Kohl [2]

Kohl [2]

Kohl, Gattung der Kruziferen (s. Brassica), im engern Sinn eine Art dieser Gattung, Brassica oleracea, und besonders die von dieser Art durch die Kultur erhaltenen Abarten. Man unterscheidet: 1) Winterkohl (Gartenkohl, B. oleracea acephala DC), welcher der Stammform am nächsten steht, mit stielrundem, aufrechtem, hohem Stengel und flachen, mehr oder weniger zerschlitzten oder krausen Blättern, die sich nicht zu einem Kopf schließen. Hierher gehören: a) ewiger K., Blattkohl, Baum- oder Kuhkohl (B. vulgaris DC., s. Tafel »Gemüsepflanzen I«, Fig. 1), der 1,5–2 m hoch wird und viele flache, buchtig fiederspaltige, grüne oder rötliche Blätter treibt, die man von unten herauf zur Fütterung abbricht; b) Grünkohl (B. quercifolia DC), mit gespitzten, flachen, nicht oder nur schwach welligen Blättern; c) Braunkohl (Federkohl, Krauskohl, Grünkohl, B. crispa Garcke, Tafel I, Fig. 2), mit krausen, fiederspaltigen, grünen oder bräunlichen Blättern mit länglich eingeschnittenen Lappen, verträgt viel Kälte und wird erst nach einem Spätherbstfrost speiserecht. Manche Varietäten desselben mit großen, sehr krausen, auch bunten Blättern pflanzt man auch zur Zierde an (Zierkohl). Schneidet man bei der Ernte nur die Köpfe ab und läßt die Strünke stehen, so treiben diese wieder aus und liefern den Sprottenkohl (Spruten). 2) Rosenkohl (B. gemmifera DC., Tafel I, Fig. 7), mit aufrechtem, 30–60 cm hohem Stengel, blasigen Blättern, halbgeschlossener großer Endknospe und vielen kleinen, völlig kopfig geschlossenen Seitenknospen, die im Oktober ein seines Gemüse geben. Man legt die Stengel mit Wurzelballen in das Mistbeet und bedeckt sie mit Laub, damit sie bleichen und zarter werden. 3) Wirsing (B. sabauda L., Tafel I, Fig. 6) wird besonders in zwei Hauptarten, als gewöhnlicher Wirsing (Herzkohl, Börsch, welscher K.), mit blasigen Blättern und geschlossenen Köpfen, und als Savoyerkohl, mit kleinblasigen, am Rande sein krausen Blättern und offenen Köpfen, und in mehreren Varietäten in Gärten und auf Feldern gebaut. Die Kultur gleicht der des Kopfkohls (B. capitata L.). Dieser (auch Kappes, Kabbes, Kabis, Kraut, Weißkraut, Weißkohl) hat einen stielrunden, kurzen Stengel und konkave, meist völlig glatte Blätter, die einen fest geschlossenen Kopf bilden. Man unterscheidet gemeines Kraut, mit rundlichen, Yorker oder Filderkraut, mit spitz zulaufenden, und Rotkraut, mit rundlichen, weinroten Köpfen. Diese Abarten werden in vielen Varietäten und Sorten (Ochsenherz, Butterkraut, Zentnerkraut, Tafel I, Fig. 3,4 u. 5) gebaut, und man unterscheidet Früh- und Spätkraut, von denen ersteres nur dem Garten angehört und entweder im Herbst gesät und unter Stroh- und Laubdecke überwintert (Winterkraut), oder erst im Frühjahr gesät wird. 4) Beim Kohlrabi (Oberkohlrabi, B. gongylodes L.) verdickt sich der anfangs dünne Strunk zum fleischigen, grünweißen oder rotvioletten Knollen, aus dem die Blätter entspringen. Den frühesten Kohlrabi erhält man vom Winterkohlrabi, den man im August sät und überwintert; doch ist er weniger zart als der im Frühjahr gesäte, den man recht früh verstopfen muß. 5) Blumenkohl (Käsekohl, Karviol, B. botrytis L., Tafel I, Fig. 8) hat lange, glatte, flache, weißrippige Blätter, in deren Herzpunkt sich ein monströser fleischiger Stengel bildet, der an der Spitze seiner zahlreichen kurzen Äste weiße, fleischige Massen verwachsener Blüten trägt. Man unterscheidet Spargelkohl oder Broccoli, mit ausgebreiteten, rispenartig gestellten, fleischigen Sprossen, und den häufigern Karviol, mit gedrängt stehenden Ästen und dicht aneinander liegenden Blumen, von dem wieder viele Varietäten vorkommen. Dieser K. wird meist in Gärten gebaut und erfordert die größte Sorgfalt und kräftigste Düngung. Alle Kohlarten verlangen tief und sorgfältig, völlig gartenartig zugerichtetes Land und starke Düngung; man sät sie auf Pflanzbeete in geschützter, aber dem Durchzug der Luft geöffneter Lage (bei Gartenkultur in halbwarme Mistbeete) und vermeidet sorgfältig dichtgedrängten Stand (besonders bei Kohlrabi und Blumenkohl), damit die Pflanzen nicht spindelig werden. Die Verpflanzung geschieht gewöhnlich mittels des Pflugs; die größern Sorten müssen am besten 60 cm weit voneinander zu stehen kommen, und man darf die Pflanzen nicht tiefer setzen, als sie im Beet standen. Die weitere Behandlung gleicht der bei der Runkelrübenkultur gebräuchlichen. Zur Samenkultur werden die schönsten Exemplare im Keller oder Garten überwintert und im Frühjahr auf ein recht kräftiges, sonniges Beet verpflanzt. Beim Kopfkohl muß man den Kopf an der Spitze mit einem flachen Kreuzschnitt anschneiden, damit der Blütenstiel durchbrechen kann. Über den Gemüsebau und seine Feinde, auch über die Zusammensetzung des Kohls s. Gemüse. Für den Winterbedarf muß der K. frostfrei und vor Austrocknung geschützt aufbewahrt werden. Dies geschieht am besten in Gruben unter Stroh-, Laub- oder Moosdecke. Man trocknet den K. auch oder macht ihn in Gläser oder Büchsen ein, während der Weißkohl in großer Menge gehobelt und mit Salz (und Gewürzen) in Fässer eingemacht wird. Er erleidet dabei eine saure Gärung und hält sich bis über das nächste Frühjahr hinaus (Sauerkraut, Magdeburger Sauerkohl, Scharfkohl, Zettelkraut). K. bildet das wichtigste Gemüse, wird in manchen Sorten auf weite Strecken versandt und im landwirtschaftlichen Betrieb auch als Viehfutter angebaut. – Vulgär sprichwörtlich: alter, aufgewärmter K., s. Crambe repetita.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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