Nachgeburtsblutung

Nachgeburtsblutung
Untersuchung der Nachgeburt

Als Nachgeburt werden bei Säugetieren wie auch beim Menschen die nach der eigentlichen Geburt eines Jungtiers bzw. Kindes noch zu gebärenden Eihäute sowie der Mutterkuchen (lat. Plazenta) bezeichnet. Auch der Vorgang der Abstoßung als solcher wird Nachgeburt genannt.

Inhaltsverzeichnis

Nachgeburt beim Menschen

Nach der Geburt muss durch Hebamme bzw. Arzt die Nachgeburt auf Vollständigkeit überprüft werden. In besonderen Fällen ist eine Ausschabung zur Verhinderung von Komplikationen notwendig.

Mögliche Komplikationen durch zurückgebliebene Plazentareste sind etwa eine Entzündung der Gebärmutter (Endometritis) sowie Kindbettfieber. Ob sich nach der Geburt noch Restgewebe in der Gebärmutter befindet, kann im Allgemeinen mit Hilfe der Sonographie festgestellt werden; insbesondere kann mittels des Dopplerverfahrens sehr leicht festgestellt werden, ob sich noch durchblutetes Plazentagewebe darin befindet.

Den Zeitraum von der Geburt des Kindes bis ca. 2 Stunden nach Ausstoßung der Plazenta nennt man Nachgeburtsperiode bzw. Plazentarperiode. Deren Dauer beträgt meist 10 bis 20 Minuten. Die Gebärmutter (Uterus) wird durch die Ausschüttung von Prostaglandinen kontrahiert. Dies bewirkt eine Plazentaablösung durch die sich verkleinernde Haftfläche. Häufig löst sich die Plazenta zuerst zentral, seltener ist die Lösung beginnend an ihrem Rand. Überschreitet die Ablösungszeit 30 Minuten oder kommt es zu großen Blutverlusten, wird manuell oder instrumentell nachgeholfen (siehe Nachgeburt-Handgriffe).

Die Nachgeburtsblutung sind jene 250-500 ml Blut, die physiologischerweise in der Nachgeburtsperiode verloren werden. Ein darüber hinausgehender Blutverlust wird dagegen als Nachblutung bezeichnet. Um größeren Blutverlusten vorzubeugen, wird nach der Abnabelung ein Bolus von 3 IE Oxytozin intravenös verabreicht. Oxytozin bewirkt eine starke Uteruskontraktion und fördert so die Blutstillung.

Mit der Geburt der vollständigen Plazenta beginnt das Wochenbett, durch die dadurch ausgelöste Hormonumstellung wird die Milchbildung in Gang gesetzt.

Nachgeburt-Handgriffe

Die folgenden Handgriffe dienen zur manuellen Lösung der Plazenta:

  • Credé-Handgriff: Von außen wird der Uterus mit der Hand so umgriffen, dass vier Finger hinter die Gebärmutter rutschen, während der Daumen an die Vorderseite zu liegen kommt. Nun wird mit der nächsten Wehe durch Druck die Plazenta abgelöst.
  • Loslösung durch Zug auf die Nabelschnur: Zeitgleich zu einer Wehe wird durch Druck auf die Bauchdecke und Zug an der Nabelschnur versucht die Plazenta abzulösen.

Plazentaablösungszeichen

Die folgenden Zeichen lassen Rückschlüsse darauf zu, ob sich die Plazenta postpartal (nach der Geburt) bereits zu lösen beginnt:

  • Küstner-Zeichen (auch Nabelschnurzeichen):
Man drückt mit der Hand hinter die Symphyse. Ist die Plazenta noch nicht gelöst, so kann man beobachten, dass sich die Nabelschnur wieder in die Gebärmutter zurückzieht.
  • Schröder-Zeichen:
Ist die Plazenta gelöst, so steigt der Grund der Gebärmutter (Fundus uteri) über den Nabel, wird schmal und hart und ist oft nach rechts, manchmal nach links gebogen.
Direkt bei der Vulva wird eine Markierung (eine Klemme oder ein Bändchen) angebracht, um ein Vorrücken bei Ablösung des Mutterkuchens genau verfolgen zu können. Ab einem Abstand (Vulva-Markierung) von ungefähr zehn Zentimetern spricht man von einer Plazentalösung.

Nachgeburt bei Tieren

Wie beim Menschen werden auch bei den meisten Säugetieren nach der eigentlichen Geburt eines oder mehrerer Jungtiere noch Plazenta und Fruchtblase abgestoßen. Die Nachgeburt kann sich je nach Tierart bis zu einigen Tage nach der Geburt hinauszögern. In der Natur wird die Nachgeburt im allgemeinen wegen des hohen Proteinanteils vom Muttertier oder von Aasfressern gefressen.

Bei Haustieren muss, ähnlich wie beim Menschen, auf eventuelle Komplikationen (Nachgeburtsverhaltung) im Zusammenhang mit der Nachgeburt geachtet werden, wie z. B. Geburtsrehe bei Pferden. Auch die Übertragung verschiedener Krankheiten durch die infektiöse Nachgeburt ist möglich.

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