Arkham

Arkham
Das Crowninshield-Bentley House in Salem (Massachusetts), Vorbild für Lovecrafts Crownsinshild-Anwesen am Stadtrand von Arkham

Arkham ist eine fiktive Stadt in einem von H.P. Lovecraft erdachten Landstrich in Massachusetts, der auch als Lovecraft Country bezeichnet wird. Vorbild ist die Stadt Salem.[1] Arkham kommt in zahlreichen Erzählungen des Autors vor, die sich um den Cthulhu-Mythos ranken. Freunde und Anhänger von Lovecraft, allen voran August Derleth, haben in ihren Erzählungen den Mythos um die Stadt Arkham fortgeführt und erweitert. Ferner ist Arkham Szenario für zahlreiche Rollenspiele und das Brettspiel Arkham Horror.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Arkham soll zwischen Newburyport im Norden und Boston im Süden liegen. Der ältere Kern der Stadt soll ursprünglich am südlichen Ufer des Miskatonic-Flusses erbaut worden sein, der hier seinen Lauf an einer Flussschleife verlangsame.

Der Campus der fiktiven Miskatonic Universität auf der Südseite soll das Zentrum der Stadt bilden, an das sich zahlreiche georgianische Kirchen und das belebte Geschäftsviertel am Südufer des Flusses anschließen sollen. Östlich des Universitätsviertels wurde der Stadtteil French Hill mit seinen verwinkelten Gassen, der früher überwiegend von Franco-Kanadiern besiedelt gewesen sein soll, angesiedelt. Die westliche Grenze der Stadt soll früher der unbebaute Henkershügel mit dem gleichnamigen Henkersbach, der jedoch mittlerweile baulich erschlossen und in das Stadtbild eingegliedert ist, gebildet haben.[2]

Später soll sich die Stadt auf das nördliche Flussufer erweitert haben. Hier entstanden in der Fiktion neuere Villenviertel. Unmittelbar am nördlichen Ufer wurde der Bahnhof angesiedelt, etwas nordöstlich davon der Independence Square.

Geologie und Klima

Arkham soll an einer Flussschleife am Unterlauf des Miskatonic-Flusses liegen, der westlich ein ausgedehntes Hügelland durchquere, um hier auf eine flachere Moor- und Heidelandschaft zu treffen und dann einige Meilen weiter östlich von Arkham zwischen Innsmouth und Kingsport in den Atlantik zu münden. Der Untergrund bestehe daher weitgehend aus dem Schwemmland des Miskatonic.

Bedingt durch den Flusslauf als auch durch die umgebende Moor- und Heidelandschaft, sei das Klima besonders in den Sommermonaten schwül und drückend.

Nachbarorte

Neben den realen Nachbarorten Ipswich und Rowley, siedelt Lovecraft weitere fiktive Orte in der Umgebung von Arkham an:

  • Innsmouth, eine Hafenstadt im Nordosten
  • Kingsport, ein Fischerstädtchen im Südosten
  • Dunwich, ein verfallenes Dorf, das mehrere Autostunden westlich von Arkham hinter Dean’s Corners am Oberlauf des Miskatonic liegt.

Geschichte

Arkham soll Ende des 17. Jahrhunderts von Freidenkern gegründet worden sein, die sich aus der Enge der puritanischen Geisteshaltung zu befreien trachteten. Beschleunigt soll das Wachstum durch die der Ansiedlung zahlreicher Verfolgter worden sein, die Zuflucht in der Stadt suchten.[3] Die Zuwanderung soll ihren Höhepunkt um 1692 erreicht haben, ausgelöst durch die Hexenprozesse von Salem. Diese Zuwanderung soll jedoch auch zwielichtige Personen wie die der Hexerei beschuldigten Frauen Goody Fowler und Keziah Mason in die Stadt gebracht haben.

Im Sommer 1882 soll ein Meteorit auf dem Hof von Nahum Gardner, im hügeligen Heideland westlich von Arkham, eingeschlagen sein. Professoren der Miskatonic- Universität sollen die wahre Natur des Meteoriten nicht genauer bestimmt haben können, da sich die fluoreszierende Substanz vorzeitig auflöste. In der Folgezeit erlag in dieser Fiktion sowohl die Familie Gardner als auch ihre Tiere einer unbekannten Erkrankung. Zurück soll ein verwüsteter und verbrannter Landstrich geblieben sein, der fortan von den Einheimischen gemieden wurde und als Verfluchte Heide bezeichnet worden sein soll.

Jeder weitere Versuch, das hügelige Heideland westlich der Stadt durch die Ansiedlung von Franco-Kanadiern, Italienern und Polen landwirtschaftlich zu erschließen, soll erfolglos geblieben sein. Leider sollen bisher auch keine Anstrengungen unternommen worden sein, diesen weitgehend unberührten Landstrich unter Naturschutz zu stellen oder als Nationalpark auszuweisen. Dagegen sah Lovecraft vor, dass geplant sei, das Gebiet der Verfluchten Heide durch die Errichtung eines Stausees für die Trinkwasserversorgung zu fluten.

Im Sommer 1905 soll die fiktionale Stadt durch eine Typhusepidemie heimgesucht worden sein, die viele Opfer unter der Bevölkerung gefordert habe.

Durch die Entwicklung von Boston zur bedeutendsten Stadt der Region soll Arkhams weitere Entwicklung stark gebremst worden sein. Heute soll die Wirtschaft weitgehend danieder liegen, und auch das kulturelle Leben der Stadt sei kaum als lebhaft zu bezeichnen. Der Hauptarbeitgeber der Stadt soll die Miskatonic-Universität mit ihren angeschlossenen Institutionen sein. Obwohl der Stadtkern Arkhams als eine malerische und verwinkelte Altstadt mit zahlreichen historischen Gebäuden beschrieben wird, scheint es kaum Versuche zu geben, die historische Bausubstanz angemessen in Stand zu halten. Die Einwohner sollen als äußerst abergläubisch gelten und Fremden gegenüber eher mürrisch und abweisend auftreten, was auch dem Fremdenverkehr nicht sehr zuträglich sein soll.

Öffentliche Einrichtungen

Bildung

Arkham wird als Sitz der Miskatonic-Universität, welche die Studiengänge alte und moderne Sprachen, Englisch, Französisch, Geschichte, Archäologie, Mathematik, Physik, Chemie, Medizin, Zoologie, Anthropologie und mittelalterliche Metaphysik aber auch Volkswirtschaft und Ingenieurswissenschaft anbieten soll, beschrieben.

Bekannt soll die Miskatonic-Universität vor allem durch ihre Bibliothek sein, die eine umfangreiche ausgedehnte Handschriftensammlung beherbergen soll. Sie soll u.a. eine Kopie des berüchtigten fiktiven Necronomicons und das umstrittene und ebenfalls fiktive Phelan-Manuskript umfassen. Daher soll sie immer wieder wichtiger Anziehungspunkt für okkulte und metaphysische Nachforschungen sein.

Krankenhäuser

  • St. Mary's Hospital, westlich des Universitäts-Campus
  • Arkham Sanitarium, eine psychiatrische Anstalt und literarisches Vorbild des später aus den Batman-Comics und -Geschichten bekannten Arkham Asylum

Kultur

Die Arkham Historical Society soll die Geschichte der Stadt erforschen, soll jedoch kein eigenes Publikationsorgan mehr unterhalten.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Arkham verfügt in den Beschreibungen nur über wenige innerstädtische öffentliche Verkehrsmittel. Auch das Verkehrsaufkommen soll insgesamt gering sein.

Der Bahnhof von Arkham soll auf der nördlichen Seite des Miskatonic liegen. Die B&M Eisenbahnlinie soll die Stadt nach Süden mit Boston und im Norden über Rowley mit Newburyport verbinden. Außerdem soll zweimal täglich ein Bus nach Newburyport verkehren, dessen Route entlang der Küste durch die verfallene fiktive Hafenstadt Innsmouth verlaufen soll.

Mit dem benachbarten Innsmouth soll die Stadt einen Seehafen besitzen, der allerdings als im Niedergang befindlich beschrieben wird. Er sei früher bedeutsam im Ostindienhandel gewesen.

Medien

Die Stadt soll über zwei Lokalzeitungen verfügen, den Arkham Advertiser[4] und den wöchentlich erscheinenden Saturday Review mit ausführlichen Stellenanzeigen.

Der Arkham Advertiser soll außerdem einen lokalen Radiosender betreiben, der u.a. regelmäßig über die wissenschaftliche Forschungsergebnisse und Expeditionen der Miskationic-Universität berichte. Das Programm werde über die Sendeanlage auf Kingsport Head ausgestrahlt.

Ansässige Unternehmen

Der 1939 durch die Schriftsteller August Derleth und Donald Wandrei begründete Verlag Arkham House wurde symbolisch in Arkham angesiedelt, obwohl er in Wirklichkeit seinen Firmensitz in New York hat.

Berühmte Bürger

  • Der Dekan der medizinischen Fakultät Dr. Allan Halsey, der durch seinen selbstlosen Einsatz bei der Bekämpfung der Typhusepidemie von 1905 selbst den Tod gefunden haben soll.
  • Der Dichter Edward Pickman Derby', 'Veröffentlichungen u.a. : "Azathoth und andere Schrecken"
  • Nathaniel Wingate Peaslee, Professor für Politik und Wirtschaft an der Miscatonic Universität, der wegen seines plötzlichen und über Jahre andauernden Gedächtnisverlustes Schlagzeilen machte.

Schauplatz in folgenden Erzählungen

Lovecrafts Erzählungen

Arkham wird erstmals in der 1920 entstandenen Kurzgeschichte Das Bild im Haus (The Picture in the House) erwähnt und dann in weiteren Erzählungen weiterentwickelt (Entstehungsdatum in Klammern):

  • Herbert West – der Wiedererwecker (Herbert West – Reanimator) (1921/22); hier wird erstmals die medizinische Fakultät und die Existenz der Miskatonic Universität erwähnt.
  • Das Unnennbare (The Unnamable) (1923)
  • Das Fest (The Festival) (1925); erwähnt die Existenz des seltenen Buchs Necronomicon in der Bibliothek der Miskatonic-Universität
  • Die Farbe aus dem All (The Colour out of Space) (1927); erwähnt den geplanten Bau eines Stausees.
  • Das Grauen von Dunwich (The Dunwich Horror) (1928)
  • Berge des Wahnsinns (At the Mountains of Madness) (1931); erwähnt die Übertragung einer Expedition der Miskatonic Universität über den Lokalsender des Arkham Advertiser.
  • Schatten über Innsmouth (The Shadow Over Innsmouth) (1931); erwähnt erstmals die „Arkham Historical Society“
  • Träume im Hexenhaus (The Dreams in the Witch House) (1932); spielt in den verwinkelten Gassen des Stadtteils French Hill
  • Durch die Tore des Silberschlüssels (Through the Gates of the Silver Key) (1932/33)
  • Das Ding auf der Schwelle (The Thing on the Doorstep) (1933); erwähnt erstmals die psychiatrische Anstalt Arkham Sanitarium
  • Der Schatten aus der Zeit (The Shadow out of Time) (1934/35)

andere Autoren

  • August Derleth: Jenseits der Schwelle
  • August Derleth: Der Schatten in der Dachkammer (The Shadow in the Attic)
  • August Derleth: Das Tor des Verderbens (The Lurker at the Threshold); erweitert die Gegend westlich von Arkham um den Billingtonwald mit dem gleichnamigen Herrenhaus hinter Dean’s Corners.
  • Markus K. Korb/ Tobias Bachmann: Das Arkham- Sanatorium
  • Weitere Autoren sind: Robert Bloch, Joseph Payne Brennen, John Brunner, Tina L. Jens, Brian Lumley, Robert M. Price, Michael Shea, Clark Ashton Smith, C. Hall Thompson, F. Paul Wilson. (Hier nur dem Namen nach aufgezählt, da die meisten ihrer Erzählungen noch nicht ins Deutsche übersetzt wurden!)
  • Wolfgang Hohlbein: In seinen Hexer-Romanen

andere Medien

Filme

Spiele

  • Arkham Horror, ein 1987 von Chaosium veröffentlichtes und 2005 von Fantasy Flight Games neu aufgelegtes Brettspiel, bei dem die Spieler gemeinsam versuchen, die Stadt Arkham vor der Zerstörung durch die Großen Alten zu retten. Zum Spiel erschienen mehrere Erweiterungen. In Deutschland werden die Spiele vom Heidelberger Spieleverlag vertrieben.
  • Splatterhouse, die Neuauflage des Klassikers spielt ebenfalls in Arkham.

Referenzen

  1. Andere Vorlagen von Lovecraft Country können verstreut über verschiedene Orte in Essex County (Massachusetts) gefunden werden. Siehe hierzu: http://www.hplovecraft.com/creation/sites/mass.asp.
  2. Eine ausführliche Skizze von Lovecrafts Stadtplan von Arkham findet sich unter: http://cthulhufiles.com/arkham.htm
  3. Der Name Arkham scheint durch eine Verballhornung aus dem lateinischen „arcanum“ (= geheim, verborgen) und dem englischen Wort für „oak“ (= Eiche) entstanden zu sein, während die Endsilbe „ham“ auf das altenglische Wort für „home“ (= Heim) zurückgeht; was auf eine „verborgene Ansiedlung“ hinweist, die offenbar im sumpfigen Uferbereich des Miskatonic auf Eichenbohlen errichtet wurde.
  4. Eine virtuelle Form des Arkham Advertiser findet sich im Deutschen unter: http://www.arkham-advertiser.de/

Literatur

  • Patrick J. Grieser: Arkham - Ein Reiseführer. Reichelsheim, Basilisk 2006.
  • Markus K. Korb/ Tobias Bachmann: Das Arkham- Sanatorium, Okt. 2007, ISBN 978-3-936742-78-7
  • H.P. Lovecraft: Azathoth. Frankfurt, Suhrkamp 1989.
  • H.P. Lovecraft: Das Ding auf der Schwelle, Suhrkamp 1976
  • H.P. Lovecraft: Die Katzen von Ulthar, Suhrkamp 1980
  • H.P. Lovecraft: Stadt ohne Namen, Suhrkamp 1981
  • H.P. Lovecraft/ August Derleth: Die dunkle Bruderschaft, Suhrkamp 1987
  • H.P. Lovecraft/ August Derleth: Das Tor des Verderbens, Suhrkamp 1994

Siehe auch


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