Marokko

Marokko

Marokko. I. Französisch-M. Nach Art. 106 der Algeciras-Akte sollte der Bau von Eisenbahnen durch die scherifische Regierung erforderlichenfalls mit fremder Kapitalhilfe erfolgen. Infolge Ausbruchs des europäischen Krieges ist mit dem Bahnbau noch nicht begonnen.

Zum Anschluß an die algerischen Eisenbahnen waren 1904 folgende Linien vorgesehen: von Tlemcen über Malonya nach Fes, 295 km; von Fes über Haut-Lebon und Ksar-el-Kébir nach Tanger, 190 km, mit einer Zweigbahn Lebon-Meknès, 35 km; von Haut-Lebon über Salé und Marrakesch nach Mogador, 455 km; von l'Oued-Mellah nach Casablanca, 55 km; Marrakesch-Mazagan, 100 km; von l'Oued-Tensift nach Suerah und Safi, 70 km; zusammen rd. 1200 km, veranschlagt zu 120 Mill. Franken.

In der Anleihe für M. von 1913 (im ganzen 148∙4 Mill. Fr.) waren 500.000 Fr. für Eisenbahnvorarbeiten vorgesehen, u.zw. folgende Linien:

1. Tanger-Fes über Meknès, davon 215 km auf französischem Gebiet.

2. Casablanca-Fes über Rabat, 210 km.

3. Casablanca-Marrakesch durch die Chauia, 230 km.

4. Fes-Udjda, etwa 300 km.

Bahnbau Tanger-Fes. Da die Bahn Tanger-Fes, 311 km, Gebiete der sog. internationalen Zone von Tanger, ferner spanisches und französisches Gebiet durchschneidet, bedurfte es einer langwierigen Auseinandersetzung mit Spanien, die in dem Übereinkommen vom 27. November 1912 zum Abschluß kam. Die Bahn erhält die Vollspur. Über ihren Bau ist ein Übereinkommen vom 18. März 1914 zwischen dem Generalresidenten von M. und 2 Privatgesellschaften abgeschlossen worden. Vorarbeiten, Bau und Betrieb sollen darnach auf 24 Jahre einer marokkanischen Gesellschaft mit dem Sitze in Meknès übertragen werden, die den französischen Gesellschaftsgesetzen unterworfen sein, ihre Hauptverwaltung in Paris und in Madrid einen Vertreter haben soll. Das Aktienkapital soll zu 60% französisch, 40% spanisch sein; davon sollen zu gleichen Teilen etwa 8% für ausländisches Kapital vorgesehen werden. Die betreffenden Regierungen können die Teile der Bahn in ihren Zonen erwerben, wobei aber die Einheitlichkeit des Betriebs der ganzen Bahn gewahrt bleiben soll.

Die Linie beginnt in Tanger mit südlicher Richtung, bleibt der Westküste parallel und erreicht bei km 107 die Grenze zwischen Spanien und Frankreich. Bis km 197 ist das Gelände eben; hier tritt die Bahn in das Tal des Ued Rdom und folgt ihm nahezu bis Meknès. Hinter Meknès wendet sich die Bahn nach Osten und gelangt bei km 311 nach Fes. Kilometrische Baukosten zu 200.000 Fr. veranschlagt.


Strategische Bahnen.


In M. besteht ein bisher ständig in der Erweiterung begriffenes Netz schmalspuriger Militärbahnen zur Truppen- und Proviantbeförderung, die dem öffentlichen Personen- und Güterverkehr nicht freigegeben sind. 1908 wurden 40 km Bahn von Casablanca nach Berrechid in 50 cm-Spurweite für tierischen Betrieb hergestellt; 1911 92 km von Casablanca nach Rabat in 60 cm; 1912 wurde der Bau der Linien Kenitra-Darbel Hamri-Meknès-Fes, Kenitra-Salé und Casablanca-Mechra ben Abu (in der Richtung auf Marrakesch) ebenfalls in 60 cm-Spur beschlossen, von denen die erstgenannte Strecke Kenitra-Meknès zurzeit vollendet ist. An der algerischen Grenze wurden 14 km Bahn in westlicher Richtung nach Udjda im Anschluß an die vollspurige algerische Bahn in der 1 m-Spur hergestellt. 1912 beschloß man eine Verlängerung in der 60 cm-Spur nach Taurirt und baute schließlich von Udjda aus über den Muluyastrom nach Guercif und nahezu bis Safsafat.

In Westmarokko bestehen heute 280 km 60 cm spuriger Bahnen, nämlich die Strecke Bou-Lauan-Settal-Casablanca-Rabat-Kenitra-Darbel Hamri und in Ostmarokko in gleicher Spur 180 km von Udjda über Taurirt und Guercif nach Safsafat. Geplant sind weitere 240 km in Westmarokko von Mazagan über Bon-Lauan nach Marrakesch.

II. Spanisch-M. Hier besteht nur eine 31 km lange Bahn, der französisch-spanischen Compagnie du Nord Africain gehörig, zur Ausbeutung von Bergwerken im Rif-Gebiet, von dem spanischen Hafen Melilla an der Nordküste nach Nador; sie führt zu den Gruben von Afra und endet jetzt an dem wichtigen Markt Suk el Kemis.

Das spanische Syndikat für die Rif-Bergwerke, das die Gruben von Beni-Buifrur besitzt, plant eine Bahn von Melilla entlang der Nordküste nach Nador und über Taza nach Fes.

Literatur: Rev. gén. d. chem. 1914, S. 329–333.

Baltzer.


http://www.zeno.org/Roell-1912. 1912–1923.

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