Rahmen (Rahmenhöhe etwa 10 cm niedriger als bei einem vergleichbaren Rennrad) mit mehr oder weniger steil abfallendem Oberrohr. Insbesondere bei Aluminiumrahmen kommen in der Regel große Rohrdurchmesser zum Einsatz. Als Rahmenwerkstoff werden vorwiegend Aluminiumlegierungen verwendet, immer häufiger werden Rahmen auch aus Kohlefaser gefertigt. Rahmen aus Kohlefaser sind konstruktionsbedingt besonders bruchgefährdet, da schon Steinschlag oder Schrammen nach einem Sturz Fasern beschädigen und so die Struktur des Rahmens schwächen können. Andererseits sind mit keinem anderen Werkstoff derartig leichte Rahmen möglich. Stahl wird mittlerweile nur noch selten verwendet, noch seltener Titan. Dabei bietet Stahl als Werkstoff den besten Kompromiss aus Haltbarkeit, Komfort und Gewicht. Darüber hinaus hat Stahl als Rahmenmaterial gegenüber Aluminium den Vorteil einer höheren Bruchdehnung (Stahl nimmt mehr Energie durch plastische Verformung auf, der Rahmen ist meist nur an- und nicht durchgebrochen), ein Stahlrahmen kann komfortabler (weicher) konstruiert werden als ein Alurahmen. Korrosion ist bei ausreichend dimensionierten Stahlrahmen kein Problem. Alurahmen korrodieren im Wintereinsatz (Streusalz) sogar schneller als Stahlrahmen. Besonders komfortabel und korrosionssicher sind Rahmen aus Titan, allerdings auch besonders teuer.

An vielen Mountainbike-Rahmen finden sich auch heute noch Cantilever-Sockel zur Befestigung von Cantilever-Bremsen (V-Bremsen und hydraulische Felgenbremsen sind weitere Bauformen). Heutzutage werden Mountainbikes jedoch oft mit Scheibenbremsen ausgestattet. Federgabeln gehören mittlerweile zur Standardausstattung. Neben der gefederten Vorderradgabel verfügen Mountainbikes immer häufiger auch über eine Hinterradfederung. Ein solches vollgefedertes Mountainbike wird auch Fully (Kurzform für „Full Suspension“) bezeichnet. Das Mountainbike mit ungefedertem Hinterrad wird im Gegensatz dazu Hardtail genannt. Mountainbikes ohne Federgabel sind im Handel praktisch kaum noch erhältlich. Trotzdem werden von einigen Fahrern auch heute noch vollkommen ungefederte Räder ("Starrbikes") bevorzugt.

Federungssysteme

Während auf Elastomeren basierende Federungen anfangs noch große Verbreitung fanden, wurden sie später durch die Stahlfederung (teilweise mit Öl- oder Luftdämpfung) und durch Luftfederung verdrängt. Luftfederungen werden vorwiegend in Bereichen eingesetzt, in denen das Gewicht des Fahrrades von hoher Bedeutung ist (z. B. Cross-Country-Race, Marathon). Stahlfederungen werden in der Regel dann bevorzugt, wenn das Material – wie beim Downhill – sehr hohen Belastungen ausgesetzt wird oder eine hohe Zuverlässigkeit erwünscht ist.

Vorderrad

Zur Federung des Vorderades dient eine sogenannte Federgabel, bei denen in einem Gabelrohr meist die Federung und in dem anderem Gabelrohr die Dämpfung verbaut ist. Als Dämpfungsmedium ist in den meisten Gabeln Öl zu finden. Als Feder ist in dem anderem Gabelrohr meist eine Luft- oder eine Stahlfeder verbaut. Gabeln mit Luftfeder haben den Vorteil, dass sie meist leichter sind und die Federhärte über ein Ventil angepasst werden kann. Jedoch verfügt eine Stahlfeder über eine linearere Kraft-Weg-Kennlinie und über ein deutlich geringeres Losbrechmoment. Es gibt zahlreiche Federgabelsysteme, an denen sich der Federweg manuell verstellen lässt (U-Turn-System von RockShox, die Gabel Talas von Fox, das System ETA von Marzocchi). Die bedeutendsten Hersteller für Federungselemente bei Fahrrädern sind Suntour, RockShox, Magura, Marzocchi, Fox Racing Shox und Manitou.

Hinterbau

Das hintere Federelement wird meist als Dämpfer bezeichnet und über den Hinterbau angelenkt. Für den Hinterbau existieren zahlreiche Bauformen, die sich bezüglich ihrer Kinematik, ihres Gewichtes und des Preises unterscheiden. Die bekanntesten Bauformen sind:

Eingelenker, die Kettenstrebe ist mit dem Ausfallende fest verbunden. Zwischen der Kettenstrebe und dem Rahmen gibt es ein Gelenk, um dass sich die Hinterachse beim Einfedern dreht. Diese Bauformen verfügen meist über noch mehr Gelenke am Federelement, die aber nicht mitgezählt werden, da sie nur der Abstützung seitlicher Kräfte dienen (abgestützte Eingelenker).

Viergelenker, zwischen der Kettenstrebe und dem Ausfallende befindet sich ein weiteres Gelenk, das als Horst-Link bezeichnet wird. Durch das zusätzliche Gelenk sollen sich die Einflüsse von Antrieb und Bremse auf die Hinterbaukinematik verringern. Gleichzeitig soll das Hinterrad eine harmonischere Einfederbewegung beschreiben. Als Nachteile bei diesem System gelten der größerer Verschleiß bei den Lagern, ein höherer Preis sowie das höhere Gewicht dieses Systems.

VPP-Hinterbau (Virtual Pivot Point), dieses System verfügt über zwei Lager zwischen der Kettenstrebe und dem Rahmen, dadurch entsteht ein virtueller, wandernder Drehpunkt um den sich das Hinterrad beim Einfedern dreht.

Die Federung des Hinterbaus bringt neben dem Komfortgewinn auch zahlreiche Probleme. Durch die Trennung des Hinterbaus vom Rahmen verliert das gesamte Fahrrad grundsätzlich an Steifigkeit. Hinzu kommt, dass vollgefederte Rahmen im Vergleich zu ungefederten schwerer sind und einen höheren Wartungsaufwand benötigen. Zudem hat die Bewegung des Hinterbaus beim Ein- und Ausfedern Einflüsse auf den Antrieb, u. a. den sogenannten „Pedalrückschlag“, der entstehen kann, wenn ein Zug auf die Antriebskette und somit auf die Kurbeln durch das Aus- und Einfedern des Hinterbaus wirkt. Die Hersteller von Federungselementen und Rahmen versuchen diesen Problemen durch eine Reihe von konstruktiven Maßnahmen zu begegnen.

Literatur

  • Florian Haymann, Ulrich Stanciu: Alles übers Mountainbike. 2. Auflage, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2007, ISBN 978-3-7688-1652-6
  • Thomas Rögner: Der ultimative Bike-Workshop. 13. Auflage, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2011, ISBN 978-3-7688-1639-7
  • Guy Andrews: Mountainbike. Wartung und Reparatur. 1. Auflage, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2010, ISBN 978-3-7688-5295-1
  • Florian Haymann: Freeride. Moves, Bikes und Parks. 2. Auflage, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2011, ISBN 978-3-7688-3159-8
  • Karen Eller, Christoph Listmann: Mountainbiken für Frauen. 1. Auflage, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 2010, ISBN 978-3-7688-3161-1

Weblinks

 Commons: Mountainbike – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Mountainbike – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Artikel über Joe Breeze im BIKE Magazin
  2. Artikel über Carbon-Hardtails im Mountainbike Magazin, Ausgabe Dezember 2009

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