Radschputāna

Radschputāna

Radschputāna, großes Gebiet im nordwestlichen Teil Britisch-Indiens (s. Karte »Ostindien«), zwischen 23°9'–30°11' nördl. Br., das 21 unter einheimischen Fürsten stehende Staaten und den britischen Distrikt Adschmir-Merwara (s. d.) einschließt und als ein Bezirk von einem englischen Chief Commissioner, der in Adschmir, im Sommer in Abu residiert, mit sieben Commissioners beaufsichtigt und teilweise verwaltet wird. Ohne Adschmir-Merwara umfaßt R. 336,038 qkm mit (1901) 9,723,301 Einw., die sich wie folgt verteilen:

Tabelle

Unter sämtlichen 21 Staaten ist Tonk der einzige mohammedanische, zwei (Bhartpur und Dholpur) werden von Dschaina, die übrigen 18 von Radschputen beherrscht. Nach dem Religionsbekenntnis schied sich die Bevölkerung in 8,089,513 Hindu, 924,656 Mohammedaner, 342,595 Dschaina, 2840 Christen, 360,543 Naturanbeter u. a. Um die Christianisierung bemüht sich die presbyterianische Mission. Der Volksunterricht, namentlich der Mädchen, ist sehr mangelhaft; 2 Colleges, eine Sanskrit- und eine Gewerbeschule bestehen in Dschaipur, wo überhaupt vergleichsweise viel für die Volksbildung geschehen ist. Die politische Einteilung (s. die Tabelle) richtet sich nach Bodengestaltung und Klima: 1) die unfruchtbaren Sandsteppen und Wüsten nördlich und westlich der Arawalikette (Westliche Division); 2) die Gebirgsstaaten im Bereich der von NO. nach SW. streichenden Arawaliberge (bis 1767 m), ein größtenteils gut bewässerter und in den Flußtälern fruchtbarer Landstrich (Südliche Division); 3) das östliche und mittlere R. zwischen den Arawali-im W. und den Khotribergen im O., ein durchschnittlich 450 m hohes Tafelland, zwischen dessen Grasplätzen und Feldern sich bis 10 qkm große unfruchtbare Sandflächen ausbreiten, außerdem das Gebiet des zur Dschamna fließenden Tschambal (Östliche Division). Das Klima ist in den meisten Teilen sehr heiß (bis 45,7°), aber auch sehr schwankend in den einzelnen Jahren; im Thar fällt das Thermometer bis -3,7°. Der Regenfall ist seht unregelmäßig, in einzelnen Gegenden äußerst selten. In der Wüste mit ihren Salzablagerungen herrscht großer Mangel an Wasser, das auch sonst meist sehr schlecht ist und häufig Krankheiten (Cholera) veranlaßt. Auch sucht Hungersnot infolge von Dürre und Verwüstung durch Heuschreckenschwärme die Bevölkerung periodisch heim, die 1891–1901 (hauptsächlich auch durch die Beulenpest) um 2,267,203 abgenommen hat. Die Ernten sind bis auf einige fruchtbare Distrikte dürftig; Hauptkulturen sind: Mais, Weizen, Ölfrüchte, Mohn für Opium, Farbpflanzen, hier und da Zuckerrohr und Reis. Die Viehzucht ist desto bedeutender. In den weiten wüsten Strichen weiden große Herden von Kamelen, die beim Ackerbau verwendet werden, von Rindern, Schafen und sehr ausdauernden Pferden. Kobalt, Zink, Blei, Kupfer, Eisen und Alaun werden sehr wenig ausgebeutet, große Mengen von Salz aber teils aus dem großen Sambharsee durch die britisch-indische Regierung, teils aus andern Salzseen und aus Brunnen gewonnen und sehr schöne Emailarbeiten (Dschaipur, Partabgarh), Gold- und Silberschmiedearbeiten, seines Tuch und Leder angefertigt. Der Handel mit Salz, Wolle, Opium, Vieh ist bedeutend. Die schönste Stadt und die wichtigste für Handel, Bank- und Wechselverkehr ist Dschaipur (s. d.), die bedeutendsten Pferde-, Kamel- und Rindviehmärkte werden in Tilwara im Staate Dschodhpur und in Puschkar (s. d.) bei Adschmir abgehalten. Mit Eisenbahnen, die sich in Dschaipur kreuzen, ist R. gut versehen; an Straßen gab es 1902: 33801/2 englische Meilen. In R. erscheinen 10 Zeitungen in heimischen Dialekten. Die Fürsten von R. traten 1818 unter englischen Schutz. Jetzt sorgt ein aus Fürsten und englischen Beamten gebildetes Schiedsgericht für Beilegung innerer Fehden. Zur Erhebung der Salz- und Zuckersteuer ist R. vom übrigen Indien durch Zollschranken abgeschlossen. Die Fürsten können eine Milizarmee aufbringen von 69,023 Mann Infanterie, 24,287 Mann Kavallerie (darunter auch Kamelreiter) und besitzen 2003 Geschütze. Die Engländer unterhalten in Adschmir und andern Punkten Garnisonen; außerdem sind aus den Gebirgsstämmen drei Bataillone Lokalinfanterie angeworben. Vgl. A. Adams, The Western Rajputana States (Lond. 1899); W. Webb, The currencies of the Hindu States of Rájputana (das. 1893); für die Geologie: de la Touche in den »Memoirs of the Geological Survey of India«, Bd. 35 (1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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