Georgische Sprache und Literatur

Georgische Sprache und Literatur

Georgische Sprache und Literatur. Die georgische oder grusinische (grusische) Sprache, nahe verwandt mit dem benachbarten Lasisch, gehört wie dieses zu der Gruppe der südkaukasischen Sprachen (s. Kaukasische Sprachen). Es ist eine Sprache mit zahlreichen Konsonantenhäufungen und vielen Zischlauten, aber reich an grammatischen Formen. Das mit dem armenischen verwandte Alphabet hat 40 Buchstaben und 2 Schriftformen: eine allgemein übliche, Mkhedruli, und eine altertümlichere Form, Khutsuri, die jetzt nur noch in der kirchlichen Literatur angewendet wird. Die georgische Sprache kommt schon in Handschriften aus dem 6. Jahrh. vor, hat sich aber seitdem sehr stark verändert. Eine französische Darstellung der georgischen Grammatik lieferte Brosset (»Éléments de la grammaire géorgienne«, Par. 1836), dem wir auch zahlreiche Arbeiten über die georgische Literatur verdanken; Wörterbücher Tschubinow (georgisch-russisch-französisch, Petersb. 1840; georgisch-russisch, 1887; russisch-georgisch, 1886), eine Grammatik der modernen Sprache zum Selbstunterricht A. Dirr (Wien 1904); eine sprachvergleichende Darstellung der georgischen Sprache Fr. Müller (im »Grundriß der Sprachwissenschaft«, Bd. 3, Wien 1887); vgl. auch Schuchardt, Über das Georgische (das. 1895). – Die georgische Literatur beginnt schon mit Einführung des Christentums und erreicht im 12. Jahrh. ihre erste Blütezeit. Unter den Autoren sind verschiedene gekrönte Häupter. Besonders stark ist die kirchliche Literatur entwickelt, beginnend mit der georgischen Bibelübersetzung; noch jetzt bringt in Tiflis jedes Jahr neue Publikationen an Gebetbüchern, Heiligenleben und andern Erbauungsschriften. Aus der historischen Literatur ist eine auf Befehl König Wachthangs VI. zu Anfang des 18. Jahrh. zusammengestellte Chronik von Georgien (hrsg. von Tschubinow; franz. in Brossets »Histoire de la Géorgie«, Petersb. 1850–59) hervorzuheben. Der genannte König Wachthang erließ auch ein Gesetzbuch, das für rechtsvergleichende Studien sehr wertvoll ist (übersetzt bei v. Haxthausen, »Transkaukasia«, Leipz. 1856, 2 Tle.; hrsg. von Frenkel, Tiflis 1887). Aus dem Gebiete der Dichtung sind außer Volksliedern, darunter auch solche der mohammedanischen Georgier, namentlich zu nennen historische Epen und erzählende Dichtungen, bis in das 12. Jahrh. hinausreichend, lyrische Gedichte und Elegien, Dorfgeschichten und Dramen, z. B. die des Fürsten Cristow. Eine georgische Tragödie Awazaknis, »Die Räuber« (keine Übersetzung des Schillerschen Werkes), erschien in Tiflis 1891. Georgische Dichter und Rustawelis »Der Mann im Tigerfelle« (12. Jahrh.) übersetzte A. Leist (Leipz. 1888 u. Dresd. 1890). Außerdem ist die georgische Literatur reich an alten und neuen Übersetzungen, nicht nur aus den meisten modernen Sprachen, sondern auch aus dem Griechischen, Lateinischen, Arabischen und Persischen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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