Namenstag

Namenstag

Der Namenstag einer Person ist der christliche Gedenktag (meist der Todestag) des Heiligen, dessen Namen diese Person trägt (Namenspatron). Er war (und ist in manchen katholischen und christlich-orthodoxen Gegenden bis heute) oft wichtiger als der eigene Geburtstag. In Ungarn beispielsweise wird die Person auch am Namenstag von Familienangehörigen, Freunden und Arbeitskollegen beschenkt.

Im Zuge der Christianisierung der Völker außerhalb des alten Römerreiches wurden die sogenannten "christlichen Namen" zum unterscheidenden Kennzeichen und markierten die besondere Verbindung mit dem Apostel oder dem/der Märtyrer/in, dessen/deren Namen der/die Neugetaufte empfing. Der Gedenktag des Heiligen im Kalender der Kirche bekam für den Namensträger eine besondere Bedeutung (das eigene Geburtsdatum war dagegen oft gar nicht bekannt).

Im Mittelalter wurde bei der Taufe (überwiegend am Tag nach der Geburt) dem Täufling gerne der Name des 'Heiligen des Tages' gegeben. Das Taufdatum, zugleich Namenstag, wurde danach im Kirchenbuch eingetragen (also nicht das eigentliche Geburtsdatum). Martin Luther, geboren am 10. November 1483, getauft am 11. November, erhielt somit den Namen des hl. Martin von Tours (Martinstag).

Die Bedeutung des Namenstages nahm in der katholischen Kirche unter gegenreformatorischem Akzent zu. Um sich von Protestanten abzuheben, sollten sich die katholischen Gläubigen regelmäßig und festlich einer innigen Verbindung mit dem jeweiligen heiligen Namenspatron vergewissern. Das Konzil von Trient (1545 bis 1563) legte im Rituale Romanum fest: 'Der Pfarrer möge dafür sorgen, dass den Kindern keine anstößigen oder lächerlichen Namen gegeben werden oder gar solche, die den Sagen entnommen wurden oder solche von Götzen oder Heiden. Stattdessen sind, soweit irgend möglich, die Namen von Heiligen vorzuziehen.'

Der persönliche Geburtstag wurde in vielen katholischen Landstrichen zugunsten der Feier des sog. Dies natalis ("Geburtstag zum Himmel" = Sterbetag) des Namenspatrons verdrängt. Die Empfehlung, Täuflingen den Namen eines Heiligen zu geben, findet sich 1566 im Catechismus Romanus sowie ebenfalls 1614 im Rituale Romanum der römisch-katholischen Kirche. Die Seelsorger förderten daher (mit bedingtem, d. h. lediglich regionalem Erfolg) die Bevorzugung der Feier des Namenstages gegenüber der Feier des Geburtstages. Die Jesuiten (Societas Jesu, SJ) verankerten dann später neuere (d. h. jüngere) Heiligennamen im Bewusstsein der Bevölkerung.

Da die Zahl der Heiligen größer ist als die Anzahl der Tage eines Jahres, sind einerseits zahlreiche Überschneidungen unvermeidlich; andererseits gibt es für viele Namen mehrere heilige Namensträger, die zur Auswahl stehen. Die alphabetisch gegliederte Liste der Namenstage bezieht sich in erster Linie auf die Gebräuche der Katholischen Kirche im deutschen Sprachraum; besonders in der Orthodoxen Kirche gibt es starke Abweichungen.

Der Namenstag einer Kirche und Pfarrgemeinde ist das Patronatsfest.

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