Nabucco

Nabucco
Werkdaten
Titel: Nabucco
Originalsprache: italienisch
Musik: Giuseppe Verdi
Libretto: Temistocle Solera
Uraufführung: 9. März 1842
Ort der Uraufführung: Mailand, Teatro alla Scala
Spieldauer: ca. 2 1/4 Stunden
Ort und Zeit der Handlung: 586 v. Chr. in Jerusalem und Babylon
Personen
  • Nabucco (Nabukodonozor), König von Babylon (Bariton)
  • Abigaille, angeblich erstgeborene Tochter von Nabucco (Sopran)
  • Fenena, zweitgeborene Tochter von Nabucco (Mezzosopran)
  • Ismaele, Neffe von Sedecia, des Königs von Jerusalem, liebt Fenena (Tenor)
  • Zaccaria, Hohepriester der Hebräer (Bass)
  • Anna, Zaccarias Schwester (Sopran)
  • Abdallo, babylonischer Wächter (Tenor)
  • Hohepriester des Baal (Bass)
  • Soldaten, Volk (Chor)
Aufführung von 'Nabucco' der schlesischen Nationaloper auf der Freilichtbühne Eberswalde im August 2004

Nabucco, Abkürzung von Nabucodonosor, der italienischen Namensform von Nebukadnezar, ist der Titel einer Oper von Giuseppe Verdi, 1841 komponiert und am 9. März 1842 im Teatro alla Scala in Mailand uraufgeführt. Das Libretto stammt von Temistocle Solera (1815-1878). Die Oper hat einerseits das Streben des jüdischen Volkes nach Freiheit aus der babylonischen Gefangenschaft zum Thema; andererseits steht die Hybris des Titelhelden im Zentrum, der sich selbst zum Gott machen will, daraufhin mit Wahnsinn geschlagen wird und erst durch seine Bekehrung zum Gott der Hebräer geheilt wird.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Nach dem Misserfolg mit der musikalischen Komödie Un giorno di regno wollte Verdi bereits das Komponieren aufgeben. Merelli, der damalige Direktor der Mailänder Scala konnte jedoch Verdi überreden, diesen Entschluss rückgängig zu machen. Er übergab Verdi das Libretto von Temistocle Solera, das ursprünglich von Otto Nicolai vertont werden sollte, das dieser jedoch abgelehnt hatte.[1] Verdi war von dem Stoff gefesselt und begann sofort mit der Komposition. „Einen Tag ein Vers, am anderen Tag einen anderen Vers, einmal eine Note, ein andermal eine Phrase, so nach und nach entstand die Oper.“[2]

Nabucco wurde als letztes Werk der Spielzeit 1841/42 an der Scala aufgeführt und war so erfolgreich, dass es in der nächsten Spielzeit, die im Herbst 1842 begann, 57 Wiederholungen gab.[3]

Rezeption

Nabucco markiert den Beginn der „Galeerenjahre“ Verdis, in denen er sich von immer neuen Verträgen zum Schreiben von nicht immer erfolgreichen Opern treiben ließ. Der Begriff geht auf einen Brief Verdis von 1858 zurück: „Seit Nabucco habe ich sozusagen keine ruhige Stunde mehr gehabt. Sechzehn Jahre Galeerenarbeit“, schrieb dort der Komponist – also von 1842 bis 1858. Zugleich war Nabucco der erste ganz große Erfolg Verdis auf der Opernbühne.

Seit dem Erscheinen der ersten Verdi-Biographien Ende des 19. Jahrhunderts wird bis heute immer noch behauptet, das italienische Volk habe sich zur Entstehungszeit mit diesem Freiheitsstreben identifiziert, sehnte es sich doch selbst nach der Einheit Italiens. So sei der bekannte Gefangenenchor Va, pensiero, sull'ali dorate „Steig, Gedanke, auf goldenen Flügeln“ eine Art Nationalhymne, ein Protest gegen Tyrannei und politische Willkür, gewesen. Diese Legende wird etwa auch in dem Film Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin gepflegt. Tatsächlich lassen sich in zeitgenössischen Quellen keine Belege dafür finden. Vielmehr handelt es sich um eine retrospektive Konstruktion im Kontext der italienischen Nationsbildung ab den 1860/70er Jahren. Zudem ist daran zu erinnern, dass der Librettist Solera dem Neoguelfismus nahestand, welcher die Stärkung der Kirche im neu entstehenden italienischen Nationalstaat forderte - eine Position, die von Verdi nicht geteilt wurde.

Handlung

Akt I - Jerusalem

Im Tempel des Salomon in Jerusalem

Die Hebräer und Leviten sind in Salomons Tempel versammelt, um das Schicksal der Israeliten zu beklagen, welche vor kurzem vom babylonischen König Nabucco besiegt wurden. Dieser marschiert gerade in die Stadt ein. Der Hohepriester Zaccaria ermutigt seine Gefolgsleute, die Hoffnung nicht aufzugeben, da sie noch eine wertvolle Geisel, Fenena - Nabuccos Tochter, besitzen. Fenena wird durch Ismaele, Neffe des Königs Sedecia von Jerusalem, bewacht. Ismaele ist allerdings in Fenena verliebt, welche ihn unter großem persönlichen Risiko befreit hatte, als er Gefangener in Babylon war. Diese Gunst möchte er nun zurückgeben. Die zwei planen fortzulaufen, als Abigaille, von der jeder glaubt, sie sei Nabuccos erstgeborene Tochter, an der Spitze von Babylonischen Soldaten, die als Hebräer verkleidet sind, den Tempel betritt. Abigaille offenbart Ismaele flüsternd ihre Liebe und bietet an, alle Hebräer freizulassen, wenn er ihre Liebe erwidert. Ismaele will sich nicht erpressen lassen. Währenddessen begehrt eine Menge von Hebräern, die von Nabuccos Soldaten gejagt wurden, Zuflucht im Tempel. Dann taucht der König selbst an der Tür auf. Zaccaria droht Fenena zu töten, wenn Nabucco und seine Leute es wagen, den heiligen Platz zu missachten. Er hebt den Dolch, aber Ismaele schreitet ein und rettet sie vor dem Tod. Zaccaria verdammt den Verräter. Nabucco umarmt seine Tochter und befiehlt, den Tempel niederzubrennen.

Akt II - Der Frevler

Szene 1 - Die königlichen Zimmer im Palast in Babylon

Aus einem von Nabucco geheim gehaltenen Dokument erfährt Abigaille ihre wahre Herkunft. Sie ist nicht Nabuccos Erstgeborene, sondern die Tochter einer Sklavin.

Sie ist entschlossen, sich an Fenena zu rächen, der Nabucco den Thron anvertraut hat, während er die Hebräer bekämpft. Sie will ihre Rivalin töten, den Thron übernehmen und die Nachricht verbreiten, dass Fenena tot sei. Ihr Vorhaben wird durch den Hohepriester des Baal unterstützt.

Szene 2 - In einem anderen Flügel des Palastes

Zaccaria war frei. Zaccaria und seine Leute bekehren Babylonier, die zum jüdischen Glauben konvertieren. Der Chor der Leviten verwünscht Ismaele, da er Fenena das Leben gerettet hat. Sie verachten ihn wegen seines Verrates (Fluchtmöglichkeit für Fenena). Zaccaria gebietet dem Chor Einhalt - Ismaele sei kein Verräter, da er das Leben einer Konvertierten gerettet hat. Abigaille ist gerade dabei, ihren Plan auszuführen (nämlich die Macht an sich zu reißen), als Nabucco unerwartet zurückkehrt. Er ergreift die Krone und erklärt sich selbst zum alleinigen König und Gott, den die Leute bis in alle Ewigkeit anbeten sollen. Bei diesen Worten schlagen Blitze neben dem eingeschüchterten König ein. Eine übernatürliche Kraft hebt die Krone von seinem Kopf. In der folgenden Lähmung ergreift Abigaille die Krone.

Akt III - Die Weissagung

Szene 1 - Die hängenden Gärten im königlichen Palast in Babylon

Abigaille, die sich selbst zur Königin ernannt hat, sitzt auf dem Thron im Beisein des Hohepriesters, um die Huldigung der Adligen zu empfangen. Plötzlich erscheint der wahnsinnig gewordene Nabucco. Abigaille überlistet ihn, um das königliche Siegel zu bekommen, mit dem das Todesurteil der Hebräer, inklusive der konvertierten Fenena, ratifiziert werden kann. Nabucco erkennt den Trick zu spät, protestiert und droht Abigaille, die Details ihrer Geburt offenzulegen. Er sucht nach dem Dokument über ihre Herkunft, aber Abigaille hat es schon und zerreißt es lachend in kleine Stücke. Sie übergibt den alten König den Wachen und lässt ihn einsperren. Nabucco verspricht den Thron abzutreten, wenn Abigaille Fenena verschont. Abigaille lehnt den Vorschlag mit einem sardonischen Lächeln ab.

Szene 2 - An den Ufern des Euphrats

Melodie und Text der ersten Strophe des Gefangenenchors „Va, pensiero“

Die Hebräer, zur harten Arbeit verdammt, beklagen ihr „schönes und verlorenes Heimatland“ (Gefangenenchor „Va, pensiero“) und rufen den Herrn um Hilfe. Zaccaria ermutigt die Leute mit einer pathetischen Prophezeiung, dass eine furchtbare Rache Babylon heimsuchen wird.

Akt IV - Das zerbrochene Götzenbild

Szene 1 - Räume des königlichen Palastes in Babylon

Nabucco, der aus einem tiefen Schlaf voller Alpträume erwacht, hört Fenenas Namen von der Straße. Er stürzt zum Balkon und wieder zurück aus Verzweiflung, seine Tochter in Ketten zu sehen. Vergebens versucht er, den Palast zu verlassen, nur um festzustellen, dass er selbst ein Gefangener ist. Dann kniet er nieder, um den Gott der Hebräer um Erbarmen anzuflehen. Plötzlich öffnet sich das Tor und eine Gruppe königstreuer Wachen erscheint. Mit gezogenem Schwert folgen sie ihm, um seine Krone zurückzuforden und Fenena zu befreien.

Szene 2 - In den hängenden Gärten des königlichen Palastes in Babylon

Fenena wurde mit anderen Hebräern zum Opferaltar in den hängenden Gärten gebracht. Der Hohepriester des Baal führt gerade die Opferzeremonie durch, als Nabucco und seine Gefolgsleute eintreten. Er befiehlt, das Götzenbild umzustürzen. Der Götze fällt, bevor er berührt wurde, zu Boden und zersplittert. Die Juden sind befreit und Nabucco ermahnt seine Leute, sich vor dem Gott der Juden, Jehovah, zu verneigen. Abigaille, besiegt auf ganzer Linie, vergiftet sich selbst. Bevor sie stirbt, bittet sie ihre Schwester um Vergebung.

Besetzung

Das Werk ist neben den Gesangssolisten besetzt mit vierstimmigem Chor und einem Sinfonieorchester mit 2 Flöten (2. mit Piccolo), 2 Oboen (2. mit Englischhorn), 2 Klarinetten, 2 Fagotten, 4 Hörnern, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Harfe und Streichern (Violinen 1, Violinen 2, Violen, Violoncelli, Kontrabässe).

Sonstiges

Das Nabucco-Pipeline-Projekt, der Bau einer Erdgas-Pipeline von der Türkei bis Österreich im Wert von zirka 14 Milliarden Euro ist nach der Verdi-Oper benannt. Nach dem ersten Treffen des Konsortiums gingen die Teilnehmer in die Wiener Staatsoper, um sich die Oper anzusehen. Beim anschließenden Abendessen stimmten bei der Suche nach einem Projektnamen die Anwesenden für den Namen Nabucco.[4][5]

Weblinks

 Commons: Nabucco – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Andrew Porter: Wunderbare Spuren von ewiger Schönheit, in: Beiheft zur CD I Lombardi, Philips 1984, S. 58.
  2. Zitat Verdis, abgedruckt bei Porter, a. a. O., S. 58.
  3. Porter, a. a. O.
  4. Projekt-Seite: FAQ, Pkt. 15
  5. http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/494511/index.do

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