Follen

Follen

Follen (Follenius), 1) August, später Adolf Ludwig, deutscher Dichter und Patriot, geb. 21. Jan. 1794 in Gießen, gest. 26. Dez. 1855 in Bern, studierte Philologie und Theologie in Gießen, dann, nachdem er 1814 den Feldzug gegen Frankreich mitgemacht, in Heidelberg die Rechte und übernahm 1817 zu Elberfeld die Redaktion der dort erscheinenden »Allgemeinen Zeitung«. Der Teilnahme an demagogischen Umtrieben angeklagt, saß er 1819–21 in Berlin in Haft, erhielt darauf zu Aarau an der Kantonschule eine Anstellung als Lehrer der deutschen Literatur und privatisierte später in und bei Zürich; 1848 erwarb er das Gut Liebenfels im Thurgau, das er bis 1854 bewirtschaftete. F. ist der Verfasser mehrerer Lieder (z. B. »Vaterlandssöhne, traute Genossen etc.«) in den »Freien Stimmen frischer Jugend« (Jena 1819) sowie Herausgeber des »Bildersaals deutscher Dichtung« (Winterthur 1828, 2 Bde.; neue Ausg., Brandenb. 1847). Außer verschiedenen Übersetzungen (darunter »Alte christliche Lieder und Kirchengesänge«, Elberf. 1819) veröffentlichte er: »Harfengrüße aus Deutschland und der Schweiz« (Zürich 1822); »Malegys und Vivian«, Ritter- und Zauberroman (Konstanz 1829); »Ein schön und kurzweilig Gedicht von einem Riesen, genannt Sigenot« (das. 1830); »Das Nibelungenlied im Ton unsrer Volkslieder« (Siegfrieds Tod, Zür. 1842) u. a. Seine sechs Sonette, die u. d. T. »An die gottlosen Nichts-Wüteriche. Fliegendes Blatt von einem Verschollenen« (Heidelb. 1846) erschienen, geißelten die nihilistische Richtung in Deutschland und führten zu einer literarischen Fehde mit Ruge und dessen Genossen. F. erwarb sich auch viel Verdienste um Gottfried Keller, dessen literarische Anfänge (1844) er mit Rat und Tat förderte. Aus seinem Nachlaß erschien das roman tische Epos: »Tristans Eltern« (Gieß. 1857). Vgl. Gräfin von Reichenbach, Arndt und F. Zeitgemälde aus dem deutschen Befreiungskrieg (Leipz. 1862).

2) Karl, Bruder des vorigen, geb. 5. Sept. 1795 zu Romrod in Oberhessen, gest. 13. Jan. 1840, studierte zu Gießen Theologie und, nachdem er als hessischer freiwilliger Jäger den Feldzug von 1814 gegen Frankreich mitgemacht, die Rechte, habilitierte sich 1818 in Gießen und kurz darauf, um einer politischen Untersuchung auszuweichen, in Jena. Als radikaler Fanatiker suchte er die Burschenschaft durch Reden und Lieder (besonders das sogen. »Große Lied«) zu gewalttätigen Schritten zu treiben, ging, demagogischer Umtriebe angeklagt, nach Frankreich und, auch von da verwiesen, 1820 in die Schweiz, wo er schließlich an der Universität zu Basel Anstellung fand. Auf Requisition der preußischen Regierung 1824 auch hier ausgewiesen, wanderte er 1829 nach Nordamerika aus, wirkte als Lehrer der deutschen Sprache an der Harvard-Universität in Boston, später als unitarischer Prediger und verunglückte bei dem Brand eines Dampfschiffes auf der Fahrt von New York nach Boston. Er ist der Verfasser mehrerer bekannter Freiheitslieder (»Brause, du Freiheitssang«) sowie einer »Practical grammar of the German language« (13. Aufl., Boston 1848). Seine Schriften gab seine Witwe (Boston 1842, 5 Bde.) heraus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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