Nackt unter Kannibalen

Nackt unter Kannibalen
Filmdaten
Deutscher Titel Nackt unter Kannibalen
Originaltitel Emanuelle e gli ultimi cannibali
Produktionsland Italien
Originalsprache Italienisch
Erscheinungsjahr 1977
Länge 93 Minuten
Altersfreigabe FSK ungeprüft
Stab
Regie Joe D’Amato
Drehbuch Joe D’Amato,
Romano Scandariato
Produktion Gianfranco Couyoumdjian
Musik Nico Fidenco
Kamera Joe D’Amato
Schnitt Alberto Moriani
Besetzung

Nackt unter Kannibalen (Originaltitel: Emanuelle e gli ultimi cannibali, alternativ Emanuelle und die letzten Kannibalen) ist ein italienischer Erotikfilm mit einigen Anleihen im Horrorgenre. Gedreht wurde der Film im Jahr 1977 vom Italiener Joe D’Amato. Verkörpert wurde die Rolle der Emanuelle von Laura Gemser. Nackt unter Kannibalen ist als Teil der berühmten Reihe Emanuelle anzusehen, trotz des unterschiedlichen deutschen Titels.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Reporterin Emanuelle ist einem Rätsel auf der Spur. In einer psychiatrischen Anstalt fällt eine Patientin eine Pflegerin an. Emanuelle befindet sich mit einer Tarnung in der Einrichtung und wittert eine Story, denn die Insassin trägt ein merkwürdiges Symbol auf ihrem Körper. Laut Aussage eines Völkerkundlers das Zeichen eines Kannibalenstammes. Nachdem Emmanuelle die Story abgeliefert hat und sie gedruckt wurde, wird Emanuelle vom Verleger aufgefordert, die Sache weitergehend zu untersuchen.

Während ihrer Recherchen stößt sie auf eine Filmaufnahme, die einen Kannibalenstamm bei ihren Menschenopfern zeigt. Der Wissenschaftler Mark Lester schließt sich Emanuelle an und gemeinsam begeben sie sich in die Region des Amazonas. Die Expeditionsteilnehmer werden im Dschungel nach und nach von den Kannibalen dezimiert. Eine Nonne, die die Expedition begleitet, wird gequält, ausgeweidet und gegessen.

Ein Mitglied dieser Exkursion gerät in die Hände der Kannibalen und soll das Opfer eines Fruchtbarkeitsrituals werden. Sie wird unter Drogen gesetzt und zu einem Opferstein gebracht. Emanuelle und Mark versuchen die Frau zu befreien und verstecken sich in den Büschen. Die rettende Idee kommt Emanuelle: Sie malt sich dazu das Kannibalensymbol auf den Bauch und Mark feuert eine Leuchtpistole ab. Danach steigt Emanuelle nackt aus dem Wasser und begibt sich zu der Frau. Durch das Symbol auf ihrem Bauch gelingt es ihr, diese loszubinden und mit ihr zum wartenden Boot zu fliehen. Als die Kannibalen den Schwindel bemerken, verfolgen sie die beiden. Mit einem Gewehr schießt Emanuelle ihre Verfolger nieder. Unter dem Flugzeug taucht der Häuptling auf, der von Emanuelle mit einem Paddelschlag erledigt wird. Die Flucht gelingt. Auf der anschließenden Fahrt beginnt Emanuelle an ihrer Profession zu zweifeln. Der Film endet mit den beruhigenden Worten von Mark an Emanuelle gerichtet: „Es ist nicht unsere Schuld!“.

Hintergrund

1977 erlebte der Kannibalenfilm einen Aufschwung. D'Amato, der seine Filme nicht als Kunst ansah, wollte an diesem profitablen Geschäft teilhaben und verband die Erotikszenen aus den Emanuelle-Filmen mit Goreeffekten aus Kannibalenfilmen, jedoch wird den Kannibalen ein eher geringer Raum zugesprochen. Die meiste Zeit dominieren Sexszenen. Diese bleiben in der Kinofassung weitgehend im Bereich des Softcore.

1980 wurde Nackt unter Kannibalen erstmals für das Heimkino ausgewertet. Der deutsche Vertrieb piccolo-film brachte eine 2 x 110 m Fassung heraus, die eine Gesamtspieldauer von ca. 33 Minuten hatte. Diese Fassung konzentriert sich nur auf das Thema Kannibalismus. Somit beginnt die Fassung in der Psychiatrie sowie mit der Recherche und dem Kennenlernen des Professors in New York. Um nach ca. 5 Minuten schon das Tuckern des Schlauchbootes am Amazonas zu zeigen. Der Rest dieser Fassung entspricht fast dem Ende des Originalfilms. Die Sexszenen wurden in der Super8-Fassung komplett entfernt.

Eine mittlerweile auf DVD erschienene ca. 18 Minuten längere Fassung als die Kinofassung enthält allerdings auch ausführliche Hardcoreszenen. Dennoch war Nackt unter Kannibalen international ein großer Erfolg, so dass die Figur der Emanuelle noch weitere Jahre Abenteuer erleben durfte. Der 4. Teil der Serie ist entgegen vielen Behauptungen nicht am Amazonas gedreht worden, sondern in Italien. Die Amazonas-Kannibalen wurden zum Teil durch bezahlte Touristen aus Asien dargestellt. Die Szenen in New York wurden teilweise parallel mit anderen Black-Emanuelle-Filmen gedreht. So taucht auch hier, wie in einigen Teilen der Serie, eine Szene in einer Aussichtsgondel über dem Hudson River auf, in welcher Laura Gemser und ihr Mann und Schauspielkollege Gabriele Tinti immer das gleiche Outfit tragen. Das gleiche gilt für die psychiatrische Anstalt, deren Drehort in einem anderen Film der Reihe nochmals als Krankenhaus auftaucht. Lediglich Handlung und Dialog unterscheiden sich. In Deutschland wurde Nackt unter Kannibalen für die Kinoauswertung bereits gekürzt. In dieser Fassung wurde er auch auf Video veröffentlicht. Das half dennoch nichts und Nackt unter Kannibalen wurde indiziert. Bis heute gibt es allerdings Fassungen, die noch immer frei verkäuflich sind. Kurz nach der Jahrtausendwende brachte Astro eine beinahe ungeschnittene Veröffentlichung auf den Markt, mit dem Ziel eine Freigabe zu erlangen (sprich „strafrechtlich unbedenklich“ durch die JK (Juristenkommission) der SPIO). Die JK verlangte aber eine Schnittauflage von 0,5 Sekunden. Der Film wurde schließlich ohne Freigabe veröffentlicht und dann vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten bundesweit beschlagnahmt. Die Beweggründe lassen sich vornehmlich in den wenigen Szenen mit Kannibalismus suchen. In den Niederlanden und Australien wurde Nackt unter Kannibalen ebenfalls nur gekürzt aufgelegt. Erst kürzlich tauchte eine vollkommen unzensierte Fassung auf, mit bislang noch nie gezeigten Szenen. Aufgrund dessen sind alte Erscheinungen als nicht komplett ungekürzt anzusehen.

Rezeption

Dieser Pseudo-Schocker ist (S)Exploitation pur und bietet neben ausgiebigen Nacktszenen auch einige harte Kannibalismus-Szenen, die teilweise den Blut-Level von seinen Schund-Epen Maneater (1979) und Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf (1980) erreichen, aber kamera- und effekttechnisch so primitiv umgesetzt sind, daß sie nicht den beabsichtigten Schock-Effekt beim Zuschauer erzielen, sondern in Verbindung mit den schlechten Darstellern, die ebenfalls aus der Porno-Branche stammen, nur Gelächter hervorrufen.

Christoph Lucas Hütter: Fast-Food oder 6-Sterne-Menu – Eine Chronologie des Kannibalenfilms und seiner Macher [1]

Was bleibt also abschließend zu sagen: Der Film ist einfach nur nett für Fans und schlecht für Hasser. Die echten D´Amato Fans werden sich eher auf andere Werke des Meisters stürzen – kennen werden sie ihn alle. Als Einstiegsfilm ist er aber insofern geeignet, da er sowohl die Horror- als auch die Erotikfacetten D´Amatos zeigt, und das waren ja seine Hauptbetätigungsfelder. Die Frage ist aber hier: Ist der Film partytauglich? Ja, wenn keine Frauen anwesend sind – für einen Herrenabend reicht der Film allemal!

Eduardo D´Amaro: Review auf Bad Movies[2]

Einzelnachweise

  1. in: Andreas Bethmann: Art of Horror – The Best Of 2, S. 58
  2. Badmovies.de

Weblinks


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