Musik des 16. Jahrhunderts

Musik des 16. Jahrhunderts
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Als Renaissancemusik bezeichnet man die Musik der beginnenden Neuzeit, also den Zeitraum des 15. und 16. Jahrhunderts. Philosophische Grundlage des Zeitalters ist der Humanismus und eine Rückbesinnung auf die Antike.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale und Formen

Das aufkommende, auf die Antike zurückgeführte Weltbild mit dem Menschen im Mittelpunkt schlägt sich auch in der Musik nieder: Hohe Spaltklänge, also nichtvermischte Klänge, des Mittelalters wurden gegen den Vollklang ersetzt, die Quinten- und Quartenharmonik weicht Terzen und Sexten. Die Entwicklung der Dreiklangsharmonie bereitet sich vor, indem statt der vormals üblichen aufeinander folgenden Stimmeinsätze die Zeilen jetzt gemeinsam begonnen wurden. Komplizierte Formen der Isorhythmie werden zugunsten einfacher Formen aufgegeben. Zahlenmystik und niederländische Kanons sind Nachwirkungen der spätgotischen Zeit.

In der Florentiner Camerata wurde die Monodie entwickelt; die Folge war ein europaweites Umschwenken in Richtung einer Musik, die erstmals menschliche Affekte, in musikalische Figuren gekleidet, als zentralen Inhalt hatte.

Die musikalische Satztechnik des Fauxbourdon wird ein weiteres Kennzeichen für die Renaissancemusik. Sie sicherte die Verständlichkeit der Texte und war leicht nachvollziehbar.

Der subjektive Ausdruck einer Komposition erhielt wesentlich größeren Spielraum als im Mittelalter. Mit dem Beginn der Affektenlehre wurde die Komposition weiter „vermenschlicht“. In einzelnen Kompositionen breitet sich eine Tonsymbolik aus, die nur kundige Hörer wahrnehmen konnten. Josquin Desprez verwendet im Credo einer Messe an der Textstelle tertia die (am dritten Tag) sowie bei einer Erwähnung der Dreifaltigkeit Triolen.

In der Epoche der Renaissance ist die Einteilung der Stimmen in Sopran, Alt, Tenor und Bass abgeschlossen. Mit der zugefügten Bassstimme im Chorsatz wandelte sich das Klangideal, und der vierstimmige Chorsatz wurde Standard.

Vokalpolyphonie

Deutschsprachige Vertreter der Mehrstimmigkeit waren Ludwig Senfl und Hans Leo Haßler; große Bekanntheit erreichte Orlando di Lasso. Um diese Zeit entwickelte sich auch das Madrigal, die bedeutendste Form der weltlichen Musik in der Renaissance. Eine typisch deutsche Entwicklung ist das Tenorlied, bei der die (oft einem Volkslied entlehnte) Melodie als Cantus firmus im Tenor liegt und von den anderen Stimmen kunstvoll umspielt wird.

Seit Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Italien verschiedene musikalische Zentren, die in Form von teilweise lange bestehenden Künstlerkreisen oder „Schulen“ wirkten, wie die Römische Schule um Giovanni Pierluigi da Palestrina, die mit Klangfarben und Raumwirkungen experimentierende Venezianische Schule und die Florentiner Camerata.

Instrumentalmusik

Im Mittelpunkt der Renaissancemusik steht die mehrstimmige (polyphone) Vokalmusik, die Instrumentalmusik wird mit Conrad Paumanns Fundamentum organisandi von 1452 eingeleitet.

Der Lautenspieler, Caravaggio

In der Kirchenmusik beginnt die Orgel langsam Fuß zu fassen. Orgelbücher mit Noten und Lehrbücher entstanden. Eine spezifische Orgelnotation, Tabulatur genannt, entwickelte sich in verschiedenen Ländern mit spezifischen regionalen Unterschieden. Die alte und die neue deutsche Orgeltabulatur, spanische, italienische, englische und französische Tabulaturformen entstanden. Die Vorherrschaft übernimmt im 16. Jahrhundert Italien. An San Marco in Venedig wurden neue Formen der Orgelmusik eingeführt und von dort aus verbreitet: Toccata, Präludium und Präambulum, Ricercar als Vorläufer der späteren Fuge, Fantasie und Canzona gingen in das Repertoire der Orgelspieler ein.

Das gebräuchlichste Hausinstrument der Zeit ist die Laute, für die eine eigene Griffschrift entwickelt wurde, die ebenfalls eine eigene Tabulatur erhielt. Solistische Gesänge und Ensemblestücke wurden mit ihr begleitet, ebenso konnten Vokalwerke für Laute umgeschrieben werden.

In die Zeit der Renaissance fällt auch die erste große Instrumentenentwicklungswelle im neuzeitlichen Europa. Neben der Weiterentwicklung des mittelalterlichen Instrumentariums erscheinen viele neu entwickelte Instrumente erstmals in dieser Zeit. Insbesondere Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrumente werden in Anlehnung an das Gesangsquartett in mehreren Stimmlagen (Familien) gebaut, wobei meist mindestens die Größen Sopran (oder Diskant), Alt, Tenor und Bass gebaut werden. Versuchsweise werden auch kleinere und größere Instrumente gebaut, die sich jedoch nicht bei allen Instrumententypen durchsetzen. Ende des 16. Jahrhunderts stehen folgende Instrumente, die in mehreren Stimmlagen gebaut werden und zum Ensemblespiel geeignet sind, zur Verfügung:

Üblich ist das Spiel im Quartett, aber auch drei- und fünfstimmige Instrumentalstücke kommen vor. Die Instrumentierung ist meist nicht fest gelegt. So kommen sowohl homogene, aus nur einer Instrumentenfamilie bestehende Besetzungen als auch gemischte Besetzungen zum Einsatz. In gemischten Besetzungen kommen auch nicht in Familien gebaute Instrumente wie Sackpfeife, Schlüsselfidel, Drehleier, Laute, Harfe, Psalterium, Regal oder die Naturtrompete zum Einsatz. Der Gebrauch von Schlagwerk ist häufig anzutreffen, jedoch nicht obligatorisch.

Bestimmend für die Renaissance ist auch die Erfindung des Notendrucks durch Ottaviano dei Petrucci.

Tanzbücher (Sammlungen von Tanzstücken und ähnlichem Liedgut) von Pierre Attaingnant, Jacques Moderne, Pierre Phalèse und Tielman Susato entstehen.

Nachwirkungen

Die Renaissance wird durch die Epoche des Barock abgelöst, die von Italien um 1600 ausgeht (siehe Barockmusik). Der Stilwandel äußert sich am augenfälligsten in der Einführung von Monodie und Generalbass. Außerdem entstanden die ersten Opern. Trotzdem werden grundlegende in der Renaissance entstandene musikalische Konzepte auch in nachfolgenden Epochen verwendet, z. B. die Mehrchörigkeit. Letzte Nachklänge einer wirklich renaissancemäßigen Haltung sind auch in den Fantasien für Gambenconsort von Henry Purcell zu finden.

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