NGC 292

NGC 292
Die Große Magellansche Wolke
NGC 346 in der Kleinen Magellanschen Wolke

Die Magellanschen Wolken sind zwei irreguläre Zwerggalaxien in nächster Nachbarschaft zur Milchstraße und damit Teil der Lokalen Gruppe. Sie werden mit GMW und KMW (Große/Kleine Magellansche Wolke) bzw. englisch mit LMC und SMC (Large/Small Magellanic Cloud) abgekürzt.

Den Einwohnern der Südhalbkugel waren die beiden Galaxien wohl schon seit prähistorischer Zeit durch Beobachtungen mit dem bloßen Auge bekannt, erstmalige schriftliche Erwähnung fanden sie jedoch durch den persischen Astronomen Al Sufi in seinem Buch der Fixsterne im Jahr 964.

Der erste Europäer, der die beiden Wolken beschrieb, war allerdings Ferdinand Magellan bei seiner Weltumsegelung 1519. Im Fernrohr zeigte sich ihr Charakter als Galaxie, die aus Sternen, Nebeln, Sternhaufen und anderen Objekten zusammengesetzt ist. Nach der Milchstraße (also unserer Heimatgalaxie), dem Andromedanebel und dem Dreiecksnebel ist die GMW die viertgrößte Galaxie der Lokalen Gruppe.

Inhaltsverzeichnis

Daten

Name Katalognr. Typ Entf. [kLj] Entf. [kPc] Durchm. [kPc] Masse [M] Rec. Dec. vis. Helligkeit
GMW ESO 56-115 SBm/Irr[1] 157±16 48±5[2] 7,7 1010 05h 24,0m -69° 48' 0,9 mag
KMW NGC 292 Irr ~209 ~64 3,1 2·109 00h 51,0m -73° 06' 2,7 mag

Erläuterung: kLj bedeutet Kilolichtjahr, also tausend Lichtjahre; kPc bedeuten Kiloparsec, also tausend Parsec; M bedeutet Sonnenmasse.

Entfernung

Die Entfernung, insbesondere zur GMW, hat in der extragalaktischen Astronomie im letzten Jahrhundert eine Schlüsselrolle gespielt, aber zugleich immer wieder für Verwirrung gesorgt. Das große Interesse geht dabei vor allem auf die Tatsache zurück, dass die extragalaktische Entfernungsmessung auf der Perioden-Helligkeits-Beziehung der veränderlichen Cepheiden-Sterne beruht. Diese Beziehung wurde nicht nur anhand von Cepheiden in der KMW entdeckt, sondern wird bis zum heutigen Tag an den Cepheiden der GMW geeicht und überprüft. Allerdings dehnen sich dadurch alle Fehler bei der Entfernungsbestimmung der Magellanschen Wolken direkt auf die Entfernungsbestimmung anderer Galaxien aus. Insbesondere Fehlinterpretationen der Perioden-Helligkeits-Beziehung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führten daher zu enormen Schwankungen in den ermittelten kosmischen Skalen.

Bis zum heutigen Tag finden sich in verschiedenen Quellen daher verschiedene Angaben für die Entfernung der Magellanschen Wolken, variierend zwischen 40 und 80 kpc. Die Recherche in aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zeigt, dass auf diesem Gebiet weiterhin geforscht wird, allerdings haben sich die Messfehler, insbesondere im Zuge der Erforschung der Supernova 1987A in der GMW, extrem vermindert. Heute gilt eine Entfernung zwischen 44 und 51 kpc (143.000 bis 166.000 Lichtjahre) als gesichert.

Die Magellanschen Wolken sind somit nach der Canis-Major-Zwerggalaxie und der Sagittarius-Zwerggalaxie die nächsten Nachbarn der Milchstraße.

Beschreibung

Die KMW besteht vielleicht aus zwei verschmelzenden Galaxien, die auf der gleichen Sichtlinie liegen und daher nicht ohne weiteres optisch getrennt werden können. Beide Magellansche Wolken bestehen vor allem aus Objekten der Population I, wobei die Sterne in der KMW eine gleichförmigere Verteilung aufweisen. Die GMW besitzt ein Viertel der Leuchtkraft unserer Milchstraße, die KMW nur 1/25 davon.

In den Magellanschen Wolken gibt es zahlreiche interessante Objekte für Amateurastronomen, wie den als Tarantelnebel bezeichneten Gasnebel 30 Doradus (NGC 2070). Ferner sind viele Sternhaufen in den Magellanschen Wolken schon im kleinen Teleskop sichtbar, von denen einige zur Klasse der blauen Kugelsternhaufen gehören, eine Objektklasse, die es in unserer Milchstraße nicht gibt.

1987 explodierte in der GMW die Supernova 1987A, die es erstmals ermöglichte, eine Supernova und deren Auswirkungen aus „nächster Nähe“ zu beobachten.

Beschreibung

Die beiden Magellanschen Wolken sind untereinander und mit der Milchstraße durch ein dünnes Wasserstoffband verbunden, den Magellanschen Strom. Sie bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 55 km/s aufeinander zu.

Die Wolken liegen in den Sternbildern Schwertfisch/Tafelberg (GMW) bzw. Tukan (KMW). Durch ihren geringen Abstand zur Erde und die große Ausdehnung besitzen sie für einen irdischen Beobachter einen scheinbaren Durchmesser von etwa 6º bzw. 3,5º Grad. Deshalb und ihrer großen scheinbaren Helligkeit wegen sind sie von der Erde aus mit bloßem Auge zu sehen – allerdings nur von der Südhalbkugel aus.

Im rechtsstehenden Bild ist die Lage der Magellanschen Wolken relativ zur Milchstraße (aus Sterne und Weltraum 5/98) ersichtlich. Die Abkürzungen im einzelnen bedeuten:

  • GMW: Große Magellansche Wolke
  • KMW: Kleine Magellansche Wolke
  • GSP: Galaktischer Südpol
  • MSI: Erste Wasserstoffverdichtung im Magellanschen Strom
  • 3: 30 Doradus
  • W: Flügel (Wing) der KMW

Der Pfeil deutet die Umlaufrichtung der Magellanschen Wolken um das Milchstraßenzentrum an.

NGC-Objekte in der Großen Magellanschen Wolke

In der Großen Magellanschen Wolke gibt es zahlreiche Sternhaufen und Nebel, die im NGC-Katalog verzeichnet sind. Diese Objekte können schon mit kleinen Fernrohren beobachtet werden.

NGC-Objekte in der Kleinen Magellanschen Wolke

Auch in der Kleinen Magellanschen Wolke gibt es zahlreiche Sternhaufen und Nebel, die im NGC-Katalog verzeichnet sind. Diese Objekte können schon mit kleinen Fernrohren beobachtet werden. Kein Mitglied der Kleinen Magellanschen Wolke ist hingegen der Kugelsternhaufen 47 Tucanae.

Einzelnachweise

  1. NASA/IPAC Extragalactic Database. In: Results for Large Magellanic Cloud. Abgerufen am 2006-10-29.
  2. Macri,L.M., Stanek,K.Z., Bersier,D., Greenhill,L.J., & Reid,M.J.: A New Cepheid Distance to the Maser-Host Galaxy NGC 4258 and Its Implications for the Hubble Constant. In: ApJ. 652, 2006, S. 1133 - 1149. doi:10.1086/508530

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