Musikübertragung

Musikübertragung

Tonmeister (auch Musikregisseur, englisch Sound Engineer oder auch Balance Engineer) ist ein Beruf im Spannungsfeld zwischen Kunst und Technik. Bei der Tonaufnahme von klassischer Musik wird der Produzent auch Aufnahmeleiter oder Tonmeister (Musik) bzw. Tonmeister (Technik) genannt.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Tonmeister benötigen neben technischen Kenntnissen besonders umfassende musikalische Kenntnisse und Fähigkeiten und dienen als Vermittler zwischen künstlerischem Anspruch und technischer Umsetzung von Klang. Die Fragestellungen des klassischen Tonmeisters gewannen um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts an Bedeutung, als die vorherrschende musikalische Kultur des kammermusikalischen und orchestralen Konzertbetriebs in die enorm an Bedeutung gewinnenden neuen Medien des Rundfunks und der Schallplatte übertragen werden sollten. Das hierzu benötigte Personal sollte sich sowohl in der musikalischen Kultur der Zeit, als auch mit den technisch-ästhetischen Gegebenheiten dieser Medien souverän bewegen können.

Im Gegensatz zu handwerklichen Meister-Berufen, von denen das Wort "Tonmeister" abgeleitet scheint, ist die Berufsbezeichnung als solche nicht geschützt. Hingegen darf den akademischen Grad Diplom-Tonmeister nur tragen, wer über eine diesbezüglich anerkannte Hochschulausbildung verfügt. Die Idee zum Studiengang Musikübertragung (dessen Abschluss der akademische Grad ist) hatte Erich Thienhaus. Er gründete 1949 das erste Tonmeisterinstitut Europas, das ETI in Detmold.

Berufsbild

Der Tonmeister fungiert bei Musik- oder Hörspiel-Produktionen als Aufnahmeleiter. Er legt eine Aufnahmekonzeption (Arbeitsplan) vor, führt Klang- und Musikregie und ist für den Schnitt verantwortlich. Er überwacht anhand einer Partitur die Texttreue, Intonation, Phrasierung, Balance und das Zusammenspiel zwischen den Instrumentengruppen, die rhythmische Exaktheit und das Einhalten des Tempos usw. Damit übt er einen gewissen Einfluss auf die Interpretation aus. Er muss den Künstlern gegenüber ein kompetenter Partner und Ratgeber sein.

Bei Konzert- oder Theaterveranstaltungen ist er verantwortlich für die Musik- und Sprachübertragung, d. h. die Realisierung einer hochwertigen Beschallung und die akustische Umsetzung von Regiekonzepten. Oft ist er auch zuständig für die Gerätewartung und -installation bis hin zur Überprüfung und Umsetzung der jeweils geltenden Sicherheitsrichtlinien.

Bei Film und Fernsehen beginnt die Tätigkeit bei Aufnahmen am Drehort (Set), beinhaltet die Erstellung spezieller Geräusche (Sounddesign), die Synchronisation von Schauspielern bis zur Aufnahme von Filmmusik und der Erstellung der Endmischung (Mehrkanalton) in einem Tonstudio.

„Der Tonmeister ist zu jedem Stadium der Produktion dafür verantwortlich, dass das Endprodukt der künstlerischen Zielsetzung des Produzenten und der Musiker entspricht.“ [1]

Tätigkeitsbereiche
  • Künstlerisch-technische Berufe: (Diplom-)Tonmeister/in (DE), Musikregisseur/in (CH)
  • Technische Berufe: (Diplom-)Toningenieur/in, Audio-Engineer, Tonregisseur/in (CH)
  • Technische Assistenzberufe: Tonoperateur/in, Audioassistent/in, Tontechniker/in

Der letzte Berufszweig wird aus Kostengründen üblicherweise vom Toningenieur mit übernommen.

Ausbildung

Um diese vielfältigen Aufgaben erfüllen zu können, ist eine fundierte technische und musikalische Ausbildung notwendig; die Tonmeisterausbildung integriert dafür verschiedene künstlerische und kunsterzieherische (sowie auch naturwissenschaftliche) Inhalte und ist ein vollwertiges Musikstudium.

Die Ausbildung umfasst neben der Vermittlung fundierter technischer Kenntnisse und Fertigkeiten (Mathematik, Elektrotechnik, Akustik, Tontechnik, Digitaltechnik, Studiotechnik und -praxis, Aufnahmebetreuung usw.) vor allem auch ein intensives Training auf musikalischem Gebiet (Gehörbildung, Musiktheorie, Instrumentation, Partiturkunde, Musikgeschichte, Musikwissenschaft, Instrumentenkunde, Musikkritik, Musikanalyse, Partiturspiel, Formenlehre, Werkanalyse und Stilkunde, Instrumental- und Vokalpraxis usw.) sowie Grundlagen der Dramaturgie. Normalerweise wird die Beherrschung mindestens eines Musikinstruments (Hauptinstrument, Nebeninstrument; Klavier ist üblicherweise Pflichtfach) vorausgesetzt; einige Studiengänge ergänzen die Ausbildungsinhalte um Themen wie Betriebskunde, Recht, Betriebswirtschaft usw. Zugangsvoraussetzung ist die allgemeine Hochschulreife (Abitur) plus eine Aufnahmeprüfung/Zulassungsprüfung.

Das Studium in Berlin, Detmold und Wien hat eine Regelstudiendauer von mindestens 10 Semestern.

Folgende staatlichen Einrichtungen bilden zum akademischen Grad "Diplom-Tonmeister" aus und richten z.T. derzeit zur europäischen Harmonisierung die Studiengänge für den Bachelor-Grad Artium Baccalaureus, A.B. oder B.A. als niedrigsten Abschluss und den Master-of-Science-Grad M.S. als akademischen Abschluss ein:

Ausbildung zum Bachelor of Arts in Musik, mit weiterer Vertiefung auch Tonmeister:

Weitere private Ausbildungsmöglichkeiten:

  • Akademie Deutsche POP
  • musicube academy
  • audioacademy, Hamburg
  • SfT Schule für Tontechnik Wuppertal

Berufsverbände

Auszeichnungen

Literatur

Siehe auch

Verband Deutscher Tonmeister | Toningenieur | Tontechniker | Tontechnik

Weblinks


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