Móric Beňovský

Móric Beňovský
Moritz Benjowski

Moritz August Graf von Benjowski (slowakisch Móric Beňovský, * 1741 in Vrbové, Komitat Neutra, Königreich Ungarn, heute Slowakei; † Ende Mai 1786 auf Madagaskar) war ein Abenteurer, Militär und König in Madagaskar.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn eines kaiserlichen Generals und Enkel eines polnischen Auswanderers, kämpfte er als österreichischer Leutnant im Siebenjährigen Krieg bis 1758. Er selbst empfand sich als Pole. Er erbte die Starostie seines Onkels in einem Teil des damaligen Polen,der zu jener Zeit unter habsburgischer Verwaltung stand (und heute zur Slowakei gehört). Aufkommende Erbstreitigkeiten mit seinen dortigen Cousins versuchte er 1765 eigenmächtig durch militärischen Handstreich zu regeln, weshalb ihn Maria Theresia aus Österreich ausweisen ließ. Daraufhin hielt er sich in Hamburg, Plymouth und Amsterdam auf, wo er sich der Schifffahrtskunde widmete. 1767 schloss er sich den polnischen Konföderierten an, 1768 wurde er zum Oberst und Generalquartiermeister ernannt. Im Kampf gegen die Russen geriet er 1769 in Kriegsgefangenschaft und wurde zunächst nach Kasan, nach einem Fluchtversuch, der erst in St. Petersburg endete, dann nach Kamtschatka verbannt.

Hier gelang es ihm, die Gunst des Gouverneurs Nilow zu gewinnen. Seine eigene Darstellung, nach der er sich mit dessen Tochter Afanassia vermählte, wird von anderen Quellen bezweifelt. Gesichert ist, dass er mit den anderen Verbannten eine Verschwörung plante. Am 26. April 1771 kam es zum Aufstand. Der Gouverneur wurde ermordet, die Kronkasse geplündert, und die je nach Quelle zwischen 65 und 96 Aufständischen erreichten auf einem Floß die Mündung des Flusses Bolschaja. Am 11. Mai 1771 kamen sie in Tschekawinski an und fuhren von dort aus auf einer Galeote über Japan und Formosa nach Macao, welches sie am 24. September 1771 erreichten. Benjowski verkaufte die Galeote an den dortigen portugiesischen Gouverneur und fuhr auf zwei französischen Schiffen über Mauritius und Madagaskar nach Frankreich.

Dort angekommen, machte er der französischen Regierung das Angebot, Madagaskar zu erobern und eine Kolonie zu errichten. Louis XV. willigte ein, und mit etwa 250 Soldaten begann Benjowski eine Expedition. Die Insel erreichte man im Februar 1774. Durch diplomatisches Geschick gelang es ihm, das Vertrauen einiger einheimischer Stämme zu gewinnen, und er liess sich 1776 zu ihrem König wählen. Dennoch war die Expedition ein Fehlschlag; die meisten Teilnehmer starben. Auch traf im selben Jahr eine Kommission des neuen französischen Königs Louis XVI. ein, deren Bericht wenig schmeichelhaft ausfiel. Am Ende desselben Jahres kehrte er nach Frankreich zurück, um diesen Eindruck zu revidieren, was ihm auch gelang. Er wurde hoch dekoriert und mit der Pension eines Brigadegenerals dotiert. Nur seine Pläne stießen auf taube Ohren.

So kehrte er zunächst nicht nach Madagaskar zurück. Er lernte Kazimierz Pułaski und Benjamin Franklin kennen, der zu damaligen Zeit Gesandter der Vereinigten Staaten in Frankreich war. 1778/79 trat er erneut in österreichische Dienste und kämpfte im Bayerischen Erbfolgekrieg gegen Preußen. Nach mehreren Aufenthalten in Amerika nahm Benjowski 1783 dann eine zweite Expedition nach Madagaskar in Angriff, diesmal unter österreichischer Flagge. Nach der Ankunft 1785 kam es zu Gefechten mit französischen Truppen, in denen er am 23. Mai 1786 schwer verwundet wurde und kurz darauf starb.

Nachwirkung

Sein Leben war die Vorlage für das 1791 entstandene Drama Die Verschwörung in Kamtschatka von August von Kotzebue. 1975 erschien im ZDF der Vierteiler Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski mit Christian Quadflieg, Nicole Heesters, Sky Dumont, Heinz Weiss und Klaus Schwarzkopf.

Literatur

Weblinks


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