Mädchenschule

Mädchenschule

Ein Mädchengymnasium (regional auch Lyzeum genannt) ist ein Gymnasium, in dem nur Mädchen zugelassen sind. Zunächst wurden spezielle Gymnasien für Mädchen nur deshalb gegründet, weil das allgemeine Bildungssystem keine höheren Schulen für Mädchen vorsah, so werden sie heute – bei erreichter Chancengleichheit im Bildungswesen – vor allem als Alternative zum koedukativen Unterricht verstanden.

Geschichte

Im Zuge der allmählichen Institutionalisierung des höheren Bildungswesens im 18. und 19. Jahrhundert durch die Einführung der Schulpflicht und die Einrichtung von Gymnasien hatte sich in Deutschland ein Schulsystem entwickelt, das ausschließlich für Knaben gedacht war. Für Mädchen endete der Bildungsweg spätestens mit dem Abschluss der Höheren Töchter- oder Mädchenschule (bis zum etwa 15./16. Lebensjahr) oder mit dem Besuch eines Lehrerinnenseminars. Erst als gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der Frauenbewegung der Ruf nach einer höheren und berufsqualifizierenden Bildung für Frauen laut wurde, richtete man nach und nach studiumsvorbereitende „Gymnasialkurse“ für Mädchen und eigene Mädchengymnasien ein.

Die ersten Mädchengymnasien entstanden ausschließlich aufgrund privater Initiativen, ohne staatliche Unterstützung. Den Anfang machte die Eröffnung eines Mädchengymnasiums 1890 in Prag. Es bot einen zweijährigen Vorbereitungskurs und einen vierjährigen Oberkursus an. Die Schlussprüfung wurde gastweise an einem Knabengymnasium abgehalten. Es folgte die Gründung eines Mädchengymnasiums durch den Verein für erweiterte Frauenbildung 1892 in Wien, zu der der zuständige Unterrichtsminister seine Zustimmung gab, sich jedoch die Entscheidung darüber, ob die Reifeprüfung des Mädchengymnasiums auch die Zulassung zu einem anschließenden Hochschulstudium gewährleisten sollte, noch vorbehielt. Das erste deutsche Mädchengymnasium wurde vom Verein Frauenbildungsreform 1893 in Karlsruhe gegründet. Bedingung für die Aufnahme war der sechsjährige Besuch einer höheren Mädchenschule.

Ebenfalls 1893 wurden in Berlin drei- bis vierjährige Gymnasialkurse für Frauen angeboten, denen junge Frauen, die mindestens das 16., empfohlenermaßen aber das 18. Lebensjahr vollendet hatten, nach einer Eignungsfeststellungsprüfung zugelassen wurden. 1894 folgten Gymnasialkurse in Leipzig, gegründet vom Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF).

Im Laufe des 20. Jahrhunderts setzte sich in den unteren Schulstufen mehr und mehr das Prinzip der Koedukation durch, auf dem Sektor der Gymnasialbildung aber war bis in die 1950/1960er Jahre hinein der getrennte Unterricht der Normalfall. Mädchengymnasien hießen zu dieser Zeit in einigen Regionen auch Lyzeen. Erst mit der umfassenden Bildungsreform nach 1968 etablierte sich die Koedukation als allgemeiner Standard. Mädchengymnasien ebenso wie Jungengymnasien starben allerdings nie aus, sondern stehen heute als alternative Wahlmöglichkeit zur Option.

Siehe auch


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