Papāver

Papāver

Papāver L. (Mohn), Gattung der Papaverazeen, ein- oder mehrjährige, kahle oder mehr oder minder borstig behaarte, häufig blaugrüne Kräuter mit weißem Milchsaft, abwechselnden, meist gelappten oder verschieden geteilten Blättern, langgestielten, großen, einzeln stehenden Blüten und krug- oder keulenförmiger, ovaler oder fast kugelrunder, 4–16kammeriger, vor der schildförmigen Narbe gekrönter, vielsamiger, unter der Narbe meist in Löchern aufspringender Kapsel. Etwa 40 Arten, meist in Mittel- und Südeuropa und dem gemäßigten Asien. P. somniferum L. (Gartenmohn, Schlafmohn, Magsamen, s. Tafel »Genußmittelpflanzen«, Fig. 11, mit Text), vielleicht eine Kulturform des südeuropäischen, borstenhaarigen P. setigerum DC, wird bei uns als Zierpflanze in vielen Varietäten und zur Samengewinnung kultiviert. Man unterscheidet weißen Mohn, mit weißen, hochroten oder weiß und roten Blüten, großen, geschlossen bleibenden Kapseln und weißen Samen; gemeinen Schließmohn (blauen Mohn), mit fleischroten oder lilafarbenen, an der Basis dunkelgefleckten Blumenblättern, großen, geschlossen bleibenden Kapseln und blauen und grauen Samen; Schüttmohn (grauen Mohn), mit weißen, am Grunde tief lila gefleckten Blumenblättern, etwas kleinern, aufspringenden Kapseln und blauen oder grauen Samen. Der Mohn verlangt einen kalireichen, frischen Sand- und Lehmboden in warmer Lage und gedeiht am besten nach gut gedüngter Hackfrucht. Haben die Pflanzen das vierte Blättchen getrieben, so werden sie gejätet und so gestellt, daß sie 8–10 cm voneinander entfernt stehen. Später behackt man sie und stellt sie 15–30 cm weit voneinander. (Vgl. Ölfruchtbau.) Die geernteten Kapseln des Schüttmohns werden nur ausgeschüttelt, die des Schließmohns werden auf Mohnmühlen zerbrochen und darauf die Samen abgesiebt. Im Orient gewinnt man aus den noch nicht völlig reisen Kapseln das Opium (s. d.); die getrockneten unreifen Kapseln wurden früher arzneilich benutzt, sie enthalten bis 0,25 Proz. Morphium und 0,15 Proz. Narkotin, und ihre besonders bei gewerblich arbeitenden Frauen sehr gebräuchliche Anwendung als schlafmachendes Mittel für kleine Kinder ist deshalb verwerflich. In den reisen Kapseln steigt der Morphiumgehalt auf 2 Proz. Der Mohnsame wird häufig gegessen, noch mehr benutzt man ihn zur Gewinnung des Mohnöls; der weiße Same enthält ca. 50 Proz. fettes Öl, 12 Proz. Proteinsubstanzen, 23 Proz. Pektinstoffe, aber keine narkotischen Substanzen und dient arzneilich zur Darstellung von Emulsionen. Der Mohn war bei den Alten der Demeter heilig, weil er ihren Schmerz über den Raub ihrer Tochter gelindert hatte, als sie ihn bei Mekone in Sikyonien fand. Der weiße Mohn ist die Wappenblume der Türkei. Mohnsamen hat man im Pfahlbau bei Robenhausen, auch bei Bourget in Frankreich und Lagozza in Italien, aber nicht in Ägypten gefunden. Die vorgeschichtlichen Samen zeigen eine Zwischenstellung zwischen Acker- und Gartenmohn. P. Rhoeas (Klatschmohn, Klatschrose, Klappermohn, Feldmohn, Feuerblume, Kornrose), rauhhaarig, mit mattgrünen, tief fiederspaltigen Blättern, scharlachroten, am Grund in der Regel schwarz gefleckten Blumen blättern und verkehrteiförmigen, am Grund abgerundeten, mit 8–12 sich deckenden Narbenlappen versehenen Kapseln, kommt besonders im Getreide vor, seine Blumenblätter wurden als schleimiges Mittel arzneilich benutzt. Mit gefüllten Blüten kultiviert man ihn in Gärten als Ranunkelmohn. Der ausdauernde orientalische Mohn (P. orientale L.) und P. bracteatum Lindl. (s. Tafel »Zierpflanzen I«, Fig. 12), beide aus den Kaukasusgegenden, werden in vielen großblütigen Varietäten als Zierpflanze kultiviert. Der Alpenmohn (P. alpinum L.), in den östlichen Alpen und Savoyen, auch P. undicaule L. und P. pyrenaicum Willd., mit weißen oder gelben Blüten, dienen zum Bepflanzen von künstlichen Steinpartien.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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