Amerika

Amerika

Amerika, das zusammenhängende Festland der westlichen Erdhalbkugel nebst den dabei liegenden Inseln, das im W. vom Pacifischen, im O. und N. vom Atlantischen Ozean und Nördlichen Eismeer bespült wird, und das sich nur in seinem äußersten Nordwesten (an der 92 km breiten Beringstraße, s. d.) nahezu mit dem Festlande der östlichen Halbkugel berührt. Von seinen Entdeckern und ersten Beschreibern ursprünglich »Neue Welt« genannt (Petrus Martyr: »Novus Orbis« und »Mondo Nuovo«, 1534), erhielt es seinen Namen A. durch den deutschen Kosmographen Waltzemüller, der die Entdeckungen und Reiseberichte des Florentiners Amerigo Vespucci (s. Vespucci) stark überschätzte, und den namentlich der Anklang an die Namen der andern Erdteile (Afrika, Asia) mit zu seinem Vorschlag bestimmte.

Mit den umliegenden Inseln 41,850,000 qkm messend, nimmt A. reichlich 8 Proz. der gesamten und 30 Proz. der trocknen Erdoberfläche ein und steht dem Erdteil Asien nur um 2,3 Mill. qkm, dem Festlande der östlichen Halbkugel (83,2 Mill. qkm) aber ziemlich genau um sein eignes Ausmaß nach. Im übrigen zeichnet es sich gegenüber der eng zusammengedrängten, ostwestlich gelagerten Festlandsmasse der Alten Welt vor allem durch seine schlanke horizontale Gestalt und durch seine gewaltige Längserstreckung in der Richtung von Nordnordwest nach Südsüdost aus, was mit dem vorwiegend nordsüdlichen Streichen seiner Hauptgebirgszüge zusammenhängt. Die Entfernung zwischen seiner äußersten Nordwestspitze (Kap Prinz Wales, unter 65°34´ nördl. Br. und 168° westl. L.) und seiner Südspitze (Kap Horn auf der Insel Feuerland, unter 55°59´ südl. Br.) beträgt 18,000 km, diejenige zwischen seiner Nordspitze (Kap Murchison auf der Halbinsel Boothia Felix, unter 72° nördl. Br.) und seiner festländischen Südspitze (Kap Froward, unter 53°54´ südl. Br.) 14,500 km, während die größte Breitenerstreckung zwischen Kap Prinz Wales und Kap Charles (in Labrador, unter 55°40´ westl. L.) nur 5950 km, und die Breitenerstreckung zwischen Kap Pariña in Südamerika (unter 81°30´ westl. L.) und Kap Branco (unter 34°50´ westl. L.) nur 5200 km mißt. Infolgedessen haben auch alle Klimazonen der Erde, außer der südlich-kalten, an A. ihren Anteil.

Wenn man A. gemeinhin als einen einheitlichen Erdteil bezeichnet und als solchen den Erdteilen Europa, Asien, Afrika und Australien gegenüberstellt, so läßt sich dies einzig und allein durch das in der Entdeckungs- und Besiedelungsgeschichte begründete Herkommen rechtfertigen. In den Naturverhältnissen und ebenso in der kulturgeographischen Ausstattung ist eine Zweiteilung des Kontinents beinahe noch entschiedener gegeben als bei der Alten Welt die Dreiteilung, ungeachtet gewisser Ähnlichkeiten zwischen den beiden Hälften, und Nordamerika ebenso wie Südamerika sind in höherm Grade selbständige Erdteile als Europa, Asien und Afrika. Die nur 60 km breite Landenge von Panama erscheint durch ihre Gestalt nicht bloß als ein sehr dünnes, sondern auch als ein sehr locker geknüpftes Band zwischen beiden, und im Grunde genommen erstreckt sich die Isthmusgegend von der Atratomündung im nördlichen Südamerika bis nach Tehuantepec im südlichen Mexiko, d.h. über 2000 km, das trennende Amerikanische Mittelmeer zwischen den beiden Erdteilen ist aber ungleich weiter als das Europäisch-Afrikanische (zwischen der Mississippi- und Magdalenenstrommündung 2250 km). Zudem ist die verbindende Landenge sowohl bei Panama als auch bei Tehuantepec jungen geologischen Alters und in ihrer heutigen Gestalt erst in der spätern Tertiärzeit entstanden, während eine breitere und niedrigere Landverbindung in der frühen Tertiärzeit nur vorübergehend vorhanden war. Das ganze Mittelamerika nebst der Inselwelt Westindiens ist durch diese entwickelungsgeschichtliche Tatsache sowie im ganzen äußern und innern Bau ein Übergangsland zwischen Nord- und Südamerika, dem eine hohe Selbständigkeit zukommt, und das von dem einen beinahe ebenso stark abweicht wie von dem andern. Die Vorstellung aber, als ob die nordamerikanischen Kordilleren einfach die Fortsetzung der südamerikanischen Anden seien, beruht, ungeachtet verschiedenfacher vorhandener Berührungspunkte, auf oberflächlicher Anschauung. Aller Wahrscheinlichkeit nach war Nordamerika während des größten Teils der Tertiärzeit mit Asien und Europa zu einem großen Nordkontinent verwachsen, während Südamerika vielleicht gleichzeitig mit Afrika und Australien einen einheitlichen Südkontinent bildete. Gewisse große Leitlinien sind den beiden amerikanischen Erdteilen in ihrem Bau gemeinsam, bei den Erdteilen der Alten Welt ist aber Ähnliches der Fall. So liegen bei beiden auf der Westseite nördlich oder nordnordwestlich streichende Hochgebirgszügevon annähernd gleicher Höhe (Aconcagua in Südamerika 6970 m, Mount McKinley in Nordamerika 6238 m), die durch ihre ganze Natur ein vergleichsweise jugendliches Alter verraten und demgemäß vor allem auch von den Äußerungen eines an vielen Orten bis in die Jetztzeit andauernden Vulkanismus begleitet sind. Der Osten dagegen zeigt sich bei beiden von nordöstlich streichenden Ketten von sehr hohem Alter und von stark abgeschliffener Form und Höhe beherrscht (Itatiaiossu im brasilischen Bergland 2712 m, Mount Mitchell in den südlichen Appalachen 2048 m). Zwischen den beiden Gebirgssystemen aber dehnen sich in Nord-wie in Südamerika weite Niederungen und schwach erhobene Tafellandschaften aus, in denen sich die von jenen abrinnenden Gewässer zu Riesenströmen sammeln, dergestalt, daß sie einander in sehr seltsamer Weise entsprechen: La Plata und Mississippi, San Francisco und Lorenzstrom, Amazonas und Saskatchewan-Nelson, Orinoko und Mackenzie, Magdalenenstrom und Jukon. Der weitaus größte Teil des Abflusses wendet sich bei beiden Erdteilen dem Atlantischen Ozean mit dem Nördlichen Eismeer zu. Mit den fraglichen Leitlinien ihres Grundbaues und der Konvergenz der Gebirgssysteme und Haupthebungsachsen gegen Süden hin hängt auch die all gemeine Dreieckgestalt der beiden Erdteile und ihre Zugespitztheit gegen Süden zusammen. In den Einzelheiten ergeben sich aber aus dem Vergleich starke Abweichungen auch schon in einfach morphologischer Beziehung, und in der Armut seiner Küstengliederung verleugnet Südamerika nicht seine Zugehörigkeit zu der Gruppe der Süderdteile, während Nordamerika mit dem großen Reichtum der seinigen ein echter Norderdteil ist.

Hinsichtlich des Klimas ist Südamerika durch seine Lage und Ausbreitung in der Hauptsache ein Tropenerdteil, Nordamerika aber ein Erdteil der nördlich gemäßigten Zone, und für die Organismenwelt ebenso wie für die Kulturverhältnisse ist dies von ganz besonders maßgebender Bedeutung. In der Organismenwelt ist aber vor allen Dingen der angedeutete Zwiespalt in der Bildungsgeschichte der beiden Erdteile sichtbar, und während die Tiere und Pflanzen Nordamerikas in einem so hohen Grade mit denjenigen von Asien und Europa übereinstimmen, daß in vielen Fällen (besonders bei der höhern Tierwelt) nicht bloß die Gattungen dieselben sind, sondern sogar die Arten, so ist bei denjenigen von Südamerika die Verwandtschaft zu den afrikanischen und australischen Formen vielfach eine sehr auffällige, wenn auch entferntere. Eine teilweise Floren- und Faunenmischung ermöglichte zuerst die erwähnte Landverbindung im Frühtertiär und in der Folge die noch bestehende und in der Pliocänzeit wahrscheinlich wesentlich breitere Landverbindung des Isthmus von Panama. Auf dem Rücken der Kordilleren gelangten so eine ganze Reihe von nordischen Pflanzen und Tieren bis nach Chile und Argentinien (unter letztern besonders die Raubtiere, Hirsche und Lamas), während anderseits zahlreiche Vertreter der originellen südamerikanischen Flora und Fauna (neben den noch vorhandenen Gürteltieren und Ameisenbären, namentlich auch die seither ausgestorbenen Gattungen Mylodon, Megalonyx, Glyptodon, Chlamydotherium etc.) Mexiko und das Gebiet der Nordamerikanischen Union erreichten. Im allgemeinen bewahrten aber die beiden Erdteile den Charakter spezifisch voneinander verschiedener Floren- und Faunenreiche, und nur Mittelamerika (s. d.) wurde ein Übergangsgebiet, in dem nördliche und südliche Formen bunt durcheinander gemischt sind. Die westindische Tier- und Pflanzenwelt bewahrte eine hochgradige Eigenart, weil diese Inseln in den jüngern geologischen Zeiten (nach der Jurazeit) wahrscheinlich nie in festem Zusammenhang mit Nord- oder Südamerika gestanden haben (vgl. Westindien).

Wenn an der Rasseneinheit der amerikanischen Urbevölkerung (s. Amerikanische Völker) kein ernstlicher Zweifel besteht und ihre Herkunft aus Ostasien (vielleicht bereits in der Tertiärzeit) als wahrscheinlich gelten muß, so hat sich in der durch Kolumbus eingeleiteten Entdeckungs- und Besiedelungsgeschichte von vornherein der bestehende Dualismus in seiner ganzen Stärke fühlbar gemacht. Die Spanier versuchten im allgemeinen nur in schwächlicher Weise ihr Entdeckerrecht auch auf den Hauptlandkörper Nordamerikas auszudehnen, das eigentliche Gebiet ihrer großartigen Kolonisationstätigkeit blieb das Isthmusland, dem im weitesten Sinne das gesamte Mexiko zugerechnet werden darf, sowie Westindien und Südamerika, das in solcher Weise das spanische A. oder unter Berücksichtigung der portugiesischen Anteilnahme (in Brasilien) das lateinische A. geworden ist. Nordamerika kolonisierten in den Fußstapfen von Berazzano, John und Sebastian Cabot, J. Cartier und Walter Raleigh im Wetteifer miteinander die Engländer und Franzosen, bis um die Mitte des 18. Jahrh. die erstern die entschiedene Oberhand gewannen und der Erdteil nach Sprache und Charakter seiner Bevölkerung das angelsächsische Nordamerika genannt werden muß. Eine Annäherung zwischen den beiden einander fremdartig gegenüber stehenden Kulturkreisen hat sich besonders in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht vollzogen, seit sich der Hauptteil Nordamerikas von der englischen und derjenige Süd- und Mittelamerikas von der spanischen Herrschaft unabhängig gemacht hat. So ahmten die neugebildeten süd- und mittelamerikanischen Staaten in ihren Verfassungen durchgängig die Verfassung der Nordamerikanischen Union nach, so wurde der Dollar in ihrem Weltverkehr mehr und mehr die maßgebende Münze, so tagten in den letzten Jahrzehnten zur Beratung gemeinsamer Interessen wiederholt panamerikanische Kongresse, so veranstaltet man panamerikanische Ausstellungen, und so hat man den Plan einer großen panamerikanischen Eisenbahn von über 16,000 km Länge, welche die beiden Erdteile nahezu in ihrer ganzen Längserstreckung von New York und Quebec bis nach Buenos Aires durchschneiden soll, entworfen. Eine große Energie und Agressionslust hat hierbei namentlich die Nordamerikanische Union entfaltet, die mit ihrer Monroedoktrin (s. Monroe [James]) eine Art politische Hegemonie gegenüber Süd- u. Mittelamerika beansprucht sowie zugleich auch eine Art Welthandelsmonopol betreffs dieser Länder, und die in dieser Beziehung wenigstens in der Ubergangsgegend manchen unbestreitbaren Erfolg zu verzeichnen gehabt hat, während ihre Bestrebungen in dem eigentlichen Südamerika zuvörderst noch vielfach auf Mißtrauen und Widerstreben stoßen. So hatte die Union z. B. 1900 an dem Einfuhrhandel von Mexiko mit 40 Proz., von Mittelamerika mit 35 Proz., von Westindien mit 20 Proz., an dem Einfuhrhandel von Südamerika im ganzen genommen aber nur mit 13 Proz. und an dem von Brasilien sowie von Argentinien nur mit 10 Proz. Anteil.

Die Volkszahl von ganz A. ist für das Jahr 1900 auf 155,3 Mill. zu veranschlagen, und zwar diejenige von Nordamerika (einschließlich Mittelamerikas und Westindiens) auf 115 Mill. und diejenige von Südamerika auf 40,3 Mill., so daß der erstere Erdteil den letztern nahezu dreifach überragt. Von der Gesamtbevölkerung der Erde macht die amerikanische annähernd 10 Proz. aus. 1860 betrug die Zahl für A. insgesamt 72 Mill., für Nordamerika 50 Mill. und für Südamerika 22 Mill. Die Zunahme war also in Nordamerika ungleich stärker als in Südamerika, und das numerische Übergewicht scheint mehr und mehr zu gunsten des erstern in weiterer Verschiebung begriffen. Die Nordamerikanische Union insbes. zählte 1860 nur 31,4 Mill. Seelen oder 43,7 Proz. von der Gesamtzahl, 1900 aber 76,1 Mill., bez. 49,1 Proz., und die Stellung derselben in der Gruppe der amerikanischen Staaten ist dadurch von vornherein gekennzeichnet. – Schließlich unterscheidet sich der angelsächsische oder nordamerikanische Kulturkreis von dem lateinischen oder südamerikanischen ganz besonders noch dadurch, daß an der Bildung der Volkskörper des letztern das eingeborne Indianerelement (in Mexiko, Mittelamerika, Peru etc.) oder das eingeführte Negerelement (in Westindien, Brasilien etc.) einen viel stärkern Anteil genommen hat als bei ersterm, und auch darin hat die Überlegenheit Nordamerikas über Südamerika sowie zugleich der Zwiespalt zwischen Norden und Süden eine der wesentlichsten Wurzeln.

Alles Weitere s. in den ausführlichern Sonderartikeln: Nordamerika, Südamerika, Mittelamerika und Westindien nebst den beigegebenen Karten. Die Literatur allgemeinern Inhalts und Karten s. unten, S. 431.

Entdeckungsgeschichte Amerikas.

[Nordamerika.] Sagen von einer großen, im Westmeer außerhalb der Säulen des Herkules gelegenen Insel Atlantis bei Platon, dann Diodors Bericht, wonach Phöniker, vom Sturm verschlagen, weit im W. von Afrika ein fruchtbares, wohlbewässertes, waldreiches Eiland gefunden haben sollen, geben ebensowenig wie die Trümmer altamerikanischer Kunst, die griechisch- oder phönikisch-ägyptisches Gepräge zu tragen scheinen, eine Berechtigung zu der Annahme, daß der westliche Kontinent schon von Seefahrern des Altertums gefunden worden sei. Auf die Möglichkeit, daß von China aus über Kamtschatka und die Alëuten schon im 5. Jahrh. n. Chr. Verbindungen mit A. stattgefunden haben können, hat De Guignes (Verfasser der Geschichte der Mongolen) 1761 hingewiesen. Er suchte zu zeigen, daß die Chinesen A. unter dem Namen Fusang gekannt hätten. Spätere Untersuchungen (Klaproth 1831, E. Naumann 1889, G. Schlegel 1892) haben aber erwiesen, daß die geographische Kenntnis der Chinesen nicht über Sachalin hinausgereicht hat, und daß Fusang einfach diese Insel bezeichnet, während die neuerliche Auffindung angeblicher chinesischer Kulturhinterlassenschaften in der Gegend der mexikanischen Casas Grandes (1901) keinerlei innern Halt zu haben scheint.

Von Europa aus fanden zuerst die Normannen den Weg nach A. Erich der Rote erreichte 983 von Island aus Grönland und gründete an dessen Westküste eine Kolonie, die später 2 Städte, 16 Kirchen, 2 Klöster und 100 Weiler umfaßte und unter einem eignen Bischof stand. Im J. 1000 betrat Erichs Sohn Leif als erster Europäer A., verfolgte diese Entdeckung weiter und erreichte Helluland (Steinland), Markland (Waldland) und Vinland (Weinland, von der amerikanischen Rebe). In der Folge wurden von Leifs Brüdern u.a. verschiedene Vinlandfahrten sowie auch Besiedelungsversuche unternommen, was sowohl durch alte Runensteinsunde an der Ostküste Nordamerikas (bei Dighton [s. d.], in Massachusetts, bei Yarmouth in Neuschottland und an der Baffinbai unter 73° nördl. Br.) als auch durch unanfechtbare isländische Aufzeichnungen bezeugt ist. Im 12. Jahrh. unternahm sogar ein Bischof die Reise nach Vinland, und noch 1368 holten sich die grönländischen Normannen aus dem benachbarten Markland mit ihren Schiffen Bauholz. Die Normannenkolonien Grönlands gerieten aber durch Seuchen, Hungersnot und Unbill des Klimas sowie durch Angriffe der Eskimo und Ausbleiben des Nachschubes aus dem Mutterland in so argen Verfall, daß die Überlebenden schließlich in den Eskimo ausgingen. In dem nordostamerikanischen Weinland hatten bereits die ersten Berührungen mit den Indianern (»Skrälingern«) zu blutigen Kämpfen geführt, so daß die dortigen Siedelungen niemals zu größerer Festigkeit und Ausdehnung gediehen. So konnte es geschehen, daß die Entdeckung der Normannen, von der die Kunde durch Adam von Bremen bis nach Deutschland drang, die aber von niemand als ein großes Weltereignis empfunden wurde, wieder gänzlich in Vergessenheit geriet und eine bloße Vorentdeckung blieb.

Der Ruhm der eigentlichen Entdeckung von A. gebührt also dem Genuesen Christoph Kolumbus (s. d.). Mit drei ärmlich ausgerüsteten Karavellen segelte er, um auf einem Westwege nach Chatay (China) und Cipangu (Japan) zu gelangen, 3. Aug. 1492 von Palos aus, betrat 12. Okt. die Bahamainsel Guanahani (Watlings), 28. Okt. Cuba und 6. Dez. Haïti (Hispaniola), während er auf seiner 1493–96 unternommenen zweiten Reise dazu die Inseln über dem Winde, Puerto Rico und Jamaika, auf der dritten (1498–1500) Trinidad und das südamerikanische Festland (Venezuela, Orinokodelta) und auf der vierten (1502–1504) das mittelamerikanische Isthmusland auffand. Der Erfolg der ersten Reise wurde aber in Europa als ein so epochemachendes Ereignis empfunden, daß sich andre angeregt fühlten, dem Beispiel des Kolumbus zu folgen, darunter John Cabot, ein andrer Genuese und seinem Landsmann an Unternehmungsgeist verwandt, der 1497 mit zwei von dem englischen König Heinrich VII. erhaltenen Karavellen und begleitet von seinem Sohn Sebastian annähernd dieselben Gestade auffand, welche die Normannen 500 Jahre früher entdeckt hatten (Neufundland und Labrador), während Sebastian Cabot nach dem Tode seines Vaters auf einer zweiten Fahrt zur Aufsuchung einer nordwestlichen Durchfahrt nach China an der Küste von Labrador bis 58° nördl. Br. vordrang und dann die Ostküste von Nordamerika mindestens bis zum Kap Hatteras südwärts verfolgte. Desgleichen unternahmen die Portugiesen Gaspar und Miguel Cortereal 1501 und 1502 Entdeckerfahrten nach Neufundland, Neuschottland, Labrador etc., und der Fischreichtum der Neufundlandbänke lockte seit 1504 zahlreiche baskische, bretonische und normannische Fischer dahin. Der französische König Franz I. entsandte 1524 den Florentiner Giovanni Berazzano und 1534 Jean Cartier, und während ersterer die ganze Ostküste von Nordamerika zwischen Neufundland und 34° nördl. Br. erforschte und unter anderm in die New York-Bai und Narragansetbai eindrang, legte letzterer am Lorenzgolf den Grundstein zu einem nordamerikanischen Neufrankreich und erkannte im Lorenzstrom, auf dem er die Indianerstadt Hochelaga (das nachmalige Montreal) erreichte, eine der natürlichen Hauptstraßen in das Innere des Erdteils. Auch die Spanier bemühten sich in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrh. auf das eifrigste, das durch Kolumbus eingeleitete Entdeckungs- und Eroberungswerk von Westindien aus nach den verschiedenen Himmelsrichtungen weiter auszudehnen. So betraten Pinzon und Diaz de Solis 1507 Yucatan, umsegelte Ocampo 1508 Cuba, erspähte Balboa von einem Berg auf der Landenge von Panama 1513 den Stillen Ozean (Mar del Sur, Südsee) und erreichten Ferdinand von Cordoba und Juan de Grijalva 1518 Campeche und Tabasco. Vor allem aber führte Ferdinand Cortez (s. d.) 1519 seinen berühmten Zug gegen Mexiko aus, durch den er das Reich Montezumas zerstörte und der spanischen Herrschaft einen ersten festen Halt auf dem amerikanischen Kontinent schuf. Pedro de Alvarado eroberte 1524 Guatemala und das Isthmusland.

In der Richtung auf Nordamerika gelangte Ponce de Leon 1513 nach Florida, und Alvarez Pineda umfuhr zur Aufsuchung einer westlichen Durchfahrt den Golf von Mexiko 1518 (oder 1519) in seiner ganzen Ausdehnung. Der Zug von Panfilo de Narvaez durch die nordamerikanische Golfniederung (1528) endigte mit dem Untergang der stattlichen Expedition, und ähnliches war der Fall mit dem großen Zug von Hernando de Soto durch Georgia und Tennessee zum Mississippi (1539–42). Ebenso hatten die Fahrten von Esteban Gomez und Vasquez Ayllon (1524–1526) an der atlantischen Küste bis gegen Kap Hatteras keine weitere Folge. Erfolgreicher wurde unter der Führung und tätigen Anteilnahme von Ferdinand Cortez in dem kordilierischen Teile von Nordamerika geforscht, und während durch Mendoza (1531), Grijalva (1533), Francisco de Ulloa (1539) und Fernando de Alarcon (1540) der Kalifornische Golf und die niederkalifornische Halbinsel bekannt wurden, unterwarf Guzman das ganze nördliche Mexiko (1530), und führte Coronado eine große Überlandexpedition nach den sagenhaften »Sieben Städten von Quivira« (1540–42), dabei einen ersten Einblick in die trostlose Wüstennatur der Plateaus von Arizona und New Mexico und ihre großartigen Cañonschluchten gewinnend. An der pacifischen Küste drang Cabrillo (1542) bis gegen das Goldene Tor und Kap Mendocino vor.

Für England hatten die Fahrten der beiden Cabots keinerlei greifbare Früchte mit sich gebracht, während die ersten französischen Kolonisationsversuche am Lorenzstrom traurig gescheitert waren. Infolgedessen geschah von dieser Seite lange nichts, die gemachten Entdeckungen weiter zu verfolgen. Erst Martin Frobisher (1576–78) und John Davis (1585–87) nahmen die Bemühungen um eine nordwestliche Durchfahrt nach China und Ostindien von neuem auf (s. Nordpolarexpeditionen), und Henry Hudson drang dabei 1609 auf dem nach ihm benannten Strom bis Albany binnenwärts, in der nach ihm benannten Hudsonbai aber 1610 bis in den südlichsten Winkel, während Hamphrey Gilbert 1583 Neufundland für England in Besitz nahm und Gosnold und Pring 1602–1606 die Küsten Neuenglands auf ihre Besiedelungsfähigkeit untersuchten. Ein von Frankreich aus unternommener Kolonisationsversuch in Nordostflorida (1562 bis 1564) führte zur Niedermetzelung der Kolonisten durch die Spanier, und eine erste englische Kolonie, die Walter Raleigh (1584–87) durch Amadas und Barlow auf der nordkarolinischen Küsteninsel Roanoke ins Leben rief, ging durch die Angriffe der Eingebornen spurlos zu Grunde. Die erste dauernde Koloniegründung der Engländer war Jamestown in Virginien durch John Smith 1607, die der Franzosen Quebec durch Champlain 1608, während die Gründung von New York (Neu-Amsterdam) durch die Holländer 1614, von Plymouth durch die Pilgrimväter 1620 erfolgte. Das Vordringen in das Innere von der so gewonnenen Basis erfolgte aber nur auf dem Lorenz- und Ottawastrom einigermaßen rasch, da allenthalben die Feindschaft der Indianer zu gewärtigen war. Champlain erreichte 1615 den Huronensee, Nicolet 1635 den Michigansee und Raymbault 1641 den Obern See. Die Jesuitenmissionare Menard (1661), Marquette und Joliet (1673) und Hennepin (1680) gelangten dann zum obern Mississippi, und der Ritter La Solle war 1673–87 rastlos tätig, diesen Strom sowie das Illinois- und Ohiogebiet genauer zu erforschen und die französische Herrschaft bis hinab zur Mississippimündung, die er 1682 auf einer Talfahrt erreichte, zu befestigen. Sein Werk wurde in der Golfgegend besonders von Iberville (1705), die wissenschaftliche Forschung im N. aber von Charlevoix (1720 bis 1744) weiter fortgesetzt. Niverville (1751) und Verenderye (1755) gelangten auch an das Felsengebirge, von dem Lahontan 1689 die erste Kunde aus Indianerberichten gewonnen hatte.

Die Gründung von St. Augustine in Florida durch die Spanier (1565) hatte kein tieferes Eindringen in das innere Land zur Folge, ebensowenig die Gründung von Pensacola (1696). Die Gründung von Santa Fé durch Oñate (1611) führte erst 1776 zu dem Vordringen Escalantes bis an den Großen Salzsee. – Etwas eifriger wurde unter spanischer Ägide nur in Kalifornien und an den Küsten des Stillen Ozeans geforscht, von wo namentlich die Fahrten Velascos (1564), de Fucas (1592) und Viscainos (1595–1603) sowie die Missionsreisen der Jesuiten Kuhn (Kino, 1683–1703), Salvatierra (1697), Sedelmayer (1714) und Consack (1746) sowie des Franziskaners Serra (1769) und die damit verknüpfte Gründung von San Diego (1769), Monterey (1770), San Francisco (1776), Los Angeles (1791) zu verzeichnen sind.

Von den britischen Siedelungen an der atlantischen Küste gelangten die Herrnhuter Glaubensboten Post und Zeisberger erst um 1750 nach dem mittlern Ohio und wenig später auch die Pioniere Boone, Henderson und Adair, während William Bartram 1773 eine wissenschaftliche Forschungsreise in den südlichen Appalachen, in Florida und in der Golfniederung ausführte. Um die gleiche Zeit war die endgültige Verdrängung der französischen Herrschaft aus Kanada und vom obern Mississippi erfolgt, und infolgedessen ist die Entschleierung der weiter westlich und nördlich gelegenen Landschaften von da ab wesentlich britischen Reisenden zu verdanken: Hearne drang 1770 bis zum Kupferminenfluß, Carver 1766 sowie Thompson seit 1784 tief in das Felsengebirge und Mackenzie 1789 in das Gebiet des nach ihm benannten Stromes sowie nach dem Stillen Ozean. Zur See hatte Franz Drake bereits 1578 einen Vorstoß bis an die Küste von Oregon ausgeführt und die Gegend als Neu-Albion für England in Anspruch genommen. Dann blieben die Fahrten in den nordwestlichen Gewässern aber russischen Expeditionen überlassen: unter Deshnew, der 1648 die Beringstraße durchfuhr, Bering (1728–41), Tschirikow (1741); und erst Cook (1778), Gray (1791) und Vancouver (1792) nahmen die angelsächsischen Bemühungen daselbst mit Nachdruck wieder auf, ungefähr zu der gleichen Zeit, als auch die Spanier durch Perez (1774), Martinez (1788), Quadra und Malaspina (1791) wieder größern Eifer zeigten und unter La Perouse (1786) auch eine französische Expedition dahin entsandt wurde.

Am Anfang des 19. Jahrh. trat die Forschungsarbeit in Nordamerika in ein verändertes Stadium dadurch, daß die Zentralregierung sowie die Einzelregierungen der Vereinigten Staaten sich ihrer in kräftigster Weise annahmen. So zogen auf Th. Jeffersons Betrieb Lewis und Clark 1803–1805 vom Gebiete des Missouri zum untern Columbia, Pike aber erforschte im Auftrag des Kriegsministers 1805–1807 das Felsengebirge von Colorado und New Mexico, Long (1819–23) das Felsengebirge und sein Prärienvorland sowie das obere Mississippigebiet, Bonneville (1832–36) Utah und Nevada, Featherstonaugh (1834 bis 1835) die Ozark- und mittlere Präriegegend, Schoolcraft (1832) und Nicollet (1836–40) die Mississippiquellgegend, Owen (1837–47) Wisconsin, Fremont (1842–45) den mittlern Überlandweg nach Kalifornien, Wislicenus (1846) New Mexico, Whitney (1847 bis 1850) die Uferlandschaften des Obern Sees und (seit 1860) die Sierra Nevada und das kalifornische Küstengebirge, Stansbury (1849–50) die Salzseegegend, Marcy (1851–52) und Emory (1855–56) Texas und die mexikanische Grenzgegend, Whipple sowie Gunnison und Beckwith (1853–54) das Hochgebirge an den Quellflüssen des Arkansas, Cooke (1846) und Williamson mit Parke und Abbott (1853–55) die Wüsten und Gebirge Kaliforniens, Ives mit Newberry und Möllhausen (1857–59) die Colorado-Cañons und Coloradoplateaus und Warren (1857) sowie Jenney (1875) die Black Hills von Dakota. In größtem Stil angelegt und ergebnisreich waren aber die Expeditionen Kings am 40. Parallelkreise (1867 bis 1872), Wheelers am 100. westlichen Meridian (1871–79), Powells auf dem Colorado (1869) und Haydens nach der westlichen Prärie und dem nördlichen Felsengebirge (1869–72). Diese Expeditionen führten auch zur Organisation der vereinsstaatlichen Geological and Geographical Survey mit ihrem stattlichen Stab von Gelehrten, in deren Händen die gründlichere Durchforschung des Unionsgebiets seither gelegen hat. Außer Hayden und Powell waren darunter hervorragend: Gilbert, Russell, Dutton, Gannett, Walcott, McGee, Hayes, Campbell, Becker, Diller, Lindgren, Turner u.a. Die systematischen Küstenaufnahmen und Vermessungen der Coast and Geodetic Survey datieren seit 1807, wurden 1848 auf die pacifische Küste ausgedehnt und führten 1872–97 zu einer großen transkontinentalen Triangulation (unter 39° nördl. Br.). Von den Strömen wurde der Mississippi seit 1879 den Beobachtungen einer besondern Kommission unterstellt, seit 1888 hat aber eine hydrographische Abteilung der Geological Survey solche Beobachtungen auf alle andern Ströme ausgedehnt. An Forschungsreisen einzelner im Unionsgebiet sind aber noch zu verzeichnen die von Michaux (1802 und 1803), Bromme (1832), Lyell (1841 und 1845), Guyot (1860–90) und Deckert (1884–99) im appalachischen Gebirgs- und Niederlande, die des Prinzen von Wied (1832–33) im Ohio- und Missourigebiet und die des Botanikers Nuttall (seit 1810), des Ornithologen Audubon (seit 1810) und des Ethnologen Catlin (seit 1832) fast in der ganzen Ausdehnung der damaligen Union.

In dem britischen Nordamerika galten die Anstrengungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrh. vor allem noch der Feststellung der nördlichen Umrißlinie des Kontinents und der nordwestlichen Durchfahrt, und es wurden zu diesem Zweck die berühmten Expeditionen von Roß und Parry (1818–35), Franklin und Richardson (1819–26), Back (1832–34), Dease und Simpson (1837–39), Franklin und Crozier (1846–1848), Rae (1816–17) und McClure (1851–53) unternommen. Nicht minder wurde aber im Innern der Landesnatur sowie der Besiedelungsfähigkeit und den Hilfsquellen nachgeforscht, durch Gesner (1838) in Neubraunschweig und Neuschottland, Logan (seit 1842) im Lorenzgebiet, Hind und J. W. Dawson (1857) am Winnipegsee, Palliser (1857) am Saskatchewan und im Felsengebirge, Lord (1860) in Britisch-Columbia. Unter Logan wurde auch die kanadische Geological und Natural History Survey ins Leben gerufen, und deren Leitern und Mitgliedern ist die Erweiterung und Vertiefung der Landeskenntnis in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh. ganz wesentlich zu danken: Selwyn, G. M. Dawson (seit 1874), McConnell und Ogilvie in der Kordillerengegend bis zum Jukon, R. Bell (seit 1857), Macoun, Low und Tyrrell in den Landschaften an der Hudsonbai und auf der Halbinsel Labrador. Im übrigen machten der Missionar Petitot sowie M. Bell am Großen Bärensee und Pike (1889) sowie Hanbury (1898) nördlich und östlich vom Großen Sklavensee, Wilcox, Coleman und Collie auf den Selkirk und Rocky Mountains Beobachtungen.

Alaska und das Jukongebiet durchforschten zuerst die Hudsonbaibeamten R. Campbell und J. Bell (1840–47) und der Russe Sagoskin (1842–44), ferner Dall (seit 1865), Whymper (1867), Raymond (1869), Krause (1882), Schwatka (1883), Allen (1887); die Eliasalpen insbes. Karr (1890), Russell (seit 1891) und der Prinz Luigi Amadeo von Savoyen (1897), welch letzterm die Ersteigung des höchsten Gipfels gelang. Eine Ära eifrigster Entdeckerarbeit begann daselbst aber mit der Erschließung der Goldfelder von Klondike (s. d.), und namentlich dehnten die vereinsstaatliche ebenso wie die kanadische Landesuntersuchung ihre Aufnahmen durch Dall, Becker, Hayes, McConnell, Schrader, Brooks u.a. nunmehr auf die unwirtlichsten Landstriche am Kap Prinz Wales und im innern Gebirgsland aus.

Im spanischen Nordamerika war der Entdeckergeist nach der vollendeten Conquista gründlich erlahmt, und erst um Anfang des 19. Jahrh., als das kurzsichtige spanische Kolonialsystem bereits zu wanken begann, geschah daselbst wieder Nennenswertes. Vor allem stellte A. v. Humboldt 1801 und 1804 auf Cuba und 1803 in Mexiko bahnbrechende Beobachtungen an, und in seinen Fußstapfen gingen auf der westindischen Hauptinsel De la Sagra (1842), Poey (1851), Pichardo (1854) und De la Torre (1856), in Mexiko aber Burkart (1825–34), Mühlenpfordt (1827), Heller (1845), v. Müller (1856) sowie Dollfus und Montserrat (1862) und in Mittelamerika Wagner und Scherzer (1853) einher. Als neuere Forschungsreisende, die das Wissen von dem Erdraum auf die Höhe der Gegenwart zu bringen bemüht waren, schlossen sich aber an: Gundlach auf Cuba (1842–96), Gabb auf Haiti sowie in Mittelamerika (seit 1869), v. Eggers und Cleve auf den Jungferninseln und Puerto Rico (1875), A. Agassiz auf den Bahamas (1877), Martin auf den niederländischen Antillen (1884), Hill auf Cuba und Jamaika (1894), Deckert auf Cuba, Haïti und den Inseln über dem Winde (seit 1896), Charnay (seit 1858), Lenk (1887), Seler (seit 1887) in Mexiko und Rockstroh (1878), Stoll (1878–83), Pittier (1890) und Sapper (1888–99) in Mittelamerika. In Mexiko wurde 1888 auch eine systematische Landesuntersuchung organisiert, in welcher Barcena, Aguilera und Ordoñez in hervorragender Weise tätig waren.

[Südamerika.] Nach den Forschungsreisen des Kolumbus entdeckte der Portugiese Cabral auf der Fahrt nach Ostindien 1500 Teile der brasilischen Ostküste, die aber schon vor ihm Vicente Pinzon berührt hatte. 1501 fanden die Portugiesen auf einer zweiten Expedition das Kap San Roque und drangen schon damals weit südwärts vor (bis über den 50.° südl. Br., vielleicht bis Südgeorgien). 1503 fand eine dritte Expedition mit dem Italiener Amerigo Vespucci an Bord die Insel Fernando Noronha und die Bucht von Bahia auf. Vespucci hatte bereits 1499 die Spanier Alonso de Hojeda und Juan de la Cosa auf der Fahrt von der Amazonasmündung und Guayana nach Trinidad, Curassao und Venezuela bis zur Goajirahalbinsel begleitet; er verfaßte drei Berichte, der dritte wurde seit 1504 in mehrere Sprachen übersetzt und als Flugblatt verbreitet, seit der z. T. gefälschten Ausgabe seiner Reiseberichte vom Jahre 1507 bürgerte sich der Name Amerika ein. Die Spanier Pinzon, R. de las Bastidas, A. de Hojeda machten seit 1500 zunächst an der Nordküste von Südamerika weitere Entdeckungen von Santa Marta, Cartagena und San Sebastian aus, 1508 gelangten D. de Solis und V. Y. Pinzon bis zum 40.° südl. Br., also über den La Plata hinaus, der selbst jedoch erst 1515 entdeckt wurde. Franz Pizarro, Diego de Almagro und de Luque drangen seit 1524 von Panama aus bis Peru vor. Pizarro eroberte Cuzco 1533, Belalcazar Quito, Almagro gelangte 1539 bis zum Rio Maule im südlichen Chile, während der Portugiese Magalhães bereits 1520 die nach ihm benannte Straße durchsegelt hatte. So war um 1540 der Umriß von Südamerika entschleiert, in das Innere drangen die Konquistadoren erst allmählich vor, besonders in Venezuela, Kolumbien sowie im Gebiete des Orinoko, Amazonas (Orellana 1540) und des Rio La Plata (Pedro de Mendoza). Von 1550–1800 wurden im ganzen nur geringe Fortschritte in der Erforschung Südamerikas gemacht. So fuhr z. B. Bouguer 1743 den Magdalena abwärts, La Condamine 1744 den Amazonenstrom nach Vollendung der von ihnen geleiteten Gradmessung in Peru (1736–42). Neues Leben erhielt die Entdeckungsgeschichte von Südamerika erst durch die epochemachenden Reisen, die Alexander v. Humboldt und Bonpland von 1799–1803 ausführten; diese erforschten namentlich Ostvenezuela, den Orinoko und Rio Negro (1799) sowie Kulumbien (1801), Ecuador (1802) und Peru und brachten großartige Sammlungen nach Europa heim (s. A. v. Humboldt). Von 1811–14 bereisten sodann v. Eschwege, 1815–17 der Prinz Max zu Wied (Neuwied), 1817–20 Spir und Martius Brasilien, ihnen folgten die Franzosen Saint-Hilaire (1816–22), d'Orbigny (1826–33), der Sachse Pöppig (1826–31), letztere drangen auch in das Andengebiet tiefer ein, wie der Ire Pentland (1826–39), der Schweizer J. J. v. Tschudi (1838 bis 1842) und der Bayer E. v. Bibra (1849–52) Peru, Bolivia und Chile näher durchforschten. Im Gebiete des Amazonas waren besonders die Engländer Smith und Lowe (1834–36) sowie die Expeditionen des Prinzen Adalbert von Preußen (1842) und des Grafen Castelnau (1843–47) tätig, in Patagonien Ch. Darwin (1833), in Guayana die Gebrüder Robert und Richard Schomburgk (1835–38 und 1840–44), F. Appun (seit 1849), in Surinam Kappler, in Venezuela A. Codazzi und H. Karsten, in Kolumbien schon vor den beiden letztern Boussingault, in Peru Clemens R. Markham (1852–54 und 1860–62), J. K. Haßkarl (1853–54) und A. Raimondi, in Chile R. Philipps (seit 1853), A. Pissis (1848–76), der Mineralog J. Domeyko (1856–86) u.a.; in Argentinien H. Burmeister, in Paraguay Page (1853–56), Day (1853), Moussy (1854–59). Mit dem Ausgang der 1860er Jahre kommt die Erforschung von Südamerika in ein rascheres Tempo. In Guayana untersucht Brouseau 1888 den Maroni, Coudreau 1889 den Oyapok, Niederländisch-Guayana bereisen 1885 K. Martin u.ten Kate, Britisch-Guayana F. im Thurm (1884) und Whiteley (1885), das venezuelische und englische Guayana Chaffanjon (1890). In Brasilien und den westlich angrenzenden Staaten hat die Erforschung des Amazonas und seiner Zuflüsse viele Forscher seit den 60er Jahren beschäftigt, wie Agassiz (1865–66), Chandleß (1871–72), Hartt (1870–71); den Beni erforschte Heath (1880–81) von La Paz aus, 1882 Oberst Church; das Gebiet zwischen Ucayali und Huallaga erkundete Ch. Wiener 1880–81, Selfridge nahm den untern Madeira auf, Coudreau erforschte 1884–85 den Rio Branco, K. von den Steinen unternahm mit W. von den Steinen und Clauß 1884–85 seine erste so ergebnisreiche Xingúreise vom Quellgebiet her, 1885/86 fuhr Ehrenreich den Tokantins hinab, 1887 folgte die zweite Xingúreise, die K. von den Steinen mit Vogel und Ehrenreich durchführte in das Quellgebiet des Batovy und Kulisen; Ehrenreich befuhr 1888 den Araguaya; 1896 hat Coudreau von der Mündung her den Xingú bereist, besonders aber ließ sich Herrmann Meyer auf zwei Expeditionen 1896 und 1899–1900 die genauere Erforschung des Xingú angelegen sein. Vom übrigen Brasilien sind namentlich die von der deutschen Einwanderung bevorzugten südlichen Staaten genauer bekannt geworden, besonders Rio Grande und Santa Catharina. In Argentinien sind die gebirgigen Teile namentlich von A. Stelzner (1872–73), W. Brackebusch (1875–88), Hauthal u.a. näher erforscht worden; Fontana untersuchte 1875–81 den Chaco, den Pilcomayo erforschten Crevaux (gest. 1882), Baldrich, Ybazata, Thouar (1883) und Feilbery (1884–86), den untern Aguaray-Guazú entdeckte Fernandez (1886), den obern Paraná erforschte Bove (1883–84). Den großen Binnensee Mar Chiquita fand v. Grumbkow (1891) 87 km lang und 50 km breit, 1899 bereiste Burckhardt (mit Wöhrli) einen Teil der argentinischen Anden zwischen Las Lajao und Caracautie. In Patagonien forschten 1869–70 Musters, 1875 bis 1879 Moreno, 1876–79 Moyano und Ramon Lista, am Ostabhang der Anden 1880 Oberst Host, 1882–83 General Villegas, 1887–88 Fontana, 1888–89 A. del Castillo, den Rio Negro befuhr 1881 Obligado und 1883–84 O'Connor, Steinmann drang 1883 von der Magalhãesstraße längs der Kordilleren bis 51°40´ südl. Br. vor; auch Castillo untersuchte 1886 die Andenhänge im S., während Fontana den Rio Chubut erforschte. Neuerdings sind durch die Grenzstreitigkeiten zwischen Argentinien und Chile zahlreiche Expeditionen zur genauern Erkundung des südlichen Patagonien und des Feuerlandes veranlaßt worden. Hier machten Bove (1882 und 1884), Lista (1886), Roussou und Willems (1889–92), Hatscher auf drei Reisen (von 1896–99) und O. Nordenskjöld (1898) wichtige Beobachtungen. In Chile war 1883 Steinmann tätig, Bertrand erforschte 1884 das ganze Atacamaplateau; dort arbeitete auch Philipp 1885, Sanfelice erstieg 1886 den Vulkan Licancaur, Güßfeldt (1884) und Plagemann (1888) forschten in den mittlern Kordilleren und erstiegen fast den Aconcagua, den Zurbriggen und Vienes 1897 ganz erkletterten. Die chilenische Marine nahm regen Anteil an der Erforschung der Inseln, und verschiedene von der Regierung unterstützte Expeditionen haben die Kenntnis des westlichen Andesgebietes sehr gefördert, namentlich sind Steffen 1895 am Rio Puelo, 1898 am Rio Bake, Fischer (1897/98), Krüger (1898), Halcher und Petersen, Reiche, Pöhlmann und Vergara (1900) zu nennen. In Bolivia machte Minchin topographische Aufnahmen, Cerceau unternahm seit 1891 größere Reisen, und Conway erstieg 1898 den Illimani. In Peru, Ecuador und Kolumbien haben von 1868–76 W. Reiß und A. Stübel eingehenden topographischen, geologischen und ethnographischen Studien obgelegen, die für Ecuador Th. Wolf in jahrzehntelanger Arbeit vervollständigte. Whymper bestieg 1880 viele Berge, und gegenwärtig wird durch die französischen Offiziere Maurain und Lacombe die frühere Erdmessung von 1736 erneuert und weiter ausgedehnt. In Kolumbien hat A. Hettner 1883 und 1884 ausgedehnte Gebiete der Ostkordillere bereist, in der Zentralkordillere führte F. v. Schenck 1878–80 zahlreiche Höhenmessungen aus, Fr. Regel durchzog 1896–97 von Medellin aus namentlich das Bergland von Antioquia, die Sierra Nevada bereiste W. Sievers 1886, sein hauptsächlichstes Forschungsgebiet bildete jedoch Venezuela 1884/85 und 1895.

Staatenbildungen.

(Hierzu Beilage: »Karten zur Geschichte Amerikas«)

Fast drei Jahrhunderte nach der Entdeckung blieb A. unter der Herrschaft der europäischen Länder, von denen die Entdeckung ausgegangen war, und wurde von ihnen ausgebeutet. Spanien besaß ganz Mittelamerika mit Einschluß von Kalifornien, New Mexico und Texas sowie den ganzen Westen und Norden, beinahe zwei Drittel von Südamerika, Portugal den Osten dieses Teiles, das jetzige Brasilien. In Nordamerika besaßen die Russen den äußersten, nach Sibirien zu gelegenen Nordwesten. Die Franzosen hatten sich des Gebietes des Mississippi und des Lorenzstroms sowie einiger Antillen und eines Teiles von Guayana bemächtigt. Die Engländer hatten die Ostküste von Nordamerika, Labrador, die Hudsonbailänder und einen Teil Westindiens besetzt. Die Schweden und die Niederländer wurden von ihnen aus Nordamerika ganz verdrängt, letztere auch eines Teiles von Guayana beraubt. Auch die Dänen und Schweden hatten einige kleine Antilleninseln an sich gebracht. Durch die sogen. König Georgs-Kriege wurde die Macht Frankreichs in Nordamerika gebrochen. England erhielt 1763 die Herrschaft über Kanada und damit über den Norden von Nordamerika, verlor aber durch den Freiheitskrieg seiner nordamerikanischen Kolonien 1783 seinen Besitz an der Ostküste, und die neubegründete Union erwarb auch den Rest des französischen Gebietes sowie den spanischen Besitz in Nordamerika bis zum Stillen Ozean, endlich 1867 auch das russische Nordamerika. In Westindien riß sich Haïti 1804 von der europäischen Herrschaft los. Seit 1810 begannen die Unabhängigkeitskämpfe der spanischen Kolonien, die mit der Losreißung des gesamten Festlandes von Spanien endigten; nur Cuba und Puerto Rico blieben noch bis 1898 im Besitz des Mutterlandes; im spanisch-amerikanischen Krieg aber ging letzteres an die Vereinigten Staaten verloren, während Cuba unter dem Protektorate derselben Macht einen eignen Freistaat bildete. In Mittelamerika wurden die Republik Mexiko und die fünf Republiken von Zentralamerika, in Südamerika, die Republiken Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolivia, Chile, Argentinien, Paraguay und Uruguay gebildet. 1822 machte sich der portugiesische Besitz als Kaiserreich Brasilien unabhängig, das sich 1889 in eine Republik verwandelte. Seitdem sind alle selbständigen Staaten Amerikas Republiken. Zu europäischen Staaten gehören nur Grönland (dänisch), Britisch-Nordamerika und -Honduras, die meisten der kleinern Antilleninseln, die drei Guayanas und die Falklandinseln. – Literatur s. unten, S. 431.

Wichtigste Ereignisse der Territorialgeschichte Amerikas seit 1884.

1884. 3. Juli: Der Senat der Vereinigten Staaten nimmt ein Gesetz gegen die Einwanderung der Chinesen an. – 29. Nov.: Der Friedensschluß zwischen Chile und Bolivia bringt den Peru-Bolivianischen Krieg zu endgültigem Abschluß. – 1. Dez.: Der Senat der Vereinigten Staaten ratifiziert den Kanalvertrag mit Nicaragua.

1885. 28. Febr.: Proklamation der Mittelamerikanischen Union. Sie soll Costarica, Nicaragua, San Salvador, Honduras und Guatemala umfassen, bricht aber sofort wieder auseinander. – April: Kolumbische Rebellen bemächtigen sich der Stadt Panama: der Aufstand wird im Herbst niedergeworfen.

1886. 5. Aug.: Kolumbien erhält eine neue Verfassung. – 3. Okt.: Grenzregelung zwischen den argentinischen Provinzen Santa Fé und Santiago. – 3. Nov.: Nordgrenze der Provinz Santa Fé auf 28° südl. Br. festgesetzt.

1887. Die argentinische Provinz Buenos Aires tritt zur Vergrößerung des Gebietes der Hauptstadt die Distrikte Flores und Belgrano an die Zentralregierung ab. – 12. März: In Chile werden aus dem Territorium Angol und Teilen der Departements Cañete und Imperial der Provinz Arauco bie neuen Provinzen Cautin und Malleco gebildet. Neue Einteilung der Republik Haïti.

1888. Der Präsident der Vereinigten Staaten erklärt als erwählter Schiedsrichter den 1858 abgeschlossenen Grenzvertrag zwischen Nicaragua und Costarica für gültig. – 13. Mai: Abschaffung der Sklaverei in Brasilien verkündet. – 12. Juli.: Das Territorium Antofagasta zur Provinz erhoben; ihr wird das Departement Taltal der Provinz Atacama einverleibt. – 17. Nov.: Insel Tobago aus dem politischen Verbande der Windwardinseln ausgeschieden und vom 1. Jan. 1889ab mit Trinidad zur Kolonie »Trinidad und Tobago« vereinigt.

1889. 2. Mai: Durch Kongreßbeschluß wird die Landschaft Oklahoma im Indianerterritorium der Besiedelung durch Weiße übergeben und als selbständiges Territorium anerkannt. – 9. Okt.: Neue Verfassung in Haïti. – Als Staaten werden in die nordamerikanische Union aufgenommen die Territorien Dakota 2. Nov., Montana 8. Nov. und Washington 11. Nov. Dakota wird durch 45° 43' nördl. Br. in zwei Staaten: Norddakota mit der Hauptstadt Bismarck und Süddakota mit der Hauptstadt Sioux Fachs, geteilt. Süddakota tritt an Nebraska das Gebiet zwischen dem 43.° nördl. Br. und den Flüssen Missouri, Rapid River und Keya Paha (1695 qkm) ab. Grenzregulierung zwischen den Staaten New Jersey und New York. – 15. Nov.: Durch eine Revolution wird in Brasilien die Monarchie abgeschafft und eine Republik als »Vereinigte Staaten von Brasilien« proklamiert.

1890. 25. Jan.: Durch den Vertrag von Montevideo zwischen Brasilien und Argentinien werden in den Misiones die Flüsse San Antonio, Peperi und Guassu als Grenze festgestellt. – 3. Juli: Territorium Idaho, 11. Juli Wyoming Unionsstaaten.

1891. 17. März: Grenzregulierung zwischen Venezuela und Kolumbien durch Schiedsspruch der Königin-Regentin von Spanien. – 28. Mai: Als Grenze zwischen dem niederländischen und dem französischen Guayana durch den Schiedsspruch des Zaren der Fluß Awa (Maroni) festgesetzt. Die Ostgrenze von Alaska durch die Jukon-Expedition der Vereinigten Staaten genau bestimmt.

1893. 21. Juni: Venezuela erhält eine neue Verfassung.

1894. 11. Juli: Nicaragua erhält eine neue Verfassung. – Das Moskitogebiet von Nicaragua wird als Departement Zelaya einverleibt.

1895. Die Grenzstreitigkeiten zwischen Argentinien und Brasilien werden durch den Schiedsspruch des Präsidenten der Vereinigten Staaten beigelegt. Das strittige Gebiet in den Misiones wird Brasilien zugesprochen. Grenzvertrag zwischen Paraguay und Bolivia. Letzterm wird der Wasserweg zum Atlantischen Ozean (durch den Paraguay) geöffnet. – 20. Juni: Die zentralamerikanischen Freistaaten Salvador, Honduras und Nicaragua schließen sich zu einer Union zusammen (Republica Mayor de Centro Amerika). – 2. Okt.: Die Distrikte Ungava, Mackenzie und Franklin werden organisiert.

1896. 4. Jan.: Utah als Staat in die Union aufgenommen. – 17. April: Grenzvertrag zwischen Chile, Argentinien und Bolivia, das keinen Zugang zum Stillen Ozean erhält. – 26. April: Die Frage, ob die Grenze zwischen Chile und Argentinien durch die Wasserscheide oder durch die höchsten Erhebungen der Kordilleren bestimmt werden soll, wird dem Schiedsspruch der Königin von England unterworfen. – 12. Juni: Änderung der Verfassung der Dominikanischen Republik.

1897. 10. April: Die Entscheidung der Grenzfrage zwischen Brasilien und Französisch-Guayana wird dem Schiedsspruch des Präsidenten der Schweiz unterworfen. – Abänderung der Verfassung von Ecuador. – 18. Dez.: Änderung der Grenzen der Distrikte Ungava, Keewatin, Franklin und Mackenzie mit Jukon.

1898. Die zu Ecuador gehörigen Galapagosinseln erhalten den Namen Coloninseln. – 13. Juni: Die Landschaft Jukon in Kanada wird als Distrikt organisiert. – 12. Aug.: Spanien tritt Cuba und Puerto Rico an die Vereinigten Staaten ab. – 13. Aug.: Kanada ergreift Besitz von Baffinland. Nachdem schon 8. Juli 1896 eine Vergrößerung der Provinz Quebec beschlossen war, wurde dieselbe vom Parlament genehmigt.

1900. 5. Febr.: Vertrag zwischen England und den Vereinigten Staaten (Hay-Pauncefote-Vertrag) über den Bau eines Nicaraguakanals, der aber vom Kongreß verworfen wird. – Februar: Zwischen Argentinien, Peru und Bolivia findet eine Annäherung statt, die sich gegen Chile richtet. – 10. Juli: Handelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland. – 20. Okt.: Der Präsident von Brasilien stattet einen Besuch in Buenos Aires ab. – 1. Dez.: Der Schiedsspruch des schweizerischen Bundesgerichts erklärt den Oyapok für die Grenze zwischen Brasilien und Französisch-Guayana.

1901. Februar: Zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland bricht ein Zollkrieg aus. – 27. Mai: Die Vereinigten Staaten regeln die staatsrechtlichen Verhältnisse der neuerworbenen Territorien. – Mai: Zwischen Österreich und Mexiko werden die seit 1864 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen wiederhergestellt. – 13. Juni: Zwischen dem cubanischen Kongreß und den Vereinigten Staaten erfolgt eine Verständigung über die zukünftige Verfassung der cubanischen Republik. – 14. Sept.: Präsident MacKinley stirbt an den Folgen eines Attentats. – September: Revolutionäre Erhebungen verwickeln Kolumbien und Venezuela in einen vorübergehenden Kriegszustand, der durch Vermittelung der Vereinigten Staaten beigelegt wird. – 18. Nov.: Neuer Isthmuskanal-Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten und England. – Dezember: Der argentinisch – chilenische Grenzstreit vorübergehend sehr zugespitzt; doch wird schließlich das englische Schiedsgericht erneut anerkannt.

1902. Die dänischen Inseln Sankt Thomas, Sainte-Croix und Saint John sollen durch Kauf an die Vereinigten Staaten übergehen; der Vertrag wird aber vom Parlament nicht genehmigt. – 1. Mai: In Cuba tritt eine eigne republikanische Regierung in Kraft.


[Literatur.] Von allgemeinen Darstellungen vgl. Sievers, Deckert und Kükenthal, A., eine allgemeine Landeskunde (Leipz. 1894); Wappäus u.a. in Stein-Hörschelmanns »Handbuch der Geographie und Statistik« (das. 1855–71). Epochemachend in der wissenschaftlichen Untersuchung des Naturcharakters Amerikas sind A. v. Humboldts und J. Oltmanns Untersuchungen über die Geographie des neuen Kontinents (Par. 1810, 2 Bde.). Außerdem sind hervorzuheben: A. v. Humboldt und A. Bonpland, Voyage aux régions équinoxiales du Nouveau Continent, fait en 1799–1804 (Par. 1815–31, 3 Bde., mit Atlas; deutsch von Hauff, zuletzt Stuttg. 1889, 4 Bde.); A. v. Humboldt, Examen critique de l'histoire de la géographie du Nouveau Continent etc. (Par. 1836–39, 5 Bde.; deutsch von Ideler, neue Ausg., Berl. 1853, 3 Bde.); Morton, American ethnography (Philad. 1839); Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Bd. 3 und 4 (Leipz. 1862–64); v. Martius, Beiträge zur Ethnographie und Sprachenkunde Amerikas (Leipz. 1867, 2 Bde.); Williams, History of the negro race in America (Bost. 1882, 2 Bde.); Brinton, The American race (New York 1891); Ratzel, Die Vereinigten Staaten von Nordamerika (Münch. 1878–80, 2 Bde.; Bd. 2 in 2. Aufl. 1893); Hellwald, A. in Wort und Bild (Leipz. 1885, 2 Bde.); J. D. Whitney, The United States. physical geography (Bost. 1889, 2 Bde.; Nachtrag. Population, immigration, irrigation, 1894); Shaler, The United States (Lond. 1894, 2 Bde.).

Zur Entdeckungsgeschichte: Handelmann, Geschichte der amerikanischen Kolonisation (Kiel 1856, Bd. 1); Peschel, Geschichte des Zeitalters der Entdeckungen (2. Aufl., Stuttg. 1877); G. Storm, Studier over Vinlandreiserne (Kopenh. 1888); Gaffarel, Histoire de la découverte de l'Amérique jusqu'à la mort de Chr. Colomb (Par. 1892, 2 Bde.); Fiske, The discovery of America (Bost. 1892); Kretschmer, Die Entdeckung Amerikas (Berl. 1892); die »Hamburgische Festschrift zur Erinnerung an die Entdeckung Amerikas« (Hamb. 1892, 2 Bde.); Harrisse, The discovery of North America (Par. 1893); E. Schmidt, Vorgeschichte Nordamerikas (Braunschweig 1894); Winsor, Narrative and critical history of America (Bost. 1886–89, 8 Bde.); Mabie u. Bright, Memorial story of America, 1492–1892 (Philad. 1892); P. de Roo, History of A. before Columbus (das. 1900, 2 Bde.); J. Fischer, Die Entdeckungen der Normannen in A. (Freib. i. Br. 1902). Bibliographisch verzeichnet die Amerika-Literatur die umfangreiche »Bibliotheca americana« von Sabin (New York 1872–91).

[Karten.] Die besten neuern Karten sind 1) für die polaren Gebiete zahlreiche Detailkarten in »Petermanns Mitteilungen«; 2) für Britisch-Nordamerika: Westkanada in Stielers »Handatlas« (1890); Johnson, Map of the Dominion of Canada (1: 1,742,565, 6 Blatt); Deville, Map of the Dominion of Canada (1: 6,200,000, 1887); 3) für die Vereinigten Staaten von Nordamerika: Petermann, Karte der Vereinigten Staaten (6 Blatt, Gotha 1896); Walker, Statistical atlas of the United States (72 Karten, 1876); »Outline map of the United States« (1: 5,000,000, hrsg. vom War-Department); »General map of the United States« (1: 2,852,110, Chicago 1890); Handtke, Generalkarte der Vereinigten Staaten (1: 6.000,000, Glogau 1890); »Topographical Atlas of the United States« (1: 62,500, hrsg. von der Geological Survey, Washingt.); »Contour map of the United States« (1: 2,500,000, ebenda); 4) für Mexiko, Zentralamerika, Westindien: Petermann, Westindien, Zentralamerika (Stielers »Handatlas«, Blatt 79–82, 1896); Colton, Mapas de America central (1: 1,705,000, 2 Blatt, New York 1889); Pacheco, Carta general de la Republica Mexicana (1: 2,000,000, 4 Blatt, Par.); »Carta de la Republica Mexicana« (1: 100,000, hrsg. von der Secretaria de Fomento, Mexiko); 5) für Südamerika: Kiepert, Mittleres Südamerika (»Handatlas«); Petermann, Südamerika (Stielers »Handatlas«, Blatt 90–95, 1889). Vgl. Ruge, Die Entwickelung der Kartographie von A. bis 1750 (Ergänzungsheft 106 zu »Petermanns Mitteilungen«, 1893).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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