Franz [2]

Franz [2]

Franz, 1) Johann Michael, Geograph, geb. 14. Sept. 1700 in Öhringen, gest. 1761 in Göttingen, trat 1730 in das Kartengeschäft von Joh. Christoph Homann in Nürnberg, der ihn neben Ebersperger zum Miterben der Handlung (Homannsche Erben) machte. Fast 30 Jahre lang blieb er deren Leiter, versuchte als solcher zum erstenmal in Deutschland eine gründliche Reform der Kartographie, begründete um 1740 die Kosmographische Gesellschaft zur Förderung der Geographie und Kartographie von Deutschland, siedelte aber 1759 als Professor nach Göttingen über. Vgl. Chr. Sandler, Die Homännischen Erben (in der »Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie«, Bd. 7, 1890).

2) Johannes, Hellenist, geb. 3. Juli 1804 in Nürnberg, gest. 1. Dez. 1851, studierte in München, habilitierte sich daselbst 1830, begleitete 1832 als Dolmetsch den König Otto nach Griechenland, lebte seit Ende 1833 in Italien, hauptsächlich in Rom, siedelte 1839 als Mitarbeiter am »Corpus inscriptionum graecarum« nach Berlin über und wurde dort 1840 außerordentlicher, 1846 ordentlicher Professor an der Universität. Seinen wissenschaftlichen Arbeiten fehlte es an Scharfsinn und Methode. Wir verdanken ihm: »Praktische Anleitung zur Erlernung des Neugriechischen« (Münch. 1832); »Hellenismos« (Leipz. 1835), eine Grammatik des Altgriechischen in griechischer Sprache, herausgegeben unter dem Namen Phrasikles; »Grammatica linguae graecae recentioris« (Rom 1837); »Deutsch-griechisches Wörterbuch« (Leipz. 1838, 2 Bde.); »De musicis graecis« (Berl. 1840); »Elementa epigraphices graecae« (das. 1840); den 3. Band des »Corpus inscriptionum graecarum«; endlich Ausgaben des Lysias (Münch. 1831) und der Orestie des Äschylos mit deutscher Übersetzung (Leipz. 1846).

3) Robert, Liederkomponist, geb. 28. Juni 1815 in Halle a. d. S., gest. daselbst 24. Okt. 1892, hieß ursprünglich Robert Franz Julius Knauth, nahm aber 1847 mit königlicher Genehmigung den Namen F. an. Nach Absolvierung des Gymnasiums 1835 begab er sich nach Dessau, um unter Leitung Friedr. Schneiders Musik zu studieren, und machte sich hier mit der Kunst des Tonsatzes völlig vertraut, obwohl ihm die künstlerische Richtung und die trockne Lehrmethode seines Meisters wenig zusagten. 1837 nach Halle zurückgekehrt, hatte er jahrelang zu warten, bis er eine Anstellung fand. Erst 1841 wurde er Organist der Ulrichskirche und endlich 1859 Nachfolger Naues als Universitätsorganist und-Musikdirektor und Dirigent der Singakademie. 1843 trat er mit seinen ersten Liedern (Op. 1) in die Öffentlichkeit, für die R. Schumann in der »Neuen Zeitschrift für Musik« warm eintrat und die Mendelssohns und Liszts Beifall fanden. In der Folge drangen seine Lieder, deren er über 350 veröffentlicht hat, in immer weitere Kreise. Seit 1853 wurde ihm seine Tätigkeit durch ein schon früher hervorgetretenes Gehörleiden, das zur Taubheit führte, außerordentlich erschwert; 1868 sah er sich gezwungen, seine Ämter niederzulegen. Ein von Verehrern seiner Kunst dargebrachtes Ehrengeschenk überhob ihn der schlimmsten Nahrungssorgen. Während der Zeit seines Siechtums beschäftigten ihn vorzugsweise Bearbeitungen der Meisterwerke BachsMatthäus-Passion«, »Magnifikat« u. a.) und HändelsL'allegro, il pensieroso ed il moderato«, »Messias« etc.), nämlich Ergänzungen der Instrumentierung als Ersatz des bezifferten Basses der Originalpartituren, die er mit vollendeter Meisterschaft ausführte. Auch bearbeitete er Astorgas »Stabat mater« und Durantes »Magnifikat«. Der Schwerpunkt seines Schaffens liegt aber in seinen Liedern, in denen er den Geist der Romantik, den Ernst und die Formreinheit des klassischen Stils und den Charakter des Volkstümlichen in seltener Weise zu vereinigen und zu verschmelzen gewußt hat. Außer den einstimmigen Liedern komponierte F. mehrere Chorlieder für gemischten und Männerchor, ein Kyrie (Op. 15) und den 117. Psalm für Doppelchor (Op. 19). – Seine Gattin Maria, Tochter des Philosophen Hinrichs (geb. 1828, gest. 5. Mai 1891), machte sich ebenfalls als Liederkomponistin bekannt. 1903 wurde sein Denkmal (Büste von Schaper) in Halle enthüllt. Vgl. v. Procházka, Robert F. (in Reclams Universal-Bibliothek, 1894); F. Liszt, Robert F. (Leipz. 1872); Osterwald, R. F., ein Lebensbild (das. 1886); A. Saran, R. F. und das deutsche Volks- und Kirchenlied (das. 1875); Waldmann, Robert F., Gespräche aus zehn Jahren (das. 1895).

4) Julius, Bildhauer, geb. 1824 in Berlin, gest. daselbst 16. Dez. 1887, besuchte seit 1838 Wichmanns Atelier, wo er sein Erstlingswerk, einen Schmetterlingsfänger, schuf. Nacheinander besuchte er darauf die Ateliers von Fischer, Wredow und endlich das von Rauch. Seine selbständige Tätigkeit eröffnete er 1851 mit der Gruppe eines Schäfers mit seinem Hund im Kampf gegen einen Tiger. Im folgenden Jahr fertigte er als Pendant eine Amazonengruppe. Zwei 1858 modellierte kolossale Gruppen einer schwermütig und einer heiter sinnenden Najade, jede auf einem Seetier, erhielten auf der Berliner Ausstellung die goldene Medaille. 1859 unternahm F. auf Staatskosten eine Reise nach Italien. Von da ab wurde seine Tätigkeit vorwiegend durch umfangreiche Aufträge mehr dekorativer Bildwerke in großem Maßstab in Anspruch genommen. Die hervorragendsten sind: der Jäger, der Fischer, die Schnitterin, der Landmann, die Spinnerin, als Personifikationen verschiedener Monate; die Künste in acht Zwickelreliefs; die Jahreszeiten in Köpfen; Winter und Frühling, auch in ganzen Figuren; Ceres und Flora. Die Originale fast aller dieser oft vervielfältigten Werke findet man in den königlichen Schlössern zu Potsdam. In dieselbe Reihe gehören auch die kolossalen Sandsteingruppen von England und Amerika für die Berliner Börse. Von 1867 an führte er nach Modellen und Skizzen des verstorbenen F. A. Fischer zwei von den vier Marmorgruppen für den Belle-Allianceplatz in Berlin aus. Zu seinen letzten Schöpfungen gehören eine Gruppe des Achilles und der Penthesilea und eine Statue des Prinzen Friedrich Karl von Preußen.

5) Adolf, kathol. Theolog und Historiker, geb. 21. Dez. 1842 in Langenbielau, wurde 1867 Priester, 1869 Dozent und Repetent am fürstbischöflichen Konviktorium in Breslau, redigierte 1872–73 die ultramontane »Schlesische Volkszeitung«, 1875–78 das »Schlesische Kirchenblatt« und war 1878–81 Chefredakteur der »Germania« in Berlin. 1882 wurde er Domkapitular in Breslau, legte aber unter Bischof Kopp 1893 seine geistlichen Ämter nieder, um sich neben seinen Studien der Verwaltung eines ihm von dem geistlichen Rat Gyrdt zu kirchlichen Zwecken vermachten Vermögens zu widmen. F. war 1875–82 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und 1876–92 Mitglied des Reichstags. Seit 1893 lebt er in Gmunden in Oberösterreich. Er schrieb: »M. Aurelius Cassiodorus Senator« (Bresl. 1872); »Johannes Baptista Baltzer« (das. 1873); »Die gemischten Ehen in Schlesien« (das. 1878); »Der Magister Nik. Magni de Jawor« (Freiburg 1898); »Die Messe im deutschen Mittelalter« (das. 1902). Auch bearbeitete er den 15. Band von Rohrbachers »Universalgeschichte der katholischen Kirche« (Münst. 1877) und gab »Das Rituale von St. Florian aus dem 12. Jahrh.« heraus (Innsbr. 1904).

6) I. H., Pseudonym, s. Hochberg, Graf.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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