Mutter Ey

Mutter Ey

Johanna Ey, bekannt als Mutter Ey (* 4. März 1864 in Wickrath (heute ein Stadtteil von Mönchengladbach); † 27. August 1947 in Düsseldorf), war während der 1920er-Jahre eine bedeutende Galeristin und Förderin moderner Malerei.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Johanna Ey stammte aus einfachsten Verhältnissen. Als 19-Jährige kam sie nach Düsseldorf. Sie war verheiratet und hatte zwölf Kinder, von denen acht jung starben. Nachdem ihre Ehe geschieden worden war, eröffnete sie 1910 in der Nähe der Düsseldorfer Kunstakademie eine Kaffeestube, die sich zum Treffpunkt von Schauspielern, Journalisten, Musikern und insbesondere Malern entwickelte. Ey war bekannt dafür, dass sie Künstlern und Studenten Kredit gewährte.

Junge Kunst – Frau Ey

Noch während des Ersten Weltkrieges eröffnete Johanna Ey eine Galerie am Hindenburgwall (heute Heinrich-Heine-Allee), wo sie zunächst Bilder der akademischen Düsseldorfer Malerschule ausstellte. Nach dem Krieg wurde die Galerie unter dem programmatischen Namen Junge Kunst – Frau Ey zum Mittelpunkt der Künstlergruppe Das Junge Rheinland. Ey entschied sich nicht aus theoretischen und wohl auch nicht aus wirtschaftlichen Erwägungen für diese Kunst, sondern weil sie mit den Künstlern persönlich befreundet war. In Porträts und Gruppenbildern zahlreicher Maler verewigt, wurde Johanna Ey als meistgemalte Frau Deutschlands berühmt. Auch diverse Verse und Gedichte sind in diesem Zusammenhang entstanden, die das Verhältnis der Johanna Ey zu den jungen und aufbegehrenden Künstler beschreiben, z.B. Max Ernst, 1929: „grosses ey wir loben dich, ey wir preisen deine staerke, vor dir neigt das rheinland sich und kauft gern und billig deine werke!“.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und im Zuge der Gleichschaltung galten praktisch alle Maler aus dem Umkreis Johanna Eys mit einem Schlag als entartet; die meisten waren überdies politische Gegner des Nationalsozialismus und zum Teil aktiv im Widerstand. Im April 1934 gab Johanna Ey ihre Galerie auf. 1939 schrieb sie in einem Brief: „Ich bin das rote Tuch für die Beamten der Stadt Düsseldorf, weil sie alle bald in die Hose was machen, wenn mein Name genannt wird“. – In ihren letzten beiden Lebensjahren, nach dem Ende des Nationalsozialismus, war Johanna Ey in Düsseldorf wieder hoch angesehen. Es bürgerte sich der Kosename Mutter Ey ein, obwohl es keine Belege dafür gibt, dass sie von ihren Freunden so genannt wurde.

Der Galerie Junge Kunst – Frau Ey verbundene Maler (Auswahl)

Max Ernst, Otto Dix, Otto Pankok, Mathias Barz, Gert Heinrich Wollheim, Jean-Paul Schmitz, Adolf Uzarski, Robert Pudlich, Arthur Kaufmann, Hermann Hundt, Adalbert Trillhase, Karl Schwesig, Franz Monjau, Jankel Adler, Adolf de Haer, Peter Janssen

Literatur

  • Annette Baumeister: Erinnerungen der Johanna Ey. Düsseldorf 2001, ISBN 3770011015
  • Anna Klapheck: Mutter Ey. Eine Düsseldorfer Künstlerlegende. 4. Auflage, Düsseldorf 1984, ISBN 3770004817
  • Ulrich Krempel (Hrsg.): Am Anfang: Das Junge Rheinland. Düsseldorf 1985, ISBN 3546477715

Oper/Film/Theater

  • Ratko Delorko (Komposition) und Kai Metzger (Libretto): Die Ey. Oper, Uraufführung Düsseldorf 1991
  • Peter Kern: Johannas Leidenschaften. Spielfilm 2000
  • Theater FLIN mit dem Aurora-Theater Düsseldorf: Bühne frei für Mutter Ey, 2007 (anlässlich des 60. Todestages)

Weblinks


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