Rieseln

Rieseln

Rieseln, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und den Schall derjenigen Veränderungen genau nachahmet, welche es bezeichnet. Man gebraucht es, 1) von dem mit diesem Laute verbundenen Fließen der Bäche, Quellen und kleinen Flüsse, besonders wenn sie auf einer abhängigen Fläche fortfließen. Wie sanft rieselst du vorüber, kleine Quelle, durch die Wasserkresse und durch die Bachbungen! Geßn. Rausche sanft, du rieselnde Quelle, ebend. 2) Körnerweise, oder in Körnern herab fallen, welches in einigen gemeinen Mundarten auch röhren genannt wird. Der Kalk rieselt von der Mauer, wenn er in kleinen Körnern herab rollet. Wie ein Riß an einer hohen Mauer, wenn es beginnet zu rieseln, Es. 30, 13. Nieders. grüseln. Es rieselt, sagt man auch, wenn der gefrorne Schnee in Gestalt kleiner Hagelkörner einzeln herunter fällt; Engl. to drizzle, Franz. gresiller. An andern Orten rieselt es, wenn es in einzelnen kleinen Tropfen regnet. Lauter von dem Schalle hergenommene Bedeutungen. Daher das Rieseln.

Anm. Mit allerley Vorlauten stammen davon grüseln, bröseln, das schon gedachte Franz. gresiller, und Gresil, der Hagel, das Engl. to drizzle, und andere mehr her. Rieseln ist das Diminutivum und zugleich das Frequentativum von dem im Hochdeutschen völlig veralteten riesen, abfallen, welches noch im Hoch- und Nieder-Deutschen gangbar ist, bey dem Notker risen, im Schwed. rasa, einstürzen, drossa, bey dem Ulphilas driusan. Im Nieders. ist daher Reß der Abfall vom Korne, und im Schwed. Ras das Bett eines Flusses. Eine Sanduhr heißt um deßwillen auch im Oberdeutschen eine Riesuhr, von riesen, rieseln. S. Gries, Graus und vornehmlich Reisen.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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  • rieseln — V. (Aufbaustufe) in feinen Partikeln fast geräuschlos zu Boden fallen Synonyme: hinunterrieseln, herabrieseln (geh.), runterrieseln (ugs.) Beispiele: Hinter der Tapete hat leise der Kalk gerieselt. Der Schnee rieselt in kleinen Flocken. rieseln V …   Extremes Deutsch

  • Rieseln — Rieseln, Art der Schattierung (s. d.) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • rieseln — Vsw std. (14. Jh.), spmhd. riselen Stammwort. Wohl Iterativbildung zu dem unter Reise behandelten ahd. rīsan abfallen, niederfallen, stürzen ; denkbar ist aber auch ein Denominativum zu mhd. risel Niederschlag (von der gleichen Grundlage).… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • rieseln — rieseln: Mhd. riselen »tröpfeln, sacht regnen« gehört zu dem im Nhd. untergegangenen starken Verb mhd. rīsen, ahd. rīsan »sich von unten nach oben oder von oben nach unten bewegen, steigen, fallen« (vgl. ↑ Reise). – Zus.: Rieselfeld »zur Düngung… …   Das Herkunftswörterbuch

  • rieseln — verrinnen; träufeln; sickern; tropfen; tröpfeln * * * rie|seln [ ri:zl̩n], rieselte, gerieselt <itr.; ist: 1. in nicht allzu großer Menge [mit feinem hellem Geräusch] fließen: das Wasser rieselt über die Steine; aus der Wunde rieselt Blut. Syn …   Universal-Lexikon

  • rieseln — a) fließen, laufen, plätschern, rinnen. b) herunterfallen, hinunterrieseln, nach unten fallen/gleiten/sinken, nieseln; (geh.): herabfallen, herabrieseln, herniederfallen. * * * rieseln:1.⇨fließen(1)–2.beijmdm.rieseltschonderKalk:⇨verkalkt(2)… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • rieseln — rie·seln; rieselte, hat / ist gerieselt; [Vi] 1 etwas rieselt irgendwohin (ist) kleine Körnchen (meist Sand, Salz, Zucker) oder Flocken (Schnee) fallen langsam von oben nach unten: In seiner Wohnung rieselt der Kalk schon von den Wänden 2 etwas… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • rieseln — grisele, riesele, risele …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • rieseln — rie|seln ; ich ries[e]le …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Rieseln — * Es rieselte mir eiskalt über den Rücken. – Klix, 74 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

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