Vorbild, das

Vorbild, das

Das Vorbild, des -es, plur. die -er. 1 Ein einem andern zur Nachahmung vorgestelltes Bild, sowohl im eigentlichen Verstande. Gott zeigte dem Moses ein Vorbild von der Hütte. Das Bild, welches der Mahler seinem Lehrlinge zur Nachahmung vormahlet, ist ein eigentliches Vorbild. In weiterer und figürlicher Bedeutung, eine jede einem andern zur Nachahmung vorgestellte Sache. Sehet auf die, die also wandeln, wie ihr uns habt zum Vorbilde, Phil. 3, 17. Sey ein Vorbild den Gläubigen im Wort, im Wandel u.s.f. Tim. 4, 12. Christus hat uns ein Vorbild gelassen, 1 Petr. 2, 21. Es ist in dieser Bedeutung im gemeinen Sprachgebrauche veraltet, oder vielleicht in demselben nie üblich gewesen, indem es nur noch zuweilen in der Büchersprache und der edlern Schreibart vorkommt. Muster, in einigen Fällen Modell, und in der weitern Bedeutung oft auch Beyspiel sind dafür gangbarer. Der Gegensatz des Vorbildes ist in der eigentlichen Bedeutung Nachbild, welches aber im gemeinen Leben eben so ungewöhnlich ist. Der Mensch das Ebenbild und Nachbild Gottes wie Gott sein Vorbild. In der Deutschen Bibel kommt dieses Wort in einigen noch ungewöhnlichern figürlichen Bedeutungen vor. Es bedeutet daselbst sowohl eine Vorschrift. Daß ihr nun gehorsam worden dem Vorbilde der Lehre, Röm. 6, 17. Halt an dem Vorbilde der heilsamen Worte, die du von mir gehöret hast, 2 Tim. 1, 13. Als auch ein zur Warnung vorgestelltes Bild, ein Exempel. Das ist aber uns zum Vorbilde geschehen, daß wir uns nicht gelüsten lassen des Bösen, 1 Cor. 10, 6. 2. In einer etwas andern, doch nur in der Theologie üblichen Bedeutung, werden die Begebenheiten und Einrichtungen bey dem Israelitischen Volke, so fern sie darauf abzielten, die Verheißungen von dem Messias zu bestätigen, oder denselben gewisser Maßen abzubilden, Vorbilder genannt, in welchem Falle das Wort dem Gegenbilde oder der dadurch bezeichneten Sache entgegen stehet. So wird die eherne Schlange in der Wüste für ein Vorbild des Kreuzestodes Christi gehalten, welcher alsdann das Gegenbild derselben ist. Vorbild ist in diesem Verstande eine figürliche Vorstellung oder Abbildung einer nachfolgenden oder künftigen Sache, so wie in der ersten ein zur Nachahmung vorgestelltes Bild; so daß in der ersten Bedeutung der Begriff des Ortes, vor Augen bilden, in der zweyten aber der Begriff der Zeit, vorher abbilden, der herrschende ist.

Anm. Man nehme eine Bedeutung, welche man wolle, so muß man einsehen, daß diejenigen sehr irren, welche dieses Wort Fürbild geschrieben wissen wollen, indem keine einzige Bedeutung des Wortes für darauf passet. Es lautet daher schon bey dem Notker Forebild, und im Schwabenspiegel Vorbild. Auch erhellet daraus, daß Urbild und Original noch sehr davon verschieden sind, und daß man diese Wörter nicht als gleich bedeutend mit Vorbild ansehen könne.


http://www.zeno.org/Adelung-1793. 1793–1801.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Vorbild — a) Archetyp, Beispiel, Modell, Muster, Original, Schablone, Urbild, Urgestalt, Urtyp, Vorlage; (bildungsspr.): Paradigma, Prototyp; (bildungsspr. veraltend): Exempel. b) Abgott, Abgöttin, Held, Heldin, Ideal[bild], Idealtyp[us], Idee, Idol,… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Vorbild — ist eine Person oder Sache, die als richtungsweisendes und idealisiertes Muster oder Beispiel angesehen wird. Im engeren Sinne ist Vorbild eine Person, mit der ein – meist junger – Mensch sich identifiziert und dessen Verhaltensmuster er nachahmt …   Deutsch Wikipedia

  • Das Sinngedicht — Das Sinngedicht, Erstdruck 1881 Das Sinngedicht ist ein Novellenzyklus des Schweizer Dichters Gottfried Keller. Erste Ideen zu dem Werk notierte Keller sich 1851 in Berlin, wo er 1855 auch die Anfangskapitel zu Papier brachte. Der größte Teil des …   Deutsch Wikipedia

  • Das Schloss von Otranto — (englische Originalfassung: The Castle of Otranto) ist ein Roman des britischen Politikers und Schriftstellers Horace Walpole aus dem Jahr 1764. Walpole begründete damit die später sehr erfolgreiche Romangattung des Schauerromans (engl. „Gothic… …   Deutsch Wikipedia

  • Vorbild — das Vorbild, er (Grundstufe) jmd. oder etw., das von anderen als Beispiel angesehen wird Beispiel: Sie ist ein Vorbild für mich. Kollokation: sich jmdn., etw. zum Vorbild nehmen …   Extremes Deutsch

  • Das Stundenbuch des Herzogs von Berry — Das Blatt „Mariä Heimsuchung“ im Stundenbuch des Herzogs von Berry Das Stundenbuch des Herzogs von Berry (französisch Les Très Riches Heures du Duc de Berry bzw. kurz Très Riches Heures) ist das berühmteste illustrierte Manuskript des 15.… …   Deutsch Wikipedia

  • Das Unbehagen in der Kultur — ist der Titel einer 1930 erschienenen Schrift von Sigmund Freud. Die Arbeit ist, neben Massenpsychologie und Ich Analyse von 1921, Freuds umfassendste gesellschaftstheoretische Abhandlung; sie gehört zu den einflussreichsten kulturkritischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Das Ich und das Es — ist eine Schrift von Sigmund Freud, die 1923 veröffentlicht wurde. Freud entwickelt in ihr ein neuartiges Modell der Psyche und ihrer Funktionsweise. Das Seelenleben wird demnach durch die Beziehungen zwischen drei Instanzen bestimmt, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Das Rolandslied des Pfaffen Konrad — Das Rolandslied, auch Rolandslied des Pfaffen Konrad oder Mittelhochdeutsches Rolandslied genannt, ist eine mittelhochdeutsche Adaption der altfranzösischen Chanson de Roland. Während sich in den Grundzügen der Handlung keine Abweichungen finden… …   Deutsch Wikipedia

  • Das Phantom der Oper — ist ein Roman des französischen Journalisten und Schriftstellers Gaston Leroux (französischer Originaltitel: Le Fantôme de l Opéra), der in Fortsetzungen in der Zeitung Le Gaulois vom 23. September 1909 bis zum 8. Januar 1910 veröffentlicht wurde …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”