Armin der Cherusker

Armin der Cherusker

Arminius (in einigen Quellen auch Armenius; * um 17 v. Chr.; † um 21 n. Chr.) war ein Fürst der Cherusker, der den Römern im Jahre 9 n. Chr. in der Varusschlacht mit der Vernichtung von drei Legionen eine ihrer verheerendsten Niederlagen beibrachte. Die antiken Quellen bieten nur wenige biografische Angaben zu Arminius. Das nachantike Bild des Cheruskerfürsten ist vor allem durch die von Tacitus geprägte Formel „Befreier Germaniens“ bestimmt. Arminius ist bis zur Gegenwart in einzigartiger Häufigkeit Gegenstand der Belletristik und Populärwissenschaft geworden. Die an Arminius als historische Person angelehnte Gestalt Hermann der Cherusker wurde in Deutschland eine nationale Mythen- und Symbolfigur. Seit 1945 bewertet die deutschsprachige Forschung Arminius differenzierter. Sein germanischer Name ist unbekannt, weshalb über historische Parallelen zum Drachentöter Siegfried aus dem Nibelungenlied geschlussfolgert worden ist.

Das Detmolder Hermannsdenkmal zeigt den Cheruskerfürsten als Symbolfigur nationaler Identität

Inhaltsverzeichnis

Leben bis zur Varusschlacht

Herkunft und Jugend

Nur sehr wenige biografische Details über Arminius sind bis zur Varusschlacht bekannt. Arminius selbst kam aus einer der führenden Familien seines Stammes. Er wurde um 17/18 v. Chr. als Sohn des Cheruskers Segimer (lat. Segimerus) geboren, der eine führende Stellung in seinem Stamm hatte. Velleius Paterculus nennt ihn Princeps gentis eius („Erster seines Stammes“), was gewöhnlich mit der etymologisch ähnlichen Bezeichnung „Fürst“ übersetzt wird.[1] Der Name seiner Mutter, die noch im Jahr 16 n. Chr. lebte, wird nicht genannt. Sein Vater stand wie sein Onkel Inguiomer auf der Seite der Römer und führte die prorömische Partei unter den Cheruskern an. Ebenso wie sein Bruder Flavus diente Arminius als Führer germanischer Verbände (ductor popularium)[2] längere Zeit im römischen Heer und wurde so mit dem römischen Militärwesen vertraut. Dabei erwarb er sich das römische Bürgerrecht, den Rang eines Ritters[3] und erlernte die lateinische Sprache.[4] Wahrscheinlich war Arminius in den Jahren 6–7 n. Chr. mit seinem Verband an der Niederschlagung des pannonischen Aufstandes beteiligt.

Die Verwandtschaft des Arminius

Um das Jahr 7/8 n. Chr. kehrte Arminius in das cheruskische Stammesgebiet zurück. Er war zu dieser Zeit innerhalb der cheruskischen Führungsschicht mit Auseinandersetzungen konfrontiert. Segestes, der Vater der Thusnelda, war gegen eine Verbindung seiner Tochter mit Arminius, die wohl zu dieser Zeit seine Ehefrau wurde.

Aufstand gegen Varus

Als der Statthalter (legatus Augusti pro praetore) Publius Quinctilius Varus in das Cheruskerland bis an die Weser vorrücken wollte, sah Arminius im Herbst des Jahres 9 n. Chr. die Zeit für einen Aufstand gekommen. Er hielt sich mit seinen Gesinnungsgenossen, von denen Segimer genannt wird,[5] bewusst im Lager des Varus auf, nahm dabei oft an dessen Tafel teil und versuchte dadurch das Vertrauen des Statthalters zu gewinnen. Als Varus sich auf dem Weg in sein Winterlager befand, wurden ihm Unruhen gemeldet. Die Warnung des Fürsten Segestes noch am Vorabend des Aufbruchs, Arminius in Ketten zu legen, da er Verrat an Rom plane, nahm Varus nicht ernst.[6] Der Vorwurf naiven Vertrauens und mangelnder Vorsicht des Varus gegenüber Arminius, den manche Quellen erheben,[7] wird in der modernen Geschichtswissenschaft teilweise relativiert. Varus handelte wie gewöhnlich bei der Provinzialisierung eines eroberten Gebietes. Arminius wurde aufgrund seines römischen Bürgerrechtes und seines Ritterranges von Varus wohl als römischer Verbündeter angesehen, der als Anführer der dringend benötigten germanischen Hilfstruppen helfen konnte, die Lage ruhig zu halten.[8]

Auf dem Weg zu dem von den Germanen gemeldeten Aufstand mussten die Römer durch ein ihnen wenig bekanntes Gelände, wo sie in einen Hinterhalt gerieten. Arminius besiegte in der Varusschlacht[9] durch einen überraschenden Schlag die römische Besatzungsmacht. Die 17., 18. und 19. Legion sowie sechs Kohorten und drei Alen (Auxilien)[10] fanden ihren Untergang am Saltus Teutoburgiensis; Varus nahm sich selbst das Leben. Welche Rolle Arminius während der Schlacht konkret spielte, ist ungewiss, sicher ist nur, dass er der Oberbefehlshaber der Germanen war, zu denen er noch auf dem Schlachtfeld sprach.[11] Schon seit Theodor Mommsen wird aufgrund von Fundmünzen vermutet, dass die Schlacht im Raum Bramsche-Kalkriese stattfand. Seit 1987 werden in diesem Gebiet Ausgrabungen vorgenommen.

Aufgrund seiner Quellenanalyse schließt Dieter Timpe, dass es unmittelbar nach der Varusniederlage zu einer westwärtsgerichteten Offensive der aufständischen Germanen gekommen sei,[12] bei der fast alle römischen Kastelle im rechtsrheinischen Germanien bis auf eines erobert worden seien. Die Köpfe der Getöteten ließ Arminius auf Lanzen an den feindlichen Wall herantragen, um somit die Hartnäckigkeit der Belagerten zu brechen.[13] Als die Germanen das Gerücht vernahmen, Tiberius rücke mit einem Heer heran, zogen sich viele von ihnen zurück. Die Römer nutzten ihre Chance und kämpften sich bis zum Rhein durch.

Motive für den Aufstand

Nach Tacitus berief Arminius sich auf das Vaterland, die Ahnen, Tradition, Ruhm und Freiheit.[14] Die antike Historiografie sieht die möglichen Gründe für den Aufstand in der intensiveren Verwaltung und Rechtsprechung des Varus, dem damit verbundenen Einfluss- und Machtverlust, den Tributforderungen und dem durch die Quellen bezeugten arroganten und unsensiblen Auftreten des Varus und weiterer Römer gegenüber den Cheruskern und anderen am Aufstand beteiligten Stämmen. Römische Sitten und Bräuche wurden in Germanien abgelehnt. Arminius mag auch nach Macht über andere cheruskische und sonstige am Aufstand beteiligte Stämme gestrebt haben oder von einem Ehrbegriff geleitet worden sein.[15]

Leben nach der Varusschlacht

Weitere Konflikte mit Rom

Die römische Niederlage bedeutete zwar einen großen Rückschlag, jedoch noch nicht den endgültigen Rückzug der römischen Germanienpolitik auf die Rheingrenze. Unter der militärischen Führung des Tiberius wurde die Flotte wieder eingesetzt, die drei verlorenen Legionen wurden sofort ersetzt und ihre Zahl auf acht erhöht. Der einzige Zeitzeuge Velleius Paterculus berichtet von bedeutenden militärischen Aktivitäten unter dem Kommando des Tiberius, bei denen weite Teile Germaniens verwüstet worden seien. Allerdings ist das Ergebnis der Feldzüge in den weiteren Quellen widersprüchlich dargestellt,[16] weshalb nicht sicher ist, was Tiberius in den Jahren 10 bis 12 erreichte. Er soll nur mit äußerster Vorsicht und strenger Disziplin versucht haben, in Germanien vorzudringen.

Wohl in Erwartung weiterer Auseinandersetzungen mit Rom strebte Arminius daher ein Bündnis mit dem Markomannenkönig Marbod an; der abgetrennte Kopf des Varus wurde an Marbod gesandt. Marbod lehnte das Bündnisangebot des Arminius ab und schickte den Kopf an Augustus. Der Princeps soll, als er von der Niederlage erfuhr, seine Kleider zerrissen und ausgerufen haben: „Quintilius Varus, gib mir die Legionen zurück!“[17] Augustus ließ das Haupt des Varus ehrenvoll im Familiengrab bestatten.[18]

Im Jahre 13 übergab Augustus Germanicus, dem von Tiberius adoptierten Sohn des Drusus, die Befehlsgewalt über die Truppen. Mit acht von 25 Legionen befehligte er fast ein Drittel der gesamten römischen Streitmacht und damit ein wesentlich größeres Heer als Varus.

Die antiken Autoren überliefern keine konkreten Zahlenangaben zum Arminiusheer, weshalb dessen Stärke während der Auseinandersetzungen mit Germanicus in den Jahren 14 bis 16 n. Chr. in der Forschung unterschiedlich eingeschätzt worden ist. So hat Kurt Pastenaci eine Zahl von 40.000 Mann angenommen,[19] neuere Schätzungen gehen von etwa 50.000 Mann aus,[20] mit beträchtlichem Spielraum nach oben und unten.

In den Jahren 14 bis 16 n. Chr. führte Arminius eine erweiterte Koalition germanischer Stämme in Abwehr der von Germanicus geführten römischen Wiedereroberungsexpeditionen. Trotz gegenteiliger Darstellungen war der größte Erfolg des römischen Unternehmens lediglich die Gefangennahme Thusneldas, der Ehefrau des Arminius.[21]

Thusnelda wurde im Jahr 15 n. Chr. von Germanicus gefangen, als ihr Vater Segestes sie dem Römer auslieferte. Sie war zu dieser Zeit schwanger und brachte in der Gefangenschaft ihren Sohn Thumelicus zur Welt, der in Ravenna aufwuchs. Der von Tacitus[22] angekündigte Bericht über dessen weiteres Schicksal ist nicht erhalten; vielleicht starb er also zur Zeit einer „Lücke“ in den Annalen, etwa 30–31 n. Chr. Möglicherweise war er 47 n. Chr. bereits tot, als sich die Cherusker von Kaiser Claudius den Italicus zum König erbaten.[23] Sichere Belege gibt es jedoch nicht.

In der ersten Schlacht, nicht weit vom Ort der Varusschlacht, lockte Arminius die römische Reiterei in eine Falle. Jedoch hatte Germanicus rechtzeitig seine Legionen herangeführt, so dass der Kampf unentschieden endete.[24] Danach zog sich Germanicus an die Ems zurück, wobei er die Hälfte seiner Armee unter der Führung des Caecina stellte; diese Armee sollte über die langen Brücken nach Vetera marschieren und entlang der Nordseeküste den Rhein erreichen. Arminius überholte die Legionen Caecinas in Eilmärschen und wartete, bis die Römer ein Lager aufbauten, bevor er sie angriff. Es kam zu einer mehrtägigen Schlacht, die, wie von Tacitus[25] beschrieben, zunächst große Ähnlichkeit mit der Varusschlacht aufwies. Doch am letzten Tag, als die Römer geschlagen und entmutigt in ihrem Lager saßen, riet Arminius’ Onkel Inguiomer zum Angriff auf das Lager. Arminius plädierte dafür, bei der bewährten Strategie des Überfalls auf das marschierende Heer zu bleiben, konnte sich aber nicht durchsetzen. Beim folgenden Sturm auf das Lager erlitten die Germanen einen Rückschlag, der aber nur bedeutete, dass der germanische Sieg nicht so vollkommen war wie bei der Varusschlacht. Arminius blieb im Kampf unversehrt, Inguiomer wurde schwer verwundet, und die Reste der Armee Caecinas konnten sich über den Rhein retten.

Kämpfe des Jahres 16

Der römische Befehlshaber Germanicus war der Gegner des Arminius in den Jahren 14–16 n. Chr.

Im Jahre 16 n. Chr. unternahm Germanicus mit acht Legionen einen neuen Feldzug gegen die Cherusker und ihre Verbündeten, um erneut zu versuchen, Germanien zu erobern. Die Cherusker zogen sich hinter die Weser zurück und die Römer folgten ihnen. Vor der Schlacht lieferten sich Arminius und sein in römischen Diensten stehender Bruder Flavus angeblich ein Streitgespräch, wobei sie sich von gegenüberliegenden Seiten der Weser zuriefen. Laut Tacitus vertrat Arminius in diesem Gespräch das heilige Recht des Vaterlandes, die altüberkommene Freiheit und die germanischen Götter, während der romfreundliche Flavus seinem Bruder die Größe Roms, die Macht des Kaisers und die harten Strafen für Aufständische vorhielt. Flavus versicherte, Thusnelda und ihr Sohn würden gut behandelt. Zur Einigung kam es dabei nicht, vielmehr soll Flavus nur von einem Kameraden von einem Gefecht zurückgehalten worden sein.[26]

Am folgenden Tag überschritt Germanicus die Weser und bereitete alles zum Angriff vor. Einen Tag später trafen die Heere bei Idistaviso aufeinander. Tacitus beschreibt die Schlacht als großen römischen Sieg, Arminius wurde in der Schlacht schwer verwundet und konnte nur einer Gefangennahme entkommen, indem er sich das Gesicht mit seinem eigenen Blut bestrich. Trotz großer Verluste waren die Germanen noch stark und kampfeslustig genug, um den Römern erneut entgegenzutreten. Die Germanen wählten sich mit dem Grenzwall der Angivarier wiederum ein günstiges Terrain zwischen einem Fluss und Wäldern aus. In der Schlacht vom Angrivarierwall zeigte sich Arminius geschwächt, entweder wegen der beständigen Gefahren oder weil ihn die Verwundung hemmte. Obwohl die Römer siegten, sah sich Germanicus genötigt, Germanien bereits im Sommer erneut zu verlassen, lange vor einem geplanten Rückzug ins Winterlager. Mit seinem Rückzug an den Rhein war der römische Eroberungsversuch endgültig gescheitert. Der hartnäckige germanische Widerstand und die damit verbundenen römischen Verluste erklären die Abberufung des Germanicus durch den neuen Kaiser Tiberius und damit den Verzicht auf eine weitere offensive römische Grenzpolitik. Tiberius hielt es für das Beste, die Germanen ihren inneren Zwistigkeiten zu überlassen.[27]

Interne Stammeskonflikte und Tod

In den Jahren 9 bis 16 n. Chr. gehörten zu den Verbündeten des Arminius neben den Cheruskern die Brukterer, die Usipeter, Chatten, Chattuarier, Tubanten, Angrivarier, Mattiaker und Lander.[28] Im Frühjahr 17 n. Chr. kam es zu einer Schlacht gegen Marbod, aus dessen Machtbereich die Semnonen und Langobarden zu Arminius übergelaufen waren. Dagegen ging Inguiomer, der Onkel des Arminius, zu Marbod über. Arminius besiegte Marbod, der sich nach Böhmen zurückziehen musste.[29] Jedoch konnte er seinen militärischen Erfolg nicht weiter ausnutzen, da er nicht in die natürliche Festung Böhmen eindringen konnte. Danach musste er sich mit innergermanischen Rivalitäten und auf germanischer Seite zahlreichen wechselnden pro- und antirömischen Positionen auseinandersetzen. Vorwiegend (doch nicht stets) auf Seiten der Römer kämpften die Ubier, die Bataver und teils auch die Friesen.

Die Koalition des Arminius strebte kein eigenes Großreich an, sondern warf vielmehr Arminius vor, die Königsherrschaft über ein solches anzustreben. Ein Angebot des Chattenfürsten Gandestrius, Arminius mit Gift töten zu lassen, lehnte Rom formal ab[30]; ob Rom dennoch versucht haben könnte, seinen Tod herbeizuführen, ist nicht bekannt. Im Jahre 21 wurde Arminius von Verwandten ermordet.

Quellenlage

Das Wissen über Arminius beruht ausschließlich auf römischen Schriftquellen und archäologischen Funden, da die Germanen keine Schriftkultur besaßen. Die zeitgenössische Historiografie urteilte, dass Verrat Varus zu Fall gebracht habe, und war an der Person des Arminius selbst nicht interessiert. Eine erste beiläufige Erwähnung des Arminius findet sich bei Strabon.[31] Velleius Paterculus sieht Varus als den Hauptverantwortlichen für die verlorene Schlacht. Er verbindet die Herabwürdigung des Varus literarisch geschickt mit einer Charakterisierung des Arminius, die zahlreiche Topoi aufweist, worunter scheinbar charakteristische Merkmale verstanden werden, die oft nur die Unkenntnis über die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegeln. Topoi wurden in der antiken Literatur, besonders in der Ethnografie, häufig zur Beschreibung von „Barbaren“ verwendet. So werden die am Aufstand beteiligten Germanen als wild und verlogen charakterisiert.[32] Florus berichtet, die aufständischen Germanen hätten den römischen Soldaten in der Schlacht bei lebendigem Leib Augen und Zunge herausgerissen.[33]

Erst Tacitus setzt sich intensiv mit Arminius auseinander und misst ihm historische Bedeutung zu. Er kritisiert das Schweigen der zeitgenössischen Autoren im Hinblick auf Arminius:

„Die griechische Geschichtsschreibung kennt ihn nicht, und bei den Römern spielte er nicht die ihm gebührende Rolle, da wir die alte Geschichte rühmend hervorheben und der neuen gleichgültig gegenüberstehen“.[34]

Die Charakterisierung des Arminius bei Tacitus ist nicht so nüchtern wie die des Velleius Paterculus, da Tacitus anders als dieser Arminius für den Untergang der Legionen verantwortlich macht. Allerdings bedient sich auch Tacitus bei seiner Arminiusdarstellung der üblichen Topoi: Arminius wird als listiger Intrigant dargestellt, der sich rühmt, die Römer in einem ehrlichen Kampf besiegt zu haben,[35] während in Rom allgemein bekannt war, dass Varus in einen Hinterhalt gelockt worden war. Gandestrius, der in Rom um Gift bittet, um Arminius zu töten, wird ebenfalls als hinterlistig beschrieben, indem seinem Angebot die römische Position entgegensetzt wird, Rom besiege seine Gegner nicht mit Betrug und Hinterlist, sondern im offenen Kampf. Arminius wird auch als gehässig dargestellt: Er verspottet seinen romfreundlichen Bruder Flavus bei einem Streitgespräch an der Weser wegen seines verlorenen Auges.[36] Tacitus charakterisiert Arminius in negativem Kontrast zu Segestes, Marbod und Flavus, die zumindest zeitweise eine romfreundliche Position vertraten.

Geografische Beschreibungen der Schlachtfelder, die etwa durch feuchtkaltes Klima, dichte Wälder und moorigen Untergrund geprägt gewesen seien, werden in der Forschung allgemein als topische Vorstellungen der Römer für nördliche Länder angesehen, die die Autoren mittels einer Ekphrase nutzten. Schlachtdarstellungen, die auf die Varus-Niederlage folgten, wie etwa die Caecinaschlacht, wurden von den antiken Geschichtsschreibern vermutlich auf der Grundlage der detaillierten Berichte zur Varusschlacht nachmodelliert. Dadurch konnten Ereignisse, wie die gelungene Flucht des Caecina im Gegensatz zu Varus, der auf dem Schlachtfeld sein Leben ließ, direkt verglichen werden. Diese Schlachtdarstellungen gelten daher als unhistorisch.[37]

Der von Tacitus geschilderte Zornausbruch (ira) des Arminius nach der Gefangennahme seiner Frau durch die Römer mit kurzzeitigem Wahnsinn (brevis insania) ist vermutlich eine literarische Fiktion, da sich hierin Ansichten der damals sehr populären stoischen Schule spiegeln, welche das unbeherrschte Auftreten von Affekten als unrömisch und Kennzeichen eines Tyrannen oder Barbaren auffasste.[38]

Die soziale Struktur der Cherusker wird nur vage überliefert. Tacitus gab durch den Begriff der Königsherrschaft und seinen Hinweis auf das Freiheitsverlangen der Cherusker seinem Publikum Assoziationen an das Ende der eigenen tyrannischen Königszeit vor. Er deutet damit eine Adelsherrschaft der Cherusker an, die Arminius abschaffen wollte. Die Amtsgewalten des Stammesführers werden nicht beschrieben. Die Bezeichnung Fürst (princeps), durch die Arminius charakterisiert wird, bezeichnet eine freiheitlich-republikanische Herrschaft im Gegensatz zum Begriff des rex (König), mit dem eine tyrannische Herrschaft beschrieben würde.[39]

Namensherkunft

Neben der Suche nach dem Ort der Varusschlacht ist die Suche nach dem wirklichen Namen des Arminius die am häufigsten diskutierte Frage in der Arminiusforschung. Die antiken Geschichtsschreiber Strabon, Cassius Dio und die Tacitushandschriften legen die Schreibweise Armenius nahe.[40] Velleius Paterculus (um 29/30 n. Chr.) überliefert den Namen „Arminius, Sohn des Sigimer“, ohne weitere Zusätze:

„Damals gab es einen jungen Mann von vornehmer Abstammung, der persönlich tapfer, schnell von Begriff und über das Maß der Barbaren hinaus begabt war; er hieß Arminius, der Sohn Sigimers, eines Fürsten dieses Stammes.“[41]

Gemäß dem üblichen römischen Sprachgebrauch bezeichnete Armenius einen Bewohner Armeniens. In der Forschung wurde daher vermutet, dass „Arminius“ ein cognomen sei und damit beispielsweise „der Armenische“ bedeuten könne und es sich somit auf einen für Armenien zuständigen Feldherrn beziehe. Allerdings wurde gegen diese Vermutung eingewandt, dass die entsprechende lateinische Bezeichnung nicht Armenius, sondern Armenicus oder Armeniacus war, wie die später Lucius Verus und Mark Aurel verliehenen Beinamen für einen Sieg über Armenien zeigen. Außerdem nennt Velleius seinen Kriegskameraden niemals Armenius, sondern immer nur Arminius.

Weiterhin ist ein blaues Mineral als ein Hinweis auf namensgebende blaue Augen des Arminius gedeutet worden,[42]: Armenium bedeutet Azurit/Bergblau. Segimers beide Söhne könnten also römische (Zweit-)Namen nach ihren unter Römern auffallenden Farben erhalten haben, Armenius nach dem Blau seiner Augen, Flavus nach dem Blond seiner Haare.

Ernst Hohl hat unter Verweis auf einen fälschlich vermuteten altsächsischen Gott Irmin beziehungsweise analog zum Heiligtum der Irminsul die Hypothese aufgestellt, dass der Name Arminius aus dem gemeingermanischen stammt.[43] Die Sprachwissenschaftler sind sich heute jedoch einig, dass eine Ableitung des Namens Arminius aus germanischer Wurzel nicht möglich ist. Eine Benennung der Kinder nach Göttern war nicht üblich. Sie hießen nicht 'Wotan' oder 'Frigga' (folglich auch nicht Irmin), sondern erhielten Namen, die Kombinationen von 2 Wörtern waren (z.B. Segi-mer/„Sieg-berühmt“ oder Ger-not/„Speer-Gefahr“).

Der Name Arminius scheint daher originär römisch und nicht von einem cheruskischen Namen ableitbar zu sein.[44] Da es zur Zeit des Augustus üblich war, dass ein Nichtrömer bei der Bürgerrechtsübertragung den Namen des Römers annahm, der ihm dieses Recht verschafft hatte, wird außerdem vermutet, dass ein etruskisches Rittergeschlecht der Arminii Namenspatron gewesen sei und es sich somit bei Arminius um ein nomen gentile handele.

Der später weitverbreitete Name „Hermann“ für Arminius kam erstmals 1530 im Umfeld Martin Luthers auf, abgeleitet aus „Heer-mann“ für dux belli. Luther bekannte: „Wenn ich ein poet wer, so wollt ich den zelebrieren. Ich hab ihn von hertzen lib“.[45] Sprachwissenschaftler haben nachgewiesen, dass Arminius keine Latinisierung des deutschen Namens Hermann sein kann, denn der latinisierte Hermann hieße Chairomannus.

Im 19 Jh. wurden Parallelen zwischen Arminius und Siegfried aus dem Nibelungenlied gezogen.

1837 versuchte der Germanist Adolf Giesebrecht[46] zu zeigen, dass das Nibelungenlied seinen historischen Ursprung in der Arminiusgeschichte habe und dass Arminius und Siegfried ein und dieselbe Person seien.[47] Diese Überzeugung hatte bereits Karl Ludwig Sand, der Mörder des Schriftstellers August von Kotzebue, kurz vor seiner Hinrichtung 1820 vertreten:

„Will uns die deutsche Kunst einen erhabenen Begriff von Freiheit bildlich geben, so soll sie unsern Hermann, den Erretter des Vaterlandes, darstellen, stark und groß, wie ihn das Nibelungenlied unter den Namen Siegfried nennt, der kein anderer als unser Hermann ist“.[48]

In der Wissenschaft wurde diese Hypothese sehr skeptisch betrachtet, da ihr deutschnationale Rhetorik anhaftet. Erst in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde diese These wieder von namhaften Wissenschaftlern – zu den bekanntesten zählen hier vor allem Dieter Timpe und Otto Höfler – vertreten. Die Befürworter einer Parallele zwischen Arminius und Siegfried begründen diese zum einem mit dem Namen Sigimer = Siegmar des Vaters von Arminius, bei der der Wortstamm von Generation zu Generation weitergegeben wurde (wie beispielsweise auch bei Segest und Segimund). Durch diese Weitergabe des Wortstammes „Sieg-“ und unter der Annahme, dass Arminius sein Erstgeborener sei, ist vermutet worden, dass der germanische Name des Arminius Siegfried sei. Zum anderen wurde der Bericht des Tacitus, nach dem Arminius noch zu Beginn des 2. Jahrhunderts Gegenstand germanischer Heldenlieder war und die Taten des Arminius gerühmt und sein tragischer und allzu früher Tod betrauert werden[49], mit einer Vorform des Nibelungenlieds gleichgesetzt. Jedoch ist diese Tacitus-Stelle umstritten, da unsicher ist, ob hier tatsächlich die frühesten germanischen Heldenlieder geschildert werden oder ob Tacitus nur einen Topos antiker Ethnografie aufnimmt. Weitere Parallelen zwischen Arminius und Siegfried wurden darin gesehen, dass beide Figuren heimtückisch durch die Verwandtschaft ermordet wurden. Doch ist eine Verbindung zwischen dem Sieg des Arminius und dem Nibelungenlied insbesondere wegen des mehr als zwölf Jahrhunderte umfassenden Zeitabstands zwischen historischen Ereignis und seiner Verschriftlichung problematisch.

Rezeption

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts

In der Literatur des Mittelalters spielte der Cheruskerfürst keine nennenswerte Rolle. Erst die Wiederentdeckung der Germania des Tacitus im Jahre 1455 im Kloster Hersfeld und der Annalen mit den Abschnitten über Arminius im Jahre 1507 im Kloster Corvey weckten das Interesse an den Germanen und an Arminius. Beide Werke bildeten seit dem Zeitalter des Humanismus eine der wichtigsten Grundlagen für das um die Person des Arminius entstehende deutsche Nationalbewusstsein. Tacitus schrieb über Arminius:

„Er war unbestritten der Befreier Germaniens“ (liberator haud dubie Germaniae).[50]

Unter Bezug auf diese Worte wurde Arminius in der deutschen Literatur seit dem 16. Jahrhundert zur nationalen Symbolfigur erhoben.

Bereits 1529 rühmte Ulrich von Hutten den Cherusker Arminius in seinem Arminius-Dialog als „ersten Vaterlandsverteidiger“, um somit den Deutschen seiner Zeit eine gemeinsame kulturelle Identität sowie moralische und militärische Überlegenheit zuzuschreiben. In diesem Dialog wird Arminius in eine Reihe mit den größten Feldherrn der Antike gestellt – Alexander dem Großen, Hannibal und Scipio dem Älteren. Am Ende dieses Dialogs erscheint Arminius als würdig, „König der Deutschen“ zu werden, nicht nur ein König unter vielen Stämmen. Ähnlich wurde diese Thematik unter anderem von Beatus Rhenanus und Philipp Melanchthon bearbeitet. Reformatorische Kreise sahen in Arminius’ Kampf gegen die römische Herrschaft eine historische Parallele für ihren Konflikt mit der römischen Kirche.

Im 16. und 17. Jahrhundert entstanden in großer Zahl weitere Fassungen, die zunehmend als Unterhaltungsliteratur geschrieben wurden, bei denen die Ausschmückungen zunahmen und der historische Arminius in den Hintergrund trat. Die Idee, den Arminius-Stoff auf der Bühne zu präsentieren, stammte aus Frankreich, wo Jean-Galbert de Campistron 1684 eine Tragödie in Paris uraufführte. Im Zeitalter des Barock sahen sich die Franzosen ebenfalls als Nachkommen der Germanen und störten sich noch nicht daran, dass die Deutschen Arminius ihrerseits als Vaterlandsbefreier ansahen. Das Libretto Giovanni Claudio Pasquinis stellt das Liebespaar Arminius und Thusnelda in den Mittelpunkt, Hauptgegner ist Segestes, der eine Verständigung mit den Römern anstrebt. Besonders im Barock war das Publikum im Wesentlichen an der tragischen Liebesgeschichte von Arminius und Thusnelda interessiert. Antagonisten sind nicht Varus oder andere Römer, sondern stets der Germane Segestes, der seine Landsleute verrät und die eigene Tochter dem Feind ausliefert.

Eine bedeutende historische Interpretation des Arminiusstoffes während des Barocks war der 1689 postum erschienene Roman Großmuethiger Feldherr Arminius von Daniel Caspar von Lohenstein. Hierin versinnbildlicht Arminius Kaiser Leopold I., und auch die weiteren Personen repräsentieren großenteils Zeitgenossen des Autors. Im Vordergrund stehen die Kämpfe zwischen Germanen und Römern, die als Parallele des Dreißigjährigen Krieges gedacht sind, sowie die politischen Folgen. Lohenstein schilderte daher die Gegenwart im Gewande der alten Geschichte. Unter dem Eindruck der nationalen Zerrissenheit durch die Folge des Dreißigjährigen Krieges propagierte er, dass nur durch den Verzicht auf partikulare Interessen und die Unterordnung der deutschen Fürstentümer unter die kaiserliche Autorität des Habsburgers in Zukunft ein starkes Reich entstehen könne. Lohenstein sieht Arminius als Vorbild für die Einigung der Reichsstände unter dem Kaiser gegen äußere Feinde, nämlich die Franzosen und Türken.

Arminius findet als Symbolfigur vaterländischer Tugenden, altdeutscher Heldengesinnung und eigenständiger Nationalkultur in der Ode Hermann und Thusnelda von 1752 Eingang in die Lyrik und später in den drei Barditen Hermanns Schlacht (1769), Hermann und die Fürsten (1784) und schließlich Hermanns Tod (1787) von Friedrich Gottlieb Klopstock. Mit den drei Barditen wollte Klopstock an die von Tacitus überlieferten Schlachtgesänge (barditus) anknüpfen. Sie bedienen sich in der Schilderung des Geschehens zwischen Varusschlacht und der Ermordung Hermanns nicht nur eines neuen lyrisch-deklamatorischen Tons, sondern wirken auch besonders opernhaft-stilisiert in den zum Ausdruck gebrachten Gefühlen. Das Blutmotiv, das sich häufig in Klopstocks Barditen findet, verherrlicht die Bereitschaft, sein eigenes Leben für das Vaterland zu opfern:

„Aber singt mir nun das Lied derer, die ihr Vaterland mehr als ihr Leben liebten. Denn ich sterbe! Alle: O Vaterland! o Vaterland! Mehr als Mutter, und Weib und Braut! Mehr als blühender Sohn Mit seinen ersten Waffen!“[51]

In Klopstocks Barditen, den religiös-patriotischen Weihegesängen, wird Arminius somit zum Vorbild wahrer Vaterlandsliebe stilisiert.

Im 18. Jahrhundert kamen weitere politische Aspekte bei der Umsetzung des Arminiusstoffes hinzu, besonders der Kampf des Partikularismus gegen die Zentralgewalt. Die Idee, dass Arminius von seinen Verwandten an einer dauerhaften Errichtung einer Zentralgewalt gehindert worden sei, wurde als das tragische und mahnende Beispiel seiner Zeit angesehen, so von Justus Möser, der den politischen Zusammenhalt der deutschen Gebiete nach innen literarisch unterstützen wollte.

Der Arminiusstoff inspirierte im 17. und insbesondere im 18. Jahrhundert die gesamte deutsche Geisteselite: Johann Elias Schlegel (1743), Christoph Otto von Schönaich (1751), Christoph Martin Wieland (1751), Jakob Bodmer (1756), Friedrich Hölderlin (1796) und schließlich auch Johann Wolfgang von Goethe, der 1801 an einem Entwurf arbeitete. Das 18. Jahrhundert war zugleich mit mindestens 75 komponierten Werken Höhepunkt der Arminius-Opern.[52]

Nationaler Mythos im 19. Jahrhundert

Grab des Arminius, Caspar David Friedrich, 1812

Vor allem im 19. Jahrhundert wurde die Person des Arminius als „Hermann der Cherusker“ zunehmend von deutschnationalen Chauvinisten vereinnahmt. Beginnend mit den Befreiungskriegen gegen die französische Besatzung galt die Abgrenzung nach außen als zentrale Thematik des Arminius-Stoffes. Friedrich Ludwig Jahn machte sich in seinem 1810 zum ersten Mal erschienenen folgenreichen Buch Deutsches Volksthum Gedanken darüber, wie mit der Erinnerung an den von ihm „Volksheiland“ genannten Hermann als Sieger in der „Hermannsschlacht“ und an Heinrich den Großen (919–936) als „Staatsretter“ gegenüber den Ungarn nationale Erweckungsfeiern eingerichtet werden können.[53] Der Maler Caspar David Friedrich, ein Anhänger der patriotischen Bewegung der Deutschen Burschenschaft, für die Jahns Buch zur Pflichtlektüre wurde,[54] spielte in der symbolischen Bildsprache seines Werkes Grab des Arminius auf die politischen Ereignisse an. Während der Kriege gegen Napoleon wurde die als Hermannsschlacht interpretierte Varuskatastrophe für die Deutschen zum Symbol der Selbstbehauptung und der Befreiung von den Franzosen.

Die bekannteste Bearbeitung des Arminius-Motivs dieser Zeit, die Hermannsschlacht Heinrich von Kleists, die dieser unter dem Eindruck der napoleonischen Besetzung eines Teils Deutschlands im Jahre 1808 schrieb, verknüpft den Mythos mit der tagespolitischen Situation. Die Römer symbolisieren die napoleonischen Besatzer und werden subtil beschrieben, während auf der Gegenseite die Cherusker Preußen darstellen. Unter den uneinigen deutschen Stammesfürsten erkennt nur der „Preuße“ Arminius die Notwendigkeit eines germanischen Widerstandes. Hermann wird in diesem Schauspiel edeldenkend, politisch selbstbewusst, tatkräftig und wirkungsvoll dargestellt.

Die Hermannsschlacht, Theaterankündigung des Kleist-Dramas von 1923

Die Hermannsschlacht wurde erst 1860 uraufgeführt. Ab den deutsch-französischen Kriegen und der deutschen Reichsgründung wurde das Werk häufiger inszeniert. Noch zu Beginn des Ersten Weltkriegs verkündeten Boten im Berliner Schillertheater zwischen den Akten dieses Dramas Siegesmeldungen von der französischen Front.

Deutlicher als bei Kleist wurde der Bezug zu Frankreich in der zeitgenössischen Lyrik, die deutsche Soldaten gegen französische Truppen unter Bezug auf die „Hermannschlacht“ ins Feld ziehen ließ. Deutsche Soldaten wurden „Cherusker“ oder „Enkel Hermanns“ genannt.[55] Unter demselben Titel verfasste 1835 Christian Dietrich Grabbe ein Theaterstück, mit dem er seine Sehnsucht nach einem freien, geeinten Deutschland zum Ausdruck bringen wollte und die Bedeutung des Arminius für die deutsche Geschichte hervorhob.

Die Darstellung des Arminius in der Oper änderte sich ebenfalls im 19. Jahrhundert. In den Jahren 1813 bis 1850, als zwölf weitere Arminius-Opern entstanden, war das Hauptthema nun nicht mehr die Liebesgeschichte zwischen Arminius und Thusnelda, sondern die „Befreiung Deutschlands“ durch den Freiheits- und Nationalhelden Arminius. Allein drei Opern zwischen 1835 und 1848 tragen den Titel Hermannsschlacht. Weiterhin betitelte der Komponist Franz Volkert seine 1813 in Wien uraufgeführte Oper Hermann, Germania’s Retter, und die von Hermann Küster 1850 in Berlin uraufgeführte Arminius-Oper heißt Herrmann der Deutsche.

Auch in der bildenden Kunst wurde der Arminiusstoff in nationalistischer Funktion aufgearbeitet. Bereits 1768 forderte Cornelius von Ayrenhoff alle Fürsten Deutschlands auf, Arminius ein Denkmal zu setzen, um so die Nation mit den größten ihrer Helden bekannter zu machen und durch die Thaten ihrer Voreltern das Feuer der Tapferkeit und des erloschenen Patriotismus in ihr zu entflammen.[56] In der Folge wurden zahlreiche Denkmäler projektiert, jedoch nicht verwirklicht. Eine Ausnahme war der Vorschlag des Bildhauers Ernst von Bandel, der wegen seiner patriotischen Gesinnung Arminius ehren wollte. Bandel ging davon aus, dass die Schlacht im Teutoburger Wald stattgefunden habe. Die Entscheidung, das Denkmal auf der Grotenburg zu erbauen, wurde jedoch aus praktisch-ästhetischen Überlegungen getroffen. 1838 begann der Bau des Hermannsdenkmals. Vier Jahre später wurde auf Anweisung des bayerischen Königs Ludwig I. die Hermannsschlacht im Giebelfeld der an der Donau neuerrichteten Walhalla in Stein verewigt.

Hermann befreit Germania (Karl Russ 1818)

Kurz nach dem Baubeginn des Hermannsdenkmals erschien 1844 Heinrich Heines Werk Deutschland. Ein Wintermärchen, in dem er die nationale Begeisterung für den Arminius-Mythos ins Lächerliche zog:

„Wenn Hermann nicht die Schlacht gewann / mit seinen blonden Horden / so gäb’ es die deutsche Freiheit nicht mehr / wir wären römisch geworden!“[57]

Die tiefergehende ironische Bedeutung dieser Verse war allerdings den wenigsten Zeitgenossen bewusst.

Die Reaktionsphase und das mangelnde finanzielle Interesse brachten den Bau des Denkmals nach der Revolution von 1848/49 bis 1863 zum Stillstand. Erst durch die Gründung des Deutschen Reiches nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870–1871) und das damit wieder aufkommende Nationalgefühl wurde das Denkmalprojekt wieder populär. Sowohl der neue deutsche Reichstag als auch Kaiser Wilhelm I. ermöglichten mittels Großspenden 1875 die feierliche Einweihung des Denkmals. Das sieben Meter lange Schwert auf dem Hermannsdenkmal trägt die Inschrift: „Deutsche Einigkeit meine Stärke – meine Stärke Deutschlands Macht“ (siehe auch Hermannsdenkmal).

Daher steigerte sich der Arminius-Kult in dieser Zeit zu nationalen Überlegenheitsansprüchen gegenüber anderen Nationen. So sprach 1872 Felix Dahn in seinem Siegesgesang nach der Varusschlacht: „Heil dem Helden Armin. Auf den Schild hebet ihn. Zeigt ihn den unsterblichen Ahnen: Solche Führer wie den gib uns, Wodan, mehr – und die Welt, sie gehört den Germanen!“[58] Als Symbol des „Deutschen“ schlechthin wurde Hermann im 19. Jahrhundert auch von Emigranten als Erinnerung an die Heimat verwendet, etwa in New Ulm, Minnesota.

Hermann Heights Monument in New Ulm, Minnesota, USA, von deutschen Einwanderern bis 1897 errichtet.

Die nationale Inanspruchnahme des Arminius seit Anfang des 19. Jahrhunderts stand außerdem in einem anti-französischen Kontext (Erbfeindlegende), bei dem das Hermannsdenkmal vor allem in Zusammenhang mit den Vercingetorixdenkmälern in Frankreich zu diskutieren ist. Pläne zu einem Hermannsdenkmal wurden schon vor der Grundsteinlegung 1838 in der französischen Presse genannt. Die etwa im selben Zeitraum erfolgte „Wiederentdeckung“ des Vercingetorix als französischem Heroen erfolgte als Reaktion auf die Mythifizierung des Arminius in der deutschen Literatur. Napoléon III. stiftete 1865 das erste Vercingetorixdenkmal, das in Form und Inhalt dem Hermannsdenkmal ähnelte. Allerdings wurde Vercingetorix von den Franzosen lange Zeit nicht als Nationalheld vereinnahmt. Erst nach der erneuten Niederlage 1871 wurde die Person ebenfalls als „Gründer der Nation“ in Abgrenzung zu Deutschland stilisiert. Während das Hermannsdenkmal den Sieg der Deutschen über ihre Feinde als dreifache Wiederholung verkörpert (9 n. Chr., 1813/14, 1870/71), verdeutlicht Vercingetorix die Niederlage gegen die Römer (52 v. Chr.); wesentliches Element der französischen Sinnstiftung ist ebenfalls der erstmalig als eine Nation geführte Kampf gegen einen Feind (Vereinigung aller gallischen bzw. germanischen Stämme gegen die römische Invasion). Mit der Niederlage des Vercingetorix hielt – aus Sicht der Franzosen – die Zivilisation in Frankreich Einzug, während Arminius und die Germanen im Barbarentum verblieben. Aus Sicht der Deutschen jedoch entstand mit der erfolgreichen Verteidigung der deutschen (germanischen) Kultur eine Kontinuität, die die Deutschen im 19. Jahrhundert als Kulturnation, die Franzosen aber durch vielfältige Brüche als Staatsnation auftreten ließen. Die antifranzösischen Ressentiments werden im Hermannsdenkmal durch das erhobene Schwert Hermanns dargestellt, das nicht nach Süden (Rom), sondern nach Westen (Frankreich) ausgerichtet ist.

Arminiusbild bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

In der Weimarer Republik diente der Hermannslauf der Deutschen Turnerschaft der Bekundung der staatlichen Einheit und weniger dem Verlangen nach militärischer Souveränität. Es traten 1925 insgesamt 120.000 Turner aus allen Teilen des Deutschen Reiches zu einem Stern- und Staffellauf an. Der Hermannmythos erlebte aber in den zwanziger Jahren unter dem Einfluss des als nationale Schmach empfundenen Versailler Vertrags eine signifikante Verschiebung. Weg von der Feier eines triumphalen Sieges, hin zur mahnenden Betrachtung des tragischen Bildes eines durch innere Zwietracht um die Früchte seines Sieges gebrachten und meuchlings ermordeten Helden, als der unter dem Signum der Dolchstoßlegende nun sowohl Hermann als auch in Siegfried gedeutet werden. Der Publizist Otto Ernst Hesse schrieb im Krisenjahr 1923:

Und doch ist es kaum nötig, Arminius zu heroisieren. Die Gegner haben es bereits selbst getan. was wir hinzulesen müssen […] ist die Tragödie Hermanns – die Tragödie Deutschlands und des Deutschtums, die da beginnt, wo das deutsche Volk in die Geschichte eintritt.[59]

Die tragische Arminius-Deutung erreichte besondere Wirkungsmacht im völkisch-nationalistischen Diskurs der so genannten konservativen Revolution und ihres Vordenkers Arthur Moeller van den Bruck. In seinem 1923 erschienenen Werk Das Dritte Reich wird den Germanen eine angeblich rassisch begründete „Kampfesfreude und Kampffähigkeit“ angedichtet, als deren Kronzeuge Arminius erscheint. Dieser habe als charismatischer Führer sein Volk herausgerissen aus Festefeiern, Müßiggang und Trägheit“, und erst die freudige Unterordnung unter seinen Willen habe den Germanen des ersten Jahrhunderts die angeblich wahre Freiheit gebracht. Diese antidemokratische Geschichtsklitterung, die bei den rechten Feinden der Weimarer Republik weit verbreitet war, ließ sich nur allzu leicht im nationalsozialistischen Sinne als Vorbild künftiger deutscher Einheit und Stärke unter der Führung Adolf Hitlers umdeuten. Im Wahlkampf zur Landtagswahl in Lippe vom 15. Januar 1933, dem letzten vor der Machtergreifung, griffen die Nationalsozialisten ausgiebig auf den Hermannmythos zurück.[60] Ein Wahlplakat etwa zeigte Hitler mit verschränkten Armen und entschlossenem Blick vor dem Hintergrund des Hermannsdenkmals und einer aufgehenden Sonne, in deren Mitte das Hakenkreuz stand. Einen Text hatte das äußerst sprechende Motiv dann nicht mehr nötig.[61]

Nach 1933 wurde die Person des Arminius noch häufig literarisch rezipiert, vor allem unter dem Aspekt der populären Geschichtsvermittlung. Jedoch distanzierten sich die Nationalsozialisten von der Figur des Arminius, da die konsolidierte nationalsozialistische Herrschaft im „Führer“ selbst ihre Leitfigur fand. In der nationalsozialistischen Ideologie leitete der Führer die Legitimation seines politischen und militärischen Handelns nicht aus der Geschichte, sondern aus dem eigenen Wollen ab. Neben ideologischen Aspekten spielten auch außenpolitische Aspekte bei der Distanzierung zu Arminius eine Rolle, besonders die Rücksicht auf den italienischen Verbündeten. Im Jahr 1936 wurde bei einem Staatsbesuch Benito Mussolinis auf Anweisung der Reichskanzlei das Hermannsdenkmal aus dem Programm genommen, da man befürchtete, es könne ihn beleidigen. In der ganzen Zeit des Nationalsozialismus gab es keine spektakuläre Großveranstaltung am Hermannsdenkmal. Das fehlende Interesse an der Arminiusgestalt zeigt sich auch darin, dass keine einzige Wehrmachts- oder SS-Einheit, kein Feldzugsplan, Kommandounternehmen oder Schiff den Namen Arminius trug.[62] Eine Ausnahme waren die Gobelinentwürfe von Werner Peiner. Hitler hatte 1940 acht Gobelins, die für die Marmorgalerie der neuen Reichskanzlei bestimmt sein sollten, in Auftrag gegeben, die acht große Schlachten, beginnend mit der Hermannschlacht, darstellen sollten.

Belletristische Gegenwartsliteratur

Wie schon im 19. Jahrhundert werden mit vermehrtem Interesse wieder seit der Identifikation von Kalkriese als Schlachtenort historische Romane in insgesamt erheblicher Zahl veröffentlicht. Die geringen biografischen Informationen über die Person des Arminius haben Autoren zu Abenteuerromanen über Arminius inspiriert, in denen die Liebesgeschichte zwischen Arminius und Thusnelda und der Freiheitskampf in den Vordergrund rücken.

Statue des römischen Oberbefehlshabers Varus, der von Arminius in der sogenannten Varusschlacht seinen Untergang fand.

Eine der zahlreichen Bearbeitungen des Arminiusstoffes ist ein 1993 veröffentlichter, geschichtsbezogener Roman von Jutta Laroche,[63] die Arminius eine homosexuelle Beziehung zu Varus zuschreibt, trotz seiner späteren Ehe mit Thusnelda.[64]

Ein Roman über Arminius aus dem Jahr 2001 bildet den Abschluss der fünfbändigen Germanensaga von Jörg Kastner. Hauptfigur ist neben Arminius dessen fiktiver Blutsbruder Thorag, der Protagonist der vorherigen Bände. Die Geschichte beginnt nach der Befreiung der Ehefrau Thorags aus römischer Geiselhaft im Jahre 19 und stellt in diesem Rahmen dar, wie die Blutsbrüder gegen Intrigen der Germanenstämme kämpfen und sich gleichzeitig gegen die römischen Aggressoren wehren. Sie endet mit dem Tod des Arminius.[65]

Iris Kammerer lässt in ihrer Trilogie zu den römisch-germanischen Auseinandersetzungen zwischen der Varusschlacht im Jahre 9 und dem Ende der Germanicus-Feldzüge im Jahre 16 Arminius ebenso wie Tiberius und Germanicus als wichtige Nebenfiguren auftreten. Anders als Kastner macht Kammerer einen fiktiven römischen Offizier zur Hauptfigur, der zeitweise in germanischer Geiselhaft lebt und später zu einem wichtigen Verbindungsmann zwischen den Kriegsparteien wird.[66]

Daneben gibt es zahlreiche andere Bearbeitungen, die aber teilweise den Schwerpunkt nicht auf die Person des Arminius legen, sondern auf die Varusschlacht. So wurde diese Schlacht dreimal für das Kino verfilmt (Uraufführungen in Deutschland 1924, 1977 und 1995: siehe Verfilmungen der Varusschlacht).

Moderne Forschung

Kontroversen

In der neueren Forschung wurden besonders zwei Thesen zu Arminius kontrovers diskutiert:

Nach Dieter Timpe, dessen 1970 veröffentlichte Arminius-Studien eine neue Phase der sachbezogenen Forschung zu Arminius einleiteten, war Arminius ein unter Eid stehender römischer Befehlshaber, der Aufstand damit eine Meuterei der germanischen Auxiliareinheiten gegen die Legionen des Rheinheeres. Ursache der Varusschlacht sei also nicht ein auf breiter Basis geführter Volkskampf gewesen, sondern eine interne militärische Revolte.[67] Der römische Kaiser Augustus habe dies verschwiegen, um davon abzulenken, dass die Rebellion aus der Mitte des eigenen Heeres kam. Denn damit wäre eine der Grundstützen der militärischen Strategie in Frage gestellt worden, nämlich die Verwendung größerer germanischer Auxiliartruppen. Diese Hypothese sorgte besonders außerhalb der Wissenschaft für heftige Diskussion und stößt in der heutigen Geschichtswissenschaft auf geteilte Zustimmung. Für sie spricht, dass Augustus Rekrutierungsschwierigkeiten nach der Varusniederlage hatte.[68] Reinhard Wolters lehnt die Timpe-These strikt ab, dennoch schlussfolgert er, dass durch die Rekrutierungsschwierigkeiten die germanischen Kontingente in größerer Anzahl beansprucht wurden.[69] Andererseits wird die These durch die Ausgrabungen am Kalkrieser Berg gestützt, bei denen keinerlei Waffen oder Trachtbestandteile germanischer Stammeskrieger gefunden wurden.[70] Gegen die These Timpes wurde weiterhin argumentiert, dass der Titel eines römischen Ritters für diese These nichts hergebe, da die Karrieren der Führer der sich herausbildenden regulären Auxiliareinheiten in dieser Zeit zu unterschiedlich waren und der Titel nicht einmal die Regel war.[71] Außerdem erwähne keine einzige Quelle die Rebellion einer Auxiliareinheit gegen die Legionen des Varus, obwohl dies ein schwerwiegender Vorfall gewesen wäre. Gegen die Formulierung Timpes „einer internen militärischen Revolte“ hat der Göttinger Althistoriker Gustav Adolf Lehmann eingewandt, dass die Darstellungen von Cassius Dio (56,18,4) und Tacitus (Ann. 1,55,2f.) die antirömische Erhebung ausdrücklich als gemeinsame Sache von principes (Stammesadel) und plebs (Volksmasse) des cheruskischen Stammes hervorheben.[72]

Des Weiteren ist die Interpretation einer Passage bei Velleius „adsiduus militiae nostrae prioris comes“[73] sehr umstritten. Ernst Hohl hat sie mit „ständiger Begleiter meiner früheren Dienstzeit“ übersetzt,[74] während militia bisher als „Feldzug“ verstanden wurde. Durch diese These kam Hohl zur Schlussfolgerung, dass der Cherusker als ritterlicher Offizier im Heer des Augustus dieselbe Laufbahn wie Velleius und gleichzeitig mit ihm zurückgelegt habe. Dadurch würde sich auch der Lebenslauf des Arminius grundlegend ändern. Nach der These Hohls sähe der Lebenslauf des Arminius folgendermaßen aus:

  • 19 v. Chr. Geburt.
  • um 8 v. Chr. als römische Geisel Aufnahme in die Prinzenschule auf dem Palatin.[75]
  • um 1 v. Chr. Eintritt in die Armee als römischer Tribun.
  • Teilnahme am Orientfeldzug des C. Caesar, wobei er sich den Namen „der Armenier“ (Armenius) erwarb (bzw. sein Name so geprägt wurde).
  • 6 n. Chr. Ende der römischen Karriere und Rückkehr in die Heimat der Cherusker.

Die Mehrheit der Forscher ist der These Hohls jedoch weitgehend nicht gefolgt. Gegen sie wurde unter anderem argumentiert, dass die Worte adsiduus comes auch nur ein „längeres Beisammensein“ bedeuten können, was die Interpretation Hohls entscheidend abschwächen würde. Weiterhin wurde argumentiert, dass die Velleiusstelle nicht tragfähig genug sei, um weitreichende Folgerungen für die Biografie des Arminius zu ziehen. Auch ist über den angeblichen Eintritt des Arminius in eine römische Prinzenschule sonst nichts bekannt.

Darstellungen

Aufgrund des Abzugs der Leibwache durch Augustus hielt Dieter Timpe nach der Varusniederlage Verbindungen zwischen Arminius und der Leibwache in Rom für wahrscheinlich, die Augustus dazu veranlasst hätten, diese zu entlassen. Allerdings widerspricht dieser These die Rückführung der germanischen Leibwache nach Rom wenige Jahre später, die von Tacitus bezeugt wird.[76]

Das sorgfältige Quellenstudium Timpes hat dazu beigetragen, dass bei den Ausgrabungen von Kalkriese keine nationalen Überschwänglichkeiten aufkamen. Die Studien Timpes legen auch heute noch den Grundstein für die weitere aktuelle Forschung über Arminius und die römisch-germanischen Beziehungen zu seiner Zeit.

Barbara Patzek hat 1988 die Varusschlacht und die anschließenden Auseinandersetzungen zwischen Römern und den Germanen ethnografisch begründet. Ein Teil der Germanen habe sich durch die Begegnung mit der römischen Kultur in einem äußerlich nicht bemerkbaren Zustand der Verunsicherung befunden. Durch die Erziehung adliger Söhne in Rom, zu denen Arminius gehörte, habe der Fast-Römer Arminius die intellektuelle Fähigkeit gewonnen, die römische Kultur abzulehnen und dieses Unbehagen der Germanen gegenüber der römischen Kultur zu formulieren und politisch umzusetzen. Dementsprechend interpretiert Patzek die Varusschlacht und die weiteren Auseinandersetzungen nicht als Volksaufstand der Germanen, sondern als Folge einer kulturellen Bewegung.[77]

Alexander Demandt hat 1995 staatsrechtliche Aspekte beim Handeln des Arminius diskutiert. Demandt sieht die Geschichte des Arminius als wichtige Phase der Staatsentstehung. Das Handeln des Arminius bezeichnet er als Ansatz zum Verfassungswandel, wobei sich ein locker gefügtes Stammeswesen zu einem dauerhaften dynastischen Stammeskönigtum entwickele. Jedoch ist es weder Arminius noch einem anderen westgermanischen Herrscher gelungen, ein Stammeskönigtum zu begründen. Die Gründe dafür sieht Demandt im Adel, der einerseits die Voraussetzung für die Bildung persönlicher Herrschaft ist, andererseits aber die Verfestigung der Monarchie behinderte – beispielsweise wurde Arminius von Verwandten getötet und das Königtum des Marbod gestürzt. Eine weitere Ursache sieht Demandt in Rom selbst: das Reich habe allgemein Könige unterstützt, wenn diese sich in die römische Klientel fügten, jedoch die Adelsopposition gestärkt, wenn diese zu stark wurden. Demandt bezieht seine Argumentation hier auf die wirtschaftliche und militärische Stärke, welche die Germanen zur Abwehr bewegt habe. Diese Stärke spiegele sich darin, dass Arminius die römische Kriegschule durchlief und eng mit der römischen Kultur in Berührung kam.[78]

Quellen

  • Cassius Dio: Römische Geschichte. Übersetzt von Otto Veh, Band 3 (= Bücher 44–50) und 4 (= Bücher 51–60), Artemis-Verlag, Zürich 1986, ISBN 3-7608-3672-0 und ISBN 3-7608-3673-9, (englische Übersetzung bei LacusCurtius; für Arminius ist insbesondere das Buch 56 relevamt).
  • Velleius Paterculus: Römische Geschichte. Historia Romana. Übersetzt und lateinisch/deutsch herausgegeben von Marion Giebel, Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-008566-7, (lateinischer Text mit englischer Übersetzung, für Arminius ist die Stelle 2,118 relevant.)
  • Tacitus: Annalen. Lateinisch/deutsch herausgegeben von Erich Heller, 5. Aufl., Artemis & Winkler, München/Zürich 2005, ISBN 3-7608-1645-2, (lateinischer Text; in den Annalen sind für Informationen über Arminius die Stellen 1,55–68, 2,9–17, 2,44–46 und 2,88 relevant).
  • Hans-Werner Goetz/Karl-Wilhelm Welwei: Altes Germanien. Auszüge aus antiken Quellen über die Germanen und ihre Beziehungen zum Römischen Reich. 2 Teile, WBG, Darmstadt 1995, ISBN 3-534-05958-1.
  • Joachim Herrmann (Hrsg.): Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1. Jahrtausends u. Z. Teil 1: Von Homer bis Plutarch (8. Jahrhundert v. u. Z. bis 1. Jahrhundert u. Z.). Berlin 1988, ISBN 3-05-000348-0; Teil 3: Von Tacitus bis Ausonius (2. bis 4 Jh. u. Z.). Berlin 1991, ISBN 3-05-000571-8.
  • Lutz Walther (Hrsg.): Varus, Varus! Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald. Lateinisch-griechisch-deutsch. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 3-15-018587-4.
  • Wilhelm Capelle: Das alte Germanien – Die Nachrichten der griechischen und römischen Schriftsteller. Eugen Diedrichs, Jena 1937.

Literatur

Der historische Arminius

  • Ernst Bickel: Arminiusbiographie und Sagensigfried. Bonn 1949.
  • Alexander Demandt: Arminius und die frühgermanische Staatenbildung. In: Rainer Wiegels, Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Schöningh, Paderborn/München/Wien/Zürich 1995, S. 185–196, ISBN 3-506-79751-4.
  • Ernst Hohl: Zur Lebensgeschichte des Siegers im Teutoburger Wald. In: Historische Zeitschrift 167, 1943, S. 457–475.
  • Ralf G. Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg (9–16 n. Chr.). Dissertation, Bonn 2001.
  • Dieter Timpe: Arminius-Studien. Winter, Heidelberg 1970.
  • Erich Sander: Zur Arminius-Biographie. In: Gymnasium. Nr. 62, 1955.
  • Michael Sommer: Die Arminiusschlacht. Spurensuche im Teutoburger Wald. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-5205-0601-6.
  • Rainer Wiegels, Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Geschichte, Mythos, Literatur. Schöningh, Paderborn/München/Wien/Zürich 2003 3. Auflage.
  • Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008, ISBN 978-3-406-57674-4.

Rezeption der Arminius-Gestalt

  • Paola Barbon/Bodo Plachta: Arminius auf der Bühne des 18. Jahrhunderts. In: Rainer Wiegels, Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Schöningh, Paderborn/München/Wien/Zürich 1995, S. 265–290, ISBN 3-506-79751-4.
  • Henning Buck: Der literarische Arminius. Inszenierungen einer sagenhaften Gestalt. In: Wolfgang Schlüter (Hrsg.): Kalkriese – Römer im Osnabrücker Land. Archäologische Forschungen zur Varusschlacht. Bramsche 1993, S. 267–281.
  • Otto Höfler: Siegfried, Arminius und der Nibelungenhort. Wien 1978, ISBN 3-7001-0234-8.
  • Otto Höfler: Siegfried, Arminius und die Symbolik. Heidelberg 1961.
  • Stefan Mischer, Ullrich Müller u.a.: Die Hermannsschlacht. DVD-Spielfilm, Dokumentation und Interviews, Hamburg 2005.
  • Hans Gert Roloff, Der Arminius des Ulrich von Hutten. In: Rainer Wiegels und Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Schöningh, Paderborn/München/Wien/Zürich 1995, S. 211–238, ISBN 3-506-79751-4.
  • Georg Spalatin: Von dem thewrern Deudschen Fürsten Arminio. Ein kurtzer auszug aus glaubwirdigen latinischen Historien. durch Georgium Spalatinum zusammen getragen und verdeutscht. Georg Rau, Wittenberg 1535.
  • Gerd Unverfehrt: Arminius als nationale Leitfigur. In: Ekkehard Mai, Stephan Waetzoldt (Hrsg.): Kunstverwaltung, Bau- und Denkmalpolitik im Kaiserreich. Berlin 1981, S. 315–340.

Belletristik

Arminius ist in unzähligen Dramen und historischen Romanen[79] dargestellt worden, hier einige neuere Bearbeitungen des Stoffes:

  • Iris Kammerer: Der Tribun. Heyne, München 2004, ISBN 3-453-87359-9. Dies.: Die Schwerter des Tiberius. Heyne, München 2004, ISBN 3-453-87360-2. Dies.: Wolf und Adler. Heyne, München 2007, ISBN 3-453-87362-9. Dies.: Varus. Heyne, München 2008, ISBN 3-453-47089-3.
  • Jörg Kastner: Arminius. Fürst der Germanen. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 2001, ISBN 3-404-14546-1.
  • Jutta Laroche: Arminius. Fürst der Cherusker. DDV-Verlag, Hamburg 1993, ISBN 3-924532-40-0.
  • Ludwig Renn: Herniu und Armin. Kinderbuchverlag, Berlin 1986, ISBN 3-358-00663-8.
  • Walther Rohdich: Arminius. Für Freiheit leben und sterben. Kinzel, Dessau 2002, ISBN 3-934071-18-X.
  • Robert Gordian: Die Germanin. Roman zur Varusschlacht. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2009, ISBN 978-3-8053-3930-8

Weblinks

Einzelnachweise


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