Kaliumcyanīd

Kaliumcyanīd

Kaliumcyanīd (Cyankalium, blausaures Kali) KCN entsteht bei heftigem Glühen eines Gemenges von kohlensaurem Kali und Kohle in einem Stickstoffstrom, allgemeiner beim Schmelzen stickstoff- und kohlenstoffhaltiger Substanzen mit kohlensaurem Kali (vgl. Cyan). Zur Darstellung schmelzt man 8 Teile entwässertes Blutlaugensalz (Ferrocyankalium) mit 3 Teilen kohlensaurem Kali im bedeckten eisernen Tiegel und gießt das Salz von dem ausgeschiedenen metallischen Eisen ab. Dies Liebigsche Cyankalium enthält stets etwas cyansaures Kali, das aber in der Regel bei der Benutzung nicht schadet. Für technische Zwecke ersetzt man das kohlensaure Kali durch kohlensaures Natron, um die Masse leichter schmelzbar zu machen, und erhält dann ein Gemisch von K. und Natriumcyanid (Cyansalz). Reines K. erhält man durch Ausziehen der Schmelze mit Schwefelkohlenstoff oder Alkohol und Abdestillieren des Lösungsmittels oder durch Einleiten von Cyanwasserstoff in alkoholische Lösung von Ätzkali. Gegenwärtig wird wohl das meiste K. synthetisch gewonnen. Man leitet Ammoniak über geschmolzenes Ätzkalimetall und läßt auf das gebildete Alkaliamid NaNH2 bei Rotglut Kohle einwirken, wobei sich das NaNH2 in NaCN verwandelt. Oder man schmelzt Cyannatrium, trägt die berechnete Menge Alkalimetall und Kohle ein und leitet Ammoniak durch das Gemisch. Dabei entsteht Alkaliamid, das sich im Entstehungszustand mit dem Cyanid umsetzt und Dialkalicyanamid CNNNa2 bildet. An dieses addiert sich Kohlenstoff unter Bildung von Cyanid. Man erhitzt auch ein Gemenge von Holzkohlenklein mit kohlensaurem Alkali, leitet Ammoniak durch die Masse, zieht dann mit Wasser aus und setzt kohlensaures Kali zu; das ausgeschiedene K. wird durch Ausschleudern und Umkristallisieren gereinigt. Aus Karbiden wird K. durch Einwirkung von Stickstoff und Wasserdampf oder von Ammoniak dargestellt. Man hat auch über ein Gemisch von kohlensaurem Baryt und Kohle bei 1000° einen von Sauerstoff befreiten Luftstrom und schweflige Säure geleitet. Dabei entstehen Baryumcyanid und Baryumsulfocyanid, die mit Wasser in Lösung gebracht und weiter verarbeitet werden. Geschmolzenes K. ist nach dem Erstarren weiß, kristallinisch, undurchsichtig, spez. Gew. 1,52, es kristallisiert in Würfeln, schmeckt scharf alkalisch, bittermandelartig, reagiert alkalisch, erträgt hohe Temperatur ohne Zersetzung, wird an der Luft schnell feucht und durch deren Kohlensäure zersetzt, wobei sich ein Geruch nach Blausäure entwickelt. Es muß daher in gut verschlossenen Flaschen aufbewahrt werden. K. löst sich leicht in Wasser, wenig in Alkohol; die wässerige Lösung zersetzt sich beim Kochen in Ammoniak und ameisensaures Kali, sie löst viele Metalle zu Doppelcyaniden. Es verwandelt sich beim Schmelzen an der Luft in cyansaures Kali und wirkt sehr stark reduzierend; mit Schwefel zusammengeschmolzen, gibt es Rhodankalium. Bei Oxydation der Lösung mit übermangansaurem Kali entstehen Harnstoff, Kohlensäure, salpetrige und Salpetersäure, Oxalsäure, Ameisensäure, Ammoniak. K. gehört zu den stärksten Giften und wirkt wie Blausäure (s. d.), die sich daraus auf Zusatz von Säuren entwickelt. Eine Dosis von etwa 0,15 g reinem K. tötet einen Menschen sicher und sehr schnell, oft momentan, so daß an Hilfe nicht zu denken ist. Bei Vergiftungen mit kleinen Dosen verfährt man wie bei Vergiftung mit Blausäure (s. d.). Man benutzt K. zur Gewinnung des Goldes, zur galvanischen Vergoldung und Versilberung, indem man damit Bäder bildet, die Doppelcyanüre von Gold und Silber enthalten; es dient auch zum Löten (da es Oxyde reduziert und reine metallische Oberflächen schafft), in der Photographie, als Reagens, zur Darstellung andrer Cyanverbindungen, zum Entfernen von Höllensteinflecken aus Wäsche und von der Haut, auch als Arzneimittel.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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