Hoffen

Hoffen

Hoffen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert. 1. Warten, auf seinem Wege stille stehen, sich verweilen, sich nach etwas umzusehen; eine im Hochdeutschen veraltete Bedeutung, welche sich noch bey den Jägern erhalten hat, wo ein Hirsch oder Thier hoffet, oder noch häufiger verhoffet, wenn es im währenden Gehen oder unter dem Fressen stille hält und sich umsiehet. Auf der Bürsche, wenn das Wild nicht hoffen oder verhoffen will, schreyet der Jäger, o, ha, ho! so verhoffet es gleich. 2. Figürlich, den Erfolg einer künftigen oder ungewissen Sache mit Theilnehmung für wahrscheinlich halten. 1) Vermuthen, daß eine Sache geschehen werde. Ich hoffe nicht, daß es heute regnen wird. Ich hoffe nicht, daß er kommen wird. Ich will doch nicht hoffen, oder ich hoffe nicht, daß u.s.f. ein gelinder Ausdruck eines Befehles oder Verbothes. Ich will doch nicht hoffen, daß sie ein heimlicher Verächter des Gebethes seyn sollen? Gell. Ich hoffe nicht, daß sie mit dem Mädchen Umstände machen werden, Weiße. Ingleichen mit dem Worte zu. Ich hoffe, ihn heute noch zu sehen. Wir hoffen, die Oberhand zu behalten. Wie auch mit der vierten Endung. Das will ich nicht hoffen! ich vermuthe es nicht, und wünsche es auch nicht. 2) Im engsten Verstande, ein künftiges mögliches Gute mit einer angenehmen Empfindung erwarten. Darf ich hoffen? in der Sprache de Verliebten. Wollen sie mich denn auch jetzt nicht hoffen lassen? Sprichw. Hoffen und Harren macht manchen zum Narren. Ingleichen mit der vierten Endung der Sache. Man muß das Beste hoffen. Das ist mehr zu wünschen, als zu hoffen. Nichts mehr zu hoffen haben. Sie hat 30.000 Thaler zu hoffen. Im Oberdeutschen ehedem auch mit der zweyten Endung der Sache. Der Gerechtigkeit, der man hoffen muß, Gal. 5, 5. Die Person, von welcher man ein Gutes erwartet, bekommt, wenn die Sache ausgedruckt wird, das Vorwort von. Ich hoffe das Beste von ihm. Ich habe nichts mehr von ihm zu hoffen. Wenn die Sache aber nicht ausdrücklich gemeldet wird, das Vorwort auf. Auf Gott hoffen, seine Glückseligkeit von ihm erwarten. Im Tode aufhören sollen, auf Gott zu hoffen, scheint ein Befehl zu seyn, daß wir seiner in diesem Leben nicht achten sollen, Gell. Aber nicht zu Gott, oder in Gott, wie 2 Macc. 2, 17. Auch ist der Ausdruck der gehofften Sache, mit dem Vorworte auf in dieser eingeschränkten Bedeutung, im Hochdeutschen ungewöhnlich, ungeachtet derselbe in der Deutschen Bibel mehrmahls vorkommt, auch in der ersten weitesten Bedeutung Statt findet. Doch sagt man noch, auf gut Glück, auf gute Zeiten hoffen, wo aber immer auch noch die erste Bedeutung Statt findet.

Anstatt des Hauptwortes die Hoffnung, ist Hoffnung üblich, S. dasselbe.

Anm. Im Nieders. hapen, im Angels. hopian, im Engl. to hope, im Holländ. hoopen, im Dän. haabe, im Schwed. håppas, bey den Krainerischen Wenden vpam. Die meisten Sprachforscher sind bey der Ableitung dieses Wortes auf das Griech. οπευειν, sehen, gefallen, weil man, wenn man hoffet, einer Sache gleichsam entgegen siehet; Frisch leitet es von hoch ab, dessen ch auch in Hoffart in ein f übergegangen ist, weil man dem Gute, welches man hoffet, gleichsam von einer hohen Warte entgegen siehet; Ihre aber von dem Isländ. Happ, Glück, und Engl. to happen, geschehen, sich zutragen. Allein aus der ersten noch bey den Jägern üblichen Bedeutung, deren sehr alte Kunst uns noch viele veraltete Stammwörter aufbehalten hat, erhellet, daß das Stillestehen oder Innehalten der Stammbegriff in diesem Worte ist, daher es sich füglicher zu haben, haften, stille halten, stille stehen, rechnen lässet, so wie das Schwed. welnas, welches gleichfalls hoffen bedeutet, nicht, wie Ihre will, zu wollen, sondern zu weilen, verweilen, gehöret. S. auch Hapern. Nimmt man aber in der bereits gedachten eigentlichen Bedeutung den Begriff des Umsehens, Umschauens, für den ersten und herrschenden an, so wird man es fast eben so bequem mit dem Griech. οπευειν, aus einer gemeinschaftlichen ältern Quelle herleiten können, welche sehen bedeutet hat, so wie das Lat. Spes und sperare zu spähen, sehen, zu gehören scheinen. Ottfried und seine Zeitgenossen kennen dieses Zeitwort nicht, sondern gebrauchen thingen dafür.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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