Paula, S. (2)

Paula, S. (2)

2S. Paula, Vid. (26. al. 27. Jan.). Diese Heilige ist durch den heil. Hieronymus zu größter Berühmtheit gelangt. Sie habe, sagt er, ein fortwährendes Martyrium bestanden. Schon der Anfang der Lebensbeschreibung (epitaphium), die wir noch von ihm besitzen, ist von Begeisterung. Dieselbe lautet: »Wenn sich alle Glieder meines Leibes in Zungen verwandelten, und alle Gliedmassen mit menschlicher Stimme erklängen, würden meine Worte gleichwohl nichts, was den Tugendes der heil. und ehrwürdigen Paula angemessen wäre, hervorbringen.« Sie war im J. 347 zu Rom geboren. Ihr Vater hieß Rogatus, ihre Mutter Bläsilla, die aus den Familien der Cornelier und Gracchen abstammte. Mit den Vorzügen edler Geburt und unermeßlichen Reichthums verband sie die glänzendsten Eigenschaften des Geistes und Herzens. Sie ward mit Torotius aus dem Geschlechte der Julier, das durch Julius von Aeneas abzustammen behauptete, vermählt, dem sie vier Töchter: Bläsilla, Paulina, die Mutter des hl. Palmachus (s.d.), Eustochium (Julia) und Ruffina, und einen Sohn Toxotius, gebar. Beide Gatten erbauten durch ihren christlichen Lebenswandel die ganze Stadt. Auch sie führte der Herr auf dem Wege der Leiden zur Vollkommenheit, indem er den geliebten Gatten, als sie noch nicht ganz 22 Jahre alt war, in die bessere Welt abrief. Untröstlich schien Paula über diesen Verlust zu seyn, indem sie vor Trauer bald selbst gestorben wäre (ita eum planxit, ut prope ipsa moreretur); allein die hl. Wittwe Marcella, deren bußfertiges Leben in der ganzen Stadt Rom den guten Geruch Jesu Christi verbreitete, brachte sie durch ihre Ermahnungen zu dem großmüthigen Entschluß, sich ohne Rückhalt Gott zu weihen. Sie ergriff die Fahne des Kreuzes und trat in die Fußstapfen des Welterlösers, ohne mehr nach der Welt und ihren Freuden umzusehen. Von nun an war ihre Lebensweise äußerst streng; sie untersagte sich den Genuß des Fleisches, der Fische, der Eier, des Honigs und des Weines; nur auf die Festtage gebrauchte sie bei ihrer Nahrung noch Oel. Um ihre frühere Verzärtelung abzubüßen, schlief sie auf der Erde, die sie mit einem härenen Bußkleide bedeckte. Gott allein war der Gegenstand ihrer Gedanken und Wünsche, und sie vereinigte sich mit Ihm durch Lesen gottseliger Bücher und durch die Uebung beständigen Gebetes. Sie entsagte allen Besuchen; wenn sie solche zuließ waren nur geistliche Dinge der Gegenstand ihrer Gespräche. Irdische Freude und Schmuck waren in ihren Augen verächtliche, einer Christin unwürdige Dinge. Wenn man ihr Ehre erwies, wurde sie traurig und ging eilig davon, wenn man sie lobte. Sie verwendete nicht nur Alles, was sie durch Beschränkung ihres früheren Aufwandes erübrigte, zur Unterstützung der Armen, sondern auch noch jenen Theil ihres Vermögens, über den sie frei und ungehindert schalten konnte. Kein Nothleidender brauchte erst ihre Milde anzuflehen, sie kam dem Elende überall zuvor, und hielt es für einen großen Schaden, wenn sie erfuhr, daß ein Gebrechlicher oder Hungernder durch jemand Andern Unterstützung fand. Darum suchte sie sorgfältig die Unterstützungsbedürftigen in der ganzen Stadt auf. »Wo starb ein Armer«, fragt der hl. Hieronymus, »dessen Leiche sie nicht mit ihren Kleidern einhüllte? wo lag ein Kranker, den sie nicht mit ihrem Vermögen unterhielt?« Selbst das Erbgut der Kinder schonte sie nicht, und wenn die Verwandten sich darüber beklagten, so sagte sie, daß sie ihnen ein reicheres Erbe, Christi Barmherzigkeit, hinterlasse. Als einst auf Veranlassung des Kaisers mehrere Bischöfe des Morgen- und Abendlandes im J. 382 zu Rom sich versammelten, lernte sie den hl. Paulinus von Antiochia und den hl. Epiphanius von Salamis kennen, von welchen letzterer bei ihr wohnte. Im J. 397 verlor sie auch ihre zweite Tochter Paula. Fünf Jahre nach dem Tode ihres Mannes entschloß sie sich, aus Liebe zu Gott, nachdem sie bisher in der Welt wie im Kloster gelebt hatte, auch ihr Haus, ihre Besitzungen, ihre Freunde, sa sogar, obschon sie, wie Hieronymus sagt, die zärtlichste aller Mütter war, ihre Kinder zu verlassen. Der Gedanke an die Trennung von den Letztern machte zwar ihr Herz bluten, aber durch den Edelmuth des Glaubens erhob sie sich über die Gefühle der Natur. Sie verläugnete die Mutter, um sich als Magd Christi zu bewähren. Mit ihren Schmerzen ringend, fand sie nur in Eustochium, welche die Reise und den Vorsatz des gleichen Lebens mit ihr theilte, menschlichen Trost. Außer ihr befand sich einige Dienerschaft in ihrer Begleitung. Bei ihrer Abreise ward sie von ihrem Bruder und ihren Kindern begleitet, die durch Weheklagen ihre Standhaftigkeit zu besiegen suchten. Als Alles zur Abfahrt nach dem hl. Lande bereit war, brach ihr Sohn Toxotius, der noch ein Kind war, in lautes Weinen aus, rief ihr nach, streckte seine kleinen Hände noch vom Ufer gegen sie aus, ihn doch nicht zu verlassen. Die Andern schluchzten, die heil. Paula aber hob ihre Augen zum Himmel und blickte nicht mehr auf das Ufer zurück, aus Besorgniß, ihr Herz möchte beim letzten Abschied von dem, was ihr auf Erden am Liebsten war, vor Schmerz verbluten. Das Schiff segelte ab, und lenkte, nach einigem Aufenthalt auf der Insel Pontia, wo sie die Wohnung der heil. Domitilla als christliches Heiligthum besuchte, seinen Lauf nach der Insel Cypern, wo die Heilige von dem heil. Epiphanius zehn Tage in Salamis zurückgehalten wurde. Sie besuchte während dieser Zeit die umliegenden Klöster und spendete reichliche Almosen. Von Cypern reiste sie über Antiochia, wo sie eine Zeit lang bei dem Bischof Paulinus verweilte, nach Syrien. Andächtig besuchte sie die Zellen der berühmtesten Einsiedler alter und neuer Zeit, so z.B. zu Sarepta bei Sidon jene des Propheten Elias, und alle Orte, welche durch die Erfüllung der Geheimnisse unserer Erlösung geheiliget worden sind. Der Satthalter von Palästina ließ ihr zu Jerusalem einen Palast zur Wohnung anbieten, aber sie verschloß sich unter Ablehnung jeder Art von Bequemlichkeit in eine arme Zelle. Der Anblick so vieler heiligen Denkmale unsers Heils entzündete in ihr noch mehr die Gefühle glühender Andacht. Vor dem wahren Kreuze auf ihr Angesicht niedergeworfen, betete sie den Erlöser mit jener Begeisterung an, als sähe sie Ihn noch, Hände und Füße durchbohrt, daran bluten. In dem heil. Grabe küßte sie ehrfurchtsvollst den Stein, welcher dessen Oeffnung geschlossen hatte, und noch ehrfurchtsvoller den Ort, wo der Leichnam Jesu gelegen war. Auf dem Berge Sion zeigte man ihr die Säule der Geißlung unsres Herrn mit den noch deutlich sichtbaren Blutspuren, und das Cönaculum, wo das Pfingstwunder sich ereignet hatte. Als sie um das J. 384, nach Besichtigung des Grabmals der Rachel, nach Bethlehem kam, besuchte sie die Höhle der Geburt, wo sie die Anbetung des Jesuskindes durch die Magier und die Hirten zu sehen glaubte, und mit Freudenthränen in den Augen ausrief: »Welches Glück für eine arme Sünderin wie ich, die Krippe küssen zu können, in der mein Heiland unter der Gestalt eines Kindes hatte weinen wollen. Sollte ich wohl ein anderes Land zu meinem Aufenthalte aufsuchen, als dieses, welches mein Heiland erwählt hat?« Sie unternahm hierauf noch andere Wallfahrten nach allen berühmten Orten Palästina's, wo der Volksmund damals schon die Merkwürdigkeiten der heiligen Geschichte auf bestimmte Stätten fixirt hatte, welche sie durch reichliche Almosen heiligte und besuchte auch die Einsiedeleien von Aegypten. Nach ihrer Rückkunft nach Bethlehem ließ sie sich daselbst mit ihrer Tochter Eustochium nieder, verschloß sich in eine ärmliche Wohnung und wählte den hl. Hieronymus zu ihrem Führer im geistlichen Leben. Unter seiner Leitung suchte sie fortan die Höhe christlicher Vollkommenheit zu ersteigen, und wählte hiezu vor Allem das Mittel eines demüthigen und rückhaltslosen Gehorsams, und die Entäußerung ihrer ganzen Habe zu wohlthätigen Zwecken. An der Straße nach Jerusalem ließ sie ein Spital für Fremdlinge, damit sie, nach Bethlehem kommend, nicht wie einst Joseph und Maria ohne Herberge blieben, und ein Nonnenkloster erbauen, dessen Leitung der hl. Hieronymus übernahm. Sie ließ auch drei Frauenklöster errichten, welche eigentlich nur ein Haus bildeten, da sich alle Schwestern in derselben Kapelle zum Gottesdienste versammelten. Sonntags gingen sie in die neben dem Kloster gelegene Kirche. Jede Schwester mußte den Psalter verstehen, welchen man in den verschiedenen, zum Dienste Gottes bestimmten Stunden absang. Die Lebensweise dieser Frauen war mit strenger Clausur verbunden. Die hl. Paula stand Allen mit bewunderungwürdiger Liebe und Klugheit vor, und gab ihnen das Beispiel aller Tugenden; namentlich leuchtete sie durch Uebung der Nächstenliebe und ein fast ununterbrochenes Studium der hl. Schriften. Sie lernte sogar hebräisch, um die Psalmen auch in der Ursprache beten und singen zu können. Bei den verschiedenen gemeinschaftlichen Uebungen fand sie sich immer zuerst ein. Man hätte sie für die Letzte der Schwestern gehalten, wenn man bloß nach den niedern Verrichtungen, denen sie im Hause sich unterzog, hätte urtheilen wollen. Dieses hinderte jedoch nicht, daß sie die Hausordnung mit aller Strenge aufrecht erhielt. Sie war gegen jede Eitelkeit in der Kleidung, Verletzung des Stillschweigens und der christlichen Sanftmuth unerbittlich. Diejenigen, welche sich eines dieser Vergehen zu Schulden kommen ließen, wurden von der Gemeinschaft abgesondert, nahmen den letzten Platz ein, beteten an der Thüre und aßen eine Zeit lang allein. Gegen die Kranken war sie aber sehr nachsichtig, erlaubte ihnen Fleisch zu essen und andere Milderungen, die sie sich selbst versagte. Eine besondere Liebe hatte sie zur Armuth, die man sogar an den Kirchen, die sie bauen ließ, erkannte. Sie wollte, daß dieselben niedrig und ohne ausgesuchte Verzierungen seyen, indem sie sagte, das Geld werde besser zur Erquickung der lebenden Glieder Jesu Christi, als zu nutzloser Verzierung der steinernen Tempel verwendet. Den Geist der Zerknirschung besaß sie in einem sehr hohen Grade, und wer die Bitterkeit sah, mit der sie den kleinsten Fehler beweinte, würde geglaubt haben, sie sey der ungeheuersten Laster schuldig. Bei ihrer Enthaltsamkeit und ihrem strengen Fasten gedachte sie der Worte des Apostels: »Ich züchtige meinen Leib und halte ihn in Dienstbarkeit, damit ich nicht Andern predige und selbst verworfen werde«, und sagte eines Tages: »Ich muß jetzt das Gegentheil dessen thun, was ich gethan, so lange ich für den Mann und für die Welt gelebt; was für Gott geschieht, kann nie zu viel seyn.« Sie hatte ein besonderes Vertrauen auf das heilige Kreuzzeichen und war gewöhnt, öfter mit demselben Mund und Brust zu bezeichnen. Vor Allem bediente sie sich dieses Mittels, um von Gott die Gnade zu erlangen, mit Geduld und Ergebung den Verlust ihrer Kinder zu ertragen. Endlich kam der Augenblick, wo die Heilige den Lohn ihrer Tugenden empfangen sollte. In ihrer letzten, äußerst schmerzlichen Krankheit und besonders in ihrem Todeskampfe wiederholte sie oft das Verlangen, mit Gott in dem himmlischen Jerusalem vereinigt zu seyn. »Ich bin eine Fremde«, sprach sie, »ein Ankömmling, wie alle meine Väter;« »ich wünsche aufgelöst und mit Christus zu seyn;« »wer wird mir Flügel geben, wie die Taube sie hat, um zu meinem Gott empor zu fliegen und bei Ihm zu ruhen!« Sie starb in in den Armen ihrer Tochter den 26. Januar im J. 404; noch sterbend machte sie das hl. Kreuzzeichen über ihren Mund und lispelte Psalmenverse. Sie war 57 Jahre alt, wovon sie 20 in Bethlehem zugebracht hat. Bischöfe trugen ihre Leiche auf ihren Schultern in die Kirche, Andere folgten mit Fackeln und Kerzen nach, Andere führten die Reihen, welche Psalmen in hebräischer, griechischer, lateinischer und syrischer Sprache sangen. Man setzte sie unter besonderer Theilnahme des Volkes, vorzüglich der Armen, mitten in der Kirche der Höhle zu Bethlehem den 28. Januar bei. Ihr Grab sieht man noch neben dem des heil. Hieronymus, es ist aber leer. Die Grabschrift in lateinischen Versen, welche dieser Kirchenvater in den Stein eingraben ließ, und die man am Ende seines Briefes findet, ist verwischt. Nach ihr übernahm Eustochium und nach deren Ableben Paula, die Enkelin dieser heil. Paula, die Leitung des Klosters. »Wir tranern nicht darüber«, sagt der hl. Hieronymus, »daß wir eine solche Frau verloren haben, sondern danken Gott, daß wir sie haben. Alles nämlich lebt für Gott, und was zu Gott zurückkehrt, wird zu der Familie des Herrn gezählt.« Die Kathedralkirche von Sens glaubt den Leib der heil. Paula zu besitzen, wo auch ihr Fest feierlich begangen wird, und zwar am 27. Januar, auf welchen Tag ihr Name bei Ado und Usuard vorkommt. Das Mart. Rom. gedenkt der heil. Paula auf den 26. Januar. Auf Bildnissen ist sie kenntlich an dem neben ihr ruhenden Pilgerstabe, welchen sie manchmal auch in der Hand trägt, ebenso an der heil. Schrift, in deren Betrachtung sie versunken ist, oder sie ist umgeben von ihren Kindern, von welchen sie Abschied nimmt. (II. 711–722.)



http://www.zeno.org/Heiligenlexikon-1858. 1858.

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