Embryosack

Embryosack

Embryosack, eine Zelle in der Samenanlage der Blütenpflanzen, in der das befruchtungsfähige Ei und aus diesem später der Embryo entsteht. Die Samenanlage der Blütenpflanzen entspricht einem Makrosporangium der heterosporen Gefäßkryptogamen, in ihr tritt frühzeitig ein ein-, selten mehrzelliges Archespor auf, aus dem meist nach einigen Keim- und Zellteilungen der E. als einzige Makrospore hervorgeht. Im Verlauf der weitern Entwickelung bildet sich im E. der Gymnospermen ein dem Prothallium der Gefäßkryptogamen entsprechendes Gewebe, das Endosperm (Eiweiß), aus, an dessen vorderm, zur Spitze der Samenanlage hingewendeten Ende einige Archegonien mit je einer großen Eizelle zur Anlage kommen. Nach der Befruchtung entwickelt sich eines der Eier zum Embryo, während gleichzeitig die äußern Teile der Samenanlage zur Samenschale werden. Im E. der Angiospermen teilt sich der ursprünglich vorhandene einzige Zellkern in zwei Tochterkerne (Fig. 1 u. 2, S. 751), die sehr bald noch eine wiederholte Zweiteilung durchmachen (Fig. 3 u. 4), so daß schließlich im ganzen acht Zellkerne im E. vorhanden sind, die zu je vier zwei den beiden Enden des Embryosackes genäherte Gruppen bilden. Drei der obern Kerne werden zur Bildung des Eiapparates verwendet.

Fig. 1. Innere Partie der Samenknospe von Monotropa mit Embryosackzelle und zwei Schwesterzellen derselben. – Fig. 2. Ein ähnlicher Zustand von Monotropa wie Fig. 1, aber mit einem in Teilung begriffenen Embryosackskern. – Fig. 3. Embryosack von Monotropa mit zwei in Teilung begriffenen Zellkernen. – Fig. 4. Embryosack von Monotropa mit vier in Teilung begriffenen Zellkernen. – Fig. 5. Embryosack von Monotropa, der den Eiapparat und die Gegenfüßlerzellen angelegt hat. – Fig. 6. Ausgebildeter Embryosack von Monotropa, in dem die freien Kerne noch nicht verschmolzen sind. – Fig. 7. Embryosack von Monotropa mit Zentralkern und den zwei Spermakernen Sp.
Fig. 1. Innere Partie der Samenknospe von Monotropa mit Embryosackzelle und zwei Schwesterzellen derselben. – Fig. 2. Ein ähnlicher Zustand von Monotropa wie Fig. 1, aber mit einem in Teilung begriffenen Embryosackskern. – Fig. 3. Embryosack von Monotropa mit zwei in Teilung begriffenen Zellkernen. – Fig. 4. Embryosack von Monotropa mit vier in Teilung begriffenen Zellkernen. – Fig. 5. Embryosack von Monotropa, der den Eiapparat und die Gegenfüßlerzellen angelegt hat. – Fig. 6. Ausgebildeter Embryosack von Monotropa, in dem die freien Kerne noch nicht verschmolzen sind. – Fig. 7. Embryosack von Monotropa mit Zentralkern und den zwei Spermakernen Sp.

Dieser besteht aus drei Zellen, nämlich den beiden Gehilfinnen (Synergiden), welche die Spitze des Embryosackes ausfüllen, und der etwas tiefer an der Wand des Embryosackes angefügten Eizelle (Oosphäre). In ähnlicher Weise werden auch am untern Ende des Embryosackes drei Zellen, die Gegenfüßlerinnen (Antipodenzellen, Fig. 5), angelegt. Die oben und unten übrigbleibenden freien Kerne (oberer und unterer Polkern) rücken gegen die Mitte des Embryosackes aneinander (Fig. 6), wo sie später zu einem einzigen Kern, dem Zentralkern oder sekundären Embryosackkern, verschmelzen. Bei dem Befruchtungsvorgang gelangen aus dem Inhalt des eindringenden Pollenschlauches zwei weitere Zellen (Spermazellen) in den E. hinein (Fig. 7). Die eine (Sp. I) befruchtet das Ei, indem sie sich unter Kernverschmelzung mit ihm vereinigt. Der Kern der zweiten Spermazelle (Sp. II) wandert gegen den Zentralkern hin und verschmilzt mit ihm. Das befruchtete Ei grenzt sich durch eine Zellwand gegen den übrigen Inhalt des Embryosackes ab und wächst allmählich zu einem vielzelligen Embryo heran. Auch der Zentralkern wird durch den Befruchtungsprozeß zu weiterer Entwickelung angeregt. Er teilt sich lebhaft, und seine Abkömmlinge liefern die Zellkerne eines den ganzen Raum des sich erweiternden Embryosackes anfüllenden Gewebes des Endosperms, dessen Zellen sich mit Reservestoffen, wie Stärke, Fett, Eiweißsubstanzen u.a., anfüllen. Das Endosperm wird später von dem heranwachsenden Embryo gänzlich aufgezehrt, oder es bleibt ganz oder teilweise bis zur Keimung des Samens als Reservenahrung für die junge Pflanze aufgespart. Die nach der Befruchtung im E. sich abspielenden Wachstumsvorgänge erfordern eine intensive Nahrungszufuhr, die in vielen Fällen durch direkte Zuleitung durch den Leitbündelstrang der Samenanlage erfolgt oder wohl auch teilweise von einem den E. umgebenden Epithel ausgeht. Auch die Antipoden sind in einigen Fällen für die Ernährung des Embryosackes von Bedeutung. Bisweilen treten an dem E. auch schlauchartige Auswüchse auf, die als Haustorien in die nährstoffreichen Gewebe der Umgebung, in den Funikulus und die Placenta oder selbst bis an die Fruchtknotenwand vordringen und durch die vergrößerte Oberfläche die intensivere Stoffzufuhr vermitteln. Vgl. Strasburger, Neue Untersuchungen über den Befruchtungsvorgang bei den Phanerogamen (Jena 1884); Jönsson, Om embryosäckens utveckling hos Angiospermerna (»Acta Universitatis Laudensis«, Bd. 16); Guignard, Recherches sur le sac embryonnaire des phanerogames angiospermes (»Annales des sciences naturelles, VI. série. Botanique«, Bd. 13); Goebel, Organographie der Pflanzen (Jena 1898).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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