Brown [2]

Brown [2]

Brown (spr. braun), 1) John, Mediziner, geb. 1735 zu Buncle in der schottischen Grafschaft Berwick, gest. 7. Okt. 1788 in London, studierte in Edinburg Theologie, bald aber Medizin, hielt daselbst Vorlesungen und entwickelte in seinen »Elementa medicinae« (1780) die Grundsätze eines neuen Systems (Brownianismus), nach dem sich die lebenden Organismen von den leblosen Substanzen allein durch den Besitz der Reizbarkeit unterscheiden. Die Reizbarkeit hat ihren Sitz im ganzen Nervensystem und ist Ursache aller physiologischen und pathologischen Erscheinungen. Letztere entstehen durch zu starke oder zu schwache Reize, und so lassen sich alle Krankheiten in sthenische und asthenische einteilen. Die Sthenie verlangt Verminderung, die Asthenie Vermehrung des Reizes. In England und Frankreich (vgl. Broussais) kam Browns System nie zu allgemeinem Ansehen, mehr in Italien und Deutschland, wo es Weikard (Frankf. 1798) bekannt machte. Röschlaub erweiterte es mit Marcus und brachte es als Erregungstheorie zu hohem Ansehen. Waren die Grundsätze des Brownianismus auch einseitig und irrig, so haben sie doch hellere Ansichten über das Leben und seine Erscheinungen vorbereitet, die Therapie vereinfacht und die Humoralpathologie beseitigt. Browns Sohn William Cullen B. gab des Vaters Schriften mit dessen Biographie heraus (Lond. 1804, 3 Bde.; deutsch von Röschlaub, Frankf. 1806, 3 Bde.).

2) Charles Brockden, amerikan. Romanschriftsteller, geb. 17. Jan. 1771 in Philadelphia, gest. 22. Febr. 1810, aus einer Quäkerfamilie stammend, war bis zum Auftreten Coopers der beliebteste Novellenschreiber Amerikas und ist als der Begründer der nordamerikanischen Romanliteratur zu betrachten. Von seinen Werken: »Wieland« (1798), »Arthur Merwyn« (1800), »Edgar Huntley« (1801), »Jane Talbot« (1801) und »Clara Howard« (1804) gilt das dritte als das bedeutendste. Seine gesammelten Werke erschienen in Boston 1827, mit der zuerst 1815 erschienenen Biographie Browns von Dunlap (neue Ausg., Philad. 1887, 6 Bde.). Sein Leben beschrieb außerdem Prescott (in Sparks' »American biographies«, 1834; wieder abgedruckt in den »Miscellanies«, 1855).

3) Robert, Botaniker, geb. 21. Dez. 1773 in Montrose, gest. 10. Juni 1858 in London, studierte in Aberdeen und Edinburg Medizin, begleitete 1801 als Botaniker die Expedition des Kapitäns Flinders zur Erforschung der Küsten Australiens, durchstreifte mit dem Maler Ferd. Bauer unbekannte Gegenden Australiens und kehrte 1805 mit einer Sammlung von 4000 größtenteils neuen Pflanzenarten zurück. Er wurde von Sir Jos. Banks zum Bibliothekar ernannt, erbte 1820 dessen Bibliothek und Sammlungen und wurde Kustos am Britischen Museum. Browns Bedeutung lag neben seiner eminenten Pflanzenkenntnis hauptsächlich in dem Vermögen, durch allgemeine Betrachtungen die systematische Stellung schwieriger Pflanzenfamilien klarzulegen und zugleich auch auf weitere Gebiete des Systems Licht zu werfen. Er ermittelte die morphologischen Beziehungen in der Organisation des Samens der Mono- und Dikotylen, stellte die Gymnospermie der Koniferen und Cykadeen fest und behandelte die verschiedensten Fragen der Morphologie und Systematik, selbst rein physiologische Fragen, wie den Übergang des Befruchtungsstoffes der Pollenkörner in die Samenknospe. Er schrieb : »Prodromus florae Novae Hollandiae« (Lond. 1810, mit Supplement 1830); »Remarks on the botany of Terra Australis« (1814); auch bearbeitete er die von Horsfield 1802–1805 auf Java gesammelten PflanzenPlantae javanicae«, 1838–40) sowie die von Salt in Abessinien 1816, von Christen Smith 1818. von Oudney und Clapperton im Innern Afrikas aufgesammelten Herbarien und schrieb die botanischen Anhänge zu den Berichten von I. Roß, Parry, E. Sabine und Franklin. Nees von Esenbeck gab Browns »Vermischte botanische Schriften« in deutscher Übersetzung heraus (Nürnb. 1825–34, 5 Bde.). Bennett veröffentlichte »The miscellaneous botanical works of Robert B.« (Lond. 1866–68, 3 Bde.).

4) Thomas, engl. Philosoph und Dichter, geb. 1778 in Kirkmabreck bei Edinburg, gest. 1820 in Brompton bei London, ward in England erzogen. studierte seit 1796 zu Edinburg erst Rechtswissenschaft. dann Medizin, praktizierte auch mehrere Jahre und war daneben als philosophischer Mitarbeiter an der neugegründeten »Edinburgh Review« tätig. 1810 gab er seine ärztliche Praxis auf und wurde Dugald Stewarts Nachfolger auf dem Lehrstuhl der Moralphilosophie an der Edinburger Universität. Sein erstes Werk war eine »Review of Zoonomia of Erasmus Darwin«. Seine Dichtungen sind jetzt vergessen, dagegen fanden seine »Lectures on the philosophy of the human mind« (mit Biographie, hrsg. von Welsh, 1822, 4 Bde.; 21. Aufl. 1870) weite Verbreitung; die »Lectures on ethics« veröffentlichte Chalmers (1856). Vgl. Welsh, Accounts of the life and writings of Th. B. (Edinb. 1825).

5) John, amerikan. Abolitionist, geb. 9. Mai 1800 in Torrington (Connecticut), gest. 2. Dez. 1859 in Charlestown (Westvirginia), wuchs als Farmer auf und war einer der unternehmendsten Geschäftsleute im nördlichen Ohio. 1854 zog er nach Kansas, wo er sich durch die Angriffe der aus Missouri einfallenden Banden zu einem blutigen Guerillakrieg gegen Grenzstrolche genötigt sah. Gegner der Sklaverei, befreite er wiederholt Sklaven in den an Kansas grenzenden Grafschaften von Missouri und führte mehrere Züge Schwarzer nach Kanada. 1858 zum Oberbefehlshaber einer geheimen Abolitionistengesellschaft gewählt, bemächtigte er sich 16. Okt. 1859 des Zeughauses zu Harpers Ferry und besetzte die Eisenbahnhrücke über den Potomac, wartete vergeblich auf eine Erhebung der Bevölkerung, mußte sich 18. Okt. den Regierungstruppen ergeben und ward in Charlestown gehenkt. Seine Hinrichtung trug dazu bei, daß im Norden der Entschluß reiste, der Sklaverei ein Ende zu machen. Vgl. v. Holst, Life of John B. of Kansas (Boston 1888).

6) George Loring, nordamerikan. Maler, geb. 2. Febr. 1814 in Boston, gest. 25. Juni 1889, lernte erst bei einem Formschneider und versuchte sich sodann autodidaktisch, bis er in W. Allstons Atelier die Richtung seines Talents erkannte. Mit einer Landschaftsskizze gewann er einen Gönner, der ihm die Mittel zu einer Studienreise nach Europa vorschoß. In Paris fesselten ihn namentlich die Schöpfungen Isabeys und Decamps' drei Jahre. Wie ernstlich er seine Studien betrieb, wird aus dem Umstand ersichtlich, daß er fünf Monate lang rastlos an einer Kopie nach Claude Lorrain arbeitete und sie dann, unzufrieden mit sich selbst, wieder zerschnitt. Die Trümmer davon brachte ein amerikanischer Liebhaber für 500 Dollar an sich, die B. die Fortsetzung seiner Reise nach Italien (1840) ermöglichten, während Allston zahlreiche Aufträge für ihn vermittelte. 20 Jahre lang hielt sich B. in Mittelitalien auf. Kopien nach Gaspard Poussin und Claude Lorrain von ihm wurden fast ebenso hochgeschätzt wie seine Originalarbeiten (Ansicht von Porto d'Anzo, Ischia, venezianische Mondnacht etc.). Seine Radierungen sind von großer Zartheit, ohne der Kraft zu ermangeln. 1860 nach Boston übergesiedelt, malte er dort außer italienischen auch amerikanische Landschaften, unter andern die Bai von New York, die Krone von Neuengland, den Niagarafall bei Mondschein. Die Amerikaner nennen ihn ihren Claude Lorrain.

7) Henry Kirke, nordamerikan. Bildhauer, geb. 24. Febr. 1814 in Leiden (Massachusetts), gest. 11. Juni 1886 in New York, lernte 1832–34 in Boston bei einem Porträtmaler und ging dann nach Cincinnati, wo er sich der Bildhauerkunst widmete. Um sich die Mittel zu einer Reise nach Italien zu verschaffen, nahm er 1840 Anstellung bei einer Eisenbahn, gelangte aber erst durch die Unterstützung wohlhabender Freunde an das ersehnte Ziel. Vier Jahre bildete er sich in Italien weiter aus, kehrte 1846 nach Amerika zurück und ließ sich in Brooklyn nieder. Hier schuf er die Bronzegruppe eines Indianers mit einem Panther, die kolossale eherne Reiterstatue Washingtons im Union Square zu New York (1856), eine Kolossalstatue des Gouverneurs Clinton de Witt, die Statue des Generals Green für das Kapitol in Washington und die Reiterstatue des Generals Scott für dieselbe Stadt. Neben diesen monumentalen Werken entstanden auch kleinere Idealfiguren, z. B. David, Ruth, Rebekka, Adonis u. a.

8) Georg, nordamerikan. Publizist und Staatsmann, geb. 29. Nov. 1818 in Edinburg, gest. 9. Mai 1880 in Toronto, wurde für den Kaufmannsstand bestimmt. Als sein Vater nach New York übersiedelte, widmete B. sich der Journalistik und übernahm die Redaktion der kirchlichen Zeitschrift: »The Banner« zu Toronto in Kanada. Die Ereignisse des Jahres 1843 führten ihn zur politischen Tagesschriftstellerei; er gründete die Zeitung »The Globe« als das Organ der Reformpartei, wurde 1852 ins Parlament gewählt und zeigte sich stets als beredter Vorkämpfer für die Freiheit Kanadas. Die Vereinigung der kanadischen Provinzen zur Dominion (1. Juli 1867) ist als sein Werk zu betrachten. Vgl. Mackenzie, Life and speeches of the Hon. G. B. (Toronto 1882).

9) Ford Madox, engl. Maler, geb. 16. April 1821 in Calais, gest. 6. Okt. 1893 in London, bildete sich seit 1835 auf der Akademie zu Brügge und später in Gent und Antwerpen, wo er 1841 sein erstes größeres Bild, die Beichte des Ungläubigen, malte. Nachdem er einige Jahre in Paris studiert hatte, ließ er sich 1845 in London nieder. Seine Bilder zeigen einen gefunden Realismus, der nach reiner Naturwahrheit, nach klarer, scharfer Charakteristik in der archaisierenden Art des Belgiers Leys und nach dramatisch-lebendiger Darstellung strebt. Von seinen frühern Werken sind noch zu nennen: Wiclif, seine Bibelübersetzung vorlesend (1848); König Lear; Chaucer am Hof Eduards III. (1851); Christus, dem Petrus die Füße waschend (1852). Später folgten: Romeo und Julie, Haidee und Don Juan, Josephs Rock, Sir Tristrams Tod, Sardanapal, Myrrha, römische Baumeister, Wiclif vor Gericht. Sein Leben beschrieben F. M. Hüffer (Lond. 1896) und Helene Rossetti (das. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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