Licinius, S. (1)

Licinius, S. (1)

1S. Licinius, (13. Febr.), auch Lucinius, Lucinus, Lecinius, Lizinius, Leocinus, Lupicinus, franz. St-Lézin, Bischof von Angers (Andegavum) im westlichen Frankreich, wird von den Bollandisten am 13. Febr. (II. 675–686) ziemlich ausführlich behandelt und zwar nach zwei alten Biographien, von denen die eine von einem ungenannten Schriftsteller aus Angers herstammt, der seine Angaben von Augenzeugen hat, und die andere den bekannten Marbodus, Archidiacon von Angers und nachmaligen Bischof von Rennes, zum Verfasser hat, der jedoch die erste Vita dabei zu Grund legte. Hienach stammte der hl. Licinius aus dem Geschlechte der fränkischen Könige und war von Gott mit allen Vorzügen des Leibes und der Seele ausgerüstet, die er dann durch eifriges Mitwirken und fleißiges Studiren noch auf alle Weise vermehrte, so daß er ein Muster eines jungen Edelmannes war und die Liebe Aller genoß, die ihn kannten. Da er etwa 24 Jahre alt war, brachte ihn sein Vater an den Hof des Frankenkönigs Chlotar II.151, der, selbst noch ganz jung, den Jüngling wegen seiner vortrefflichen geistigen und körperlichen Eigenschaften sehr liebgewann und ihn seiner besondern Freundschaft würdigte. Zu den glänzendsten Ehrenstellen erhoben, führte er auch am Hofe ein Leben voll Andacht und Selbstverläugnung und zeichnete sich besonders durch Wohlwollen gegen die Höflinge aus. Nachdem er auch durch kriegerische Thaten sich ausgezeichnet, wurde er sogar Graf und Herzog von Anjou (Dux Andegavensium), und nun drang man in ihn, daß er mit einer hochadeligen Jungfrau sich verehelichen solle. Als er sich endlich dazu verstand, geschah es, daß seine Braut am Tage vor der Hochzeit von dem Aussatze befallen wurde. Von nun an entsagte er gänzlich der Welt, ihren Ehren und Würden und trat in den geistlichen Stand, wo er wieder ein heiliges Leben führte, weßhalb er auch von Allen wie ein Vater geehrt wurde. Daß er in einem Kloster als Mönch gelebt habe, wie Einige meinen, wird von den Bollandisten in Abrede gestellt. Wann aber und durch wen er Priester geworden und wie lange er es gewesen, ist nirgends gesagt. Nur das ist gewiß, daß nach dem Tode des Bischofs Audoinus (nach Migne Audocien) unser hl. Licinius auf den dringenden Wunsch von Klerus und Volk zum Bischofe von Angers ernannt und ungeachtet seines Widerstrebens als solcher auch geweiht wurde. Wann dieses geschehen sei, läßt sich mit Sicherheit nicht angeben; doch bemerken die Bollandisten (pag. 676. nr. 6), daß er schon vor dem J. 601 Bischof gewesen seyn und einen berühmten Namen gehabt haben müsse, weil in diesem Jahre der hl. Papst Gregorius der Große einen Brief an ihn schrieb, um ihm, wie mehreren an deren französischen Bischöfen, die hhl. Laurentius4 und Mellitus zu empfehlen, welche er nebst andern Mönchen dem hl. Bischofe Augustinus6 nach England als Mitarbeiter schickte. Wie früher seine weltlichen Ehren stellen, so begleitete er auch diese Würde mit großem Ruhme, und die Tugenden des Gebetes, der Demuth, Barmherzigkeit, Freigebigkeit und Selbstverläugnung zierten sein bischöfliches Leben. Er las täglich die heil. Messe mit aller Andacht und predigte häufig das Wort Gottes mit großem Erfolge. Die verhärtetsten Herzen konnten der Macht seiner Reden und Beispiele nicht widerstehen, die Gott noch durch die Wundergabe bestärkte. Es werden viele Wunder angeführt, die Gott auf seine Fürbitte an Blinden und anderen Kranken wirkte. Auch war er ein treuer Rathgeber, was viele Hohe und Niedere mit großem Troste erfuhren wozu er auch viele Gelegenheit hatte, da ihn der König zu seinem Obersthofmeister (Praefectus palatii) ernannt hatte, in welcher Eigenschaft er ebenfalls vielen Segen verbreitete, so daß man auch von ferne um Hilfe zu ihm kam. Da er immer im Sinne hatte, sich zurück zu ziehen, baute er außerhalb der Stadt ein Kloster sammt einer dem hl. Johannes dem Täufer geweihten Kirche, und weil er Reliquien für dieselbe zu erhalten wünschte, so schickte er seinen Schüler, den hl. Magnobodus (frz. St-Maimbeuf), der später sein Nachfolger wurde, nach Rom, von wo er auch wirklich die gewünschten Reliquien erhielt. Zuletzt wollte er dann aus Liebe zu einem stillen Leben wirklich sein Amt niederlegen; aber auf die ernsten Einwendungen des Königs und die Nichteinwilligung der Bischöfe hin entsagte er seinem Lieblingswunsche und fuhr fort, mit allem Eifer an dem Heile seiner Gläubigen zu arbeiten, bis endlich die Zeit kam, da er von seinen Mühen ausruhen sollte. Im Monate August wurde er von einem heftigen Fieber ergriffen, und schon hoffte er aufgelöst zu werden, um bei Christus zu seyn; aber sein Heimgang erfolgte erst am 1. Nov. und zwar um das J. 606152. Er wurde in der von ihm gebauten Kirche des hl. Johannes des Täufers begraben, und dort wurden auch bis in die letzte Zeit seine Reliquien aufbewahrt. Am Tage seines Begräbnisses geschahen an seinem Grabe zwei Blinden- und mehrere andere Krankenheilungen. und die süßesten Wohlgerüche verbreiteten sich unter den Leidtragenden. Zu seinem Grabe wallfahrten besonders Frauen, um sich durch seine Fürbitte eine glückliche Geburt zu erflehen. Die Kirche von Angers erwähnt seiner am 8. Juni, wahrscheinlich dem Tage seiner Weihe, und am 21. Juni wegen der Uebertragung seiner Reliquien im J. 1169. Obwohl er am 1. Nov. gestorben ist, findet sich sein Andenken an diesem Tage nur im Heiligen-Kataloge des Ferrarius; sein Fest aber wird in Angers am 13. Febr. gefeiert, wahrscheinlich weil nach einer alten Tradition an diesem Tage im J. 664 seine Kanonisation unter Papst Vitalianus stattgefunden hat. An diesem 13. Febr. haben ihn denn auch die Bollandisten, während er im Mart. Rom. sich nicht findet. (II. 675–686).



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