Verdienst, der (das)

Verdienst, der (das)

Der und das Verdienst, des -es, plur. die -e, von dem vorigen Zeitworte.

1. Dasjenige, was man verdienet oder verdienet hat; ohne Plural. (1) Eigentlich, derjenige Lohn, welchen man sich durch seine Dienste und Arbeiten erworben, ingleichen, auf welchen man sich dadurch ein Recht erworben hat; eine im gemeinen Leben sehr häufige Bedeutung, wo es nicht allein von dem bereits erworbenen Lohne oder Gewinne seiner Arbeit, sondern auch von dem künftigen möglichen gebraucht wird. Es ist in dieser Bedeutung fast durchgängig männlichen Geschlechtes. Der Verdienst ist bey den theuren Lebensmitteln schlecht, man verdient wegen der theuren Lebensmittel jetzt durch seine Arbeit wenig. Vielen, guten Verdienst haben, viel verdienen. Schlechten, wenig Verdienst haben. Ich möchte ihm diesen Verdienst gern zuwenden. Das ist mein ganzer Verdienst, verdienter Lohn, im eigentlichen Verstande. (2) In weiterer und figürlicher Bedeutung, dasjenige, auf welches man sich durch seine freyen Handlungen ein Recht erworben, es sey nun zur Belohnung oder zur Bestrafung, der verdiente Lohn, in figürlichem Verstande. Darum schüttete ich meinen Zorn über sie – und gab ihnen also ihren Verdienst auf ihren Kopf, Ezech. 22, 23. In dieser Bedeutung ist es im Hochdeutschen veraltet, wo man es nur noch in der Theologie in engerer Bedeutung gebraucht, wo das Verdienst Christi doch wohl eigentlich nichts anders ist, als dasjenige, worauf er uns durch sein Leiden und Tod ein Recht erworben, was er uns dadurch verdienet hat; in welchem Falle es aber zugleich ungewissen Geschlechtes ist.

2. Das Recht, welches man sich durch seine freye Handlungen auf etwas erworben hat, in welcher Bedeutung es im weitesten Verstande üblich ist, und sowohl das Recht auf Belohnungen, als auch die Verpflichtungen zur Strafe, in sich schließt. Es ist hier ungewissen Geschlechtes, wird aber nur im Singular ohne Artikel, und am häufigsten mit dem Vorworte nach gebraucht; nach Verdienst. Nach Verdienst vergelten, Jer. 25, 14. Nach Verdienst strafen, 2 Macc. 4, 38. Jemanden nach Verdienst befördern, so wie er es verdienet hat. Nach Verdienst belohnet werden. In der Deutschen Bibel kommt es noch in andern Verbindungen vor, welche aber außer der biblischen Schreibart wenig mehr gebraucht werden. Wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade, Röm. 3, 24. Ists aber aus Gnaden, so ists nicht aus Verdienst der Werke. – Ists aber aus Verdienst der Werke, so ist die Gnade nichts, sonst wäre Verdienst nicht Verdienst, Röm. 11, 6. Wo es gleichfalls zunächst das Recht bedeutet.

3. Die Handlung, und in weiterm Verstande auch die Eigenschaft, durch welche man ein Recht auf die Belohnung, Achtung oder Erkenntlichkeit anderer hat; wo es gleichfalls ungewissen Geschlechtes ist, und das dadurch erworbene Recht zugleich mit in sich schließt. Man gebraucht es sowohl von einzelnen Handlungen und Eigenschaften. Wenn es nach den Verdiensten ginge, so würde er gewiß reich seyn. Ein Mann von vielen Verdiensten; sowohl der viele Handlungen ausgeübt hat, die ihm ein Recht auf die Achtung anderer erwerben, als auch der viele solche Eigenschaften besitzet, ein verdienter Mann. Die Person, um welche man sich verdient gemacht, bekommt hier gleichfalls das Vorwort um. Große und viele Verdienste um die Stadt, um den Staar, um jemanden haben. Deine Verdienste um mich. Man kann ihm das Verdienst nicht absprechen, daß er die Bahn dazu gebrochen hat. Auch sein Vergehen ist noch ein Verdienst, Gell. Ihre gute Figur ist ihr ganzes Verdienst, das einzige, welches ihr auf die Achtung anderer ein Recht geben kann. Als auch collective und ohne Plural; der ganze Umfang von Handlungen und Eigenschaften, welche jemanden ein Recht auf die Achtung anderer gewähren. Jemandes Verdienst erkennen. Wo es auch figürlich von verdienten Personen gebraucht wird. Das Verdienst hervor ziehen. Wehe dem Lande, wo das Verdienst nach Brote geht!

Anm. Das Wort scheint, besonders in den weitern und figürlichen Bedeutungen, spätern Ursprunges zu seyn, denn im 14ten Jahrhunderte kommt dafür noch Gedintz vor. Noch höher hinauf übersetzt Notker Meritum durch Guottat, und Kero durch Arnungo. Der Unterschied des Geschlechts gründet sich bloß auf den Gebrauch, und vermuthlich ursprünglich auf zwey verschiedene Mundarten; denn das einfache der Dienst ist in manchen Gegenden ungewissen Geschlechts.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

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