Frankl

Frankl

Frankl, Ludwig August, Ritter von Hochwart, Dichter, geb. 3. Febr. 1810 zu Chraft in Böhmen aus einer israelitischen Familie, gest. 12. März 1894 in Wien, studierte in Wien Medizin, vertauschte aber 1838 die ärztliche Praxis mit der Sekretärsstelle der Wiener israelitischen Kultusgemeinde. Durch sein »Habsburglied« (Wien 1832), eine Reihe historischer Balladen, und das romantische Epos »Christoforo Colombo« (Stuttg. 1836) führte er sich in die Literatur ein. Er übernahm 1841 die Redaktion des »Österreichischen Morgenblattes«, gab eine neue Sammlung »Dichtungen« (Leipz. 1840) und das biblisch-romantische Gedicht »Rachel« (1842; 7. Aufl., Wien 1880) heraus und begründete die Wochenschrift »Sonntagsblätter«, die nach sechsjährigem Bestehen 1848 unterdrückt wurde. Sein Gedicht »Die Universität« erlangte als erste zensurfreie Publikation im März 1848 eine beispiellose Verbreitung und wurde von 19 Komponisten in Musik gesetzt. 1856 unternahm F. eine Reise nach Palästina, das er 1865 zum zweitenmal besuchte. Bei Gelegenheit der Enthüllung des von ihm angeregten Schillerdenkmals in Wien (10. Nov. 1876) wurde F. mit dem Prädikat von Hochwart in den österreichischen Ritterstand erhoben, 1880 erteilte ihm die Stadt Wien das Ehrenbürgerrecht. Seine spätern Dichtungen sind: das Heldenlied »Don Juan de Austria« (Leipz. 1846; 3. Aufl., Prag 1884); »Der Primator«, eine Schilderung von Judenverfolgungen (Prag 1861, wiederholt aufgelegt); das »Helden- und Liederbuch« (das. 1861, 2. Aufl. 1863); die »Ahnenbilder« (Leipz. 1864); »Libanon, ein poetisches Familienbuch« (4. Aufl., Wien 1867); »Tragische Könige«, epische Gesänge (das. 1876, 2. Aufl. 1880); »Lyrische Gedichte« (5. Aufl., das. 1880) und »Episches und Lyrisches« (Stuttg. 1890). Bei viel Phantasie sind Frankls Dichtungen wesentlich eklektischen Charakters. Neben den genannten veröffentlichte er noch: »Gusle«, eine Übersetzung serbischer Nationallieder (Wien 1852); einige satirische Gedichte: »Hippokrates und die moderne Medizin« (5. Aufl., das. 1860), »Die Charlatane« (3. Aufl., das. 1862) und »Hippokrates und die Cholera« (3. Aufl., das. 1864) sowie »Nach 500 Jahren, Satire zur Säkularfeier der Wiener Universität« (Leipz. 1865). Außerdem schrieb er: »Zur Geschichte der Juden in Wien« (Wien 1853); »Nach Jerusalem« (Leipz. 1858, 2 Bde.) und »Aus Ägypten«, Reisebilder (Wien 1860); Beiträge zu den Biographien Nikol. Lenaus, Ferd. Raimunds, Friedr. Hebbels, Franz Grillparzers (das. 1882–85) und »Andreas Hofer im Liede« (Innsbr. 1884); die Biographie des Malers Friedrich v. Amerling (Wien 1889); »Lenau und Sophie Löwenthal. Tagebuch und Briefe des Dichters etc.« (Stuttg. 1891). Seine »Gesammelten poetischen Werke« (mit Ausnahme der Satiren) erschienen in 3 Bänden (Wien 1880), der »Briefwechsel zwischen Anastasius Grün und L. A. F.« (Berl. 1897).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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